Ukraine-ÜbersichtVersuchter Mordanschlag auf den Bürgermeister von Mariupol +++ Moskau wirft EU-Ländern «Nazi-Politik» vor
Agenturen/red.
20.8.2022
Auf die Rufe mehrerer EU-Länder nach einem generellen Einreisestopp für seine Staatsbürger reagiert Russland erbost. Unter Druck gerät Moskau auch wegen einer erneuten Explosion auf der Krim. Die Angriffe in der Ukraine setzen russische Truppen aber fort. Alle Entwicklungen im Ticker.
Agenturen/red.
20.08.2022, 22:00
Agenturen/red.
Verbale Attacken gegen die EU, Explosionen auf der Krim – im Krieg gegen die Ukraine kämpft Moskau an mehreren Fronten. Als «Nazi-Politik» kritisierte Russlands Verteidigungsminister Sergej Schoigu am Samstag auf einem Kongress in der Nähe von Moskau Vorschläge für ein EU-weites Einreiseverbot von Russen. «Wir beobachten heute noch ein klares Hervortreten einer Nazi-Politik, wenn von den höchsten europäischen Tribünen aktiv die russophobe Idee vorangetrieben wird, allen russischen Bürgern die Einreise in die Länder der EU zu verbieten.»
Immer mehr Länder schränken die Vergabe von Schengen-Visa an Russen im Alleingang ein. Dazu gehören Estland, Lettland, Litauen und Tschechien. Finnland will ab September folgen, Polen erwägt eine ähnliche Regelung. Dänemark dringt auf eine EU-Lösung und will sonst ebenfalls selbst handeln. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat den Westen aufgerufen, Russen die Einreise zu verbieten.
Schoigu kritisierte, dass sich in der Ukraine eine nationalistische Politik seit Jahren gegen alles Russische richte. Das sei zu einer Bedrohung für Russlands Sicherheit geworden, sagte er und rechtfertigte erneut den Einmarsch in die Ukraine am 24. Februar.
Drohne auf der Krim abgeschossen
In der Stadt Sewastopol auf der von Russland annektierten Halbinsel Krim gab es am Samstag erneut eine Explosion. Nach Angaben der Behörden schlugen Trümmerteile einer abgeschossenen Drohne im Stabsgebäude der Schwarzmeerflotte ein. Die Luftabwehr der Flotte habe die Drohne getroffen, sagte der Verwaltungschef der Stadt, Michail Raswoschajew. «Sie fiel auf das Dach und brannte.» Es gebe keine Opfer. Der Beamte veröffentlichte ein Bild des zerstörten Dachs. Raswoschajew machte der Ukraine für den Angriff verantwortlich. Russland hatte die Krim 2014 annektiert.
In den vergangenen Tagen kam es zu schweren Explosionen auf einen Militärstützpunkt und in einem Munitionsdepot. Die Ukraine hatte diese mit Genugtuung aufgenommen und mitgeteilt, dass sie mit weiteren Explosionen rechne. Die Krim sei kein sicherer Ort, teilte die ukrainische Führung mit.
London: Vermehrt Explosionen hinter den russischen Linien
Nach Ansicht des britischen Geheimdienstes geraten die russischen Invasionstruppen durch die vermehrten Explosionen hinter den eigenen Linien im Süden der Ukraine unter Druck. Zwar habe keine der beiden Seiten Vorstösse an der Frontlinie in der Region Cherson gemacht, doch die «zunehmend häufigen Explosionen hinter russischen Linien üben wohl Druck auf die russische Logistik und Luftstützpunkte im Süden aus», so die britischen Experten im täglichen Update des Verteidigungsministeriums in London zum Ukraine-Krieg vom Samstag. Insgesamt habe es in der vergangenen Woche nur minimale Veränderungen an den Frontverläufen gegeben.
Moskau meldet Erfolge
Der Lagebericht des Moskauer Verteidigungsministeriums führte Erfolge der russischen Truppen auf. Im Gebiet Charkiw seien bei Angriffen gegen ukrainische nationalistische Einheiten mehr als 100 Kämpfer getötet worden, sagte Ministeriumssprecher Igor Konaschenkow am Samstag in Moskau. Dabei seien auch bis zu 20 US-Bürger getötet worden. Die Ukraine hatte für ausländische Soldaten eine internationale Legion gegründet.
Moskau behauptete zudem, dass Ende Juli im Gebiet Saporischschja eingesetzte russische Soldaten mit Vergiftungserscheinungen in ein Krankenhaus gebracht worden seien. Demnach sollen sie mit einer chemischen Substanz vergiftet worden sein. Von unabhängiger Seite überprüfbar waren die Angaben nicht.
Auch die ukrainische Seite sprach von neuen russischen Angriffen. Das Gebiet Mykolajiw sei massiv mit Raketen beschossen worden. In der südukrainischen und fast vollständig von russischen Truppen kontrollierten Region Cherson bleibe die Lage schwierig, hiess es. Vielerorts habe man aber auch Angriffe erfolgreich abgewehrt.
Guterres besucht Getreide-Kontrollzentrum in Istanbul
Ungeachtet der Kampfhandlungen in der Ukraine hält das Ende Juli ausgehandelte Abkommen über die Ausfuhr ukrainischen Getreides bislang. UN-Generalsekretär António Guterres reiste am Samstag in die türkische Metropole Istanbul, wo er das eigens für das Abkommen eingerichtete Kontrollzentrum besuchte. Dort lobte er die Arbeiten rund um die Eröffnung des gesicherten Korridors für Getreide. Der Export ukrainischen Getreides sei aber nur ein Teil der Lösung. Genauso müsse russischen Nahrungs- und Düngemitteln der ungehinderte Zugang zu den weltweiten Märkten ermöglicht werden, so Guterres. «Ohne Dünger 2022 wird es 2023 vielleicht nicht genug Nahrung geben.»
Die Ereignisse des Tages im Überblick
Das Wichtigste in Kürze
Die russischen Nachrichtenagenturen melden einen versuchten Mordanschlag auf den Bürgermeister der von Russland eingenommenen Hafenstadt Mariupol im Südosten der Ukraine.
Das ukrainische Militär hat in der Nacht auf Samstag Ziele in der russisch besetzten Stadt Melitopol angegriffen.
China hat den Bezug von Kohle und Öl aus Russland weiter erhöht.
Russland hat bei neuen Raketen- und Artillerieangriffen in der Ukraine nach Angaben aus Kiew auch Zivilisten und nicht militärische Infrastruktur beschossen.
Russland kündigt an, Gaslieferungen über die Pipeline Nord Stream 1 vom 31. August bis zum 2. September zu unterbrechen. Für Selenskyj ist das Erpressung.
Russische Besatzer melden neuen Beschuss von AKW Saporischschja
Das von russischen Truppen besetzte Atomkraftwerk (AKW) Saporischschja ist nach Angaben der Besatzungsbehörden erneut von ukrainischen Streitkräften mit Artillerie beschossen worden. Kritische Objekte seien aber nicht getroffen worden, hiess es in einer am Samstag veröffentlichten Mitteilung der russischen Militärverwaltung in der Stadt Enerhodar, wo Europas grösstes Kernkraftwerk steht.
Die Nato-Munition sei vom gegenüberliegenden Ufer des Dnipro-Flusses abgefeuert worden und auf dem Gelände des AKW eingeschlagen – in unmittelbarer Nähe eines Verwaltungsgebäudes, hiess es. Vier Geschosse seien registriert worden. «Kritische Objekte der Anlage sind nicht beschädigt.»
Die Angaben waren von unabhängiger Seite nicht überprüfbar. Russland und die Ukraine werfen sich immer wieder gegenseitig vor, dass AKW zu beschiessen und Provokationen zu planen. Der Besatzungsvertreter Wladimir Rogow warf der Ukraine «atomaren Terrorismus» vor. Es werde geprüft, ob es Verletzte gebe. Die Zahl der Mitarbeiter sei angesichts der Gefahr bereits reduziert worden.
21.03 Uhr
Österreich bestellt russischen Diplomaten wegen Aufrufs zum Völkermord ein
Wie die «Bild"-Zeitung berichtet, hat das Österreichische Aussenministerium für den morgigen Sonntag Russlands Ständigen Vertreter bei den Internationalen Organisationen, Mikhail Ulyanov, einbestellt. Ulyanov hat einen Tweet des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj mit den Worten kommentiert: "Kein Erbarmen für das ukrainische Volk!». Kurze Zeit später löschte Uljanow seinen Tweet.
Der ukrainische Parlamentspräsident Ruslan Stefanchuk hat Österreich aufgefordert, den Ständigen Vertreter deshalb wegen «Aufrufs zum Völkermord» zur persona non grata zu erklären und sofort auszuweisen.
Uljanow selbst meldete sich kurz darauf ebenfalls auf dem Nachrichtendienst, um sich zu rechtfertigen. Er sei missverstanden worden. Nicht er hätte keine Gnade mit den Ukrainern, sondern Selenskyj, der «sich nicht um die eigene Bevölkerung» kümmere
Russia’s Ambassador Mikhail Ulyanov is calling for the elimination of the Ukrainian nation. This genocidal language must not be tolerated. We call on the entire diplomatic community in Vienna to boycott Ulyanov, and on the host country, Austria - to declare him persona non grata. pic.twitter.com/tbCTW4dU6s
Scholz und Habeck reisen mit Wirtschaftsdelegation nach Kanada
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) reisen am Sonntag mit einer Delegation von Wirtschaftsvertretern nach Kanada. Gemeinsam mit Kanadas Premierminister Justin Trudeau sind bis Dienstag Besuche in Montréal, Toronto und Stephenville, einer Küstenstadt in Neufundland, geplant. Im Mittelpunkt der Reise steht die bilaterale Zusammenarbeit im Klima- und Energiebereich.
Konkret ist die Unterzeichnung eines Abkommens zur Zusammenarbeit beim Thema Wasserstoff geplant. Zudem steht das Thema Flüssiggas (LNG) auf dem Programm. Wegen fehlender Export-Infrastruktur ist die Lieferung von kanadischem Gas nach Europa jedoch schwierig. Neben der Energiepolitik soll es laut Bundesregierung auch um geopolitische Themen wie die Nato-Zusammenarbeit und das Verhältnis zu Russland und China gehen.
18.47 Uhr
Versuchter Mordanschlag auf den Bürgermeister von Mariupol
Die russischen Nachrichtenagenturen melden einen versuchten Mordanschlag auf den Bürgermeister der von Russland eingenommenen Hafenstadt Mariupol im Südosten der Ukraine. Das von pro-russischen Separatisten ernannte Stadtoberhaupt Konstantin Iwaschtschenko sei gerade am Zoo von Mariupol vorbeigefahren, als eine Explosion seinen Wagen erschüttert habe, berichtete die Nachrichtenagentur RIA Nowosti unter Berufung auf einen Vertreter der Polizei. Iwaschtschenko blieb demnach unverletzt.
Mariupol war im Mai nach wochenlangen heftigen Kämpfen endgültig unter russische Kontrolle gelangt. Damals hatten sich die letzten Kämpfer des Asow-Regiments ergeben, die wochenlang im riesigen Asow-Stahlwerk erbitterten Widerstand gegen die russische Belagerung der Stadt geleistet hatten.
17.58 Uhr
Zwölf Verletzte nach russischem Angriff auf Wosnessensk im Süden der Ukraine
Bei einem russischen Bombenangriff im Süden der Ukraine nahe dem zweitgrössten Atomkraftwerk des Landes sind nach ukrainischen Angaben zwölf Menschen verletzt worden. Die Bomben hätten ein Wohngebäude und weitere Häuser in Wosnessensk in der südukrainischen Region Mykolajiw getroffen, teilte die ukrainische Generalstaatsanwaltschaft am Samstag auf Telegram mit. Unter den Verletzten seien nach vorläufigen Informationen auch drei Kinder, zwei von ihnen befänden sich in einem «kritischen» Zustand.
Der Regionalgouverneur von Mykolajiw, Vitali Kim, hatte zuvor auf Telegram von neun Verletzten berichtet. Darunter seien vier Kinder und Jugendliche im Alter von drei bis 17 Jahren, die «alle in einem kritischen Zustand» seien.
Wosnessensk liegt etwa 20 Kilometer entfernt vom zweitgrössten Atomkraftwerk der Ukraine in Piwdennoukrainsk. Der russische Angriff in der 30-Kilometer-Zone um das Kraftwerk sei «ein weiterer zynischer Akt des Nuklearterrorismus», erklärte der ukrainische Kraftwerksbetreiber Energoatom auf Telegram. Es könne nicht ausgeschlossen werden, dass die Geschosse in Richtung des Kraftwerks abgefeuert wurden. Das russische Militär habe bereits Anfang März versucht, das Akw zu erobern, fügte der Betreiber hinzu.
17.08 Uhr
Prognose: Energiekosten in Grossbritannien könnten sich verdreifachen
Die Briten müssen sich warm anziehen: Einer neuen Prognose zufolge könnten die Kosten für Strom und Gas im kommenden Jahr auf das Dreifache des derzeitigen Niveaus ansteigen. Wie die Berater-Firma Auxilione am Samstag mitteilte, dürfte die staatliche Preisdeckelung für Strom und Gas für einen Durchschnittshaushalt ihren Schätzungen zufolge bis April auf 6000 Pfund (etwa 6800 Franken) angehoben werden.
Derzeit liegt die Deckelung für die jährliche Energierechnung bei knapp 2000 Pfund (rund 2300 Franken) und ist bereits erheblich höher als noch im vergangenen Herbst, als sie 1400 Pfund betrug. Um wie viel die Energierechnung ab Oktober steigen darf, soll bereits in der kommenden Woche von der Aufsichtsbehörde Ofgem bekannt gegeben werden.
Schon jetzt wird damit gerechnet, dass Millionen Haushalte im Winter nur noch eingeschränkt heizen können, weil sie sich die hohen Kosten nicht mehr leisten können. Erst am Freitag hatte der Verband der Gesundheitsdienstleister NHS Confederations vor gesundheitlichen Risiken für grosse Teile der Bevölkerung gewarnt und die Regierung zum Handeln aufgerufen. Die versprochene Hilfe von 400 Pfund pro Haushalt reiche bei weitem nicht aus, um einen grossen Teil der Bevölkerung vor dem Abrutschen in die Brennstoff-Armut («fuel poverty») zu bewahren – das bedeutet, dass sie mehr als zehn Prozent ihres Einkommens für Energiekosten ausgeben müssen.
16.30 Uhr
Bürgermeister: Luftangriff auf Melitopol trifft russischen Stützpunkt
Das ukrainische Militär hat in der Nacht auf Samstag Ziele in der russisch besetzten Stadt Melitopol angegriffen. Der ukrainische Bürgermeister Iwan Fedorow schrieb auf Telegram von gewaltigen Explosionen, die in der ganzen Stadt zu hören gewesen seien. Erste Erkenntnisse deuteten seinen Angaben zufolge darauf hin, dass bei einem ukrainischen Präzisionsschlag ein russischer Militärstützpunkt getroffen worden sei.
Die Leiterin der russischen Verwaltung in Melitopol, Galina Daniltschenko, berichtete hingegen, Wohngebiete seien beschädigt und ein Zivilist sei verletzt worden. «Die russische Luftabwehr hat Raketen abgefangen, aber wegen des Beschusses wurden die Häuser von Bewohnern auf (zwei) Strassen teilweise zerstört und beschädigt», schrieb sie auf Telegram. Federow machte in einem weiteren Post die russischen Besatzungskräfte für den Beschuss von zehn Wohnhäusern verantwortlich.
15.57 Uhr
China erhöht Öl- und Kohle-Importe aus Russland
China hat den Bezug von Kohle und Öl aus Russland weiter erhöht. Wie Daten vom Pekinger Zollamt zeigen, ist Russland bereits den dritten Monat in Folge Chinas grösster Öllieferant.
Im Juli beliefen sich die russischen Öleinfuhren auf rund 7,15 Millionen Tonnen, was einen Anstieg von 7,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat bedeutet. Chinas Kohleimporte aus Russland stiegen zeitgleich auf den höchsten Wert seit über fünf Jahren. Demnach hat Peking im Juli 7,42 Millionen Tonnen Kohle aus Russland importiert – rund 14 Prozent mehr als noch im letzten Jahr.
15.51 Uhr
Tote und Verletzte bei neuen russischen Angriffen in der Ukraine
Russland hat bei neuen Raketen- und Artillerieangriffen in der Ukraine nach Angaben aus Kiew auch Zivilisten und nicht militärische Infrastruktur beschossen. Im Gebiet Donezk seien innerhalb von 24 Stunden 7 Zivilisten getötet und weitere 13 verletzt worden, teilte der Generalstab in Kiew am Samstag mit. «Das Gebiet hat kein Gas, teils kein Wasser und keinen Strom. Die Evakuierung der Bevölkerung wird fortgesetzt.» Vielerorts seien die russischen Angriffe erfolgreich abgewehrt worden, hiess es. Auch die ukrainische Luftwaffe habe feindliche Stellungen attackiert.
Überprüfbar waren die Angaben von unabhängiger Seite zunächst nicht. In der Stadt Oleksandriwka seien am Samstag neun Menschen in einem fünfgeschossigen Haus durch russischen Beschuss verletzt worden, darunter Kinder, sagte der Gouverneur des südukrainischen Gebiets Mykolajiw, Witalij Kim. Der Generalstab berichtete ebenfalls, das Gebiet Mykolajiw sei massiv mit Raketen beschossen worden. Auch in der südukrainischen und fast vollständig von russischen Truppen kontrollierten Region Cherson bleibe die Lage schwierig, hiess es.
Russland bestätigte in seinem Lagebericht eine Fortsetzung der Angriffe gegen die Ukraine. Im Gebiet Charkiw seien bei Attacken gegen ukrainische nationalistische Einheiten mehr als 100 Kämpfer «vernichtet» worden, sagte Ministeriumssprecher Igor Konaschenkow in Moskau. Dabei seien auch bis zu 20 US-Bürger getötet worden. Von unabhängiger Seite überprüfbar waren diese Angaben nicht. Kiew hatte für ausländische Soldaten eine internationale Legion gegründet.
Insgesamt sprach Konaschenkow von mehr als 800 getöteten ukrainischen Kämpfern innerhalb von 24 Stunden in verschiedenen Regionen, darunter auch im Gebiet Donezk und Dnipropetrowsk. Demnach wurden erneut auch Basen, Militärtechnik, Treibstoff- und Munitionslager zerstört. Moskau behauptete zudem, dass Ende Juli im Gebiet Saporischschja eingesetzte russische Soldaten mit Vergiftungserscheinungen in ein Krankenhaus gebracht worden seien. Demnach sollen sie mit einer chemischen Substanz vergiftet worden sein.
In der ukrainischen Hauptstadt Kiew konnten Menschen auf der Prachtstrasse Chreschtschatyk im Zentrum am Samstag erbeutete russische Panzer und Militärtechnik sowie andere Kriegstrophäen besichtigen, wie das Internetportal Ukrajinska Prawda zeigte.
In February, russians were planning a parade in downtown Kyiv. 6 months into the large-scale war the shameful display of rusty russian metal is a reminder to all dictators how their plans may be ruined by a free and courageous nation.#FreedomIsOurReligion 🎥 @zaklyashtorpic.twitter.com/H1fbw2UaSS
Guterres «bewegt» bei Anblick von Getreidefrachter
Ukrainisches Getreide steckte wegen des russischen Kriegs monatelang in den Schwarzmeer-Häfen fest. Nach der Vereinbarung darf es nun über die Türkei exportiert werden. Guterres zeigt sich glücklich.
«Es ist so bewegend, in Istanbul das Schiff «Brave Commander» zu sehen, das mit Tonnen ukrainischen Weizens beladen ist», twitterte Guterres. Für den Nachmittag war eine Pressekonferenz in dem Kontrollzentrum geplant, das eigens für das Getreide-Abkommens eingerichtet wurde.
Die Ladung von 23’000 Tonnen Weizen der «Brave Commander» ist im Rahmen des Welternährungsprogramms der UN (WFP) für Äthiopien bestimmt.
So moving to see in Istanbul the @WFP ship Brave Commander loaded with tonnes of Ukrainian wheat destined for much needed hunger relief in the Horn of Africa. I salute all those involved in this amazing humanitarian operation. pic.twitter.com/MqUuK98sCY
USA kaufen ukrainisches Getreide für notleidende Regionen
Die USA planen nach Angaben des Chefs des Welternährungsprogramms (WFP) der Vereinten Nationen den Kauf von etwa 150’000 Tonnen Getreide aus der Ukraine für unter Lebensmittelknappheit leidende Regionen. Eingekauft werden solle das Getreide in den kommenden Wochen in ukrainischen Häfen, die im russischen Angriffskrieg nicht mehr von einer Blockade betroffenen seien, sagte WFP-Chef David Beasley der Nachrichtenagentur AP.
An welche Länder die Lieferungen gehen sollen, war noch nicht bestätigt, die Diskussionen darüber dauerten an, sagte Beasley in Kenia. Doch die geplante Lieferung beträgt mehr als das sechsfache des Getreides, das im Rahmen der ersten von der WFP arrangierten Getreidelieferung aus der Ukraine im Krieg in Richtung des Horns von Afrika unterwegs ist.
14.05 Uhr
Moskau nennt möglichen EU-Einreisestopp für Russen «Nazi-Politik»
Moskaus Verteidigungsminister Sergej Schoigu hat die Vorschläge für ein EU-weites Einreiseverbot von Russen in die Europäische Union als «Nazi-Politik» kritisiert. «Wir beobachten heute noch ein klares Hervortreten einer nazistischen Politik, wenn von den höchsten europäischen Tribünen aktiv die russophobe Idee vorangetrieben wird, allen russischen Bürgern die Einreise in die Länder der EU zu verbieten», sagte Schoigu am Samstag auf dem Ersten Internationalen Antifaschistischen Kongress in der Nähe von Moskau.
Immer mehr Länder setzen der Reisefreiheit Grenzen und schränken die Vergabe von Schengen-Visa an Russen im Alleingang ein. Dazu gehören Estland, Lettland, Litauen und Tschechien. Finnland will ab September folgen, Polen erwägt eine ähnliche Regelung. Dänemark dringt auf eine EU-Lösung und will sonst ebenfalls selbst handeln.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte den Westen aufgerufen, Russen die Einreise zu verbieten. Schoigu kritisierte, dass sich in der Ukraine eine nationalistische Politik seit Jahren gegen alles Russische richte. Das sei zu einer Bedrohung für Russlands Sicherheit geworden, sagte er und rechtfertigte damit einmal mehr den Einmarsch in die Ukraine am 24. Februar.
13.53 Uhr
Macron appelliert: Müssen Preis für unsere Freiheit und Werte zahlen
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat den russischen Angriff auf die Ukraine verurteilt und angesichts der wirtschaftlichen Folgen der Sanktionspolitik an die Bereitschaft der Franzosen appelliert, den «Preis der Freiheit» zu bezahlen. «Ich denke an unser Volk, das Seelenstärke braucht, um der kommenden Zeit entgegenzusehen, der Ungewissheit zu widerstehen, manchmal der Bequemlichkeit und der Widrigkeit und um gemeinsam zu akzeptieren, den Preis für unsere Freiheit und Werte zu bezahlen», sagte Macron am Freitagabend bei einem Weltkriegsgedenken im südfranzösischen Bormes-les-Mimosas.
Seit der von Russlands Präsident Wladimir Putin gestarteten brutalen Attacke sei der Krieg auf europäischen Boden und nur einige Stunden von der französischen Grenze entfernt zurückgekehrt, sagte Macron. Zugleich würdigte er den heldenhaften Einsatz des ukrainischen Volkes gegen die russische Armee.
12.47 Uhr
Ausschuss-Präsident warnt vor Russlands Einfluss auf Wahl in Italien
Der Präsident des Parlamentsausschusses für die Geheimdienste (Copasir) Italiens hat vor einer Einmischung Russlands in die Wahl am 25. September gewarnt. «Sicherlich ist das real», sagte der Rechtspolitiker Adolfo Urso von den postfaschistischen Fratelli d'Italia in einem Interview der Zeitung «Corriere della Sera».
Diese Gefahr bestehe aber schon seit mindestens zehn Jahren. In einem jüngst veröffentlichten Dokument des Copasir hiess es, dass die Geheimdienste seit einigen Monaten die Lage um die Einmischung Russlands beobachteten. Der Ausschuss sei sich seit geraumer Zeit darüber bewusst, dass Einmischung und Einflussnahme über traditionelle Medien und digitale Plattformen, insbesondere im Lichte der bevorstehenden Wahlen, ausgeübt würden.
Die Menschen in Italien sollen am 25. September ein neues Parlament wählen, nachdem Ministerpräsident Mario Draghi Ende Juli zurücktrat und Staatschef Sergio Mattarella danach eine vorgezogene Wahl einleitete. Derzeit werden einem Mitte-Rechts-Bündnis die besten Chancen auf einen Sieg zugerechnet. Russlands Einfluss in dem Mittelmeerland ist auch Thema im Wahlkampf. Ex-Kreml-Chef Dmitri Medwedew forderte am Donnerstag auf Telegram, dass die Europäer ihre Regierungen für deren «offensichtliche Dummheit» bestrafen sollten.
12.24 Uhr
London: Russen durch Explosionen hinter eigenen Linien unter Druck
Die russischen Invasionstruppen in der Ukraine sind nach Ansicht britischer Geheimdienstexperten durch die vermehrten Explosionen hinter den eigenen Linien im Süden des Landes unter Druck geraten. Das geht aus dem täglichen Geheimdienst-Update zum Ukraine-Krieg des Verteidigungsministeriums in London hervor.
Zwar habe keine der beiden Seiten Vorstösse an der Frontlinie in der Region Cherson gemacht, doch die «zunehmend häufigen Explosionen hinter russischen Linien üben wohl Druck auf die russische Logistik und Luftstützpunkte im Süden aus», so die britischen Experten.
Insgesamt habe es in der vergangenen Woche nur minimale Veränderungen an den Frontverläufen gegeben. Das werde sich in der kommenden Woche wohl auch kaum ändern. Wer militärisch die Initiative in den kommenden Wochen ergreifen wird, hängt nach Ansicht Londons davon ab, wem es gelingt, «überzeugende, entschlossene Kräfte für offensive Einsätze» hervorzubringen.
Seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine Ende Februar veröffentlicht die britische Regierung regelmässig Geheimdienstinformationen zu dessen Verlauf. Moskau wirft London eine gezielte Desinformationskampagne vor.
8.20 Uhr
Für Selenskyj ist Abklemmen von Gas Erpressung
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj warf Moskau vor, Energie zur Erpressung zu nutzen. «Russland braucht diese Pipelines nur, um in Europa Probleme zu schaffen, nicht um mit Gas zu helfen», sagte er am Freitag. Je eher die europäischen Staaten sich unabhängig von russischer Energie machten, desto eher würden sie ruhig durch die Winter kommen.
Zu den deutschen Sorgen wegen der Gasversorgung kommt noch ein dreitägiger Lieferstopp für russisches Gas Ende August. Wegen Wartung einer Turbine werde vom 31. August bis 2. September kein Gas durch die Ostseepipeline Nord Stream 1 nach Deutschland transportiert, kündigte der russische Gaskonzern Gazprom an.
8.10 Uhr
Russische Flugabwehr auf Krim aktiv
Auf der annektierten Halbinsel Krim war die russische Flugabwehr am Freitag den zweiten Abend in Folge aktiv und schoss angeblich Drohnen ab. Als Orte wurden Sewastopol, der Heimathafen der russischen Schwarzmeerflotte, und der Badeort Jewpatorija genannt. Beobachter schlossen nicht aus, dass die Ukrainer damit vor möglichen Angriffen die russische Luftabwehr testen.
Für das osteuropäische Land ist Samstag der 178. Tag des Abwehrkampfes gegen die russische Invasion. UN-Generalsekretär António Guterres wollte nach Stationen in der Ukraine und der Republik Moldau am Samstag Istanbul besuchen. Dort werden die Schiffe kontrolliert, die Getreide aus ukrainischen Häfen ausführen.