Ukraine-Krieg Nato probt Verteidigung Norwegens +++ Stromversorgung in Tschernobyl wiederhergestellt

Agenturen/red

13.3.2022

«Mehrere Raketen sind zwanzig Meter von uns entfernt eingeschlagen.»

«Mehrere Raketen sind zwanzig Meter von uns entfernt eingeschlagen.»

STORY: Bilder der Zerstörung in einem Vorort von Kiew. Der Angriff der russischen Armee auf die Ukraine hält nun bereits seit 18 Tagen an und das Ausmass des menschlichen Leids wird immer grösser. Mehrere russische Raketen sind unter anderem in Byschiw rund 50 Kilometer südwestlich von der ukrainischen Hauptstadt eingeschlagen. Wie durch ein Wunder kam dabei nur eine Person ums Leben. Aber die Einwohner stehen unter Schock angesichts solcher Sinnlosigkeit: «Ich habe keinen blassen Schimmer, warum wir beschossen wurden. Wir haben keine Militärbasen oder so was. Hier gibt es nur Zivilisten, Arbeiter. Es ist ein Dorf. Was soll es hier geben?» «Ich weiss nicht, was sie im Kopf haben und warum sie solche Dinge tun. Wir waren friedliche Zivilisten und haben nichts getan. Ich weiss nicht, wie man das erklären kann.» Nach Angaben von Präsident Wolodymyr Selenskyj wird die Zahl der im bisherigen Kriegsverlauf umgekommenen eigenen Soldaten auf rund 1300 beziffert. Die Verluste auf russischer Seite sollen um ein Vielfaches höher sein. Ausserdem würden einige kleinere Ortschaften einfach nicht mehr existierten. Russland werde die Hauptstadt Kiew allerdings nur dann einnehmen können, wenn die Stadt dem Erdboden gleichgemacht würde, so Selenskyj auf einer Pressekonferenz in Kiew am Samstag. Die Welle von Menschen, die aus ihrem Land flüchten, hält daher weiter an. Darunter vor allem Frauen und Kinder. Die Männer zwischen 18 und 60 müssen ihr Land verteidigen. Nach Angaben der Vereinten Nationen sind bereits rund 2,5 Millionen Menschen auf der Flucht. So wie diese Familie im Westen von Kiew am Samstag: «Wir sind geschockt. Wir sind mit Kindern hier. Mehrere Raketen sind zwanzig Meter von uns entfernt eingeschlagen. Es gab kein Essen mehr, kein Wasser, nichts. Wir sind geflohen und versuchen, uns zu retten.» Die meisten Ukrainer fliehen nach Polen. Und eine weitere Eskalation ist in dem Krieg nicht ausgeschlossen. Die Nato warnt Moskau vor einem Angriff mit Massenvernichtungswaffen.

13.03.2022

Nicht nur in Mariupol oder den Vororten von Kiew gibt es weiter schwere Gefechte, sondern auch Lwiw im Westen wurde von Raketen getroffen. Die Schweiz haben inzwischen 3117 Geflüchtete erreicht. Alle News hier im Ticker.

Agenturen/red

So ist die Lage am 13. März 2022:

Angriff bei Lwiw beunruhigt die Bevölkerung in Polen

Nach einem russischen Raketenangriff nahe der Grenze zu Polen wächst die Sorge, dass sich der Krieg in der Ukraine noch ausweiten könnte. Bei der Attacke auf den Truppenübungsplatz Jaworiw unweit der Stadt Lwiw (Lemberg) wurden nach ukrainischen Angaben mindestens 35 Tote und 134 Verletzte gezählt. In Lwiw sammeln sich seit Tagen zahllose Flüchtlinge aus den umkämpften Regionen der Ukraine, um nach Polen zu gelangen.

Das US-Verteidigungsministerium bekräftigte nach dem Angriff auf das nur etwa 15 Kilometer von der Grenze zum EU- und Nato-Mitglied Polen entfernte Militärgelände die Beistandsverpflichtung der Nato-Staaten. «Ein bewaffneter Angriff gegen einen wird wie ein bewaffneter Angriff auf alle bewertet», sagte Sprecher John Kirby dem TV-Sender ABC. Dies sei auch der Grund, warum die US- und Nato-Streitkräfte ihre Präsenz an der östlichen Grenze des Bündnisgebiets verstärkten.

Kiew bereitet sich auf vollständige Blockade vor

Rund um die ukrainische Hauptstadt kam es nach ukrainischen Angaben auch am Sonntag zu heftigen Kämpfen, etwa in Irpin und weiter westlich in Makariw. Am Samstag gelang es, etwa 20'000 Menschen aus Orten im Umkreis von Kiew in Sicherheit zu bringen. 

Die Hauptstadt bereitet sich auf eine mögliche vollständige Blockade durch russische Truppen vor. Es seien Vorräte mit Lebensmitteln angelegt worden, um zwei Millionen Kiewer zwei Wochen lang zu versorgen, sagte der stellvertretende Leiter der Stadtverwaltung, Walentyn Mondryjiwskyj.

US-Journalist bei Angriff nahe Kiew getötet

In der Ortschaft Irpin nordwestlich von Kiew wurde am Sonntag nach ukrainischen Angaben ein US-Journalist getötet, ein zweiter wurde verletzt. Die beiden Männer sollen demnach unter russischen Beschuss geraten sein. Bei dem Getöteten handelte es sich nach übereinstimmenden Angaben um den 50 Jahre alten Videoreporter Brent Renaud.

Evakuierung aus Mariupol erneut gescheitert

Im Südosten bedrängen russische Truppen weiter die seit Tagen belagerte Hafenstadt Mariupol mit rund 400'000 Einwohnern. Nach ukrainischen Angaben wurden dort bislang etwa 2200 Bewohner getötet. Erneut scheiterte ein Versuch, Menschen aus Mariupol in Sicherheit zu bringen. Als Grund nannte die ukrainische Regierung Luftangriffe.

In der westlich davon gelegenen Stadt Melitopol setzte Russland erstmals in einem eroberten Gebiet eine eigene Statthalterin ein. Die Lokalabgeordnete Halyna Daniltschenko rief die Bevölkerung auf, sich «an die neue Realität» anzupassen. Der Bürgermeister von Melitopol, Iwan Fedorow, war zuvor nach Kiewer Angaben an einen unbekannten Ort verschleppt worden.

Zehntausende bei Demonstrationen gegen den Krieg

In der besetzten Grossstadt Cherson im Süden der Ukraine demonstrierten nach Berichten örtlicher Medien Tausende Einwohner gegen die russische Besatzung. Auch in Russland kam es zu Antikriegsprotesten in 35 Städten, die von Polizisten nach kurzer Zeit aufgelöst wurden. Dabei wurden nach Angaben von Bürgerrechtlern landesweit mehr als 800 Menschen festgenommen. In Deutschland gingen am Sonntag erneut Zehntausende gegen den Krieg auf die Strasse – in Berlin waren es nach Polizeiangaben 20 000 bis 30 000 Demonstranten, in Stuttgart 35 000, in Frankfurt 11 000, in Hamburg 10 000 und in Leipzig 8000. Proteste gab es auch in weiteren europäischen Städten, darunter Warschau, Madrid und Brüssel.

Das Wichtigste im Überblick

  • Allein in den vergangenen 24 Stunden soll es laut ukrainischen Angaben 22 Luftangriffe auf Mariupol am Asowschen Meer gegeben haben, bei denen etwa 100 Bomben abgeworfen worden seien. In den Vororten von Kiew soll es schwere Gefechte geben.
  • Lwiw im Westen der Ukraine ist erstmals mit Raketen angegriffen worden. Der slowakische Regierungschef warnte daraufhin seine Bürger vor Panik. Die USA versichern Nato-Gebiete zu verteidigen.
  • Zehntausende demonstrieren in mehreren Städten gegen die russische Invasion in der Ukraine, darunter St. Petersburg, Warschau, Berlin, Madrid und Brüssel.
  • Das Staatssekretariat für Migration registrierte bis am Morgen 3117 ukrainische Geflüchtete in der Schweiz.
  • Der gestern offenbar verschleppte Bürgermeister von Melitopol ist mit einer russlandtreuen Bürgermeisterin ersetzt worden. Auch der Bürgermeister von Dniprorudne soll von Russen entführt worden sein.
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  • 22.00 Uhr

    Wir beenden unseren heutigen Ticker vom 13. März 2022

  • 21.54 Uhr

    Neue Gesprächsrunde mit Ukraine am Montag

    Unterhändler Russlands und der Ukraine wollen nach mehreren gescheiterten Anläufen zur Vereinbarung einer Waffenruhe eine neue Gesprächsrunde abhalten. Dies teilte der Kremlsprecher am Sonntag mit. Die Verhandlungen seien für Montag über Videoschalte geplant.

  • 20.50 Uhr

    Neue App soll Ukraine-Flüchtlingen nach Ankunft in Deutschland helfen

    Mit einer neuen App will die Bundesregierung ukrainischen Kriegsflüchtlingen die Orientierung in Deutschland erleichtern. Die Regierung arbeite «gerade daran, eine solche Plattform ‹Germany for Ukraine› zu entwickeln, wo man auf einen Blick alle Hilfsmassnahmen dann als Geflüchteter hat», sagte Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) am Sonntagabend in der ZDF-Sendung «Berlin direkt». Sie hoffe, dass «wir das in den nächsten Tagen fertiggestellt haben».

    Helfer für Corona-Tests stehen im früheren Flughafen Tegel in Berlin an einem Tisch. Auf dem Gelände des ehemaligen Airports stehen 500 Schlafplätze für ankommende Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine zur Verfügung.
    Helfer für Corona-Tests stehen im früheren Flughafen Tegel in Berlin an einem Tisch. Auf dem Gelände des ehemaligen Airports stehen 500 Schlafplätze für ankommende Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine zur Verfügung.
    Bild: Keystone/DPA/Paul Zinken

    Die Registrierung der Kriegsflüchtlinge finde aber bereits elektronisch statt, hob Faeser hervor. Ausserdem stehe sie «jeden Tag im Austausch mit Ländervertretern», um Probleme bei der Aufnahme der Flüchtlinge zu beheben. Der Bund unterstütze mit der Bundespolizei und dem Technischen Hilfswerk (THW), zudem sei das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf) beteiligt.

    Seit dem Beginn der russischen Invasion in der Ukraine vor gut zwei Wochen sind bereits mehr als 120'000 Kriegsflüchtlinge in Deutschland eingetroffen. Die Bundesinnenministerin räumte ein, dass insbesondere Grossstädte wie Berlin, Hamburg oder München durch die Aufnahme der Ukrainer stark belastet würden. Die Kommunen müssten aber nicht auf den Kosten sitzen bleiben, sagte Faeser zu. «Natürlich wird es eine Form von Ausgleich dafür geben», sagte sie im ZDF. «Die Kosten können nicht bei den Kommunen hängen bleiben.»

  • 20.23 Uhr

    UNO fordert Ende von Angriffen auf Gesundheitseinrichtungen in der Ukraine

    Mehrere UN-Organisationen haben ein Ende der Angriffe auf Gesundheitseinrichtungen in der Ukraine gefordert. «Der Angriff auf die Schwächsten – Babys, Kinder, schwangere Frauen und Menschen, die bereits an Krankheiten leiden, sowie auf das Gesundheitspersonal, das sein eigenes Leben riskiert, um Leben zu retten – ist ein Akt skrupelloser Grausamkeit», erklärten die Leiter des Kinderhilfswerks der Vereinten Nationen (Unicef), des UN-Bevölkerungsfonds und der Weltgesundheitsorganisation (WHO) am Sonntag in Genf.

    Alana wurde mit einem Kaiserschnitt in einem Spital in Mariupol auf die Welt geholt. Russische Truppen haben ein Kinderspital in Mariupol bombardiert. Dabei starben nach ukrainischen Angaben drei Menschen. (Archivfoto vom 11.03.2022)
    Alana wurde mit einem Kaiserschnitt in einem Spital in Mariupol auf die Welt geholt. Russische Truppen haben ein Kinderspital in Mariupol bombardiert. Dabei starben nach ukrainischen Angaben drei Menschen. (Archivfoto vom 11.03.2022)
    Bild: Keystone/AP/Evgeniy Maloletka

    Seit Beginn der russischen Invasion in der Ukraine verzeichneten die Organisationen 31 Angriffe auf das Gesundheitswesen. Bei 24 der gemeldeten Angriffe wurden Gesundheitseinrichtungen beschädigt oder zerstört, und in fünf Fällen wurden Krankenwagen getroffen. Insgesamt seien bei diesen Angriffen zwölf Menschen getötet und 34 weitere verletzt worden. Die Organisationen forderten einen sofortigen Waffenstillstand.

  • 19.57 Uhr

    Finanzminister der Euro-Länder beraten über Folgen des Ukraine-Krieges

    Die Finanzminister der Euro-Länder beraten am Montag in Brüssel über die Folgen des Ukraine-Krieges (ab 15.00 Uhr). Befürchtet werden laut Diplomaten «schwerwiegende» Auswirkungen auf die 19 Länder mit der Gemeinschaftswährung. So dürften die deutlich steigenden Energiepreise die Inflation weiter antreiben, mit schmerzhaften Folgen für Verbraucher wie Unternehmen. Die EU-Kommission erwägt deshalb unter anderem einen Preisdeckel für Öl und Erdgas.

  • 19.31 Uhr

    Nato probt Verteidigung Norwegens

    Inmitten des russischen Angriffskriegs in der Ukraine hält die Nato ab Montag (09.00 Uhr) in Norwegen ihre grösste Militärübung in diesem Jahr ab. An dem Manöver «Cold Response» nehmen rund 30'000 Soldaten, 200 Flugzeuge und 50 Schiffe aus 27 Nationen teil. Die Übungen finden auf dem Wasser, zur Luft und auf dem Land statt, geprobt werden soll dabei die Verteidigung Norwegens unter schwierigen klimatischen Bedingungen.

    An «Cold Response» beteiligen sich auch Norwegens Nachbarn und enge Nato-Partner Schweden und Finnland. (Archivbild einer Nato-Übung 2018)
    An «Cold Response» beteiligen sich auch Norwegens Nachbarn und enge Nato-Partner Schweden und Finnland. (Archivbild einer Nato-Übung 2018)
    Bild: Keystone/EPA/Gorm Kallestad

    Das bis zum 1. April dauernde Manöver, das nur wenige hundert Kilometer von der russischen Grenze entfernt stattfindet, war schon lange vor Russlands Invasion in der Ukraine geplant. Moskau wurde nach Nato-Angaben ausführlich informiert und eingeladen Beobachter zu schicken, lehnte dies aber ab. 

  • 19.25Uhr

    Stromversorgung der Atomruine von Tschernobyl wiederhergestellt

    Der Stromausfall in der von russischen Truppen eingenommenen Atomruine von Tschernobyl ist nach ukrainischen Angaben behoben. Dies teilte der ukrainische Energieminister German Galuschtschenko am Sonntag mit. Unter Einsatz ihres Lebens hätten ukrainische Spezialisten das «Risiko einer möglichen nuklearen Katastrophe, die ganz Europa bedroht hätte» abgewendet. Die Kühlsysteme könnten nun wieder normal funktionieren und nicht mehr nur dank Notstromaggregaten.

    Die Ukraine hatte die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) am Mittwoch über einen Stromausfall in Tschernobyl informiert. Die Behörde stufte das jedoch nicht als bedeutendes Risiko ein. Die russische Armee hatte das Gelände im Norden der Ukraine am ersten Tag ihres Einmarschs erobert.

    Russische Streitkräfte hatten vergangene Woche auch das größte Atomkraftwerk Europas, Saporischschja, angegriffen und eingenommen. Dabei war ein Brand auf dem Gelände ausgebrochen.

  • 19.13 Uhr

    Kirchenführer: Westen ist am Ukraine-Krieg schuld

    Der oberste Würdenträger der serbisch-orthodoxen Kirche in Montenegro, Joanikije, schreibt dem Westen die Schuld am russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine zu. «Der Kampf dauert seit über hundert Jahren an, seitdem das Übel der Gottlosigkeit, des Atheismus und des Kommunismus aus dem protestantischen Europa zu uns gekommen ist», sagte der Metropolit am Sonntag in einer Predigt in der serbisch-orthodoxen Kathedrale der Hauptstadt Podgorica.

    Die Gläubigen müssten nun «Mitleid empfinden für das orthodoxe Volk in der Ukraine, zu Gott beten für dieses Volk, das leider miteinander in Streit geraten ist». Den Montenegrinern sei dies nicht fremd. Auch in dem kleinen Balkanland gebe es Spaltungen und Streitigkeiten. «Selbst für Montenegro gibt es den Plan, es zu einer kleinen Ukraine zu machen», sagte Joanikije.

    Die serbisch-orthodoxe Kirche, zu der sich die meisten Gläubigen im Land bekennen, wird von der Mutterkirche in Serbien gesteuert. Sie erkennt die staatliche Identität Montenegros nicht an, das seit 2006 unabhängig von Serbien ist. In seiner Predigt zielte Joanikije auf den Konflikt ab, der zwischen der serbisch-orthodoxen Kirche und ethnischen Serben sowie jenem Teil der Gesellschaft besteht, der sich zum montenegrinischen Staat bekennt.

  • 18.46 Uhr

    Evakuierung aus Mariupol erneut gescheitert

    Feuerwehrmänner helfen in Mariupol einer Frau aus den Trümmern ihres bombardierten Wohnblocks. (Archivfoto vom 10.03.2022)
    Feuerwehrmänner helfen in Mariupol einer Frau aus den Trümmern ihres bombardierten Wohnblocks. (Archivfoto vom 10.03.2022)
    Bild: Keystone/AP/Evgeniy Maloletka

    In der Südukraine ist nach Angaben aus Kiew erneut ein Versuch gescheitert, Menschen aus der belagerten Hafenstadt Mariupol in Sicherheit zu bringen. «Es ist nicht gelungen, Mariupol zu erreichen», sagte Vizeregierungschefin Iryna Wereschtschuk am Sonntag dem Portal «strana.news». Der Konvoi sei in der Stadt Berdjansk geblieben, weil es Luftangriffe auf Mariupol gegeben habe. «Aber morgen früh versuchen wir es nochmal», kündigte Wereschtschuk an.

    Bisher war noch kein Versuch erfolgreich, Hilfsgüter in die umkämpfte Stadt am Asowschen Meer zu transportieren und Einwohner herauszuholen. Beide Seiten geben sich gegenseitig die Schuld daran.

    An anderen Orten seien Fluchtkorridore hingegen erfolgreich gewesen, sagte die Politikerin. Unter anderem aus Sjewjerodonezk und Lyssytschansk im ostukrainischen Gebiet Luhansk sowie aus Irpin und Butscha nordwestlich der Hauptstadt Kiew seien insgesamt 7000 Menschen in Sicherheit gebracht worden.

  • 18.05 Uhr

    Raketenangriff beunruhigt Menschen in polnischer Grenzregion

    Der russische Raketenangriff nahe der westukrainischen Stadt Lwiw hat am Sonntag die Bevölkerung in der benachbarten polnischen Grenzregion beunruhigt. «So nah ist uns der Krieg noch nie gekommen», sagte eine Einwohnerin von Korczowa am Sonntag im polnischen Fernsehen. «Ich habe die Explosionen gehört.» Eine andere Frau berichtete, ihre Fenster hätten gezittert. «Es war wie ein Erdbeben.» Eine Bewohnerin von Przemysl sprach in einem Interview der Zeitung «Gazeta Wyborcza» von nervöser Stimmung.

    Der Grenzübergang von Flüchtlingen aus der Ukraine nach Polen verlief nach Angaben des polnischen Grenzschutzes am Sonntag ungestört – hier der Grenzübergang Medyka.
    Der Grenzübergang von Flüchtlingen aus der Ukraine nach Polen verlief nach Angaben des polnischen Grenzschutzes am Sonntag ungestört – hier der Grenzübergang Medyka.
    Bild: Keystone

    Der am Sonntagmorgen angegriffene Militärübungsplatz Jaworiw liegt nur etwa 15 Kilometer von der Grenze zum EU- und Nato-Mitglied Polen entfernt. Dabei kamen nach ukrainischen Angaben mindestens 35 Menschen ums Leben. 

  • 17.40 Uhr

    Selenskyj besucht Verwundete in Spital

    Erstmals seit Kriegsbeginn hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sichtbar für die Öffentlichkeit seinen Amtssitz verlassen und Verwundete in einem Militärspital besucht. Dabei verlieh der Staatschef den Soldaten Orden und liess Fotos mit sich machen. «Werdet gesund. Ich wünsche euch Kraft. Ihr seid Prachtkerle!», sagte Selenskyj in dem am Sonntag in sozialen Netzwerken veröffentlichten Video zu den Patienten.

    Bisher hatte Selenskyj nur Fotos und Videos geteilt, die ihn in seinem Büro oder vor dem Amtssitz zeigen. In russischen Medien waren daher immer wieder Spekulationen laut geworden, dass sich der 44-Jährige nicht in der Hauptstadt Kiew befindet.

  • 17.25 Uhr

    Russland: Ausländische «Söldner» nahe Lwiw getötet – Kiew widerspricht

    Bei den russischen Angriffen auf einen Truppenübungsplatz nahe der ukrainischen Grenze zu Polen sind nach Angaben aus Moskau zahlreiche ausländische Kämpfer getötet worden. Die russischen Streitkräfte hätten «bis zu 180 ausländische Söldner» sowie eine grosse Menge aus dem Ausland gelieferter Waffen «zerstört», teilte das Verteidigungsministerium in Moskau am Sonntag der Agentur Tass zufolge mit. «Die Vernichtung der auf das Territorium der Ukraine eingereisten ausländischen Söldner wird fortgesetzt», sagte Ministeriumssprecher Igor Konaschenkow.

    Kiew widersprach dieser Darstellung später. «Das ist nicht wahr. Das ist pure russische Propaganda», sagte der Sprecher des ukrainischen Verteidigungsministeriums, Markijan Lubkiwskyj, dem US-Sender CNN. Nach ukrainischen Angaben hat es bei dem Angriff auf den Übungsplatz Jaworiw nordwestlich von Lwiw (Lemberg) mindestens 35 Tote gegeben sowie 134 Verletzte. Die Angaben der Kriegsparteien liessen sich nicht unabhängig überprüfen.

    Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte Freiwillige aus aller Welt aufgefordert, in die Ukraine zu kommen und als Teil einer Internationalen Legion gegen die russische Armee zu kämpfen. Nach Angaben aus Kiew wollen Tausende dem Ruf folgen. Mittlerweile hat auch Russland Ausländer in seine Reihen aufgenommen – dabei handelt es sich laut Kreml um erfahrene Männer aus Syrien, die angeblich freiwillig und kostenlos an der Seite der Russen kämpfen wollen.

  • 17.18 Uhr

    Über 800 Festnahmen bei neuen Protesten in Russland

    Polizisten führen einen Demonstranten während  einer ungenehmigten Kundgebung gegen den Ukraine-Krieg auf dem Roten Platz in St. Petersburg ab.
    Polizisten führen einen Demonstranten während einer ungenehmigten Kundgebung gegen den Ukraine-Krieg auf dem Roten Platz in St. Petersburg ab.
    Bild: Keystone/EPA/Anatoly Maltsev

    Bei neuen Demonstrationen gegen den Krieg in der Ukraine sind in Russland nach Angaben von Bürgerrechtlern landesweit mehr als 800 Menschen festgenommen worden. Insgesamt seien am Sonntag Demonstranten in mehr als 30 russischen Städten auf die Strassen gegangen, teilte die Organisation Owd-Info am Abend mit. Das russische Innenministerium sprach von etwa 300 Festnahmen bei den nicht genehmigten Kundgebungen allein in der Hauptstadt Moskau. Aktionen gab es etwa auch in Wladiwostok im äussersten Osten Russlands und in Irkutsk am Baikalsee.

  • 17.10 Uhr

    IWF hält Zahlungsausfall Russlands für «nicht mehr unwahrscheinlich»

    Angesichts der weitgehend blockierten Moskauer Devisenreserven ist ein Zahlungsausfall Russlands in Bezug auf seine Schulden im Ausland nach Ansicht des Internationalen Währungsfonds (IWF) «nicht mehr unwahrscheinlich». Wegen der infolge des Angriffskriegs gegen die Ukraine verhängten Sanktionen drohe Russland eine «tiefe Rezession», warnte IWF-Chefin Kristalina Georgiewa am Sonntag im Gespräch mit dem TV-Sender CBS. Die Abwertung der Landeswährung, des Rubels, habe schon jetzt dazu geführt, dass die Kaufkraft der Menschen in Russland «bedeutend geschrumpft» sei.

    Die internationalen Devisenreserven der russischen Zentralbank sind infolge von Sanktionen weitgehend blockiert. Damit ist es für Russland schwieriger geworden, den Kurs des Rubels bei Bedarf zu verteidigen. Zudem wird das Bedienen von Staatsschulden in Fremdwährungen wie dem US-Dollar oder dem Euro deutlich komplizierter. «Ich kann sagen, dass wir einen russischen Zahlungsausfall nicht mehr als ein unwahrscheinliches Ereignis betrachten», sagte Georgiewa. «Russland hat das Geld für den Schuldendienst, aber hat keinen Zugriff darauf», sagte sie.

  • 16.34 Uhr

    Ukrainische Behörden: 2187 Zivilisten in Mariupol getötet

    In der belagerten südostukrainischen Hafenstadt Mariupol sind ukrainischen Angaben zufolge bisher weit mehr als 2000 Zivilisten getötet worden. Seit Beginn des russischen Angriffskrieges am 24. Februar seien 2187 Menschen ums Leben gekommen, teilte der Stadtrat am Sonntag mit. Allein in den vergangenen 24 Stunden habe es 22 Luftangriffe auf die umkämpfte Stadt am Asowschen Meer gegeben, bei denen etwa 100 Bomben abgeworfen worden seien.

    Russische Einheiten versuchen nach ukrainischen Angaben weiter eine Erstürmung der Stadt Mariupol. (Archivbild vom 12.03.2022)
    Russische Einheiten versuchen nach ukrainischen Angaben weiter eine Erstürmung der Stadt Mariupol. (Archivbild vom 12.03.2022)
    Bild: Keystone/AP/Mstyslav Chernov

    Die Angreifer würden absichtlich Wohngebäude attackieren, sie zerstörten Kinderspitäler wie auch die Infrastruktur. Russland hingegen beharrt darauf, lediglich militärische Ziele anzugreifen.

  • 16.26 Uhr

    Pentagon nach Angriff bei Lwiw: Wir werden Nato-Gebiet verteidigen

    Nach dem russischen Raketenangriff nahe der polnischen Grenze hat das US-Verteidigungsministerium nochmals betont, dass die Vereinigten Staaten und die Bündnispartner das Gebiet der Nato-Staaten im Angriffsfall verteidigen werden. «Ein bewaffneter Angriff gegen einen wird wie ein bewaffneter Angriff auf alle bewertet», sagte Sprecher John Kirby am Sonntag dem TV-Sender ABC mit Blick auf die Beistandspflicht der Nato-Partner. Dies sei auch der Grund, wieso die US- und Nato-Streitkräfte ihre Präsenz an der östlichen Grenze des Bündnisgebiets verstärkten, sagte er.

    «Und wir haben es gegenüber Russland sehr klar gemacht, dass Nato-Gebiet verteidigt werden wird, nicht nur durch die Vereinigten Staaten, sondern auch durch unsere Verbündeten», sagte Kirby. Er verwies darauf, dass es eine bestehende Leitung zum russischen Verteidigungsministerium gebe, um direkte Konflikte zu vermeiden.

    Auch US-Präsident Joe Bidens Nationaler Sicherheitsberater Jake Sullivan betonte am Sonntag im Gespräch mit dem Sender NBC, dass die USA «jeden Zentimeter des Nato-Gebiets verteidigen werden». Das US-Militär werde aber nicht direkt in der Ukraine eingreifen, um eine Konfrontation mit Russland zu vermeiden, sagte er.

    Zum Hintergrund: Bei einem Raketenangriff auf einen Truppenübungsplatz unweit der grenznahen ukrainischen Stadt Lwiw (Lemberg) kamen am Sonntagmorgen mindestens 35 Menschen ums Leben, Dutzende wurden verletzt.

  • 16.11 Uhr

    Slowakischer Regierungschef warnt seine Bürger vor Panik

    Nach dem russischen Raketenangriff auf einen Truppenübungsplatz im Westen der Ukraine hat der slowakische Regierungschef Eduard Heger die Bürger seines Landes vor Panik gewarnt. Die Nato-Partner hätten ihm wiederholt ihre Bereitschaft versichert, alle Mitglieder des Verteidigungsbündnisses zu schützen, sagte der 45-Jährige am Sonntag nach Angaben der Nachrichtenagentur TASR. Die Slowakei, die im Osten unmittelbar an die Ukraine grenzt, ist seit 2004 Nato-Mitglied. Bei dem Raketenangriff unweit von Lwiw (Lemberg) waren nach ukrainischen Angaben mindestens 35 Menschen ums Leben gekommen.

    Der slowakische Premierminister Eduard Heger rechnet mit der baldigen Stationierung eines Patriot-Raketenabwehrsystems unter deutscher Führung in seinem Land. (Archivbild)
    Der slowakische Premierminister Eduard Heger rechnet mit der baldigen Stationierung eines Patriot-Raketenabwehrsystems unter deutscher Führung in seinem Land. (Archivbild)
    KEYSTONE/AP/Kenzo Tribouillard

    Zu Spekulationen, die Slowakei könnte der Ukraine ein Flugabwehrraketensystem des sowjetischen Typs S-300 zur Verfügung stellen, sagte Heger: «Man kann nicht auf Technik verzichten, solange man sie zum Schutz der eigenen Sicherheit braucht.» Gleichwohl werde dies ein Thema beim bevorstehenden Besuch des US-amerikanischen Verteidigungsministers Lloyd Austin in seinem Land sein.

  • 15.48 Uhr

    Moskau und Kiew rechnen mit Fortschritten bei Verhandlungen

    Im Ringen um eine Verhandlungslösung im russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine haben sich beide Seiten zurückhaltend optimistisch geäussert. «Wenn wir die Positionen der beiden Delegationen heute mit denen zu Beginn vergleichen, werden wir deutliche Fortschritte feststellen», sagte der russische Aussenpolitiker Leonid Sluzki am Sonntag im Staatsfernsehen. Er gehört der Delegation an, die mit der Ukraine seit zwei Wochen verhandelt, bislang aber ohne Durchbruch.

    Nach Auffassung Sluzkis könnten sich beide Seiten «schon in den nächsten Tagen» auf eine gemeinsame Position verständigen und dies in entsprechenden Dokumenten unterzeichnen.

    Der ukrainische Präsidentenberater Mychajlo Podoljak rechnete ebenfalls «in wenigen Tagen mit konkreten Ergebnissen». Er sagte in einem bei Twitter veröffentlichten Video, Russland stelle bei den Verhandlungen keine Ultimaten, sondern höre den ukrainischen Vorschlägen zu.

  • 15.43 Uhr

    Papst Franziskus: «Stoppt dieses Massaker!»

    Der Papst hat erneut mit entschiedenen Worten ein Ende des Krieges in der Ukraine gefordert: «In Gottes Namen, ich bitte euch: Stoppt dieses Massaker!» Vor rund 25'000 Gläubigen auf dem Petersplatz in Rom sagte Franziskus sichtlich bewegt, sein Herz schmerze und er schliesse sich den denjenigen an, die ein Ende der Kämpfe forderten.

  • 15.37 Uhr

    Tschechien will Militärhilfe für Ukraine verdoppeln

    Tschechien will seine Militärhilfe für die von Russland angegriffene Ukraine verdoppeln. Die Regierung wolle weitere Rüstungsgüter im Wert von umgerechnet nahezu 29 Millionen Euro bereitstellen, sagte Verteidigungsministerin Jana Cernochova am Sonntag im öffentlich-rechtlichen Fernsehen CT. Aus Sicherheitsgründen könne sie keine Angaben dazu machen, um welche Waffen es sich handelt. Der Nato-Mitgliedstaat hatte unter anderem bereits Artilleriegranaten, Maschinengewehre und Munition an Kiew geliefert.

    Um die Aufnahme der zahlreichen Flüchtlinge im eigenen Land zu unterstützen, erwägt die tschechische Armee den Bau von Zeltlagern für jeweils rund 400 Menschen. Zuvor hatte Tschechien bereits die EU offiziell um Hilfe gebeten. Man habe im Rahmen des EU-Zivilschutz-Mechanismus Wohncontainer für die Unterbringung von 50'000 Menschen angefragt, teilte eine Feuerwehrsprecherin mit.

    Ukrainische Flüchtlinge im städtischen Auffanglager im Kongresszentrum von Prag. (Archivbild vom 07.03.3022)
    Ukrainische Flüchtlinge im städtischen Auffanglager im Kongresszentrum von Prag. (Archivbild vom 07.03.3022)
    Bild: Keystone/EPA/Martin Divisek

    Die Behörden schätzen, dass bisher mehr als 200'000 ukrainische Flüchtlinge in Tschechien angekommen sind. Von ihnen haben nach aktuellen Zahlen bereits mehr als 142'000 eine Duldungserlaubnis erhalten. Etwa die Hälfte der Flüchtlinge sind Kinder. Unter den Erwachsenen überwiegen mit einem Anteil von 80 Prozent die Frauen. Um die Hilfe besser koordinieren zu können, hatte die Regierung in Prag Anfang März den nationalen Notstand ausgerufen.

  • 15.25 Uhr

    Bidens Sicherheitsberater trifft Chinas obersten Aussenpolitiker

    US-Präsident Joe Bidens Nationaler Sicherheitsberater Jake Sullivan wird sich nach Angaben des Weissen Hauses mit dem obersten chinesischen Aussenpolitiker Yang Jiechi treffen. Bei dem Treffen an diesem Montag in Rom gehe es darum, «Kommunikationskanäle offen zu halten», erklärte das Weisse Haus am Sonntag. Zudem sollten die Folgen des Kriegs in der Ukraine für die regionale und globale Sicherheit besprochen werden. Yang ist der höchste Aussenpolitiker der Kommunistischen Partei Chinas.

    Sullivan werde sich auch mit Luigi Mattiolo treffen, einem Top-Berater des italienischen Ministerpräsidenten Mario Draghi, um über die weitere international koordinierte Antwort auf den russischen Angriffskrieg in der Ukraine zu sprechen, hiess es.

  • 15.20 Uhr

    USA wollen Ukraine mehr Luftabwehrsysteme zukommen lassen

    Die US-Regierung will den ukrainischen Streitkräften im Rahmen der nächsten Waffenlieferungen vor allem Luftabwehrsysteme zukommen lassen. Das sei momentan «der Fokus», sagte US-Präsident Joe Bidens Nationaler Sicherheitsberater Jake Sullivan am Sonntag dem TV-Sender CNN. Biden hatte erst am Samstag weitere 200 Millionen US-Dollar für Waffenlieferungen bewilligt.

    Sullivan sagte dem Sender, die USA würden den Ukrainern keine Kampfflugzeuge zur Verfügung stellen, um eine direkte Konfrontation mit Russland zu vermeiden. Gleichzeitig setze man auf «andere Methoden», um die Ukrainer zu befähigen, den russischen Vormarsch zu bremsen und die ukrainischen Dörfer und Städte zu beschützen.

    Ein ukrainischer Soldat übt den Umgang mit einer Panzerabwehrlenkwaffe, dem US Javellin Missile. ( Archivbild vom 12.01.2022)
    Ein ukrainischer Soldat übt den Umgang mit einer Panzerabwehrlenkwaffe, dem US Javellin Missile. ( Archivbild vom 12.01.2022)
    Bild: Keystone/Ukrainian Defense Ministry Press Service via AP,

    Die USA und die Nato-Verbündeten hätten ein funktionierendes System, den Ukrainern weiter «bedeutende Mengen Militärhilfen» und «Waffen für die Front» zukommen zu lassen, betonte Sullivan. Damit solle sichergestellt werden, dass der Krieg in der Ukraine für Russlands Präsidenten Wladimir Putin eine «strategische Niederlage» werde.

    Sullivan nannte keine weiteren Einzelheiten zu den geplanten Lieferungen von Flugabwehrsystemen. Darunter könnten zum Beispiel infrarotgelenkte Flugabwehrraketen vom Typ Stinger fallen. Zudem gibt es dem Vernehmen nach Gespräche, der Ukraine russische Flugabwehrraketensysteme vom Typ S-300 zur Verfügung zu stellen, die noch in osteuropäischen Nato-Mitgliedstaaten vorhanden sein sollen.

  • 15.05 Uhr

    Kiew: US-Journalist in Ukraine getötet

    Der US-Journalist Brent Renaud ist ukrainischen Angaben zufolge unweit von Kiew von russischen Soldaten beschossen und getötet worden. Ein weiterer Reporter wurde verletzt. Der Zwischenfall ereignete sich in der etwa zehn Kilometer nordwestlich der Hauptstadt gelegenen Ortschaft Irpin, wie die Polizei im Raum Kiew am Sonntag mitteilte. Die Angaben wurden auch von Vertretern der ukrainischen Regierung bestätigt.

    Das US-Aussenministerium in Washington sagte Renauds Familie «jede mögliche konsularische Hilfe» zu. «Wir sind schockiert, dass Journalisten und Filmemacher – keine Kämpfer – in der Ukraine von Kräften des Kremls getötet und verletzt wurden», erklärte Aussenamtssprecher Ned Price über Twitter. Aus Moskau gab es zunächst keine offizielle Reaktion dazu.

    Der 50 Jahre alte Videojournalist Renaud war in der Vergangenheit nach Angaben seiner persönlichen Website zusammen mit seinem Bruder Craig Renaud für Video- und Filmprojekte im Irak und in Afghanistan. Ebenso berichtete er demnach über die Folgen des Erdbebens in Haiti, die Gewalt der Drogenkartelle in Mexiko und über die Lage junger Flüchtlinge in Zentralamerika.

    Die Nieman-Stiftung an der Universität Harvard, an der Renaud 2019 ein Aufbaustudium absolviert hatte, erklärte, er habe in der Ukraine an einem Dokumentarfilm über Flucht und Migration gearbeitet. Renaud sei ein «ausserordentlicher» Filmemacher gewesen - nicht nur wegen seiner technischen Fähigkeiten, sondern auch wegen der «tiefgehenden Menschlichkeit», mit der er seine Arbeit verfolgte, erklärte die Stiftung.

    Das US-Magazin «Time» erklärte, Renaud sei «in den vergangenen Wochen» in der Region gewesen, um an einem Filmprojekt des Unternehmens über Flüchtlinge zu arbeiten. Die Firma sei erschüttert und drücke Renauds Familie ihr Beileid aus. «Es ist entscheidend, dass Journalisten in der Lage sind, sicher über diese anhaltende Invasion und humanitäre Krise in der Ukraine berichten können», erklärte das Unternehmen.

    US-Präsident Joe Bidens Nationaler Sicherheitsberater Jake Sullivan sagte in einem Fernsehinterview, er habe noch keine genauen Informationen zu Renauds Tod. Er sprach von einem «erschreckenden und schockierenden» Vorfall, der nun untersucht werden müsse.

    Auf Telegram veröffentlichte ein Kiewer Krankenhaus ein Video, das den durch einen Splitter im Beckenbereich verletzten Kollegen des getöteten Journalisten nach seiner Einlieferung zeigen soll. Darin erzählt der Mann, sie seien in der umkämpften Ortschaft von einem Kontrollpunkt aus beschossen worden. Der Bürgermeister von Irpin, Olexander Markuschyn, verbot Journalisten später bis auf Weiteres den Zutritt zum unmittelbaren Frontgebiet.

    Zuvor hatte auch der stellvertretende Chefredakteur der «Bild»-Zeitung, Paul Ronzheimer, auf Twitter ein Video gepostet, das demnach die Rettung des verletzten Journalisten zeigt.

  • 14.24 Uhr

    Tausende demonstrieren gegen Russland in Cherson

    In der eroberten südukrainischen Grossstadt Cherson haben örtlichen Medien zufolge Tausende Einwohner gegen die russische Besatzung demonstriert. Die Zeitung «Ukrajinska Prwada» veröffentlichte am Sonntag Fotos und Videos, die zahlreiche Menschen mit ukrainischen Fahnen im Zentrum der Stadt mit rund 300'000 Einwohnern zeigten. In Sprechchören forderten sie den Abzug der russischen Truppen. Die Menge rief «Nach Hause!» und «Cherson ist ukrainisch».

    Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte zuvor gewarnt, Russland bereite ein Pseudo-Referendum über die Errichtung einer moskaufreundlichen «Volksrepublik Cherson» vor. Das Muster würde den mittlerweile von Russland als unabhängig anerkannten Separatistengebieten in der Ostukraine ähneln.

    In der südukrainischen Stadt Melitopol, wo es wiederholt zu Protesten von Einwohnern gekommen war, haben die russischen Besatzungstruppen mittlerweile Demonstrationen verboten. Dort gilt zudem eine Sperrstunde von 18.00 bis 6.00 Uhr (Ortszeit).

  • 14.18 Uhr

    Moskau kann Reserven im Wert von 300 Milliarden Dollar nicht nutzen

    Wegen der westlichen Sanktionen kann Russland eigenen Angaben zufolge Finanzreserven im Wert von rund 300 Milliarden US-Dollar derzeit nicht nutzen. «Das ist etwa die Hälfte der Reserven, die wir hatten», sagte Finanzminister Anton Siluanow am Sonntag dem staatlichen russischen TV-Sender Rossija-1. «Wir verfügen über eine Gesamtmenge von rund 640 Milliarden Dollar, ungefähr 300 Milliarden dieser Reserven befinden sich jetzt in einem Zustand, in dem wir sie nicht nutzen können.» Wegen der von den USA, der EU und anderen Staaten eingefrorenen Mittel habe Russland Probleme, einige Verpflichtungen einzuhalten und manche Schulden zu begleichen.

    Siluanow verwies darauf, dass ein Teil der Gold- und Devisenreserven in chinesischen Yuan gehalten werde und dass der Westen Druck auf Peking ausübe, den Handel mit Moskau zu beschränken. Der Minister zeigte sich aber zuversichtlich, dass sich die Beziehungen zu China weiter verbessern würden. Russland hatte angekündigt, seine vertraglichen Verpflichtungen an «feindlich gestimmte Staaten» wie die USA und die EU-Mitglieder nur noch in Rubel zu begleichen. Die russische Kriegskasse ist dank Milliardeneinnahmen aus den Verkäufen von Gas, Öl und Kohle eigentlich gut gefüllt.

    Siluanow kündigte an, der Staat werde vom Westen sanktionierte Banken unterstützten. Zudem sei genug Geld vorhanden, um die Produktion lebensnotwendiger Güter sicherzustellen, sagte der Minister. «Die Zentralbank wird dem Finanzsystem die notwendige Liquidität zur Verfügung stellen.» Ein besonderes Augenmerk gelte der Entwicklung der Lebensmittelpreise.

  • 14.01. Uhr

    Russland versucht Blockade Kiews auch von Osten

    Bei ihrem Angriff auf Kiew versuchen die russischen Truppen nach Angaben des ukrainischen Generalstabs, die Hauptstadt auch von Osten zu blockieren. Nordwestlich und nordöstlich der Millionenstadt sammelten die Angreifer ihre Kräfte für einen Vorstoss.

    Die russische Armee ziehe zudem Reserven ein, hiess es aus Kiew weiter. So würden Soldaten in die Ukraine verlegt, die eigentlich zur Friedenssicherung in der von Aserbaidschan und Armenien beanspruchten Kaukasusregion Bergkarabach eingesetzt seien. Auch Söldner aus Syrien und Serbien sollen demnach auf russischer Seite kämpfen. Die ukrainische Führung hat wiederholt betont, die russische Armee habe erhebliche Nachschubprobleme und erleide hohe Verluste. Alle Angaben sind nicht unabhängig zu überprüfen.

  • 13.20 Uhr

    Putin nimmt Peppa Wutz ins Visier

    Die bei Kindern beliebte Zeichentrickfigur Peppa Pig, im Deutschen Peppa Wutz, ist Opfer des Krieges in der Ukraine geworden – und hat eine neue Eskalationsrunde im Wirtschaftskrieg zwischen Russland und dem Westen eingeläutet.

    Konkret geht es um einen Plagiatsprozess in Russland, bei dem Entertainment One geklagt hatte. Das britische Unternehmen hatte 2019 die Rechte an Peppa Wutz für 3.8 Milliarden Dollar gekauft und gegen einen Russen gekauft, der die Figur nachgezeichnet hatte. Der Streitwert beträgt 40'000 Rubel, was derzeit 390 Franken entspricht.

    Peppa Wutz vor Gericht – und es könnte erst der Anfang von sehr wviel mehr ökonomischen Ärger sein.
    Peppa Wutz vor Gericht – und es könnte erst der Anfang von sehr wviel mehr ökonomischen Ärger sein.
    Bild: Entertainment One

    Wie Sky News berichtet, hat nun ein Richter in der Stadt Kirow die Klage mit Verweis auf die Sanktionen des Westens abgewiesen. Andrej Slawinsky sagte, die Verletzung des Urheberrechts würde wegen der «unfreundlichen Aktionen der Vereinigten Staaten von Amerika und befreundeter Nationen» nicht geahndet.

    Angeblich erwägt die russische Regierung inzwischen, das Kopieren oder Nachahmen von Produkten, Filmen oder Games gänzlich zu erlauben. 

  • 12.40 Uhr

    Kiew bereitet sich auf Blockade vor

    Die ukrainische Hauptstadt Kiew bereitet sich auf eine mögliche Blockade durch russische Truppen vor. Es seien Vorräte mit Lebensmitteln angelegt worden, um zwei Millionen Kiewer zwei Wochen lang zu versorgen, sagte der Vizechef der Stadtverwaltung, Walentyn Mondryjiwskyj, am Sonntag. «Diese zwei Millionen Kiewer, die ihre Häuser nicht verlassen haben, werden nicht allein gelassen.»

    Bürgermeister Vitali Klitschko hatte zuletzt gesagt, dass Hunderttausende Einwohner Kiew bereits verlassen hätten und sich noch weniger als zwei Millionen Menschen in der Metropole aufhielten.

    Offensive befürchtet: In Kiew werden am 11. März Vorbereitungen getroffen.
    Offensive befürchtet: In Kiew werden am 11. März Vorbereitungen getroffen.
    Bild: EPA

    Die Behörden hätten in Zusammenarbeit mit der Wirtschaft in den vergangenen Tagen ihr Bestes gegeben, um Geschäfte und Apotheken zu öffnen und die Preise «auf einem erschwinglichen Niveau» zu halten, sagte Mondryjiwskyj. Nordwestlich und östlich von Kiew gibt es schwere Gefechte mit russischen Truppen. Es wird befürchtet, dass diese die Hauptstadt in den nächsten Tagen einkesseln könnten.

  • 12 Uhr

    SVP trommelt für Anbauschlacht

    Angesichts des Kriegs in der Ukraine nehmen die Parteien die Versorgungssicherheit ins Visier. Die SVP fordert unter dem Motto Wahlen 2.0 eine Art neue Anbauschlacht. Die SP will ein Investitionsprogramm, um möglichst schnell von russischem Erdöl und Erdgas weg zu kommen. Die von Friedrich Traugott Wahlen im zweiten Weltkrieg initiierte Anbauschlacht steigerte den Selbstversorgungsgrad der Schweiz von 52 auf 59 Prozent.

    Die SVP zeigte sich alarmiert, wie sie am Sonntag in einem Communiqué mitteilte. Seit Jahren sinke der Selbstversorgungsgrad der Schweiz als Resultat einer «ideologisch verblendeten links-grünen Politik». Diese schwäche die inländische Produktion und stärke die Auslandsabhängigkeit. Aktuell betrage der Selbstversorgungsgrad noch 57 Prozent.

    Die Partei fordert darum vom Bundesrat den Plan Wahlen 2.0. Bis Ende März soll die Landesregierung aufzeigen, wie die Versorgungssicherheit der Bevölkerung sichergestellt werden kann. Diesem «Hauptauftrag» müsse der Bundesrat alles unterordnen. Sämtliche «ideologischen links-grünen Agrar- und Öko-Projekte» müssten sistiert werden.

  • 12 Uhr

    SP will weg von fossiler Energie

    Die SP verlangt ein möglichst schnelles Ende der Abhängigkeit von russischem Öl und Erdgas auf den kommenden Winter hin. Um nicht mehr länger vom Regime Putin erpresst werden zu können, müsse die Schweiz mehr Souveränität im Energiesektor erreichen. Zum einen sei das für den Klimaschutz wichtig, zum anderen schütze es die Bevölkerung vor laufend steigenden Rohstoffpreisen.

    Deshalb sind gemäss der Partei bedeutende Investitionen in die heimischen Energiequellen Wasser, Sonne und Wind nötig. Die SP schlägt einen entsprechenden Investitionsplan vor. Ziel ist die die Reduktion der Abhängigkeit von Gas um mehr als 20 Prozent grösstenteils innerhalb eines Jahres. Da Gas 15 Prozent des Schweizer Energieverbrauchs ausmacht, würde die Reduktion 3 Prozent des gesamten Energiebedarfs entsprechen.

  • 11.53 Uhr

    Ukraine: 35 Tote nach Raketenangriff auf Lwiw

    Bei einem russischen Angriff auf einen Militärübungsplatz nahe der polnischen Grenze (siehe 8.34 Uhr) sind nach offiziellen Angaben mindestens 35 Menschen getötet worden. 134 weitere seien verletzt worden und würden in Kliniken behandelt, teilte der Gouverneur des westukrainischen Gebiets Lwiw, Maxym Kosyzkyj, am Sonntag auf Facebook mit.

    Gegen Mittag seien alle Brände auf dem Gelände gelöscht worden. Experten untersuchten nun die Schäden. Der Übungsplatz liegt nordwestlich von Lwiw und nur rund 15 Kilometer von der Grenze zu Polen entfernt. Kosyzkyj hatte zuvor von 9 Toten und 57 Verletzten gesprochen. Es seien mehr als 30 Raketen abgefeuert worden. Videos und Fotos zeigten schwere Zerstörungen.

    Der ukrainische Verteidigungsminister Olexij Resnikow teilte mit, der Angriff habe einem Ausbildungszentrum gegolten, in dem auch Blauhelmkräfte für Friedensmissionen geschult werden und in dem bis kurz vor dem Krieg Nato-Ausbilder arbeiteten. Ob auch Ausländer unter den Opfern waren, war zunächst nicht bekannt.

    «Dies ist eine neue terroristische Attacke auf Frieden und Sicherheit in der Nähe der Grenze von EU und Nato», twitterte Resnikow. Er forderte erneut die Nato dazu auf, eine Flugverbotszone über der Ukraine einzurichten. Die Allianz hatte dies bereits abgelehnt.

  • 11.44 Uhr

    London zahlt für Unterbringung von Geflüchteten

    Die britische Regierung will sich mit einer monatlichen Zahlung bei Familien bedanken, die Geflüchtete aus der Ukraine aufnehmen. Im Rahmen des Programms «Homes for Ukraine» sollen diejenigen Briten, die ukrainischen Flüchtlingen für mindestens ein halbes Jahr eine kostenfreie Unterkunft bieten, eine Summe in Höhe von 350 britischen Pfund (426 Franken) pro Monat erhalten.

    Das gab die Regierung am Sonntag bekannt. Das Förderprogramm soll in den kommenden Tagen eingeführt werden. Es soll Bürgern, Wohltätigkeitsorganisationen, Gemeinden und Unternehmen ermöglichen, Geflüchtete aus der Ukraine in Sicherheit zu bringen - auch solche, die keine Verbindungen zu Grossbritannien haben.

    Bauminister Michael Gove sagte dazu am Sonntag dem Sender Sky News, damit dürften Zehntausende Ukrainerinnen und Ukrainer ins Vereinigte Königreich kommen, die ersten davon in etwa einer Woche. Die britische Regierung reagiert mit dem Programm offensichtlich auf Kritik, sich zu langsam um das Wohl jener Menschen zu kümmern, die sich vor dem Krieg in der Ukraine in Sicherheit gebracht haben.

    Wer Flüchtlinge aufnehmen will, der muss sich gemäss Förderprogramm verpflichten, sie mindestens für sechs Monate unterzubringen, ohne dafür Geld zu nehmen. Diejenigen, die eine Unterkunft anbieten, werden überprüft, die ukrainischen Bewerber wiederum werden Sicherheitskontrollen unterzogen. Eine entsprechende Webseite, um Anbieter und Bewerber zusammenzuführen, soll am Montag online gehen.

  • 11.20 Uhr

    Verhaftet für ein weisses Blatt Papier

    Bei neuen Demonstrationen gegen den Krieg in der Ukraine sind in Russland nach Angaben von Bürgerrechtlern landesweit mehr als 60 Menschen festgenommen worden. Zu den Festnahmen sei es bei Protesten in 14 Städten gekommen, teilte die Organisation Owd-Info am Sonntagmittag mit.

    Es wurde damit gerechnet, dass diese Zahl im Laufe des Tages weiter steigt. Aktionen gab es demnach etwa in Wladiwostok im äussersten Osten Russlands und in Irkutsk am Baikalsee sowie in der sibirischen Stadt Tomsk.

    Diese Frau wurde in Nizhny verhaftet, weil sie ein weisses Blatt Papier hochgehalten hat.
    Diese Frau wurde in Nizhny verhaftet, weil sie ein weisses Blatt Papier hochgehalten hat.
    YouTube

    Bilder und Videos in sozialen Netzwerken zeigten, wie Menschen von Polizisten mit Schutzhelmen und schwerer Ausrüstung weggezerrt wurden. Insgesamt wurden den Angaben von Owd-Info seit Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine am 24. Februar mehr als 13'800 Menschen festgenommen.

    In der Hauptstadt Moskau war ein bei Touristen beliebter Platz direkt am Kreml mit Metallgittern weiträumig abgesperrt, wie ein Korrespondent der Deutschen Presse-Agentur berichtete. Für den Fall neuer Proteste standen Hundertschaften der Sonderpolizei OMON bereit, teils mit schusssicheren Westen und Helmen.

    Bewaffnete waren auch vor der Staatsduma zu sehen. Viele Gefangenen-Transporter standen bereit. In sozialen Medien kursiert ein Video, das zeigt, dass auch jene verhaftet werden, die ein leeres Blatt Papier hochhalten. Der inhaftierte Kremlgegner Alexej Nawalny hatte seine Landsleute zuvor aufgerufen, gegen den Krieg auf die Strasse zu gehen.

  • 11.04 Uhr

    Gespräche in Jerusalem? Selenskyj telefoniert mit Bennett

    Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat am Samstagabend erneut mit dem israelischen Ministerpräsidenten Naftali Bennett telefoniert. «In dem Gespräch, das länger als eine Stunde dauerte, ging es um Wege, die Kämpfe in der Ukraine zu beenden sowie um die Bemühungen Israels in der Sache», teilte Bennetts Büro mit.

    Der israelische Rundfunk berichtete am Sonntag ferner, Selenskyj habe Bennett gebeten habe, sich für die Freilassung des Bürgermeisters von Melitopol und anderer ukrainischer Repräsentanten einzusetzen. Selenskyj hatte zuvor Jerusalem als möglichen Ort für Verhandlungen über ein Kriegsende mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin vorgeschlagen.

    Sowohl Selenskyj als auch Putin hatten zuletzt wiederholt mit Bennett telefoniert, der vor einer Woche den Kremlchef persönlich in Moskau getroffen hatte. Israel hat traditionell gute Beziehungen zu beiden Ländern. Ausserdem stellt die israelische Regierung sich darauf ein, in den kommenden Monaten rund 100'000 Menschen aus der Ukraine aufzunehmen, die jüdisch sind oder jüdische Verwandte haben und damit zur Einwanderung berechtigt sind.

    Auch in Russland, wo nach Angaben der zuständigen Jewish Agency rund eine halbe Million Menschen mit einer entsprechenden Berechtigung leben, gibt es wegen des Kriegs ein verstärktes Interesse potenzieller Einwanderer. Der israelische Aussenminister Jair Lapid hält sich zurzeit zu Gesprächen in Rumänien auf. Er wollte am Sonntag das Grenzgebiet zur Ukraine besuchen. Am Montag reist er in die Slowakei.

  • 10.50 Uhr

    Angeblich verschleppen Russen erneut Bürgermeister

    In der Südukraine ist nach Behördenangaben erneut ein Bürgermeister von russischen Truppen verschleppt worden. «Kriegsverbrechen werden immer systematischer», schrieb der Chef der Militärverwaltung des Gebiets Saporischschja, Olexander Staruch, am Sonntag bei Facebook.

    «Der Bürgermeister von Dniprorudne, Jewhenij Matwjejew, wurde entführt.» Dniprorudne ist eine Kleinstadt mit knapp 20'000 Einwohner am Fluss Dnipro, der an dieser Stelle zum Kachowkaer Stausee gestaut ist.

    Lage von Dniprorudne.
    Lage von Dniprorudne.
    Google Earth

    Zuvor hatte Kiew bereits mitgeteilt, dass der Bürgermeister der Stadt Melitopol verschleppt wurde (siehe 9.05 Uhr). An seiner Stelle setzten die russischen Truppen eine moskauhörige Politikerin als Statthalterin ein. Beobachter schliessen nicht aus, dass Russland unter dem Vorwand einer «Entnazifizierung» der Ukraine auch in anderen eroberten Gebieten die Verwaltung auswechselt.

    Der Kreml behauptet, in Kiew hätten «Nazis» das Sagen. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat jüdische Wurzeln.

  • 10.27 Uhr

    Kiew meldet heftige Kämpfe in Vororten

    Die Gefechte rund um die ukrainische Hauptstadt Kiew gehen nach Angaben der ukrainischen Armee weiter. Es gebe heftige Kämpfe in Irpin und Makariw im Gebiet Kiew, teilte das Militär am Sonntagmorgen mit.

    Ähnlich sei die Lage auch in anderen Dörfern, die humanitäre Lage werde immer schlechter. Allein am Samstag wurden etwa aus Butscha, Irpin, Hostomel und Worsel nordwestlich von Kiew etwa 20'000 Menschen evakuiert. Die Rettung von Zivilisten sollte fortgesetzt werden.

    Im Gebiet Iwano-Frankiwsk im Südwesten der Ukraine seien in der Nacht zum Sonntag mehrere Explosionen zu hören gewesen, heisst es weiter in dem Militärbericht. Der Bürgermeister schrieb bei Facebook von Angriffen auf einen Luftwaffenstützpunkt.

    Der Flughafen sei bereits das dritte Mal Ziel gewesen. «Ich bitte Euch, seid so vorsichtig wie möglich und passt auf Euch auf», appellierte Ruslan Marzinkiw an die Einwohner seiner Stadt. Er hatte bereits vorher die Anwohner des Flughafens gedrängt, das Gebiet möglichst zu verlassen.

    Laut ukrainischer Armee gab es auch im Nordosten im Gebiet um die Stadt Sumy Angriffe. «Friedliche Dörfer» seien mehrfach beschossen worden. Alle Angaben liessen sich nicht unabhängig überprüfen.

  • 10.19 Uhr

    Mindestens 3117 Geflüchtete in der Schweiz

    Geflüchtete aus der Ukraine sind am Wochenende in die Bundesasylzentren eingezogen. Das Staatssekretariat für Migration (SEM) registrierte bis am Sonntagmorgen 3117 Ukrainerinnen und Ukrainer, welche den Schutzstatus S erhalten. Am Samstag appellierte es an bereits untergebrachte Flüchtlinge, mit dem Schutzstatus S zu warten.

    Von den registrierten Flüchtlingen brachte das SEM 2011 in Bundesasylzentren unter. Für 1106 fanden sich private Logis, wie das Staatssekretariat am Sonntagmorgen auf Twitter mitteilte. Am Samstag hatten die Angestellten der Bundesstelle mit der Registrierung alle Hände voll zu tun. Die Schweizerische Flüchtlingshilfe leistete Unterstützung bei der privaten Unterbringung.

    Geflüchtete warten am 11. März im Bahnhof von Lwiw auf ihre Weiterfahrt in den Westen.
    Geflüchtete warten am 11. März im Bahnhof von Lwiw auf ihre Weiterfahrt in den Westen.
    Bild: EPA

    SEM-Sprecher Daniel Bach appellierte an bereits früher eingereiste und privat untergebrachte Ukrainerinnen und Ukrainer, mit der Registrierung für den Schutzstatus S einige Tage zu warten. Durch das Schengen-System können Staatsangehörige der Ukraine visabefreit in die Schweiz einreisen, wie das SEM in Erinnerung rief. Dann haben sie ein Aufenthaltsrecht von 90 Tagen. Es besteht damit keine Notwendigkeit, sich schnell registrieren zu lassen.

    Neuankömmlinge aus der Ukraine registriert das SEM möglichst schnell, um ihnen ein Dach über dem Kopf zu verschaffen. Bach versicherte, in den Bundesasylzentren gebe es ausreichend Plätze. Draussen übernachten müsse niemand.

  • 9.52 Uhr

    14 Fluchtkorridore geplant

    Zur Rettung von Zivilisten aus umkämpften ukrainischen Städten sind nach Angaben aus Kiew am Sonntag erneut 14 Fluchtkorridore geplant gewesen. Erneut werde ein Konvoi mit mehreren Tonnen Hilfsgütern versuchen, die belagerte Hafenstadt Mariupol zu erreichen, sagte die ukrainische Vizeregierungschefin Iryna Wereschtschuk am Sonntag.

    Dazu gehörten auch leere Busse, die auf dem Rückweg Einwohnerinnen und Einwohner aus der stark zerstörten Stadt nach Saporischschja transportieren sollten. Der Konvoi sollte von Geistlichen begleitet werden. Bisher sind alle Versuche gescheitert, einen Fluchtkorridor für Mariupol einzurichten. Beide Seiten geben sich gegenseitig die Schuld daran.

    Auch die Siedlung Polohy zwischen Mariupol und Saporischschja sollte evakuiert werden, ebenso mehrere Orte im Westen, Norden und Nordosten der Hauptstadt Kiew sowie im ostukrainischen Gebiet Luhansk.

  • 9.45 Uhr

    Russische Börse bleibt geschlossen

    Die russische Zentralbank hat entschieden, die Moskauer Börse auch vom 14. bis zum 18. März nicht zu öffnen.

  • 9.40 Uhr

    USA liefern Kiew weiter Waffen

    Unbeeindruckt von Drohungen des Kreml liefern die USA der Ukraine weiterhin Waffen. «Wir glauben ehrlich gesagt, dass es das Risiko wert ist, weil die Ukrainer so patent mit den Werkzeugen, kämpfen die ihnen zur Verfügung stehen und weil sie sie so kreativ nutzen», zitiert «Al Jazeera» einen Offiziellen des Verteidigungsministeriums. 

    Insbesondere Manpads, also tragbare Flugabwehrraketen, werden demnach derzeit ins Krisengebiet geschafft. Um wie viele Geräte ist geht, wurde nicht öffentlich. Insgesamt will Washington Waffen im Wert von 200 Millionen Dollar für Kiew beschaffen. Russland hatte am Samstag gewarnt, Konvois mit westlichen Waffen seien für Moskau «rechtmässige Ziele».

  • 9.05 Uhr

    Melitopol: Verschleppter Bürgermeister wird ersetzt

    Erstmals hat Russland in einem eroberten Gebiet eine eigene Statthalterin eingesetzt. Die prorussische Abgeordnete Halyna Daniltschenko rief die Einwohner der südukrainischen Stadt Melitopol auf, sich «an die neue Realität» anzupassen. Zugleich verlangte sie, die Einwohner sollten nicht mehr gegen die russischen Besatzungstruppen demonstrieren.

    Hier liegt Melitopol.
    Hier liegt Melitopol.
    Google Earth

    «Trotz unserer Anstrengungen, gibt es noch immer Leute in der Stadt, die versuchen, die Situation zu destabilisieren und Euch zu extremistischen Handlungen auffordern», sagte Daniltschenko in einer Videobotschaft. Sie wolle ein «Komitee der Volksdeputierten» schaffen, das die Stadt mit knapp 150'000 Einwohnern leitet.

    Melitopols Bürgermeister Iwan Fedorow war zuvor nach Kiewer Angaben von russischen Kämpfern verschleppt worden. Präsident Selenskyj forderte Fedorows Freilassung, in der Stadt demonstrierten mehrere Hundert Einwohner für das gewählte Stadtoberhaupt.

    Die Bilder einer Überwachungskamera in Melitopol hatten angeblich festgehalten, wie der Bürgermeister von russischen Truppen verschleppt wird.
    Die Bilder einer Überwachungskamera in Melitopol hatten angeblich festgehalten, wie der Bürgermeister von russischen Truppen verschleppt wird.
    Screenshot via BBC

    Selenskyj drohte Statthalterin Daniltschenko mit dem Tod. Örtliche Medien bezeichneten die Abgeordnete am Sonntag in Anlehnung an die SS-Besatzungstruppen im Zweiten Weltkrieg als «Gauleiterin im Rock».

    Auch in der eroberten südukrainischen Stadt Cherson gibt es offensichtlich Bestrebungen, die russische Besatzung abzusichern. Wie Selenskyj sagte, strebt Russland die Bildung einer «Volksrepublik Cherson» an – demnach wäre ein ähnliches Modell wie in den als unabhängig anerkannten «Volksrepubliken» Donezk und Luhansk denkbar.

  • 8.53 Uhr

    Weitere Details zum Angriff auf Lwiw

    Russische Streitkräfte haben am Sonntagmorgen einen Truppenübungsplatz in der Westukraine angegriffen und damit ihre Offensive näher an die Grenze zu Polen gebracht.

    Acht Raketen seien auf den 30 Kilometer nordwestlich von Lwiw gelegenen Truppenübungsplatz Jarowiw abgefeuert worden, teilte die Regionalverwaltung mit, ohne Angaben zu möglichen Opfern zu machen. Der Schiessplatz liegt 35 Kilometer von der Grenze der Ukraine zu Polen entfernt.

    Menschen suchen am 11. März in Lwiw im Untergrund Schutz.
    Menschen suchen am 11. März in Lwiw im Untergrund Schutz.
    EPA

    Seit 2015 entsenden die USA regelmässig Ausbilder auf den Platz, um das ukrainische Militär zu schulen, die Anlage war auch Schauplatz internationaler Nato-Übungen. Er ist auch als Internationales Zentrum für Friedenssicherung und Sicherheit in Jarowiw bekannt.

    Präsident Wolodymyr Selenskyj beschuldigte Russland unterdessen, sein Land spalten zu wollen und mit der angeblichen Verhaftung eines Bürgermeisters aus einer Stadt westlich von Mariupol «eine neue Phase des Terrors» eingeleitet zu haben.

    Die Lage von Lwiw in der Ukraine.
    Die Lage von Lwiw in der Ukraine.
    Google Earth

    «Die Ukraine wird diese Prüfung bestehen. Wir brauchen Zeit und Kraft, um die Kriegsmaschinerie zu brechen, die in unser Land gekommen ist», sagte er in seiner abendlichen Ansprache an die Nation am Samstag.

  • 8.25 Uhr

    Aktualisierte Lage-Karte

  • 8.20 Uhr

    Die Nacht im Überblick

    Russische Einheiten versuchen am 18. Tag der Invasion nach ukrainischen Angaben weiter eine Erstürmung der Stadt Mariupol. Prorussische Separatisten stiessen dort mit Unterstützung russischer Truppen in östliche Randbezirke vor, wie die ukrainischen Streitkräfte mitteilten.

    Eine russische Offensive stehe zudem der Stadt Sjewjerodonezk mit 100'000 Einwohnern im Gebiet Luhansk bevor. Im Süden des Landes bauten russische Truppen Kräfte an der Industriegrosasstadt Krywyj Rih mit über 600'000 Einwohnern auf. Die Angaben waren unabhängig nicht überprüfbar.

    In der von der russischen Armee belagerten Hafenstadt Mariupol im Südosten der Ukraine scheiterte am Samstag ein weiterer Anlauf zur Evakuierung von Zivilisten. 50 Busse hätten wegen Beschusses nicht abfahren können, teilte das russische Verteidigungsministerium mit.

    Die ukrainische Vize-Regierungschefin Iryna Wereschtschuk sagte, die Kolonne sei fünf Stunden an einem Kontrollpunkt festgehalten worden sei. Am Sonntag solle es einen weiteren Versuch geben. Anderswo hätten die Fluchtkorridore funktioniert, sagte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj.

    Insgesamt hätten an dem Tag 12'729 Menschen belagerte und umkämpfte Städte verlassen können, der Grossteil davon aus der Stadt Sumy im Nordosten.

  • 7.38 Uhr

    Ukraine meldet Angriff auf Truppenübungsplatz bei Lwiw

    Das Gebiet um die westukrainische Metropole Lwiw ist zum ersten Mal seit Kriegsbeginn vor mehr als zwei Wochen von mehreren Explosionen erschüttert worden. Ein Reporter der Deutschen Presse-Agentur berichtete am Sonntagmorgen von mehreren Detonationen. Einschläge gab es demnach aber nicht in der Stadt selbst. Es wurde Luftalarm ausgelöst. Die Menschen sollten in Notunterkünften bleiben.

    Nach Angaben der regionalen Militärverwaltung in Lwiw schlugen acht Raketen im «Zentrum für Internationale Friedenssicherung und Sicherheit» nordwestlich von Lwiw ein. Dort befinden sich ein Militärausbildungszentrum und ein Truppenübungsplatz. Laut ukrainischem Fernsehen gab es keine Todesopfer. Nicht mitgeteilt wurde, ob die Raketen das Gelände getroffen haben.

    Die Explosionen waren auch in Polen zu hören, wie eine Reporterin der Deutschen Presse-Agentur aus Przemysl berichtete. Das Militärgelände liegt nur etwa 80 Kilometer von der Grenze zu Polen entfernt. Lwiw ist Anlaufstelle von Hunderttausenden Ukrainern, die ihr Land wegen des russischen Angriffs in Richtung Europa verlassen wollen.

  • 6 Uhr

    Heute: Grossdemonstrationen gegen Krieg in Ukraine

    In Berlin und anderen deutschen Grossstädten wollen heute erneut Zigtausende Menschen gegen den Krieg Russlands in der Ukraine protestieren. In der deutschen Bundeshauptstadt (12.00 Uhr) meldete das Veranstalter-Bündnis aus Gewerkschaften, Kirchen, Umweltschutzinitiativen und Friedensgruppen allein 100'000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer an. Die Demonstration soll vom Berliner Alexanderplatz zur Strasse des 17. Juni führen. Zuletzt hatten am 27. Februar, drei Tage nach Kriegsbeginn, mehr als Hunderttausend Menschen in Berlin demonstriert.

    Am Samstag demonstrierten in Bern rund 3000 Personen für Frieden in der Ukraine und für die Abkehr von fossilen Energieträgern. Die Organisatoren sprachen von 5000 Teilnehmenden.

    Personen verschiedener Organsiationen demonstrieren am Samstag (12. März 2022) gegen den Krieg in der Ukraine.
    Personen verschiedener Organsiationen demonstrieren am Samstag (12. März 2022) gegen den Krieg in der Ukraine.
    Bild: Keystone/Peter Schneider
  • 5.20 Uhr

    Heute Informationen über Situation in Bundesasylzentren

    Der Bundesrat hat den Schutzstatus S für Menschen in Kraft gesetzt, die aus der Ukraine in die Schweiz flüchten. Das Staatssekretariat für Migration (SEM) registriert diese vertriebenen Personen in den Bundesasylzentren und stellt in Zusammenarbeit mit den Kantonen und der Schweizerischen Flüchtlingshilfe (SFH) sicher, dass sie eine Unterkunft erhalten und gut versorgt werden. Heute informieren im Bundesasylzentrum in Zürich Christine Schraner Burgener, Staatssekretärin für Migration, und SFH-Direktorin Miriam Behrens, wie sich die Situation in den Bundesasylzentren präsentiert.

  • 5.05 Uhr

    Ukrainische Regierung will Bauern unter die Arme greifen

    Die ukrainische Regierung will mit mehreren Massnahmen den Bauern des Landes unter die Arme greifen. Man habe beschlossen, Zinsen für Kredite für Kosten in Zusammenhang mit landwirtschaftlicher Tätigkeit zu kompensieren, sagte Ministerpräsident Denys Schmyhal in einer Videobotschaft am Samstagabend. Zudem werde man Landwirten staatliche Garantien im Ausmass von 80 Prozent des Betrags der von ihnen aufgenommenen Kredite gewähren.

    Dadurch könnten die ukrainischen Landwirte Geld für die Aussaat aufbringen und sich sicher sein, dass sie nicht bankrott gehen, sollten sie wegen der kriegerischen Auseinandersetzung im Land ihre Ernte verlieren, sagte Schmyhal weiter.

    Zuletzt hatte die Ukraine, die als Kornkammer Europas gilt und neben Weizen noch wichtiger Produzent von Mais, Raps und Sonnenblumen ist, im Zusammenhang mit der Verhängung des Kriegsrechts Exportverbote oder Exportbeschränkungen für bestimmte Lebensmittel angeordnet. Laut Schmyhal ist die Ukraine nun selbst für die nächsten Monate mit Grundnahrungsmitteln versorgt.

  • 4.16 Uhr

    Nato-Chef: Nächste Tage werden grössere Not bringen

    Gut zwei Wochen nach Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine erwartet die Nato eine weitere Verschärfung der Kämpfe und der humanitären Notlage. «Wir sehen mit Schrecken die steigenden Zahlen ziviler Opfer und die sinnlose Zerstörung durch die russischen Kräfte. Die Menschen in der Ukraine widersetzen sich der Invasion mit Mut und Entschiedenheit, aber die kommenden Tage werden wahrscheinlich noch grössere Not bringen», sagte der Generalsekratär der Militärallianz, Jens Stoltenberg, der Zeitung «Welt am Sonntag».

    Seine Botschaft an den russischen Präsidenten Wladimir Putin sei klar, sagte Stoltenberg: «Beenden Sie diesen Krieg, ziehen Sie alle Kräfte zurück und bekennen Sie sich zur Diplomatie.»

    Als absurd wies Stoltenberg Behauptungen der russischen Regierung zurück, die USA hätten heimlich in der Ukraine Laboratorien für die Entwicklung von biologischen Waffen betrieben. «Nachdem diese falschen Behauptungen nun aufgestellt wurden, müssen wir wachsam bleiben, weil es möglich ist, dass Russland selbst Einsätze mit chemischen Waffen unter diesem Lügengebilde planen könnte», sagte er. Das wäre ein Kriegsverbrechen.

    Stoltenberg lehnte erneut Forderungen ab, die Nato solle eine Flugverbotszone über der Ukraine durchsetzen. Das würde bedeuten, dass russische Kräfte angegriffen werden müssten. «Und damit würde man eine direkte Konfrontation und eine unkontrollierbare Eskalation riskieren. Wir müssen diesen Krieg beenden und ihn nicht noch ausweiten.» Die Nato sei eine defensive Allianz. «Wir suchen keinen Konflikt mit Russland», sagte er. Der 1949 gegründeten Militärallianz gehören mittlerweile 30 Staaten an.

  • 3.33 Uhr

    Erste Frau in der Ukraine erhält Heldentitel posthum

    Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat erstmals in der Geschichte des Landes einer Frau den Titel «Heldin der Ukraine» posthum verliehen. Das teilte Selenskyj in einer Videoansprache in der Nacht zu Sonntag mit. Unteroffizierin und leitende Militärärztin Inna Derusowa habe seit Kriegsbeginn in der Stadt Ochtyrka im Gebiet Sumy gedient und unter Einsatz ihres Lebens zehn Militärangehörige gerettet, sagte Selenskyj. Gestorben sei sie durch russischen Artilleriebeschuss, als sie Verwundeten half. «Sie ist die erste Heldin der Ukraine, der dieser Titel posthum verliehen wird», so Selenskyj.

    Der Titel «Held der Ukraine» ist die höchste staatliche Auszeichnung der Ukraine. Sie wird für eine herausragende Heldentat oder Arbeitsleistung verliehen.

  • 2.46 Uhr

    Himmelfahrtskloster Swjatohirsk beschädigt

    Bei Gefechten in der ostukrainischen Stadt Swjatohirsk in der Region Donezk ist nach ukrainischen Medienberichten das Himmelfahrtskloster beschädigt worden. Das berichtete die Internet-Zeitung «Ukrajinska Prawda» in der Nacht zu Sonntag. Demnach detonierte am späten Samstagabend eine Fliegerbombe rund 50 Meter vom Eingang des Klosters entfernt. Durch die Druckwelle seien praktisch alle Fenster und kirchliche Einrichtungen in unterschiedlichem Ausmass zerstört worden.

    Mehrere Verletzte seien ins Swjatohirsk-Spital gebracht, der Rest im Kloster behandelt worden, hiess es weiter. Es gebe keine Toten. Die Angaben sind nicht unabhängig zu prüfen.

    Im jüngsten Generalstabsbericht der ukrainischen Armee von Samstagnacht ist von Kämpfen in dem Gebiet die Rede. Russland führe Offensivoperationen bei Isjum durch und habe später versucht, in Richtung Slowjansk vorzudringen. Das Himmelfahrtskloster Swjatohirsk liegt etwa in der Mitte der beiden Städte.

  • 2.29 Uhr

    Regierung: 13’000 verlassen ukrainische Städte über Fluchtkorridore

    13’000 Menschen haben nach Angaben der ukrainischen Regierung am Samstag ihre Heimatorte über Fluchtkorridore verlassen. Von den 14 vereinbarten Korridoren seien nur neun passierbar gewesen, sagte die ukrainische Vizeregierungschefin Iryna Wereschtschuk.

    Sieben Zivilisten, unter ihnen auch ein Kind, seien ums Leben gekommen, als sie gemeinsam mit Hunderten anderen versucht hätten, aus Peremoha nordöstlich von Kiew zu fliehen, teilte das ukrainische Verteidigungsministerium mit. Mehrere Personen seien verletzt worden, als der Konvoi unter Beschuss geraten sei. Die Gruppe habe umkehren müssen, hiess es vom Ministerium. Unabhängig konnten die Angaben nicht überprüft werden.

  • 1.33 Uhr

    Selenskyj droht Unterstützern Russlands in der Ukraine

    Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat möglichen Kollaborateuren und Unterstützern Russlands in der Ukraine indirekt mit dem Tod gedroht. Wer sich von Angeboten der russischen Besatzer in Versuchung geführt sehe, unterschreibe damit sein eigenes Urteil, sagte er in einer in der Nacht zu Sonntag veröffentlichten Videobotschaft. «Das Urteil lautet, mehr als 12’000 Besatzern zu folgen, die nicht rechtzeitig verstehen konnten, warum die Ukraine nicht angegriffen werden sollte.»

    Zuletzt hiess es von ukrainischer Seite, dass mehr als 12’000 russische Soldaten in dem Krieg in der Ukraine getötet worden seien. Dies ist nicht unabhängig zu prüfen.

    Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj am 12. März 2022.
    Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj am 12. März 2022.
    Bild: Ukrainian Presidential Press Office via AP

    Selenskyj bezog sich in seinen Aussagen auf jüngste Ereignisse in den von Russland besetzten Territorien der Region Cherson im Süden des Landes. Russland versuche dort, die «traurige Erfahrung der Bildung von Pseudo-Republiken zu wiederholen», erpresse lokale Politiker, übe Druck auf Abgeordnete aus und suche nach jemandem, den es bestechen könne, um eine «Volksrepublik Cherson» zu gründen.

    Er erwähnte aber auch auf die von Russland besetzte Stadt Melitopol. Der Bürgermeister der Stadt in der Region Saporischtscha war nach Angaben Kiews am Freitag entführt worden. Am Samstag erklärte die lokale Abgeordnete Halyna Daniltschenko in einer Videobotschaft, ein «Komitee der Volksdeputierten» einzurichten, das die Stadt regieren soll, schreibt die «Ukrajinska Prawda». Demonstranten gegen die russischen Truppen nannte sie demnach «Extremisten».

    Selenskyj sagte in Richtung Russland und möglicher Unterstützer Moskaus zudem, die Ukraine werde niemandem vergeben, nicht vergessen und jeden finden und zur Verantwortung ziehen.

  • 1.17 Uhr

    Sonderzug bringt krebskranke Kinder in Kliniken

    Rund 60 krebskranke Kinder aus der Ukraine sind in einem Sonderzug von der polnischen Grenze aus in verschiedene Kliniken gebracht worden. Helfer trugen einige der jungen Patientinnen und Patienten auf den Armen, auf Tragen oder schoben sie in Rollstühlen zu einem mit medizinischen Geräten ausgestatteten Zug, der am Samstag die Grenzstadt Medyka verliess.

    «Einige von ihnen brauchen Sauerstoff, brauchen irgendeine andere Form der Intensivpflege», sagte Dominik Daszuta, ein Anästhesist aus einem Spital in Warschau, der mit an Bord war. Seinen Angaben zufolge wurden mit dem Zug bereits 120 krebskranke Kinder transportiert.

  • 1 Uhr

    Abramowitsch-Jacht in Montenegro gesichtet

    Die Megajacht «Solaris» des russischen Milliardärs Roman Abramowitsch ist vor der Küste von Montenegro gesichtet worden. Das 550 Millionen Euro teure Schiff lag am Samstag ausserhalb des Hafens der Stadt Tivat, wie die montenegrinische Zeitung «Vijesti» berichtete. Sie soll zuvor in Barcelona vor Anker gelegen haben. Die Regierung von Montenegro gab zunächst keinen Kommentar ab. Der Nato-Staat hat sich den westlichen Sanktionen gegen Russland wegen des Kriegs in der Ukraine angeschlossen.

    Der 55-jährige Abramowitsch ist einer von mehreren russischen Oligarchen gegen die wegen ihrer Nähe zu Präsident Wladimir Putin ebenfalls Strafmassnahmen verhängt wurden. Mehrere von ihnen versuchten in den vergangenen Tagen, ihre Riesenjachten in Sicherheit zu bringen, damit sie nicht beschlagnahmt werden. Nicht immer mit Erfolg: In Italien wurde etwa am Freitagabend die Jacht «Sy A» des russischen Kohle-Milliardärs Andrej Melnitschenko konfisziert.

  • Sonntag, 0.25 Uhr

    Ukraine: Russische Einheiten versuchen weiter Sturm Mariupols

    Russische Einheiten versuchen nach ukrainischen Angaben weiter eine Erstürmung der Stadt Mariupol. Das teilte der ukrainische Generalstab in einem in der Nacht zu Sonntag auf Facebook veröffentlichten Bericht mit. Prorussische Separatisten waren dort zuletzt mit Unterstützung russischer Truppen in östliche Randbezirke vorgestossen, wie die ukrainischen Streitkräfte mitteilten. Auch das russische Verteidigungsministerium hatte die Einnahme mehrerer Stadtteile gemeldet.

    Eine russische Offensive stünde zudem der Stadt Sjewjerodonezk mit 100’000 Einwohnern im Gebiet Luhansk bevor, heisst es in dem Generalstabsbericht weiter. Moskau hatte zuvor am Samstag mitgeteilt, dass die prorussischen Separatisten die Stadt erreicht haben. Im Donezker Gebiet bereiteten russische Einheiten zudem eine Offensive auf die Kleinstadt Wuhledar vor. Aus dieser konnten am Samstag nach ukrainischen Angaben rund 200 Menschen evakuiert werden.

    Im Süden des Landes gebe Russland zudem keine Versuche auf, eine Offensive gegen die Industriegrossstadt und Heimatstadt des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj, Krywyj Rih, zu führen, heisst es in dem Bericht weiter. Die Versuche seien bislang erfolglos gewesen. Die russischen Truppen seien aber auf der Suche nach Schwachstellen in der Verteidigung der ukrainischen Sicherheitskräfte und bauten Kräfte für die Operation gegen die Stadt mit über 600’000 Einwohnern auf.

    Diese Angaben waren unabhängig nicht überprüfbar.

    Eine Frau vor einem ukrainischen Angaben zufolge durch einen russischen Angriff weitgehend zerstörten Spital in Mariupol. (9. März 2022)
    Eine Frau vor einem ukrainischen Angaben zufolge durch einen russischen Angriff weitgehend zerstörten Spital in Mariupol. (9. März 2022)
    Bild: Keystone/AP Photo/Evgeniy Maloletka
  • Samstag, 23.49 Uhr

    Hilfskonvoi nach ukrainischen Angaben von Russen geplündert

    Russische Soldaten haben nach ukrainischen Angaben einen Hilfskonvoi auf dem Weg nach Mariupol geplündert. Ein weiterer sei aufgehalten worden, sagte eine ukrainische Gewährsperson, die nicht namentlich zitiert werden wollte. Unabhängig konnten die Angaben nicht bestätigt werden.

    In der von russischen Truppen belagerten Hafenstadt im Südosten der Ukraine warten die Bewohner seit Tagen darauf, dass Hilfskonvois mit Essen und Wasser sie erreichen und einige von ihnen in Sicherheit bringen. Doch die Strecke wird immer wieder beschossen. Auch die Stadt selbst ist am Samstag weiter heftig bombardiert worden. Satellitenaufnahmen der Firma Maxar zeigen Brände in Teilen von Mariupol und gewaltige Schäden an zahlreichen Gebäuden und Strassen.

  • Samstag, 22.09 Uhr

    Polnische Firma sammelt zivile Drohnen für Ukraine

    Ein polnischer Drohnenhersteller sammelt zur Unterstützung der Menschen in der Ukraine zivile Drohnen. Die mit Kameras ausgerüsteten Drohnen könnten auf vielfältige Weise der belagerten Zivilbevölkerung helfen, sagte der Miteigentümer des Unternehmens. Mit den zivilen Drohnen liesse sich prüfen, ob es sicher sei, die Schutzräume zu verlassen, sie könnten Opfer von Bombenangriffen lokalisieren sowie «Zerstörungen und Kriegsverbrechen dokumentieren», sagte Slawomir Huczala, am Samstag.

    Die von ihren privaten Besitzern gespendeten Geräte würden von Spartaqs-Technikern überholt, mit neuen Batterien ausgerüstet und anonymisiert. Ihre Positionslichter würden ausgeschaltet und sie seien somit so gut wie unsichtbar, erklärte Huczala in einem auf den Online-Netzwerken veröffentlichten Video.

    Nach Unternehmensangaben wurden im Rahmen der Aktion «Drohnen für den Osten» bereits 26 der zivilen Fluggeräte mit technischen Anweisungen in ukrainischer Sprache an der Grenze den ukrainischen Behörden übergeben. Der tschechische Vertriebspartner der Spartaqs-Produkte schloss sich demnach der Kampagne an, und die Spendenaktion wurde damit auch auf Tschechien, die Slowakei und Ungarn ausgeweitet.