Was wusste er? Saudischer Kronprinz: «Khashoggi-Mord unter meiner Amtsaufsicht»

tafi

27.9.2019

Saudi-Arabiens Kronprinz Mohammed bin Salman räumt erstmals öffentlich eine «Verantwortung» im Fall des Khashoggi-Mordes ein. Von einem Schuldeingeständnis sind seine schwammigen Aussagen aber weit entfernt. 
Saudi-Arabiens Kronprinz Mohammed bin Salman räumt erstmals öffentlich eine «Verantwortung» im Fall des Khashoggi-Mordes ein. Von einem Schuldeingeständnis sind seine schwammigen Aussagen aber weit entfernt. 
Keystone

Mohammed bin Salman gesteht im US-Fernsehen erstmals ein, «die Verantwortung» im Fall des ermordeten Journalisten Jamal Khashoggi zu tragen. Persönlich sei er aber nicht in das Verbrechen verwickelt gewesen.

Saudi-Arabiens Kronprinz Mohammed bin Salman hat gegenüber dem US-amerikanischen TV-Sender PBS eingeräumt, dass die Ermordung des regierungskritischen Journalisten Jamal Khashoggi unter seiner Verantwortung geschah. In einem Trailer für das Doku-Format «Frontline», dass am 1. Oktober ausgestrahlt werden soll, zitiert ihn der Journalist Martin Smith mit den Worten: «Es geschah unter meiner Aufsicht. Ich übernehme die volle Verantwortung, weil es unter meiner Aufsicht passiert ist.»

Es ist das erste Mal, dass Mohammed bin Salman öffentlich eingesteht, in den Fall verwickelt zu sein. Der Kronprinz bestreitet allerdings, persönliche Kenntnis von der Tötungsmission gehabt zu haben. Westliche Geheimdienste sehen das anders und gehen davon aus, dass er den Mord persönlich angeordnet hat.

Das Gespräch zwischen PBS und bin Salman hat bereits im Dezember 2018 (sic!) am Rande einer Rennsportveranstaltung stattgefunden – wirklich brisant scheinen die Aussagen kaum zu sein, wenn sie erst zehn Monate später veröffentlicht werden. Mehr Spannung verspricht ein aktuelles Interview, dass CBS bereits am Sonntag im Rahmen des Nachrichtenmagazins «60 Minutes» ausstrahlen will. Darin wird bin Salman konkret gefragt, ob er die Ermordung Khashoggis angeordnet habe.



Der im US-Exil lebende saudische Regierungskritiker Khashoggi war am 2. Oktober 2018 im Konsulat seines Heimatlandes in Istanbul umgebracht worden. Er wollte Dokumente für seine Hochzeit mit einer Türkin abholen. Unter immensem internationalem Druck auf Saudi-Arabien gab die Regierung in Riad schliesslich den Tod von Khashoggi zu.

Schwammige Erklärungsversuche

Dass bin Salman von den Vorgängen nichts wusste, begründet im Gespräch mit dem PBS-Journalisten so: «Wir haben 20 Millionen Einwohner und drei Millionen Regierungsmitarbeiter.» Auch dafür, dass das Killerkommando in einem seiner Flugzeuge nach Istanbul und zurück flog, lieferte er eine – schwammige – Erklärung: «Ich habe Offizielle und Minister, die sich um viele Angelegenheiten kümmern und dafür verantwortlich sind. Sie haben dafür die Befugnisse.»

Jamal Khashoggi (im Bild) wurde am 2. Oktober 2018 im Instanbuler Konsulat Saudi-Arabiens ermordet.
Jamal Khashoggi (im Bild) wurde am 2. Oktober 2018 im Instanbuler Konsulat Saudi-Arabiens ermordet.
Keystone

Khashoggis türkische Verlobte Hatice Cengiz misst Mohammed bin Salmans Eingeständnis keine grosse Bedeutung bei. Laut «Reuters» sagte sie an einem Anlass im Rahmen der UN-Vollversammlung in New York: «Er gibt lediglich zu, dass es unter seiner Aufsicht passiert ist, bestreitet aber, in dieses Verbrechen verwickelt zu sein. Seine Aussage ist ein rein politisches Manöver.»



In einem Gespräch  mit «NBC News» forderte Cengiz einmal mehr eine umfassende Untersuchung des Mordes und die Bergung der sterblichen Überreste Khashoggis. Saudi-Arabien habe bis heute keine Konsequenzen zu spüren bekommen. Das Land geriet zwar durch die internationale Berichterstattung unter Druck, «aber letztendlich haben sich die führenden Politiker der Welt nicht überzeugen lassen, Saudi-Arabien zu bestrafen.»

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