Ukraine-ÜbersichtKiew meldet Offensivhandlungen um Bachmut +++ Kreml-Gegner verkünden Ortschaft-Einnahme
Agenturen/red
5.6.2023
Rückzugswege vermint: Söldnerchef Prigoschin macht Armee Vorwürfe
Der Chef der russischen Söldnergruppe Wagner, Jewgeni Prigoschin, hat erneut schwere Vorwürfe gegen die reguläre russische Armee erhoben.
Soldaten hätten Mitte Mai eine Strasse vermint, auf der seine Kämpfer aus der mittlerweile eroberten ostukrainischen Stadt Bachmut hätten herausfahren wollen. Das teilte Prigoschin am Sonntagabend auf Telegram mit.
05.06.2023
Die Ukraine berichtet von Offensivhandlungen ums besetzte Bachmut. Söldnerchef Prigoschin wirft der russischen Armee vor, seine Wagner-Soldaten anzugreifen. Die Entwicklungen im Ticker.
Agenturen/red
05.06.2023, 21:57
06.06.2023, 00:36
Agenturen/red
Das Wichtigste im Überblick
Die Ukraine hat «offensive Aktionen» in einigen Frontabschnitten bestätigt und Geländegewinne nahe der zerstörten Stadt Bachmut im Osten des Landes bekannt gegeben.
Laut Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin sollen russische Kämpfer seiner Söldnertruppe in der Ostukraine angegriffen haben.
Die russische Flotte hat die Nato nicht über ihr Manöver mit 40 Schiffen und 25 Kampfflugzeugen in der Ostsee in Kenntnis gesetzt.
Russland hat sich offen für einen neuen Dialog mit den USA über atomare Rüstungskontrolle gezeigt.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj meldet mehr als 19'500 nach Russland deportierte Kinder – erst 370 seien zurück.
Am 15. Juni wird Selenskyj sich im Nationalratssaal via Videoschaltung an das eidgenössische Parlament richten.
Die Ukraine hat «offensive Aktionen» in einigen Frontabschnitten bestätigt und Geländegewinne nahe der zerstörten Stadt Bachmut im Osten des Landes bekannt gegeben. «In einigen Sektoren führen wir offensive Aktionen aus», erklärte die ukrainische Vize-Verteidigungsministerin Hanna Malijar im Onlinedienst Telegram; zugleich machte sie deutlich, dass es sich nicht um gross angelegte Angriffe gehandelt habe.
Wagner-Chef beschwert sich über russische Armee
Eine russische Einheit soll nach Angaben von Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin Kämpfer seiner Söldnertruppe in der Ostukraine angegriffen haben. Wagner-Kämpfer hätten dabei einen russischen Oberstleutnant gefangen genommen, teilte Prigoschin am Sonntagabend mit. Der Wagner-Chef veröffentlichte einen Bericht im Onlinedienst Telegram, wonach seine Kämpfer bei Minenräumungsaktionen von russischen Soldaten beschossen worden sein sollen.
Selenskyj spricht bald zum Schweizer Parlament
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj richtet sich am 15. Juni in einer Videoschaltung ans «eidgenössische» Parlament. Die Übertragung erfolgt ab 14.00 Uhr im Nationalratssaal, wie die Parlamentsdienste am Montag mitteilten.
Ukrainische Luftfahrtspezialisten nach Grossbritannien aufgebrochen
Die Vorbereitung für eine Ausbildung ukrainischer Piloten in Grossbritannien ist angelaufen. Regierungschef Denys Schmyhal dankte London am Montag bei einem Treffen mit dem britischen Aussenminister James Cleverly in Kiew «für die Bereitschaft, Piloten auszubilden. Die erste Gruppe ist nach Grossbritannien geschickt worden.» Nach der Mitteilung Schmyhals, die über Telegram veröffentlicht wurde, stellte der Sprecher der ukrainischen Luftwaffe, Juri Ihnat, gegenüber dem Portal «Ukrajinska Prawda» jedoch klar, dass keine Piloten das Land verlassen hätten. «Die ersten Gruppen von Luftfahrtspezialisten sind aufgebrochen und prüfen die Möglichkeit einer weiteren Ausbildung ukrainischer Piloten», sagte er.
Moskau: 900 ukrainische Soldaten getötet
Im Krieg gegen die Ukraine hat Russland nach Angaben der eigenen Armee eine Offensive der Gegenseite zurückgeschlagen und dabei binnen 24 Stunden mehr als 900 ukrainische Soldaten getötet.
«Der Feind hat seine gesteckten Ziele nicht erreicht», sagte Armeesprecher Igor Konaschenkow am Montag in Moskau. «Durch aktives Handeln der Heeresgruppe "Ost», Schläge der Luftwaffe und Artilleriefeuer wurden dem Gegner in den Orten Neskutschne der Donezker Volksrepublik und Nowodariwka im Gebiet Saporischschja erhebliche Verluste zugefügt.»
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Ukrainische Luftfahrtspezialisten nach Grossbritannien aufgebrochen
Die Vorbereitung für eine Ausbildung ukrainischer Piloten in Grossbritannien ist angelaufen. Regierungschef Denys Schmyhal dankte London am Montag bei einem Treffen mit dem britischen Aussenminister James Cleverly in Kiew «für die Bereitschaft, Piloten auszubilden. Die erste Gruppe ist nach Grossbritannien geschickt worden.» Nach der Mitteilung Schmyhals, die über Telegram veröffentlicht wurde, stellte der Sprecher der ukrainischen Luftwaffe, Juri Ihnat, gegenüber dem Portal «Ukrajinska Prawda» jedoch klar, dass keine Piloten das Land verlassen hätten. «Die ersten Gruppen von Luftfahrtspezialisten sind aufgebrochen und prüfen die Möglichkeit einer weiteren Ausbildung ukrainischer Piloten», sagte er.
Auch Schmyhal selbst aktualisierte seine Telegram-Mitteilung am Abend und stellte mit Blick auf die Piloten klar: «Die erste Gruppe ist bereits ausgewählt worden, sich in Grossbritannien ausbilden zu lassen.»
Ihnat führte gegenüber «Ukrajinska Prawda» weiter aus, es gehe um eine Ausbildung in verschiedenen Stufen von Fachkräften, darunter Luftfahrtingenieure, die Flugzeuge täglich warten müssten, und Offiziere, die die Gefechtskontrolle hätten. Es gehe nicht nur um Piloten, sagte Ihnat.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte zuletzt immer wieder von einer «Kampfjet-Koalition» gesprochen, an der sich mehrere Staaten beteiligen. Die Ukraine erhofft sich eine Lieferung von 48 Kampfjets des US-Typs F-16, um im Kampf gegen den russischen Angriffskrieg die Hoheit über ihren Luftraum wiederzuerlangen.
Die ukrainischen Truppen passten sich den Nato-Standards an, sagte Schmyhal. Das Land strebt eine Mitgliedschaft in dem Militärbündnis an. Bei seinem Treffen mit Cleverly forderte der Regierungschef auch schärfere Sanktionen gegen Russland. «Das wird die russische Kriegsmaschinerie ausbluten», sagte er.
Schmyhal lobte – wie zuvor auch Kiews Aussenminister Dmytro Kuleba – bei dem Treffen mit Cleverly, dass London noch in diesem Monat eine Wiederaufbaukonferenz für die Ukraine organisiere. Davon erhoffe man sich insbesondere Ressourcen für den Wiederaufbau.
Cleverly, der bei Twitter auch ein Foto von seinem Treffen mit Wolodymyr Selenskyj veröffentlichte, teilte mit: «Die Ukraine kann auf unsere Unterstützung zählen. So lange, wie es nötig sein wird».
Grossbritannien gehört mit den USA und Deutschland zu den grössten Unterstützern der Ukraine im Kampf gegen die russische Invasion. Das Land hat als erstes auch Raketen mit grösserer Reichweite an die Ukraine geliefert.
Kremlfeindliche Kämpfer haben in der russischen Region Belgorod nach eigenen Angaben die Ortschaft Nowaja Tawolschanka komplett unter ihre Kontrolle gebracht. Weil der russische Machtapparat sich nicht für das Schicksal der Region interessiere und die Lage nicht mehr im Griff habe, hätten sie nun das Handeln übernommen, teilte das Russische Freiwilligenkorps RDK am Montag mit. Nowaja Tawolschanka sei kein kleines Dorf, sondern ein Ort mit einst 5000 Einwohnern. «Jetzt ist er leer», sagte ein Bewaffneter auf einem Video. Der Gouverneur von Belgorod, Wjatscheslaw Gladkow, räumte nach tagelangem Beschuss des Gebiets indirekt ein, in dem Ort nicht mehr Herr der Lage zu sein.
In Nowaja Tawolschanka nahe der Stadt Schebekin könnten die noch verbliebenen 100 Menschen nicht gerettet werden, weil dort geschossen werde, sagte Gladkow in einem Video. Das Verteidigungsministerium in Moskau spricht von «Terroristen» und «Saboteuren», die von ukrainischer Seite mit Artillerie feuerten und teils auch eingedrungen seien in russisches Staatsgebiet. Das Ministerium hatte vorige Woche mitgeteilt, mehr als 120 Kämpfer und Militärtechnik «vernichtet» zu haben. Aus Moskau gab es zunächst keine Reaktion zur Lage in Nowaja Tawolschanka.
Die Kämpfer des Freiwilligenkorps, das aus russischen Nationalisten besteht, bot in dem bei Telegram veröffentlichten Video auch an, mit Vertretern des Machtapparats in Moskau zu sprechen, weil Gouverneur Gladkow selbst ohne Einfluss auf die Situation sei. Das RDK kämpft nach eigenen Angaben für ein freies Russland. Die ukrainische Führung hatte zurückgewiesen, etwas direkt mit den Angriffen auf die russische Region zu tun zu haben. Im Gebiet Belgorod gab es durch das Feuer von ukrainischer Seite bereits mehrere Tote und Verletzte unter Zivilisten. Russland hatte seinen Krieg gegen die Ukraine am 24. Februar 2022 auch vom Gebiet Belgorod aus begonnen.
19.32 Uhr
Belgien prüft Berichte über Waffen bei Angriff auf russische Region
Belgien prüft Medienberichte, wonach in dem Land hergestellte Waffen womöglich bei Angriffen in der russischen Region Belgorod eingesetzt worden sind. «Wir haben unsere Geheimdienste und Militärdienste gebeten, dies zu analysieren. Ich habe keine Bestätigung dafür», sagte Premierminister Alexander De Croo der Nachrichtenagentur Belga zufolge am Montag dem belgischen Sender RTBF. Generell gälten sehr strenge Regeln bei Waffenlieferungen an die Ukraine.
Laut einem Bericht der «Washington Post» von Samstag nutzen Kämpfer von kremlfeindlichen Milizen in der russisch-ukrainischen Grenzregion Belgorod von Nato-Staaten gelieferte Rüstungsgüter. Darunter seien auch Waffen aus belgischer Produktion.
Das Gebiet Belgorod wird seit Tagen von ukrainischer Seite mit Artillerie beschossen, teils stiessen Saboteure und Terroristen, wie sie in Moskau genannt werden, auf russisches Gebiet vor. Mehrere Menschen starben, viele wurden verletzt, ganze Ortschaften werden evakuiert. Die Behörden meldeten schwere Zerstörungen an Wohnhäusern. Die Angriffe auf russisches Gebiet stehen allerdings in keinem Verhältnis zu den Kriegsfolgen in der Ukraine.
De Croo erinnerte laut Belga daran, dass die gelieferten Waffen für Verteidigungszwecke auf ukrainischem Territorium angesichts der russischen Invasion bestimmt sind. Es gebe extrem strikte Regeln für die belgischen Waffen und die Waffen anderer europäischer Länder. «Wir fordern die Ukrainer auf, die Situation aufzuklären», sagte der Regierungschef.
Zum jetzigen Zeitpunkt gebe es noch keine offizielle Bestätigung, woher die Waffen stammten, sagte ein Sprecher der belgischen Verteidigungsministerin am Montag. Es könne sich auch um Waffen handeln, die auf dem Schlachtfeld aufgefunden wurden oder von anderen Ländern geliefert wurden.
19.14 Uhr
Kiew meldet ukrainische Offensivhandlungen um besetztes Bachmut
Die ukrainische Armee führt in der Region um die von russischen Truppen besetzte Stadt Bachmut nach Angaben aus Kiew mehrere Offensivhandlungen. Die ukrainische Vize-Verteidigungsministerin Hanna Maljar teilte am Montag in ihrem Telegram-Kanal mit, dass Bachmut der zentrale Schauplatz der aktuellen Kämpfe sei. Demnach rückten - wie in den vergangenen Tagen auch - die ukrainischen Streitkräfte dort entlang einer breiten Front weiter vor. Sie hätten einige strategisch wichtige Höhen eingenommen. Die russischen Streitkräfte sind laut Maljar in der Defensive.
Nach Darstellung Maljars gibt es auch im Süden des Landes lokale Kämpfe. Dort seien die feindlichen Streitkräfte ebenfalls zur Verteidigung übergegangen. Russische Angaben gab es dazu zunächst nicht.
Um die ostukrainische Stadt Bachmut war monatelang verlustreich gekämpft worden. Ursprünglich hatte sie 70 000 Einwohner. Die russische Privatarmee Wagner hatte Bachmut eingenommen und kürzlich ihren Abzug erklärt, um die Stadt komplett der Kontrolle der regulären Moskauer Streitkräfte zu überlassen. Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin, der die russische Militärführung als «unfähig» bezeichnet, räumte am Wochenende ein, dass die Ukrainer wieder Stellungen in Bachmut eingenommen hätten.
Die Ukraine verteidigt sich seit dem 24. Februar 2022 gegen den Angriff Russlands. Derzeit gibt es viele Spekulationen rund um eine erwartete grosse Gegenoffensive, auf die sich die Ukraine seit längerem vorbereitet. Seit Beginn des russischen Angriffskrieges wehrt sich die Ukraine auch mit grösseren Gegenangriffen gegen die russischen Angreifer und Besatzer.
17.54 Uhr
Kiew bestätigt «offensive Aktionen» in einigen Frontabschnitten
Die Ukraine hat «offensive Aktionen» in einigen Frontabschnitten bestätigt und Geländegewinne nahe der zerstörten Stadt Bachmut im Osten des Landes bekannt gegeben. «In einigen Sektoren führen wir offensive Aktionen aus», erklärte die ukrainische Vize-Verteidigungsministerin Hanna Malijar im Onlinedienst Telegram; zugleich machte sie deutlich, dass es sich nicht um gross angelegte Angriffe gehandelt habe.
Das Gebiet rund um Bachmut bleibe «das Zentrum der Kämpfe», erklärte Malijar. «Wir rücken dort auf einer recht breiten Front vor. Wir erringen Erfolge (...). Der Feind ist in der Defensive», fügte sie hinzu.
Russland hatte am Morgen verkündet, eine gross angelegte Offensive der Ukraine im Donbass zurückgeschlagen zu haben. Auch in der südlichen Region Saporischschja meldete ein russischer Beamter ukrainische Angriffe. Kiew hatte die Offensiven zunächst nicht bestätigt.
Die Ukraine bereitet nach eigenen Angaben seit Monaten eine Gegenoffensive gegen die russischen Invasionstruppen vor. Die Behörden des Landes hatten allerdings erklärt, es werde keine Ankündigung über den Beginn dieser Offensive geben.
17.41 Uhr
Selenskyj spricht per Video zum eidgenössischen Parlament
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj richtet sich am 15. Juni in einer Videoschaltung ans «eidgenössische» Parlament. Die Übertragung erfolgt ab 14.00 Uhr im Nationalratssaal, wie die Parlamentsdienste am Montag mitteilten.
Die Ansprache vor der Vereinigten Bundesversammlung geht auf einen Beschluss der Ratsbüros der beiden Kammern vom 5. Mai zurück. Wie die Büros damals festhielten, sollte die Rede während der laufenden Sommersession stattfinden. Modalitäten und Zeitpunkt waren zunächst offen.
Die Idee stammt von der ukrainischen Regierung selbst. Die ukrainische Botschaft stellte das entsprechende Gesuch. Die für den 15. Juni geplante Rede Selenskyjs vor der Bundesversammlung stiess nach dem Bekanntwerden auf Kritik der SVP.
Deren Fraktionspräsident und Nationalrat Thomas Aeschi (ZG) stellte beim Ratsbüro den Antrag auf Ablehnung des Gesuchs. Die Ukraine versuche, Einfluss auf Parlamentsentscheide zu nehmen.
16.08 Uhr
Prigoschin wirft russischer Armee Angriff auf seine Söldner vor
Eine russische Einheit soll nach Angaben von Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin Kämpfer seiner Söldnertruppe in der Ostukraine angegriffen haben. Wagner-Kämpfer hätten dabei einen russischen Oberstleutnant gefangen genommen, teilte Prigoschin am Sonntagabend mit. Der Wagner-Chef veröffentlichte einen Bericht im Onlinedienst Telegram, wonach seine Kämpfer bei Minenräumungsaktionen von russischen Soldaten beschossen worden sein sollen.
Die Minen in der Nähe von Wagner-Stellungen waren Prigoschin zufolge ebenfalls von russischen Soldaten gelegt worden. «Am 17. Mai wurden Männer des (russischen) Verteidigungsministeriums gesichtet, wie sie die Strassen hinter den Stellungen der Wagner-Einheiten verminten», hiess es in seinem an das Verteidigungsministerium in Moskau gerichteten Bericht.
Zusätzlich veröffentlichte Prigoschin auf Telegram ein Video, in dem angeblich der gefangen genommene russische Soldat verhört wird. «Ich habe auf ein Wagner-Auto geschossen», sagt ein Mann darin. Er berichtet, «in betrunkenem Zustand» und «aus persönlicher Abneigung» gehandelt zu haben.
PMC Wagner detained and interrogated no other but the commander of the 72nd Brigade, Roman Venevitin. Wagner and the 72nd Brigade shared positions in Bakhmut.
They detained the man, beat him, broke his nose, and forced to record a video admitting to firing at a car of PMC… pic.twitter.com/BY3PhEV60q
Seit Monaten kritisiert Prigoschin den Zustand der russischen Armee in der Offensive in der Ukraine und wirft dem Verteidigungsministerium in Moskau sowie dem Armee-Generalstab mangelnde Unterstützung und dadurch höhere Opferzahlen in seiner Söldnergruppe vor. Auch warf er der russischen Armee vor, in den heftigen Kämpfen um die ostukrainische Stadt Bachmut «die Flucht» ergriffen zu haben und prangerte einen Mangel an Munition für seine Kämpfer an.
15.36 Uhr
Moskau: 900 ukrainische Soldaten an einem Tag gefallen
Im Krieg gegen die Ukraine hat Russland nach Angaben der eigenen Armee eine Offensive der Gegenseite zurückgeschlagen und dabei binnen 24 Stunden mehr als 900 ukrainische Soldaten getötet.
«Der Feind hat seine gesteckten Ziele nicht erreicht», sagte Armeesprecher Igor Konaschenkow am Montag in Moskau. «Durch aktives Handeln der Heeresgruppe "Ost», Schläge der Luftwaffe und Artilleriefeuer wurden dem Gegner in den Orten Neskutschne der Donezker Volksrepublik und Nowodariwka im Gebiet Saporischschja erhebliche Verluste zugefügt.»
Allein in diesen Gebiet habe das ukrainische Militär 300 Soldaten verloren, sagte der Armeesprecher. Insgesamt seien an allen Frontabschnitten binnen 24 Stunden mehr als 900 Ukrainer getötet worden. Von ukrainischer Seite gibt es keine Bestätigung für solche Zahlen und den Beginn einer Offensive. Kiew bezeichnete die Berichte als Desinformationskampagne mit dem Ziel einer «Demoralisierung der Ukrainer». Unabhängig liessen sich die Angaben der beiden Kriegsparteien nicht prüfen. Der Krieg dauert bereits mehr als 15 Monate.
Allerdings wecken Berichte von Frontoffizieren Zweifel an der Version des russischen Verteidigungsministeriums. Der auf russischer Seite kämpfende Feldkommandeur Alexander Chodakowski schrieb von einer «schweren Lage» zwischen den Ortschaften Nowodonezke und Welyka Nowosilka. Die Ukraine versuche, die Schwachpunkte der Verteidigung zu erfassen. «Erstmals haben wir in unserem taktischen Raum Leoparden gesehen», schrieb er auf Telegram. Die aus Deutschland stammenden Kampfpanzer Leopard sind Teil der westlichen Waffenlieferungen an die Ukraine.
15.21 Uhr
Moskau informierte Nato nicht über Ostsee-Manöver
Die russische Flotte hat die Nato nicht über ihr Manöver mit 40 Schiffen und 25 Kampfflugzeugen in der Ostsee in Kenntnis gesetzt. «Wir sind über das Manöver von russischer Seite nicht informiert worden», sagte der Kommandeur der Marine-Kräfte der schnellen Nato-Eingreiftruppe, Flottillenadmiral Thorsten Marx, am Montag der Deutschen Presse-Agentur auf der Fregatte «Mecklenburg Vorpommern».
Er betonte aber, dass die Nato trotzdem nicht davon überrascht worden sei. «Wir haben natürlich eine sehr klare Vorstellung, aus welchen Handlungen sich möglicherweise Manöver-Tätigkeiten ableiten.» Die Beobachtungen der vergangenen Wochen und Monaten hätten darauf hingedeutet, dass das Manöver stattfindet.
Die russische Ostseeflotte hatte zuvor mitgeteilt, dass eine Übung mit 3500 Soldaten gestartet worden sei. Es findet gleichzeitig mit dem jährlichen von den USA geleiteten Marinemanöver Baltops statt, an dem 50 Schiffe und Boote aus 19 Nato-Staaten und Schweden teilnehmen – auch die «Mecklenburg-Vorpommern», die der deutsche Kanzler Olaf Scholz am Montag besuchte.
Provokationen oder Zwischenfälle mit der russischen Flotte erwartet Marx aktuell nicht. «Die Ostsee ist gross genug. Wir treten non-konfrontativ und sehr transparent auf. Wir halten uns an internationale Regeln und Normen. Und das erwarten wir von der russischen Seite in der gleichen Art und Weise», sagte der Admiral. «Zurzeit sehen wir auf russischer Seite ein sichtbares Bemühen, keinen Raum für Missverständnisse entstehen zu lassen. Das heisst aber nicht, dass es morgen auch noch so sein muss. Deswegen ist dieser Verband jederzeit einsatzbereit und auch abwehrbereit.»
13.57 Uhr
Kiew: Fast jeder zweite Luftschutzbunker unbrauchbar
Eine Untersuchungskommission hat fast die Hälfte der von ihr überprüften Luftschutzkeller in der ukrainischen Hauptstadt Kiew für nicht einsatzbereit erklärt. «Die Situation bleibt kritisch», schrieb der ukrainische Minister für strategische Industrien, Olexander Kamyschin, am Montag bei Telegram.
Von den rund 1850 überprüften Schutzbunkern waren seinen Angaben nach rund 45 Prozent entweder nicht einsatzbereit oder für die Prüfer nicht zugänglich.
Probleme mit dem Zugang zu Luftschutzräumen soll es in mehreren Stadtbezirken Kiews geben, wie Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko bei Telegram schrieb. Klitschko verwies zudem darauf, dass die Verwaltungen der einzelnen Stadtbezirke in den vergangenen zwei Jahren rund 1,2 Milliarden Hrywna (etwa 292'000 Franken) für den Bau von Notunterkünften erhalten hätten. Laut Klitschko wird zurzeit noch geprüft, wie diese Mittel genutzt wurden.
In der vergangenen Woche kamen bei einem russischen Luftangriff in Kiew ein Kind und zwei Erwachsene ums Leben – der nächstgelegene Luftschutzbunker war verschlossen gewesen. Der ukrainische Präsident Selenskyj wies daraufhin die Regierung an, sich darum zu kümmern, die Lage zu verbessern. Russland hatte am 24. Februar 2022 einen Angriffskrieg gegen die Ukraine begonnen, seitdem bekämpfen sich beide Seiten.
13.16 Uhr
Kreml zu Dialog mit USA über atomare Rüstungskontrolle bereit
Russland hat sich offen für einen neuen Dialog mit den USA über atomare Rüstungskontrolle gezeigt. Der Kreml lobte am Montag ein Angebot des nationalen Sicherheitsberaters von US-Präsident Joe Biden, Jake Sullivan, zu Gesprächen ohne Vorbedingungen als «wichtige und positive Erklärung».
Kremlsprecher Dmitri Peskow sagte in Moskau: «Wir rechnen damit, dass sie mit Schritten über diplomatische Kanäle gestärkt wird. Danach kann man schon die vorgeschlagenen Dialogvarianten prüfen.»
Im Februar hatte Russland den sogenannten New Start Vertrag zur Verringerung des Atomwaffenarsenals ausgesetzt. Zu einer möglichen Wiederaufnahme von Verhandlungen über Atomwaffenkontrollen sagte Peskow: «Russland bleibt offen für den Dialog. Wir halten ihn für ausserordentlich wichtig. Aber wir müssen zuerst verstehen, wie dieser Vorschlag formuliert wird.» Russland und die USA verfügen mit grossem Abstand über die meisten Atomwaffen weltweit.
Bei der Aussetzung von New Start hatte Russland erklärt, sich weiter an die Obergrenzen des Abrüstungsvertrags bei Atomwaffen halten zu wollen. Allerdings sei es Russland aufgrund der US-Sanktionen unmöglich, US-Militärstützpunkte zu kontrollieren. Deshalb lasse man auch keine Kontrollen des eigenen Arsenals mehr zu. Die Kontrollen sind wichtiger Bestandteil des Abkommens. New Start ist der letzte noch bestehende Abrüstungsvertrag zwischen den beiden Atommächten.
13.12 Uhr
Belgien untersucht Einsatz westlicher Waffen in Russland
Belgien geht einem Zeitungsbericht nach, demzufolge von einer belgischen Firma gebaute Waffen in der russischen Region Belgorod eingesetzt worden sind. Militär und Geheimdienste hätten Ermittlungen aufgenommen, sagte Ministerpräsident Alexander De Croo am Montag. Falls irgendetwas an dem Bericht stimme, werde die Regierung das äusserst ernst nehmen. De Croo warnte aber auch vor voreiligen Schlüssen.
Die «Washington Post» hatte am Wochenende berichtet, das einige Waffen, die Nato-Länder an die Ukraine geliefert hätten, in Belgorod gefunden worden seien. Dort ist es in jüngster Zeit zu Gefechten gekommen, bei denen russische Bewaffnete, die nach eigenen Angaben aufseiten der Ukraine kämpfen, über die Grenze vorstiessen. Die Waffen stammten unter anderem aus Belgien und den USA sowie den früheren Ostblockstaaten Polen und Tschechien.
De Croo sagte, EU-Staaten hätten der Ukraine Waffen unter der Bedingung geliefert, dass diese nur zur Verteidigung des ukrainischen Territoriums eingesetzt werden. «Das ist eine sehr strenge Regel», sagte er. Russland werde den Einsatz westlicher Waffen ausserhalb der Ukraine wahrscheinlich als Provokation auffassen. Allerdings habe Belgien über Jahrzehnte Waffen in alle möglichen Regionen verkauft. Diese könnten an unerwarteten Stellen wieder auftauchen.
12.45 Uhr
Prigoschin: Ukraine feiert Erfolg bei Bachmut
Der Chef der russischen Söldner-Truppe Wagner, Jewgeni Prigoschin, hat Geländegewinne der ukrainischen Streitkräfte in der Nähe von Bachmut eingeräumt. Das berichtet der Nachrichtensender ntv. Demnach hätten ukrainische Einheiten einen Teil der Siedlung Berchiwka nördlich der erst kürzlich von russischen Einheiten eingenommenen Stadt in der Ostukraine zurückerobert.
Prigoschin sprach diesbezüglich von einer «Schande». Die Wagner-Söldner des hatten Bachmut nach schweren Kämpfen im Mai erobert und die Stellungen in der Folge an die reguläre russische Armee übergeben. Prigoschin hatte in der Vergangenheit bereits mehrmals heftige Kritik an der russischen Militärführung geäussert.
10.57 Uhr
Russland startet neues Marinemanöver in der Ostsee
Das russische Militär hat eines neues Flottenmanöver in der Ostsee gestartet. An der Übung nehmen 40 Schiffe, 25 Kampfflugzeuge und mehr als 3500 Soldaten teil, teilte der Pressedienst der russischen Ostseeflotte am Montag mit. «Im Rahmen des Manövers werden Aufgaben der Verteidigung der Seekommunikation und Flottenbasen geschult», heisst es in der Pressemitteilung. Die Marineübung soll bis zum 15. Juni dauern.
Seit dem Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine vor gut 15 Monaten hat Moskau schon mehrfach in der Ostsee den Kriegsfall geprobt. Unmittelbar vor dem jüngsten Manöver wurden so die Unterstützungstruppen der russischen Ostseeflotte in einer Übung geschult. Immer wieder kommt es auch zu Zwischenfällen zwischen russischen und Nato-Flugzeugen im Ostseeraum. Beide Seiten werfen sich gegenseitig die Verletzung des eigenen Luftraums vor.
Neben der Ostseeflotte ist am Montag auch die Pazifikflotte zu einem Grossmanöver aufgebrochen. An der Übung im Japanischen und Ochotskischen Meer nehmen nach Angaben des Pressedienstes der Pazifikflotte sogar mehr als 60 Schiffe, 35 Kampfjets und Hubschrauber sowie mehr als 11'000 Soldaten teil.
9.45 Uhr
Kiew meldet Vormarsch bei Bachmut
Das ukrainische Militär ist nach eigenen Angaben nahe der Stadt Bachmut weiter vorgerückt. Es sei den Streitkräften gelungen, eine russische Stellung bei Bachmut zu zerstören, teilte der Kommandeur der Bodentruppen, Olexandr Syrskji, auf Telegram mit.
«Wir rücken weiter vor», schrieb Syrskji weiter. Auf Angaben des russischen Verteidigungsministeriums, die eigenen Truppen hätten eine ukrainische Großoffensive im Süden von Donezk vereitelt, ging er nicht ein.
9.15 Uhr
London: Intensiver russischer Drohneneinsatz zeigt keinen Erfolg
Russland hat im Mai nach Einschätzung britischer Geheimdienste mehr als 300 Angriffe mit sogenannten Kamikaze-Drohnen gegen Ziele in der Ukraine geflogen. Das sei die bisher «intensivste Nutzung dieser Waffe» gewesen, teilte das Verteidigungsministerium in London am Montag mit. Russland versuche damit vermutlich, die Ukraine zum Einsatz wertvoller, moderner Flugabwehrraketen zu bringen.
Doch betonte das Ministerium: «Es ist unwahrscheinlich, dass Russland besonders erfolgreich war: Die Ukraine hat mindestens 90 Prozent der ankommenden Drohnen neutralisiert, hauptsächlich mit ihren älteren und billigeren Flugabwehrwaffen und mit elektronischen Störsendern.» Das gelte auch für ein weiteres wahrscheinliches russisches Ziel: Angriffe auf die ukrainischen Streitkräfte weit hinter der Front. «Aufgrund seiner mangelhaften Zielerfassungsprozesse ist Russland jedoch nach wie vor sehr ineffizient, wenn es darum geht, solche dynamischen Ziele aus der Distanz zu treffen», hiess es weiter.
Latest Defence Intelligence update on the situation in Ukraine - 05 June 2023.
— Ministry of Defence 🇬🇧 (@DefenceHQ) June 5, 2023
Das britische Verteidigungsministerium veröffentlicht seit dem Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine unter Berufung auf Geheimdienstinformationen täglich Informationen zum Kriegsverlauf. Damit will die britische Regierung sowohl der russischen Darstellung entgegentreten als auch Verbündete bei der Stange halten. Moskau wirft London eine Desinformationskampagne vor.
Für die psychologische Unterstützung ukrainischer Soldaten im Kampf gegen Russland hat Grossbritannien mehrere ukrainische Militärseelsorger geschult. Bei einem zweiwöchigen Training habe die Gruppe von zunächst zehn Geistlichen gelernt, wie sie Soldaten auf dem Schlachtfeld Seelsorge, spirituelle Unterstützung und moralische Führung bieten könne, teilte die britische Regierung am Montag mit. Der erste Kurs dieser Art sei auf Bitte der ukrainischen Streitkräfte angeboten worden.
Es bestehe eine grosse Nachfrage nach Seelsorge in der ukrainischen Armee, sagte der Chaplain General der britischen Streitkräfte, Michael D. Parker. Programmleiter Robin Richardson sagte: «Diese Geistlichen werden von ihrem Glauben dazu getrieben, unbewaffnet aus der Tür und jedem Feind gegenüberzutreten, um sich um Menschen aller Glaubensrichtungen zu kümmern.» Dies geschehe unter beispiellosen Bedingungen. «Sie stützen sich auf ihren Glauben, um denjenigen zu helfen, die das Chaos des Krieges bewältigen, und tun alles, was sie können, um den Soldaten Hoffnung zu geben», sagte Reverend Richardson.
Ein Schwerpunkt des Kurses lag auf der Seelsorge inmitten des Kampfgeschehens. Dazu übten die Geistlichen gemeinsam mit ukrainischen Soldaten, die derzeit in Südwestengland ausgebildet werden. Den Angaben zufolge dienen derzeit etwa 160 Seelsorger in der ukrainischen Armee. Ziel seien aber mehr als 700. Die britische Abteilung Royal Army Chaplains' Department besteht seit 1796.
8.16 Uhr
Russischer Kommandeur widerspricht Erfolgsmeldung aus Moskau
Der russische Feldkommandeur Alexander Chodakowski hat Moskauer Erfolgsmeldungen über das Scheitern einer ukrainischen Grossoffensive im Donbass widersprochen. Bisher werde der Feind «von Erfolg begleitet», schrieb Chodakowski am Montag auf seinem Telegram-Kanal. Seiner Darstellung nach handelt es sich bei den Angriffen westlich von Wuhledar um eine begrenzte taktische Operation der Ukrainer. Chodakowski leitete seit 2014 die Brigade «Wostok» der Separatisten im Donbass-Gebiet. Seine Einheiten wurden nach Beginn des Angriffskriegs gegen die Ukraine in die russische Nationalgarde eingegliedert.
Zunächst hätten die ukrainischen Truppen den Eindruck erweckt, den Druck auf den Frontabschnitt Welika Nowosilka zu verstärken, wo ihnen Sonntag bereits ein Durchbruch gelungen sei. Währenddessen sei ein Stosstrupp fast unbemerkt weiter östlich bei der Ortschaft Nowodonezke vorgedrungen. «Traditionell den Funkverkehr störend, ist es dem Feind gelungen, uns in eine schwierige Lage zu bringen», schrieb Chodakowski. Die Lage sei im Fluss.
In der Nacht zum Montag hatte Russland Armeesprecher Igor Konaschenkow erklärt, Moskau sei es gelungen, eine ukrainische Grossoffensive im südlichen Teil des Gebietes Donezk zu vereiteln. Von Kiewer Seite wurden diese Berichte nicht bestätigt. Der Lagebericht des ukrainischen Generalstabs vermerkt am Montag keine besonderen Aktivitäten in der Region. Dort hiess es lediglich, dass Wuhledar und die anliegenden Ortschaften von russischer Seite beschossen worden seien.
7.31 Uhr
Drohnen stürzen auf Autobahn südlich von Moskau
In der südlich von Moskau liegenden Region Kaluga sind nach Angaben des Gouverneurs Wladislaw Shapsha zwei Drohnen auf die Autobahn M3 nahe der Städte Zhizdra und Duminichi gestürzt. Das berichtet die britische Zeitung «Guardian». Dabei habe es keine Detonation gegeben – die entsprechenden Absturzorte seien abgesperrt worden, so der Gouverneuer laut dem Bericht.
5.15 Uhr
Pistorius betont Bedeutung von Militärübung Air Defender 2023
Eine Woche vor der grossen Militärübung Air Defender 2023 hat der deutsche Verteidigungsminister Boris Pistorius die Bedeutung des Luftwaffenmanövers für die Sicherheit Deutschlands und der Verbündeten betont. «Natürlich tun wir alles, um die Auswirkungen für die Bevölkerung und den zivilen Luftverkehr so gering wie möglich zu halten. Dafür stimmen wir uns seit Monaten ganz eng mit allen Beteiligten ab», sagte der SPD-Politiker am Montag am Rande einer Asienreise der Deutschen Presse-Agentur.
An der Übung Air Defender nehmen vom 12. Juni bis zum 23. Juni unter deutscher Führung 25 Nationen mit 250 Flugzeugen und 10’000 Soldaten und Soldatinnen teil. Die Nato ist beteiligt. «Mit Air Defender 2023 als grösster Verlegungsübung von Luftstreitkräften seit Gründung der Nato stärken wir das Bündnis und die transatlantischen Beziehungen. Gemeinsam mit unseren Verbündeten zeigen wir, dass wir das Bündnisgebiet reaktionsschnell und schlagkräftig verteidigen können», sagte Pistorius, der am Montag die indonesische Hauptstadt Jakarta besuchte.
Deutschland als Gastgeber beweise, «dass wir nicht nur von internationaler Verantwortung reden, sondern diese als logistische Drehscheibe in Europa und Führungsnation bei so einer grossen Übung auch übernehmen», sagte Pistorius.
4.40 Uhr
Russland behauptet, grössere ukrainische Offensive vereitelt zu haben
Russland hat nach eigenen Angaben eine Grossoffensive in der südukrainischen Region Donezk vereitelt, teilt das russische Verteidigungsministerium mit. «Ziel des Gegners war, unsere Verteidigung an dem Teil der Front zu durchbrechen, der seiner Ansicht nach am verletzlichsten war», sagte der Sprecher des Verteidigungsministeriums, Igor Konaschenkow, laut der staatlichen Nachrichtenagentur Tass in der Nacht zum Montag. Der Feind sei mit seiner Mission gescheitert. Die Ukraine habe die Offensive mit sechs Panzer- und zwei Panzerbataillonen eröffnet. Die mutmassliche Offensive habe am Sonntagmorgen an fünf Frontabschnitten begonnen, hiess es weiter. Die ukrainischen Streitkräfte hätten mehr als 250 Soldaten verloren.
Die Angaben liessen sich nicht unabhängig prüfen.
Aus Kiew gab es dazu zunächst keine Stellungnahme. In seiner abendlichen Ansprache am Sonntag hatte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj nichts vom Beginn einer Offensive erwähnt. Selenskyj hatte zuletzt wiederholt betont, sein Land sei für die seit langem angekündigte Gegenoffensive zur Befreiung seiner Gebiete von der russischen Besatzung bereit.
In einem am Freitag veröffentlichten Interview mit der US-Zeitung «The Wall Street Journal» kündigte Selenskyj den umgehenden Beginn der ukrainischen Gegenoffensive an. Die Vorbereitungen seien abgeschlossen. «Ich glaube, dass wir nun bereit sind, zu beginnen», so Selenskyj über die aktuelle Lage im Ukraine-Krieg.
Russland hatte das Nachbarland am 24. Februar 2022 überfallen und hält aktuell rund 20 Prozent des ukrainischen Staatsgebiets besetzt, darunter auch das Gebiet Donezk.
4.38 Uhr
US-Wahlkampf: Nikki Haley plädiert für Unterstützung der Ukraine
Die republikanische Präsidentschaftsbewerberin Nikki Haley hat sich während einer Bürgerfragestunde des US-Senders CNN klar zum russischen Angriffskrieg in der Ukraine positioniert. Bei der Unterstützung der Ukraine gehe es auch darum, die Freiheit zu verteidigen und der Tyrannei weltweit Einhalt zu gebieten, sagte sie bei dem Auftritt in Des Moines im Bundesstaat Iowa am Sonntagabend (Ortszeit). Damit grenzt sich die 51-Jährige, die von 2017 bis 2018 US-Botschafterin bei den Vereinten Nationen war, deutlich von ihrem stärksten parteiinternen Konkurrenten und früheren Chef Donald Trump ab. «Es geht um mehr als die Ukraine, in diesem Krieg geht es um Freiheit», sagte sie weiter.
Trump hatte sich im gleichen Format Mitte Mai ausweichend zur Ukraine geäussert. Auf die Frage, ob er der Ukraine weiter Geld und Waffenlieferungen zur Verfügung stellen würde, sollte er die Präsidentenwahl 2024 gewinnen, sagte er: «Ich möchte, dass Europa mehr Geld zur Verfügung stellt, weil sie uns auslachen. Sie denken, wir sind ein Haufen Idioten.» Trump behauptete, die US-Regierung verschenke so viel Ausrüstung, dass keine Munition für die eigenen Truppen mehr übrig sei.
Trump beharrte damals auch auf seiner Behauptung, er könne den seit mehr als 14 Monaten anhaltenden Krieg zwischen Russland und der Ukraine in 24 Stunden beenden. Beide Konfliktparteien hätten Stärken und Schwächen. Auf die Frage, ob Russlands Präsident Wladimir Putin ein Kriegsverbrecher sei, sagte Trump: «Wenn Sie sagen, dass er ein Kriegsverbrecher ist, wird es viel schwieriger sein, einen Deal zu machen.» Haley entgegnete nun: «Man kann einem Regime nicht vertrauen, das einmarschiert und versucht, den Menschen ihre Freiheiten zu nehmen.»
2.27 Uhr
Energieanlage in Belgorod brennt
In der russischen Region Belgorod ist nach Angaben des Gouverneurs der Region eine Energieanlage bei einem Drohnenangriff in Brand geraten. «In der Region Belgorod steht eine der Energieanlagen in Flammen. Die vorläufige Brandursache war ein Sprengsatz, der von einer Drohne abgeworfen wurde», schreibt Wjatscheslaw Gladkow auf der Nachrichten-App Telegram. «Es gab keine Verletzten.»
1.30 Uhr
Russland stellt offiziellen Bericht über Militärprobleme wieder offline
Russlands Militär hat Recherchen von Investigativjournalisten zufolge Probleme bei der Mobilmachung für den Krieg eingeräumt, den entsprechenden Text aber kurz darauf wieder gelöscht. Das berichtete das russische Portal «The Insider». Der Report ist nach wie vor über einen Archivdienst zugänglich.
In dem Dokument, das demnach kurzzeitig in einer Onlinezeitschrift des russischen Verteidigungsministeriums abzurufen war, benannte der russische Mobilisierungsbeauftragte Jewgeni Burdinski mit Blick auf die Rekrutierungswelle im vergangenen Herbst zwei Hauptprobleme: «die fehlende Bereitschaft eines Teils der Gesellschaft zur Erfüllung der militärischen Pflichten» sowie «die Bereitstellung von militärischer Ausrüstung und die Unterbringung des Personals».
Burdinski machte in dem Text den «Druck durch Internetblogger» verantwortlich für die Weigerung vieler Russen, in den Krieg zu ziehen. Geplant seien deshalb noch in diesem Jahr Razzien bei Wehrpflichtigen, hiess es. Die Regierung in Moskau äusserte sich nicht zu der zurückgezogenen Veröffentlichung.
0.30 Uhr
Kreml plant wohl Razzien bei Wehrpflichtigen
Russlands Militär hat Recherchen von Investigativjournalisten zufolge versehentlich einen Text über Probleme bei der Mobilmachung für den Krieg gegen die Ukraine veröffentlicht - und kurz darauf wieder gelöscht. Das bekannte russische Portal «The Insider» veröffentlicht den Link zu einem Eintrag im Web-Archiv, wo der Text noch einsehbar ist. Geplant seien noch in diesem Jahr Razzien bei Wehrpflichtigen, heisst es. Laut «The Insider» haben Militärregistrierungs- und Einberufungsämter bereits eine Datenbank mit 31,6 Millionen Personen erstellt, 2,9 Millionen davon seien im wehrfähigen Alter. Darüber hinaus erheben die Behörden demnach aktuelle Handynummern und E-Mail-Adressen der Wehrpflichtigen.
0.15 Uhr
Kiew: Russland umgeht Waffensanktionen
Russland umgeht nach Worten des ukrainischen Präsidenen Wolodymyr Selenskyj internationale Waffensanktionen. In einer Videobotschaft sagt Selenskyj, dass einige Länder und Unternehmen Russland dabei behilflich seien, Technologie mit dem Schwerpunkt Raketenproduktion zu erwerben. Russland gelinge es, mit einem Netzwerk an Lieferanten die Strafmassnahmen zu umgehen. Die Ukraine wisse über alle russischen Bemühungen zur Umgehung der Sanktionen Bescheid. Kiew werde sicherstellen, dass es «keine Produkte der freien Welt in russischen Raketen gibt». Im April hatte ein hochrangiger Berater Selenskyjs gesagt, dass die ukrainischen Streitkräfte eine zunehmende Zahl von chinesischen Bauteilen in russischen Waffen gefunden hätten, die in der Ukraine verwendet würden.
0.12 Uhr
Selenskyj weist auf Schicksal ukrainischer Kinder hin
Seit Beginn des russischen Angriffskriegs sind laut dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj mindestens 485 Kinder getötet worden. Dabei handele es sich ausschliesslich um jene Getöteten, deren Daten offiziell erfasst worden seien, sagte Selenskyj in seiner allabendlichen Ansprache. In Wirklichkeit liege die Zahl deutlich höher. Die Angaben lassen sich nur schwer überprüfen.
Selenskyj verwies in seiner Rede weiter auf die mehr als 19’500 ukrainischen Kinder, die aus besetzten Gebieten nach Russland deportiert worden seien. Bislang sei es erst in etwa 370 Fällen gelungen, die «kleinen Ukrainer» zurückzuholen, sagte der Staatschef.
0.10 Uhr
Russische Polizei nimmt mehr als 100 Nawalny-Unterstützer fest
Bei Protesten am Geburtstag des inhaftierten russischen Kremlkritikers Alexej Nawalny sind mehr als 100 seiner Unterstützer festgenommen worden. Dem Bürgerrechtsportal OVD-Info zufolge wurden am Sonntag 109 Personen in 23 Städten in Gewahrsam genommen.
Seit dem russischen Einmarsch in der Ukraine geht die Polizei hart gegen Demonstrierende vor. Nawalny war im Januar 2021 bei der Rückkehr aus Deutschland in seine Heimat festgenommen und wegen Verstossses gegen Bewährungsauflagen und Betrug verurteilt worden. Im August 2020 war er auf einem innerrussischen Flug zusammengebrochen. Zunächst wurde er in Russland behandelt, dann in die Berliner Charité verlegt. Dort wurde eine Vergiftung mit einem Nervengift festgestellt. Die Regierung in Moskau hat Vorwürfe zurückgewiesen, russische Behörden hätten versucht, ihn zu töten.
0 Uhr
Söldnerchef Prigoschin wirft Armee Verminung von Rückzugswegen vor
Der Chef der russischen Söldnergruppe Wagner, Jewgeni Prigoschin, hat erneut schwere Vorwürfe gegen die reguläre russische Armee erhoben. Soldaten hätten Mitte Mai eine Strasse vermint, auf der seine Kämpfer aus der mittlerweile eroberten ostukrainischen Stadt Bachmut hätten herausfahren wollen, teilte Prigoschin am Sonntagabend auf Telegram mit. Er veröffentlichte auch ein Dokument, das ein Einsatzprotokoll von Mitte Mai darstellen soll und in dem zudem von Schusswechseln zwischen Wagner-Söldnern und Soldaten die Rede ist. Überprüft werden konnten diese Anschuldigungen nicht. Das Verteidigungsministerium in Moskau äusserte sich nicht.
Prigoschin hatte ähnliche Vorwürfe bereits vor wenigen Tagen erhoben. Das US-Institut für Kriegsstudien (ISW) wertet sie als möglichen Versuch des 62-Jährigen, durch den Streit mit dem Verteidigungsministerium von kürzlich aufgekommenen Spannungen zwischen seiner Truppe und Kämpfern von Tschetscheniens Machthaber Ramsan Kadyrow abzulenken.
Mehr als 15 Monate nach dem Einmarsch in die Ukraine toben in Russlands Militärführung Machtkämpfe, die deutlich zutage treten. Immer wieder wetterte Prigoschin zuletzt gegen Verteidigungsminister Sergej Schoigu, dem er schlechte Kriegsführung und eine mangelhafte Versorgung der Wagner-Kämpfer mit Munition vorwarf.