Sterbehilfe Sarco-Verantwortliche sitzen in Schaffhausen noch in Haft

fn, sda

25.9.2024 - 08:47

Nach dem ersten Einsatz der Sterbehilfekapsel Sarco in Schaffhausen wurden mehrere Personen verhaftet. Sie sind nach wie vor im Gefängnis. (Archiv)
Nach dem ersten Einsatz der Sterbehilfekapsel Sarco in Schaffhausen wurden mehrere Personen verhaftet. Sie sind nach wie vor im Gefängnis. (Archiv)
Keystone

Die Personen, die am Montag wegen des Sarco-Einsatzes in Merishausen SH verhaftet wurden, befinden sich nach wie vor nicht auf freiem Fuss. Sie seien noch in Haft, teilte der zuständige Schaffhauser Staatsanwalt am Mittwochmorgen auf Anfrage mit.

Ob Staatsanwalt Peter Sticher Untersuchungshaft beantragen wird, ist noch offen. Entscheiden muss er dies bis am Mittwochabend, da der Antrag innerhalb von 48 Stunden ab Verhaftung gestellt werden muss.

Hinter Gittern sitzen derzeit unter anderem der Co-Präsident der Sterbehilfeorganisation «The Last Resort», Florian Willet, zwei Anwälte sowie ein holländischer Journalist, der den ersten Einsatz der Suizidkapsel Sarco begleitet hatte. Die Staatsanwaltschaft leitet gegen die Verhafteten ein Strafverfahren wegen Verleitung und Beihilfe zum Selbstmord ein.

Am Montag wurde Sticher von einem Anwalt darüber informiert, dass im Wald bei Merishausen die Suizidkapsel angewendet worden sei. Die sofort ausgerückten Einsatzkräfte stellten die Kapsel sicher und brachten die verstorbene Person zur Obduktion nach Zürich.

Sarco hat «funktioniert wie geplant»

Gemäss der Sterbehilfeorganisation «The Last Resort» nahm sich eine 64-jährige US-Amerikanerin in der Kapsel das Leben. Sie habe seit vielen Jahren unter den Folgen einer Immunschwäche gelitten. Sarco habe so funktioniert wie geplant und der Frau einen medikamentenfreien Tod gebracht.

«The Last Resort» hatte in diesem Sommer angekündigt, dass die Sterbekapsel noch in diesem Jahr in der Schweiz zum Einsatz kommen solle. Die Staatsanwaltschaften mehrerer Kantone kündigten daraufhin an, ein Verfahren einzuleiten, falls die Kapsel bei ihnen verwendet werde – darunter war auch Schaffhausen.

Genau zum selben Zeitpunkt wie Sarco im Wald von Merishausen erstmals angewendet wurde, sagte Gesundheitsministerin Elisabeth Baume-Schneider (SP) bei der Fragestunde im Parlament, dass die Suizidkapsel nicht rechtskonform sei.

Zum einen erfülle Sarco die Anforderungen des Produktesicherheitsrechts nicht. Und zum anderen sei die Verwendung von Stickstoff mit dem Zweckartikel des Chemikaliengesetzes nicht vereinbar.

Per Knopfdruck aus dem Leben scheiden

Sarco soll erlauben, durch Knopfdruck aus dem Leben zu scheiden. Die Maschine kann zum Sterben an jeden beliebigen Ort gebracht werden. Auf Knopfdruck strömt Stickstoff in die Kapsel, der den Sauerstoff verdrängt. Nach wenigen Atemzügen wird die Person bewusstlos.

Der Tod tritt gemäss «The Last Resort» nach etwa fünf Minuten ein. Ziel der Organisation ist es gemäss eigenen Angaben, einen «schöneren Tod» zu ermöglichen.

Bei einer Präsentation in Zürich kündigten die Verantwortlichen im Sommer an, künftig auch eine «Paar-Lösung» anbieten zu wollen, damit Paare gemeinsam sterben können.

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