Dänisches Militär hat Fotos Russisches Schiff kurz vor Nord-Stream-Explosion nahe Tatort

dpa

28.4.2023 - 06:14

Das Nord Stream 1-Gasleck in der Ostsee, fotografiert vom Satelliten Pléiades Neo.
Das Nord Stream 1-Gasleck in der Ostsee, fotografiert vom Satelliten Pléiades Neo.
dpa

Noch immer ist unklar, wer für die Explosionen an den Nord-Stream-Pipelines Ende September verantwortlich ist. Nun gibt es eine neue Spur. Wenige Tage vor den Explosionen hat das dänische Militär am Tatort ein russisches Spezialschiff gesichtet und fotografiert.

Das dänische Verteidigungskommando bestätigte der Zeitung «Information», dass ein Patrouillenschiff am 22. September 2022 östlich der Insel Bornholm 26 Bilder von der «SS-750» gemacht habe. Vier Tage später war es nahe Bornholm zu mehreren Explosionen an den Gaspipelines Nord Stream 1 und 2 gekommen. Die Behörden gehen von Sabotage aus. Wer dafür verantwortlich ist, ist unklar. In Deutschland, Dänemark und Schweden laufen Ermittlungen.

Deutsche Regierungspolitiker warnen immer wieder vor voreiligen Schlüssen und mahnen dazu, ein Ende der Untersuchungen abzuwarten. Moskau hingegen hat bereits kurz nach dem Anschlag die «Angelsachsen» – also Briten und Amerikaner – verantwortlich gemacht.

«SS-750» für Unterwassereinsätze konzipiert

Bereits Mitte April hatte «Information» berichtet, dass das dänische Patrouillenboot «P524 Nymfen» am 22. September insgesamt 112 Fotos von russischen Schiffen in der Nähe der Leitungen gemacht habe.

«t-online» hatte Ende März unter Berufung auf Informationen aus Sicherheitskreisen und öffentlich einsehbare Daten berichtet, dass russische Militärschiffe wenige Tage vor den Anschlägen auf die Pipelines mutmasslich an den Tatorten operiert hätten – darunter auch die «SS-750».

Das vom dänischen Verteidigungskommando zur Verfügung gestellte Foto zeigt das Nord Stream 2-Gasleck in der Nähe von Bornholm. (Foto: Danish Defence Command/dpa)
Das vom dänischen Verteidigungskommando zur Verfügung gestellte Foto zeigt das Nord Stream 2-Gasleck in der Nähe von Bornholm. (Foto: Danish Defence Command/dpa)
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Die «SS-750» verfügt über ein Mini-U-Boot mit Greifarmen. Es sei gerade für Unterwassereinsätze konzipiert, sagte der schwedische Forscher und Geheimdienstexperte Joakim von Braun zu «Information». Ein weiterer Experte, Oliver Alexander, wurde in dem am Donnerstagabend veröffentlichten Bericht mit den Worten zitiert, das Schiff könne theoretisch auch aus anderen Gründen in der Gegend gewesen sein. «Aber das Timing, zu diesem Zeitpunkt genau an diesem Ort zu sein, das ist doch speziell», sagte er.

Auch pro-ukrainische Gruppe unter Verdacht

Im März hatten Medien in Deutschland, den USA und Grossbritannien Hinweise auf den möglichen Tathergang veröffentlicht. Demnach soll eine sechsköpfige Gruppe mit gefälschten Pässen eine Jacht gemietet und unbemerkt die Sprengsätze in gut 80 Meter Wassertiefe gelegt haben. Die Medien hatten über eine mutmassliche Beteiligung einer pro-ukrainischen Gruppe spekuliert. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj wies eine Beteiligung der Ukraine als «lächerlich» zurück.

Ende September waren nach Explosionen nahe Bornholm insgesamt vier Lecks an den beiden Pipelines von Russland nach Deutschland entdeckt worden. Die schwedischen Sicherheitsbehörden hatten im November festgestellt, dass es sich um schwere Sabotage gehandelt habe – ohne jedoch einen Schuldigen zu benennen.

dpa