Drohnen-Angriff? Moskau spricht von Attentat auf Putin, Kiew von Inszenierung

tjnj / AFP / DPA / SDA

3.5.2023

Kreml wirft Ukraine versuchten Drohnen-Anschlag auf Putin vor

Kreml wirft Ukraine versuchten Drohnen-Anschlag auf Putin vor

Russland hat der Ukraine einen versuchten Anschlag auf Kremlchef Wladimir Putin vorgeworfen und mit Gegenmassnahmen gedroht. In der Nacht zu Mittwoch seien zwei Drohnen zum Absturz gebracht worden, die auf das Kreml-Gelände zugeflogen seien.

03.05.2023

Der Kreml meldet, ein Attentat auf Wladimir Putin verhindert zu haben: Dieser sei von der Ukraine ausgegangen. Kiew dementiert die Vorwürfe. Vielmehr sei der Angriff inszeniert worden. Das ist bisher bekannt.

tjnj / AFP / DPA / SDA

3.5.2023

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Russland beschuldigt die Ukraine eines versuchten Attentats auf Wladimir Putin.
  • In der Nacht zum Mittwoch habe das russische Militär zwei Drohnen ausgeschaltet, die auf den Kreml zugeflogen seien.
  • Die Ukraine streitet die Vorwürfe mit dem Verweis ab, dass ein solcher Angriff strategisch «extrem nachteilig» für ihre Ziele wäre.
  • Stattdessen brachte der ukrainische Präsidentenberater Michailo Podoljak die Möglichkeit einer Inszenierung seitens der russischen Regierung ins Spiel.
  • Duma-Chef Wjatscheslaw Wolodin forderte als Reaktion auf den vermeintlichen Angriff die Vernichtung der ukrainischen Regierung.

Russland hat der Ukraine einen versuchten Anschlag auf Kremlchef Wladimir Putin vorgeworfen und mit Gegenmassnahmen gedroht. In der Nacht zu Mittwoch seien zwei Drohnen zum Absturz gebracht worden, die auf das Kreml-Gelände zugeflogen seien, teilte das russische Präsidialamt mit.

Putin sei unverletzt geblieben. Wenig später zitierten staatliche russische Medien Kremlsprecher Dmitri Peskow mit den Worten, Putin sei zum Zeitpunkt der versuchten Attacke gar nicht im Kreml gewesen, sondern in seiner Residenz Nowo-Ogarjowo.

Moskau spricht von «geplantem Terrorakt»

«Wir betrachten diese Handlungen als einen geplanten Terrorakt und Anschlag auf das Leben des Präsidenten der Russischen Föderation», heisst es in der Kreml-Mitteilung.

«Die russische Seite behält sich das Recht vor, Gegenmassnahmen zu ergreifen, wo und wann sie es für angebracht hält.» Unabhängig überprüft werden konnten die Angaben zunächst nicht.

In sozialen Netzwerken war bereits in der Nacht ein Video aufgetaucht, das eine kleine Rauchwolke in der Nähe des Kremls zeigt. Später kursierten zudem Clips, die den Moment der Zerstörung durch die Luftabwehr auf dem Kreml-Gelände zeigen sollen.

Auch diese Aufnahmen konnten zunächst nicht verifiziert werden. Moskaus Bürgermeister Sergej Sobjanin erklärte, ab sofort gelte in der russischen Hauptstadt ein komplettes Drohnen-Verbot.

Kiew: Angriff auf den Kreml wäre «extrem nachteilig»

Die Ukraine hat die Verantwortung für den angeblichen Anschlagsversuch mit Drohnen zurückgewiesen. «Die Ukraine hat nichts mit Drohnenangriffen auf den Kreml zu tun», sagte am Mittwoch der ukrainische Präsidentenberater Michailo Podoljak.

Er sagte weiter, die Ukraine greife den Kreml nicht an, weil auf diese Weise keine «militärischen Ziele» erreicht würden. «Die Ukraine führt einen ausschliesslich defensiven Krieg und greift keine Ziele auf dem Territorium der Russischen Föderation an», betonte er.

Podoljak sagte auch, ein Angriff auf den Kreml wäre für die Ukraine «extrem nachteilig», da die Ukraine gerade ihre militärische Gegenoffensive gegen die russischen Invasionstruppen vorbereite. Ein Angriff auf den Kreml würde Moskau nur «zu noch radikaleren Taten provozieren» als bislang.

Mutmassliche Sabotageakte nehmen zu

Der ukrainische Präsidentenberater verdächtigte vielmehr Moskau, den angeblichen Drohnenangriff auf den Kreml inszeniert zu haben. Solche von Russland «inszenierten Berichte» stellten einen Versuch dar, auf der Informationsebene einem «gross angelegten terroristischen Angriff auf die Ukraine» den Weg zu bereiten.

US-Aussenminister Anthony Blinken erklärte, den russischen Vorwurf nicht bestätigen zu können. Ohnehin seien alle Angaben der russischen Regierung «mit sehr grosser Vorsicht» zu geniessen.

Seit Tagen nehmen mutmassliche Sabotageakte und Angriffe auf russischem Territorium zu und überschatten die Vorbereitungen für Moskaus alljährliche Feierlichkeiten zum Sieg über Nazi-Deutschland am 9. Mai 1945. Die Militärparade auf dem Roten Platz in Moskau soll nach Angaben des Kremls aber trotzdem stattfinden.

Duma-Chef will Selenskyjs Regierung «vernichten»

Der Vorsitzende des russischen Unterhauses, Wjatscheslaw Wolodin, rief unterdessen als Reaktion auf den angeblich versuchten Drohnenangriff dazu auf, die Regierung in Kiew zu «vernichten».

«Wir werden den Einsatz von Waffen fordern, die in der Lage sind, das terroristische Regime in Kiew aufzuhalten und zu vernichten», sagte der Duma-Chef in Moskau. Mit der Regierung des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj könne es «keine Verhandlungen» geben.

Duma-Chef Wjatscheslaw Wolodin rief nach dem vermeintlichen Anschlag zur Vernichtung der ukrainischen Regierung auf.
Duma-Chef Wjatscheslaw Wolodin rief nach dem vermeintlichen Anschlag zur Vernichtung der ukrainischen Regierung auf.
Bild: Palácio do Planalto / Wikipedia