Bei einem öffentlichen Gebet am Feiertag Mariä Empfängnis ist Papst Franziskus wegen des Ukraine-Krieges von seinen Gefühlen überwältigt worden. Das Oberhaupt der Katholiken weinte am Donnerstag in Rom vor der Säule der Unbefleckten Empfängnis auf der Piazza di Spagna, als er den Krieg in der Ukraine ansprach. Er habe der Gottesmutter Maria eigentlich den Dank des ukrainischen Volkes darbringen wollen für den Frieden, um den er Gott schon so lange bitte, sagte Franziskus zunächst, brach dann aber seinen Satz ab und weinte.
Der 85-Jährige hielt sich zitternd an seinem Sessel fest und schwieg mit gesenktem Kopf etwa eine halbe Minute lang. Die Gläubigen auf dem Platz, darunter neben ihm Roms Bürgermeister Roberto Gualtieri, applaudierten spontan.
Danach betete der Argentinier mit zunächst brüchiger Stimme weiter: Statt sich über das Ende des Kriegs zu freuen, müsse er weiterhin die Gebete «der Kinder, der alten Menschen, der Väter und Mütter, der jungen Leute dieses gequälten Landes vortragen, das so leidet».
Nach zwei Jahren Corona-Pause konnte der Papst zum Hochfest der Gottesmutter Maria wieder vor Zuschauern an der Mariensäule gleich neben der weltbekannten Spanischen Treppe beten. Neben den Ukrainern betete Franziskus auch für alle anderen Menschen auf der Erde, für Junge und Alte, für Familien. Nach dem Gebet liess sich der Papst - der weiterhin an heftigen Knieproblemen leidet - im Rollstuhl an den Gläubigen vorbeischieben und schüttelte viele Hände. Als er dabei von einer Journalistin auf seinen Gefühlsausbruch angesprochen wurde, nannte er den Krieg «eine Niederlage für die Menschheit».
Seit Beginn des russischen Angriffs am 24. Februar erinnert Franziskus fast in allen seinen öffentlichen Gebeten an das leidende Volk in der Ukraine. Auch am Donnerstag bat er Maria, «dass die Liebe über den Hass, die Wahrheit über die Lüge und die Vergebung über die Kränkung siegen wird, und über den Krieg der Frieden».