Ukraine-Überblick Kreml bezeichnet Europas Luftraumsperre als «feindliche Handlung»

Agenturen/red.

6.6.2022

In der Ostukraine hat sich die Situation der ukrainischen Truppen in der umkämpften Stadt Sjewjerodonezk wieder verschlechtert. Grossbritannien wird Kiew Mehrfachraketenwerfer mit hoher Reichweite liefern. Experten erwarten mehr Tuberkulose- und HIV-Fälle.  Die Entwicklungen im Tages-Überblick.

Agenturen/red.

Das Wichtigste im Überblick

  • In der ostukrainischen Stadt Sjewjerodonezk bleibt die Situation für die ukrainischen Truppen dem Präsidenten des Landes zufolge angespannt.
  • Der russische Aussenminister Sergej Lawrow kann nach Angaben aus Moskau wegen einer fehlenden Fluggenehmigung an diesem Montag nicht zu einem geplanten zweitägigen Besuch nach Serbien reisen.
  • Der Kreml hat die Sperrung des europäischen Luftraums für Russlands Aussenminister Sergej Lawrow nach dessen geplatzter Serbien-Reise als «feindliche Handlung» kritisiert.
  • Vor dem Hintergrund des russischen Angriffskriegs in der Ukraine hat am Sonntag ein fast zweiwöchiges, jährlich stattfindendes Manöver der Nato in der Ostsee begonnen.
  • In der lange umkämpften und mittlerweile russisch besetzten Stadt Mariupol soll das Trinkwasser nach ukrainischen Angaben durch verwesende Leichen und Abfall verseucht sein. Es soll bereits Fälle von Ruhr geben und auch Cholera und andere Krankheiten könnten sich ausbreiten.
  • Die Übersicht vom Sonntag findest du hier.
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  • 17.55 Uhr

    Selenskyj: Ukrainische Truppen halten sich in Sjewjerodonezk

    In der ostukrainischen Stadt Sjewjerodonezk bleibt die Situation für die ukrainischen Truppen dem Präsidenten des Landes zufolge angespannt. «Wir halten die Lage, halten eben die Lage», sagte Wolodymyr Selenskyj am Montag der Agentur Interfax-Ukraine zufolge. Die russischen Truppen seien überlegen. «Dennoch haben wir alle Chancen, in dieser Richtung weiter zu kämpfen», betonte der 44-Jährige.

    Für die ukrainischen Truppen gebe es «schrittweise» Erfolge im angrenzenden Gebiet Charkiw. Am «bedrohlichsten» sei die Situation jedoch im Gebiet Saporischschja, in dem die russische Armee die Gebietshauptstadt bedrohe, sagte er nach einem Besuch an der Front.

    Armeesprecher Olexander Motusjanyk berichtete von intensiven Kämpfen «praktisch entlang der gesamten Frontlinie in den Gebieten Luhansk und Donezk». Die russische Luftwaffe habe 39 Einsätze für Luftschläge auch ausserhalb der Ostukraine geflogen. Ziele im Land seien zudem mit landgestützten Raketen von der von Russland annektierten Halbinsel Krim beschossen worden.

    Die Ukraine kämpft seit mehr als 100 Tagen gegen die russische Invasion. Die Vereinten Nationen haben bisher mehr als 4100 getötete Zivilisten registriert, gehen aber von weitaus höheren zivilen Opferzahlen aus.

  • 14.01 Uhr

    Kreml bezeichnet Europas Luftraumsperre als «feindliche Handlungen»

    Der Kreml hat die Sperrung des europäischen Luftraums für Russlands Aussenminister Sergej Lawrow nach dessen geplatzter Serbien-Reise als «feindliche Handlung» kritisiert. «Zweifellos können solche feindlichen Handlungen gegenüber unserem Land, gegenüber hochrangigen Vertretern unseres Landes gewisse Probleme verursachen und dazu führen, dass der Zeitplan dieser Kontakte um einige Zeit verschoben wird», sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Montag laut der Nachrichtenagentur Interfax. Diese Massnahmen könnten aber prinzipiell Russlands gute Beziehungen zu freundschaftlich gesinnten Staaten wie Serbien nicht zerstören, fügte er hinzu.

    Der russische Aussenminister Sergej Lawrow hat die Blockade seiner Reise nach Serbien durch einige «Nato-Mitglieder» als «ungeheuerlich» kritisiert. Die EU und die Nato versuchten, Serbien in der freien Wahl seiner Partner zu behindern, sagte Lawrow am Montag in einer Video-Konferenz mit ausländischen Journalisten in Moskau. «Serbien sollte die freie Wahl haben.»

    Lawrow musste seine Reise nach Belgrad absagen, weil Bulgarien, Montenegro und Nordmazedonien dem Regierungsflugzeug des Ministers die Überflugrechte verweigerten. Lawrow steht wegen des russischen Angriffskriegs in der Ukraine auf der Sanktionsliste der EU.

  • 12.19 Uhr

    Situation in Sjewjerodonezk verschlechtert sich

    In der Ostukraine hat sich die Situation der ukrainischen Truppen in der umkämpften Stadt Sjewjerodonezk wieder verschlechtert. «Die Kämpfe verlaufen ziemlich dynamisch», sagte der Militärgouverneur des Gebiets Luhansk, Serhij Hajdaj, am Montag im ukrainischen Fernsehen. Nach der Zurückeroberung von etwa der Hälfte der Stadt hätten sich die ukrainischen Einheiten wieder ins Industriegebiet zurückziehen müssen.

    Die Chemiefabrik «Asot» in Swjewjerodonezk in der Ukraine am 04. Juni 2022. Der in Wien lebenden ukrainische Oligarch Dmytro Firtasch besitzt die Swjewjerodonezker Fabrik, in deren Bunkern sich 800 Zivilisten aufhalten sollen, darunter 200 Fabriksarbeiter. 
    Die Chemiefabrik «Asot» in Swjewjerodonezk in der Ukraine am 04. Juni 2022. Der in Wien lebenden ukrainische Oligarch Dmytro Firtasch besitzt die Swjewjerodonezker Fabrik, in deren Bunkern sich 800 Zivilisten aufhalten sollen, darunter 200 Fabriksarbeiter. 
    KEYSTONE/APA/GROUPDF

    «Sie haben eine Taktik: einfach alles dem Erdboden gleich machen, damit nichts übrig bleibt, um sich festzusetzen», beschrieb Hajdaj das Vorgehen der russischen Truppen. In Sjewjerodonezk sollen noch etwa 15'000 Zivilisten ausharren. In der Nacht war bekannt geworden, dass Präsident Wolodymyr Selenskyj im benachbarten Lyssytschansk persönlich Orden an Soldaten verliehen habe.

    Im Luhansker Gebiet stehen dem ukrainischen Militär zufolge etwa ein Dutzend Ortschaften unter schwerem Beschuss durch Artillerie und Mörser. Der ukrainische Generalstab berichtete zudem über schwere Kämpfe im Donezker Gebiet um Swjatohirsk. Bei der Stadt Bachmut seien Luftangriffe geflogen worden.

  • 11.57 Uhr

    London will Mehrfachraketenwerfer in die Ukraine liefern

    Grossbritannien will der Ukraine im Kampf gegen die russische Aggression erstmals Mehrfachraketenwerfer mit hoher Reichweite liefern. Die britische Regierung gab an, mehrere Raketensysteme des Typs M270 mit bis zu 80 Kilometer Reichweite in das Land zu schicken, nach BBC-Informationen sollen es zunächst drei sein. «So wie Russlands Taktik sich verändert, so muss sich auch unsere Unterstützung verändern», sagte der britische Verteidigungsminister Ben Wallace am Montag einem Statement zufolge.

    «Wenn die internationale Gemeinschaft weiter unterstützt, glaube ich daran, dass die Ukraine gewinnen kann», sagt der britische Verteidigungsminister Ben Wallace. (Archiv)
    «Wenn die internationale Gemeinschaft weiter unterstützt, glaube ich daran, dass die Ukraine gewinnen kann», sagt der britische Verteidigungsminister Ben Wallace. (Archiv)
    KEYSTONE/FERNANDO ALVARADO

    Die hochpräzisen Waffen würden es der Ukraine ermöglichen, sich besser gegen die brutalen Angriffe Russlands zu wehren, die mit ihrer Langstreckenartillerie Städte dem Erdboden gleichmachten. 

    Ukrainische Truppen sollen demnach in Grossbritannien an den Waffen ausgebildet werden. Die Lieferung sei eng mit den USA abgestimmt, die kürzlich bereits die Lieferung von Waffen mit hoher Reichweite angekündigt hatten. Der russische Präsident Wladimir Putin hatte gedroht, in diesem Fall weitere Ziele in der Ukraine anzugreifen.

  • 11.06 Uhr

    Putin warnt vor Lieferung von Raketen mit hoher Reichweite an Ukraine

    Das russische Militär hat mehrfach angekündigt, die westlichen Waffenlieferungen ins Visier zu nehmen. Immer wieder meldet Moskau die Zerstörung von schweren Waffen und Munition. Präsident Wladimir Putin hat für den Fall einer Lieferung westlicher Raketen mit hoher Reichweite an die Ukraine mit schweren Angriffen auf das Land gedroht.

    «Wenn sie liefern, dann werden wir daraus die entsprechenden Schlüsse ziehen und unsere Mittel der Vernichtung, von denen wir genug haben, einsetzen, um jenen Objekten Schläge zu versetzen, die wir bisher nicht angreifen», sagte Putin in einem am Sonntag veröffentlichten Interview des Staatsfernsehsenders Rossija 1. Ziel der westlichen Waffenlieferungen sei es, den Konflikt in der Ukraine möglichst in die Länge zu ziehen, meinte er.

  • 9.52 Uhr

    Spanien will Ukraine Leopard-Panzer liefern

    Kampfpanzer Leopard 2 A4 bei der Unterbodenreinigung. (Archivbild)
    Kampfpanzer Leopard 2 A4 bei der Unterbodenreinigung. (Archivbild)
    Klaus Mehner/ullstein bild via Getty Images

    Spanien will nach einem Bericht der Zeitung «El País» der Ukraine deutsche Kampfpanzer vom Typ Leopard 2 A4 sowie Luftabwehrraketen liefern. Es handele sich um stillgelegte Panzer, die erst für den Einsatz vorbereitet werden müssten, schrieb die Zeitung am Sonntag unter Berufung auf Informationen aus dem Verteidigungsministerium in Madrid. Die Ausbildung ukrainischer Soldaten an den Panzern solle zunächst in Lettland und später in Spanien erfolgen. Die Deutsche Presse-Agentur hat das Ministerium um eine Stellungnahme zu dem Bericht gebeten, eine Antwort stand zunächst noch aus.

    Es wäre das erste Mal, dass die Ukraine im Kampf gegen die russische Armee westliche Kampfpanzer erhielte. In Deutschland haben Politiker der Regierungspartei SPD bisher betont, es gebe eine informelle Übereinkunft zwischen den Nato-Staaten, solche Waffen nicht zu liefern. Dem Zeitungsbericht zufolge könnten rund 40 von 108 Leopard-Panzern, die Spanien 1995 gebraucht in Deutschland gekauft habe, wieder einsatzbereit gemacht werden.

    Spanien bereitet dem Bericht zufolge zudem die Lieferung einer Batterie von Boden-Luftraketen vom Typ «Shorad Aspide» des Herstellers MBDA vor. Diese seien von den spanischen Streitkräften schon ausser Dienst gestellt und durch neuere Systeme ersetzt worden. Bisher hat Spanien der Ukraine vor allem leichte Waffen, Munition und Schutzausrüstungen geliefert.

  • 8.27 Uhr

    Ölpreise legen leicht zu

    Die Hoffnung auf mehr iranisches Rohöl für den Weltmarkt hat den Anstieg der Ölpreise am Montag ein wenig gedämpft. Sie waren zu Wochenbeginn zunächst stärker gestiegen, nachdem Saudi-Arabien die Preise für Exporte nach Asien überraschend deutlich angehoben hatte.

    Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent kostete mit 120,57 US-Dollar zuletzt 80 Cent mehr als am Freitag, nachdem es zwischenzeitlich fast bis auf 122 Dollar nach oben gegangen war. Der Preis für ein Fass der amerikanischen Sorte West Texas Intermediate (WTI) legte um 84 Cent auf 119,71 Dollar zu.

    In der vergangenen Woche waren die Ölpreise gestiegen, obwohl der Ölverbund Opec+ seine Förderung im Juli und August ausweiten will. Analysten zeigten sich jedoch skeptisch, ob das zusätzliche Angebot ausreichen wird, um das knappe Weltmarktangebot auszugleichen. Vor allem die russische Produktion stand zuletzt wegen scharfer Sanktionen des Westens infolge des Ukraine-Krieges unter Druck.

  • 6 Uhr

    Lawrow will Journalisten über Krieg in Ukraine informieren

    Der russische Aussenminister Sergej Lawrow will sich bei einer Pressekonferenz vor internationalen Journalisten zur Lage in dem Konflikt mit der Ukraine aus Moskaus Sicht äussern. Dabei dürfte er auch über eine geplatzte Reise nach Serbien sprechen. Ein ranghoher Ministeriumsmitarbeiter in Moskau bestätigte der russischen Agentur Interfax, dass Bulgarien, Nordmazedonien und Montenegro keine Genehmigung für den Überflug der russischen Regierungsmaschine erteilt hätten. Lawrow ist wegen des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine mit Sanktionen belegt. Zudem ist der europäische Luftraum für russische Flugzeuge gesperrt.

  • 5.30 Uhr

    Bericht über Quarantäne wegen Choleragefahr in Mariupol

    In der lange umkämpften und mittlerweile russisch besetzten Stadt Mariupol soll das Trinkwasser nach ukrainischen Angaben durch verwesende Leichen und Abfall verseucht sein. Es gebe bereits Fälle von Ruhr und auch Cholera und andere Krankheiten könnten sich ausbreiten, sagte Petro Andrjuschtschenko, Mariupoler Stadtratabgeordneter und Berater des Bürgermeisters, der ukrainischen Nachrichtenagentur Unian. Die russischen Besatzer hätten eine Quarantäne verhängt.

    Andrjuschtschenko nannte keine weiteren Details zu dieser Quarantäne. Unabhängig liessen sich seine Angaben zunächst auch nicht überprüfen. Die WHO hatte bereits im Mai davor gewarnt, dass sich in Mariupol Cholera oder andere Infektionskrankheiten ausbreiten könnten.

  • 5.27 Uhr

    Ukraine bestätigt Tötung russischen Generals an der Front

    Das ukrainische Militär hat nach eigenen Angaben einen weiteren hochrangigen russischen Offizier im Generalsrang getötet. Der Kommandeur des 1. Armeekorps der separatistischen Donezker Volksrepublik, Generalmajor Roman Kutusow, sei «offiziell entnazifiziert und entmilitarisiert» worden, teilte die Verwaltung für strategische Kommunikation der ukrainischen Streitkräfte laut dem Online-Portal «Ukrajinskaja Prawda» in der Nacht zum Montag mit. Über den Tod Kutusows hatte zuerst ein Korrespondent des russischen Staatsfernsehens berichtet.

    Kutusow soll gefallen sein, während er einen russischen Angriff auf eine Ortschaft nahe Popasna im Gebiet Luhansk im Osten der Ukraine leitete. Die ukrainische Seite hatte zuvor berichtet, die russische Attacke sei abgewehrt worden und der Feind habe sich unter «erheblichen Verlusten» zurückziehen müssen.

    Seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine am 24. Februar sind schon mehrere Moskauer Generäle gefallen. Offizielle russische Quellen haben in der Zwischenzeit den Tod von vier Generälen bestätigt. Die Ukraine hatte sogar von mindestens sieben getöteten russischen Generälen gesprochen. Allerdings tauchten zwei davon nach der ukrainischen Todesmeldung lebend wieder auf.

  • 3.20 Uhr

    Nato-Manöver mit Finnland und Schweden beginnt in der Ostsee

    Vor dem Hintergrund des russischen Angriffskriegs in der Ukraine hat am Sonntag ein fast zweiwöchiges, jährlich stattfindendes Manöver der Nato in der Ostsee begonnen. Beteiligt waren an der Marineübung «Baltops» mehr als 7000 Soldaten aus 16 Nationen, darunter auch aus den potenziellen künftigen Nato-Mitgliedsstaaten Finnland und Schweden.

    Das «Baltops-Manöver» gibt es seit 1972 und es wird nicht auf Grundlage einer speziellen Bedrohungslage abgehalten. Die Nato teilte aber vorab mit, durch die Beteiligung Schwedens und Finnlands stärke das Bündnis in einem unvorhersehbaren globalen Umfeld seine Widerstandsfähigkeit. Die beiden nordeuropäischen Staaten hatten als direkte Reaktion auf den russischen Überfall der Ukraine Anträge auf einen Beitritt zum westlichen Militärbündnis gestellt.

    US-Generalstabschef Mark Milley sagte am Samstag bei einer Pressekonferenz auf dem Amphibienkriegsschiff «USS Kearsarge» in Stockholm, mit dem Manöver bezeugten die USA und ihre Nato-Partner Solidarität gegenüber Schweden und Finnland. Für Russland wäre deren Aufnahme in die Nato sehr problematisch, denn an die strategisch wichtige Ostsee würden dann nur noch Nato-Staaten grenzen, mit Ausnahme der russischen Exklave Kaliningrad und der russischen Metropole St. Petersburg und deren Umgebung.

  • 1.15 Uhr

    Moskau: Aussenminister Lawrow kann nicht nach Serbien reisen

    Der russische Aussenminister Sergej Lawrow kann nach Angaben aus Moskau wegen einer fehlenden Fluggenehmigung an diesem Montag nicht zu einem geplanten zweitägigen Besuch nach Serbien reisen. Ein ranghoher Ministeriumsmitarbeiter bestätigte der russischen Agentur Interfax zufolge einen entsprechenden serbischen Medienbericht vom Sonntag, nach dem Bulgarien, Nordmazedonien und Montenegro keine Genehmigung für den Überflug der russischen Regierungsmaschine erteilt hätten. Lawrow ist wegen des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine mit westlichen Sanktionen belegt. Zudem ist der europäische Luftraum für russische Flugzeuge gesperrt.

    Der Minister wollte sich mit der serbischen Führung treffen, um etwa über die Versorgung des Landes mit russischer Energie zu sprechen. Auf die Frage, ob der Besuch abgesagt sei, entgegnete der Ministeriumsmitarbeiter: «Die Diplomatie hat bisher nicht die Fähigkeit zum Beamen erlangt.» Zuvor hatten serbische Medien über die Absage des Besuchs von Lawrow in Belgrad berichtet, weil es keine Überfluggenehmigung gebe. Lawrow liess am Sonntag überraschend ausländische Journalisten für diesen Montag zu einer Pressekonferenz einladen.

  • 0.10 Uhr

    Experten erwarten mehr Tuberkulose- und HIV-Fälle wegen Ukraine-Krieg

    Der Globale Fonds zur Bekämpfung von Aids, Tuberkulose und Malaria erwartet infolge des russischen Angriffskriegs in der Ukraine mehr Infektionen mit Tuberkulose und HIV. «Es ist noch zu früh, um die langfristigen Folgen des Krieges genau einzuschätzen, aber wir gehen davon aus, dass sich der Konflikt erheblich auf die Tuberkulose- und HIV-Raten in der Ukraine und in der gesamten Region auswirken wird», sagte der Direktor des Fonds, Peters Sands, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND, Montag). «Grosse Fluchtbewegungen, die Unterbringung in beengten Unterkünften und die Unterbrechung der medizinischen Versorgung begünstigen die Verbreitung von Infektionskrankheiten.»

    Schätzungsweise 260’000 Menschen in der Ukraine leben nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation WHO mit HIV. Nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) verzeichnete die Ukraine im Jahr 2020 eine der höchsten Tuberkulose-Inzidenzen in der europäischen WHO-Region. Die Ukraine zähle darüber hinaus zu den Ländern mit den höchsten Anteilen an multiresistenter Tuberkulose - das bedeutet, dass gängige Medikamente nicht mehr anschlagen.

    Sands zeigte sich besorgt über die Gesundheitsversorgung in der Ukraine. «Mehr als 150 Gesundheitseinrichtungen wurden beschädigt oder zerstört, medizinisches Personal und Patienten wurden vertrieben, verletzt oder getötet», sagte er. Viele Menschen hätten keinen Zugang zu medizinischer Versorgung mehr, Präventions- und Behandlungsprogramme seien unterbrochen. «Für Tuberkulose-Patienten und Menschen, die mit HIV leben, ist diese Situation besonders lebensbedrohlich, denn sie sind auf die regelmässige Einnahme von Medikamenten angewiesen», warnte Sands. «Wir unterstützen nachdrücklich die Einrichtung eines geschützten humanitären Korridors, damit medizinische Hilfsgüter geliefert werden können und Menschen, die das Konfliktgebiet verlassen wollen, dies auch können», sagte er weiter.»

  • 0 Uhr

    Selenskyj besucht umkämpfte Region Saporischschja

    Bei einem Besuch in der umkämpften Region Saporischschja hat sich der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj am Sonntag über die militärische Lage informiert. Knapp 60 Prozent der südostukrainischen Region seien seit dem russischen Einmarsch am 24. Februar inzwischen von Moskaus Truppen besetzt worden, sagte der Militärgouverneur des Gebiets, Olexander Staruch, bei dem Gespräch mit dem Präsidenten in der Grossstadt Saporischschja. «Viele Menschen treffen aus Orten ein, die zeitweise vom Feind besetzt sind», sagte Selenskyj einer Mitteilung zufolge.

    Die Flüchtlinge müssten mit Wohnungen versorgt werden, verlangte der Präsident. Den Vereinten Nationen zufolge sind mehr als sieben Millionen Menschen innerhalb des Landes geflohen. «Ebenso muss an die Beschäftigung dieser Menschen gedacht werden», sagte er. Nach Saporischschja waren auch besonders viele Menschen aus der Hafenstadt Mariupol geflüchtet, in der prorussische Separatisten mit Hilfe von Moskaus Truppen die Kontrolle übernommen haben.

    Selenskyj hatte zuletzt immer wieder schwere Waffen vom Westen gefordert, um nicht nur den russischen Vormarsch aufzuhalten, sondern auch besetzte Gebiete zurückzuerobern. 20 Prozent des ukrainischen Territoriums sind von russischen Truppen besetzt, wie er zuletzt gesagt hatte. Zum Ärger der ukrainischen Führung hatte Moskau ausserdem damit begonnen, in der Region Saporischschja russische Pässe zu verteilen. Befürchtet wird in Kiew eine Annexion des Gebiets.

    Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj (r.) spricht am Sonntag bei einem Frontbesuch in de Region Saporischschja mit Soldaten.
    Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj (r.) spricht am Sonntag bei einem Frontbesuch in de Region Saporischschja mit Soldaten.
    Bild: Keystone/EPA/Presidential Press Service Handout

    Bei seinem Besuch verlieh Selenskyj auch Orden an Soldaten. «Ich möchte jedem für die grosse Sache, für Ihren Dienst, dafür danken, dass Sie uns alle, unseren Staat verteidigen.» In einer in der Nacht veröffentlichten Video-Ansprache sagte der 44-Jährige: «Der Krieg Russlands gegen die Ukraine muss so schnell wie möglich beendet werden».

    Selenskyj sagte weiter, dass er zusammen mit seinem Bürochef Andrij Jermak eine Rundreise in den umkämpften Gebieten Donezk und Luhansk gemacht und dabei die Frontstädte Lyssytschansk und Soledar besucht habe. Lyssytschansk liegt am Fluss gegenüber von Sjewjerodonezk. Selenskyj hatte zuletzt immer wieder schwere Waffen vom Westen gefordert, um nicht nur den russischen Vormarsch aufzuhalten, sondern auch besetzte Gebiete zurückzuerobern.

    Die Ukraine kämpft seit mehr als 100 Tagen gegen die russische Invasion. Die Vereinten Nationen haben bisher mehr als 4100 getötete Zivilisten registriert, gehen aber von weitaus höheren zivilen Opferzahlen aus.