Gouverneurin ausgeschlossenTrump-Vertraute schiesst erneut gegen Sioux – die haben jetzt genug
Philipp Dahm
22.4.2024
Kristi Noem gilt als Kandidatin für den Job als Vizepräsidentin, falls Donald Trump gewählt wird. Die Gouverneurin von South Dakota wurde nun von 17 Prozent ihres Staates ausgeschlossen – wegen der Ureinwohner.
Philipp Dahm
22.04.2024, 12:30
22.04.2024, 16:27
Philipp Dahm
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
Kristi Noem ist die Gouverneurin von South Dakota und könnte Vizepräsidentin werden, falls Donald Trump die Wahl gewinnt.
Nun hat Noem – mal wieder – Streit mit den amerikanischen Ureinwohnern in ihrem Bundesstaat.
Noem hat den Siuox-Stämmen vorgeworfen, sich mit Kartellen am Drogenhandel zu beteiligen.
Nun haben vier Stämme sie aus ihren Territorien verbannt. Noem kann 17 Prozent ihres eigenen Bundesstaates nicht betreten.
Vorausgegangen sind eine ganze Reihe weiterer Konflikte zwischen Noem und den Ureinwohnenden.
Der Stamm der Rosebud Sioux hat der Gouverneurin von South Dakota verboten, ihr Reservat in dem Bundesstaat zu betreten. Es ist bereits der vierte Stamm, der Kristi Noem ausschliesst: Zuvor haben die Cheyenne River Sioux, die Standing Rock Sioux und die Oglala Sioux der 52-Jährigen untersagt, in ihre Gebiete zu kommen oder sie zu durchqueren.
Die vier Reservate haben eine Fläche von rund 3'237'485 Hektar. Das heisst, dass die Gouverneurin in 17 Prozent des eigenen Staatsgebiets verpönt ist. Noem gilt als eine der Kandidat*innen für den Posten des/der Vizepräsident*in im Falle eines Wahlsiegs von Donald Trump.
Die Sioux sind offenbar sauer auf ihre Gouverneurin. Der Grund? Noem rückt die Ureinwohner in die Nähe von Drogenschmugglern. «Wir haben einige Stammesführer, die wie ich glaube, persönlich davon profitieren, dass Kartelle da sind, und deshalb greifen sie mich täglich an», zitiert MSNBC Noem.
Seit Januar behauptet die Republikanerin demnach, Drogen-Kartelle hätten die Reservate unterwandert, um in South Dakota das Opiat Fentanyl unters Volk zu bringen. Die so Angesprochenen sind wütend: Der Präsident der Rosebud Sioux nennt Noems Aussagen «verleumderisch und rassistisch voreingenommen». Der Präsident der Oglala Sioux verlangt eine Entschuldigung.
Noem wird nicht das erste Mal ausgeschlossen
«Wie kann die Gouverneurin es wagen, zu behaupten, dass die Räte der Sioux-Stämme sich nicht um ihre Gemeinschaft oder ihre Kinder kümmern und, was noch schlimmer ist, zu behaupten, sie würden sich an schändlichen Aktivitäten beteiligen», sagt Frank Star der «Lakota Times».
Die Oglala Sioux betonen laut MSNBC, es sei ihnen nicht leichtgefallen, Noem den Zutritt zum Reservat zu verwehren. Es sei auch keine plötzliche Entscheidung gewesen. Doch tatsächlich sei es auch nicht das erste Mal, dass sich die Gouverneurin mit den Ureinwohnern anlegt – und dafür ein Rayonverbot kassiert.
Im Mai 2019 gab es Proteste in South Dakota, weil die Regierung von Donald Trump die Keystone-XL-Pipeline durch das Pine-Ridge-Reservat ziehen wollte. Kristi Noem, die ihren Job erst vier Monate zuvor angetreten hatte, unterstützte ein Gesetz, das die Demonstrationen verbieten sollte: Wer dagegen verstösst, soll demnach für fünf bis 25 Jahre ins Gefängnis.
Auch während der Pandemie gab es Streit
Schon damals entschieden die Oglala Sioux, der Gouverneurin das Betreten des Pine-Ridge-Reservats zu verbieten, in dem sie leben. Danach knallte es auf dem Höhepunkt der Pandemie zwischen den Ureinwohnern und der Gouverneurin, als Sioux an den Grenzen ihrer Reservate Checkpoints eingerichtet haben.
Ziel war es, die Ansteckung ihrer vulnerablen älteren Bevölkerung zu verhindern. Doch Noem rief die Bundesbehörden in Washington dazu auf, diese Checkpoints zu entfernen. Weil das gegen das Recht der Ureinwohner verstiess, ihre Gemeinschaft vor dem Coronavirus zu schützen, kam es nicht zu einer Eskalation. 2021 wurden die Checkpoints aufgegeben.
Die Gouverneurin läutete im August 2021 die nächste Runde im Kampf mit den Ureinwohnern ein: Im August liess sie Elemente aus dem Lehrplan South Dakotas entfernen, die den Schüler*innen die Geschichte und Kultur der Stämme näherbringen sollte.
Noem legt nach, statt sich zu entschuldigen
Im Januar 2023 gab es Streit, weil Noem nach schweren Schneefällen erst nach einer Woche die Nationalgarde aufbietet: Der Tod von sechs Mitgliedern der Rosebud Sioux hätte verhindert werden können, wenn die Politik früher reagiert hätte, so der Vorwurf. Unter den Toten war auch eine Zwölfjährige mit Asthma.
Noems neue Vorwürfe, die Ureinwohner wären in den Drogenhandel verwickelt, bringen für viele das Fass zum Überlaufen: Fünf der neun Stämme fordern eine offizielle Entschuldigung.
Stellvertretend schreiben die Rosebud Siuox: «Die jüngsten rassistisch herabsetzenden Beschuldigungen gegen Schüler, Eltern, Räte und Führer der Ureinwohner haben zu einer weiteren Spaltung und Misstrauen in den Beziehungen zwischen Stämmen und Staat geführt.» Noem sei ihnen gegenüber «unaufrichtig», befeuere damit ihre «Ambitionen auf Bundesebene» und greife die Souveränität der Sioux an.
Das werde der Stamm nicht tolerieren. Noem reagiert. Nicht mit einer Entschuldigung, sondern mit der erneuten Ansage, die Stämme sollten die Kartelle verbannen. Die Friedenspfeife werden die Streitparteien wohl nicht so bald rauchen.