Ukraine-Übersicht Russisches Aufklärungsflugzeug dringt in schwedischen Luftraum ein

Agenturen / Red

30.4.2022

Ostukraine: Flucht ins Ungewisse

Ostukraine: Flucht ins Ungewisse

Die russische Armee greift weiter die ostukrainische Grossstadt Charkiw an. Die ukrainische Armee hat einige Dörfer in der Region zurückerobern können. Zahlreiche Zivilisten konnten daher flüchten. Doch wie es nun weitergeht für sie, ist ungewiss.

30.04.2022

Russland verzeichnet im Osten des Landes keine nennenswerten Gebietsgewinne. Der russische Aussenminister Lawrow wirft dem Westen vor, die Ukraine aufzuhetzen und ein Verhandlungsergebnis zu verhindern. Die Entwicklungen im Ticker. 

Agenturen / Red

Die russische Offensive in der Ukraine geht nach Angaben aus dem US-Verteidigungsministerium deutlich langsamer voran als geplant. Dazu trage der Widerstand der Ukrainer bei, sagte ein US-Gewährsmann am Freitag (Ortszeit). Das US-Militär gehe davon aus, dass Russland bei seinem Vorgehen im Donbass in der Ostukraine seinen eigenen Zeitplan nicht einhalte, sagte der Gewährsmann. Es gebe eine Verzögerung von vermutlich «mindestens mehreren Tagen». Die russischen Truppen kämen nicht gleichmässig voran beim Versuch, nach Norden aus Mariupol vorzurücken, um sich den ukrainischen Soldaten von Süden her zu nähern.

Russland: Mehr als 380 Militärobjekte in Ukraine getroffen

Die russischen Streitkräfte trafen inzwichen nach eigenen Angaben bei neuen Angriffen mit Raketen und Artillerie Hunderte Militärobjekte in der Ukraine. Die Luftwaffe habe in der Nacht vier Munitionslager und ein Kraftstoffdepot im Osten zerstört, teilte das Verteidigungsministerium in Moskau mit. Bei Angriffen seien auch 120 ukrainische Kämpfer «vernichtet» worden, sagte Ministeriumssprecher Igor Konaschenkow.

Durch Artillerie seien in der Nacht insgesamt 389 weitere Militärobjekte getroffen worden, darunter zahlreiche Stellungen der ukrainischen Truppen. Die russische Luftabwehr habe 18 Drohnen abgeschossen. Der Generalmajor listete auf, dass bisher mehr als 2600 ukrainische Panzer und gepanzerte Fahrzeuge, rund 650 Drohnen sowie 142 Flugzeuge und 112 Hubschrauber ausser Gefecht gesetzt worden seien. Überprüfbar von unabhängiger Seite waren diese Angaben nicht.

Erfolglose russische Angriffe im Osten

Der ukrainische Generalstab bestätigte am Samstag zwar neue Angriffe russischer Truppen - allerdings seien diese erfolglos geblieben. Es gebe an mehreren Stellen Versuche der russischen Streitkräfte, ins Landesinnere vorzustossen. Allerdings würden die Attacken abgewehrt. In den umkämpften Gebieten Luhansk und Donezk im Osten seien 14 Angriffe abgewehrt worden. Die ukrainischen Streitkräfte hätten elf Panzer, neun Drohnen und sieben Artilleriesystem vernichtet. Die ukrainische Armee sprengte zudem eine Eisenbahnbrücke im Gebiet Donezk, wie die «Ukrajinska Prawda» schrieb. Dabei sei ein russischer Güterzug getroffen worden. Der Weg mit der Bahn in die Stadt Lyman im Epizentrum der Kämpfe in der Ostukraine sei damit zerstört.

Russland ist nach Angaben der britischen Geheimdienste gezwungen, seine Streitkräfte im Nordosten der Ukraine nach gescheiterten Vorstössen neu aufzustellen. Dies geht aus einem Bericht hervor, den das Verteidigungsministerium in London veröffentlichte. Das russische Militär habe erschöpfte Einheiten aus den gescheiterten Vorstössen zusammenlegen und umgruppieren müssen. «Viele dieser Einheiten leiden wahrscheinlich unter einer geschwächten Moral.» Defizite bei der taktischen Koordination bestünden weiter.

Polizeichef: Weitere Leichen bei Butscha gefunden

Unweit des Kiewer Vororts Butscha wurden ukrainischen Angaben zufolge derweil drei weitere Leichen von Zivilisten gefunden. Russische Soldaten hätten die Männer vor ihrem Tod gefoltert, schrieb der Polizeichef des Kiewer Gebiets, Andrij Njebytow, am Samstag auf Facebook. Die Leichen wiesen etwa Schusswunden an den Ohren auf und seien teils gefesselt und geknebelt gewesen. Sie seien in einem Waldstück nahe des Dorfs Myrozke verscharrt gewesen und erst am Freitag entdeckt worden. Bereits kurz nach dem Abzug russischer Truppen vor knapp einem Monat hatten in Butscha Funde von Hunderten getöteten Zivilisten weltweit für Entsetzen gesorgt.


Die Ereignisse des Tages im Überblick:

Das Wichtigste in Kürze

  • Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenskyj hat nach eigenen Angaben mit Bundespräsident Ignazio Cassis über die Vorbereitungen einer Konferenz zum Wiederaufbau der Ukraine gesprochen.
  • Aus dem belagerten Stahlwerk Azovstal in der ukrainischen Hafenstadt Mariupol sind Berichten russischer Nachrichtenagenturen zufolge 25 Zivilisten evakuiert worden.
  • Im Osten des Landes kann weder Russland noch die Ukraine wesentliche Gebietsgewinne erzielen, wenngleich beide auf Erfolge hinweisen. Es zeichnet sich ein Abnützungskrieg ab.
  • Der Kreml macht den Westen dafür verantwortlich, dass sich Russland und die Ukraine noch kein Verhandlungsergebnis gefunden hätten.
  • Ukrainische Streitkräfte haben in der Region Donezk eine Eisenbahnbrücke gesprengt und dabei einen russischen Zug getroffen.
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  • 22.00 Uhr

    Wir beenden den Live-Ticker am Samstag

  • 21.58 Uhr

    Britischer Premier spricht mit Selenskyj über Lage in Mariupol

    Der britische Premierminister Boris Johnson hat mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj über den Fortschritt bei den Bemühungen zur Evakuierung der besetzten Hafenstadt Mariupol gesprochen. Der Regierungschef habe dabei am Samstag weitere wirtschaftliche und humanitäre Hilfe für die Ukraine angeboten, teilte sein Büro mit.

    «Der Premierminister bekräftigte, dass er sich mehr denn je dafür einsetzt, die Ukraine zu stärken und dafür zu sorgen, dass (der russische Präsident Wladimir) Putin scheitert, und wies darauf hin, wie hart die Ukrainer für ihre Freiheit kämpfen», hiess es in der Mitteilung. Johnson habe bestätigt, dass Grossbritannien zusätzliche Militärhilfe leisten wolle, um den Ukrainern die Ausrüstung zu geben, die sie zur Vereidigung benötigten.

  • 21.50 Uhr

    Angelina Jolie eilt nach Luftalarm in Lwiw in Luftschutzkeller

    Die US-Schauspielerin Angelina Jolie muss bei ihrem Besuch im ukrainischen Lwiw in einen Luftschutzkeller eilen, als der Luftalarm ertönt. Auf die Frage «Hast du Angst?», antwortet sie: «Nein, mir geht es gut.»

  • 21.29 Uhr

    US-Schauspielerin Jolie trifft Flüchtlinge in Westukraine

    Inmitten des russischen Angriffskriegs ist die US-amerikanische Schauspielerin und Regisseurin Angelina Jolie in die Westukraine gereist und hat dort geflüchtete Menschen getroffen. Jolie habe unter anderem in einem Krankenhaus Kinder besucht, die vor rund drei Wochen bei einem Raketenangriff auf den Bahnhof im ostukrainischen Kramatorsk verletzt wurden, teilte die Verwaltung des Gebiets Lwiw am Samstag mit. Fotos zeigen, wie die 46-Jährige Kinder in den Arm nimmt und Selfies mit medizinischem Personal macht.

    «Für uns alle war der Besuch unerwartet», sagte Gouverneur Maxym Kosyzkyj. Viele Menschen hätten ihren Augen nicht getraut. In einem Video war ausserdem zu sehen, wie Jolie während eines Luftalarms in einen Luftschutzkeller eilt.

    In sozialen Netzwerken teilten Menschen am Samstag zudem vielfach einen Clip, der die Schauspielerin, die auch Sondergesandte des UN-Flüchtlingshilfswerks ist, in einem Café in Lwiw zeigen soll. In die westukrainische Stadt sind seit Beginn des russischen Angriffskriegs am 24. Februar viele Menschen aus anderen Teilen der Ukraine geflohen.

  • 20.51 Uhr

    Generalstab: Russisches Aufklärungsflugzeug verletzt schwedischen Luftraum

    Ein russisches Aufklärungsflugzeug ist unerlaubt in den schwedischen Luftraum eingedrungen. Die Propellermaschine vom Typ AN-30 habe am Freitagabend zeitweise den schwedischen Luftraum verletzt, erklärte der Generalstab der schwedischen Armee am Samstag. Dabei sei sie von schwedischer Seite beobachtet und fotografiert worden.

    Das Verteidigungsministerium in Stockholm verurteilte den Vorfall als «vollkommen inakzeptabel». Vor allem angesichts der «generellen Sicherheitslage» sei die Luftraumverletzung «sehr unangemessen». «Die Souveränität Schwedens muss stets respektiert werden», betonte Verteidigungsminister Peter Hultqvist laut dem Fernsehsender SVT. Schweden werde auf diplomatischem Wege Protest einlegen.

    Der Vorfall ereignete sich zu einer Zeit, in der Schweden angesichts des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine ebenso wie Finnland über einen Beitritt zur Nato diskutiert. Schwedischen Medienberichten zufolge könnten beide Länder ihr Beitrittsgesuch womöglich schon Mitte Mai bei der Nato einreichen. Darüber könnten dann theoretisch die Staats- und Regierungschefs der 30 Nato-Länder bei ihrem Gipfeltreffen in Madrid Ende Juni beraten.

  • 19.35 Uhr

    Gouverneur: Landebahn von Flughafen in Odessa durch Raketen zerstört

    Ein russischer Raketenangriff hat ukrainischen Angaben zufolge die Landebahn des Flughafens in der Hafenstadt Odessa zerstört. Die Russen hätten die südukrainische Metropole von der 2014 annektierten Schwarzmeer-Halbinsel Krim aus angegriffen, teilte der Gouverneur des Gebiets Odessa, Maxym Martschenko, am Samstag im Nachrichtendienst Telegram mit. Zum Einsatz seien dabei Raketen des Küstenverteidigungssystems «Bastion» gekommen. Verletzte habe es keine gegeben.

  • 19.32 Uhr

    Selenskyj bespricht mit Cassis Konferenz über Wiederaufbau

    Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenskyj hat nach eigenen Angaben mit Bundespräsident Ignazio Cassis über die Vorbereitungen einer Konferenz zum Wiederaufbau der Ukraine gesprochen. Das teilte Selenskyj am Samstag in einem Tweet mit.

    Ausserdem sei die vermittelnde Rolle der Schweiz bei der Gewährleistung der konsularischen Dienste für Ukrainerinnen und Ukrainer in Russland zur Sprache gekommen, hiess es auf dem offiziellen Twitter-Kanal des ukrainischen Präsidenten.

    Des Weiteren habe er auch die humanitäre Hilfe der Schweiz zur Kenntnis genommen. Das Eidg. Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) bestätigte das Telefongespräch gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Es sei «auf Anfrage von Selenskyj» zu Stande gekommen, sagte EDA-Sprecher Michael Steiner.

  • 18.37 Uhr

    Kiew: 14 Ukrainer bei Gefangenenaustausch mit Russland freigekommen

    Bei einem erneuten Gefangenenaustausch mit Russland sind Angaben aus Kiew zufolge 14 Ukrainer freigekommen. Es handele sich um sieben Zivilisten und sieben Soldaten, teilte die ukrainische Vizeregierungschefin Iryna Wereschtschuk am Samstag mit. Von russischer Seite gab es zunächst keine Bestätigung. Wereschtschuk zufolge sollen sich insgesamt rund 1000 ukrainische Zivilisten und 700 Militärangehörige in russischer Gefangenschaft befinden. Die Ukraine habe ihrerseits ebenfalls rund 700 russische Soldaten als Kriegsgefangene genommen. Seit dem Beginn des russischen Angriffskriegs gegen das Nachbarland am 24. Februar hatten Moskau und Kiew bereits mehrfach Gefangene ausgetauscht.

  • 17.49 Uhr

    Russische Agenturen: 25 Zivilisten aus Mariupoler Stahlwerk evakuiert

    Aus dem belagerten Stahlwerk Azovstal in der ukrainischen Hafenstadt Mariupol sind Berichten russischer Nachrichtenagenturen zufolge 25 Zivilisten evakuiert worden. Unter den Geretteten seien sechs Kinder, meldeten Tass und Ria Nowosti am Samstag übereinstimmend unter Berufung auf ihre jeweiligen Korrespondenten. Unabhängig überprüfen liessen sich die Angaben zunächst nicht. Ukrainischen Angaben zufolge sollen in den Bunkeranlagen des Stahlwerks insgesamt rund 1000 Zivilisten Zuflucht gesucht haben – und nun eingeschlossen sein.

    Russland wiederum spricht von rund 2500 ukrainischen Kämpfern und ausländischen Söldnern, die sich dort ebenfalls verschanzt haben sollen. Diese lehnen eine Kapitulation und eine Aufgabe der strategisch wichtigen Stadt am Asowschen Meer, die grossteils bereits von den Russen eingenommen ist, bislang ab.

  • 17.30 Uhr

    Ukrainische Regierung: Russisches Militär beschlagnahmt Getreide

    Die russischen Streitkräfte beschlagnahmen nach Angaben aus der ukrainischen Regierung in den von ihnen besetzten Gebieten grosse Mengen Getreide. Der stellvertretende Landwirtschaftsminister Taras Wysozky sagte am Samstag im ukrainischen Fernsehen, aus den Regionen Saporischschja, Cherson, Donezk und Luhansk seien mehrere Hunderttausend Tonnen Getreide abtransportiert worden.

    Die Ukraine ist einer der grössten Getreideproduzenten der Welt. Die russische Invasion hat die Exporte eingeschränkt, die Getreidepreise weltweit in die Höhe getrieben und Befürchtungen über ernste Nahrungsmittelengpässe in den Importländern geweckt. In der Ukraine kommt es unterdessen zu einer Treibstoffknappheit, wie Präsident Wolodymyr Selenskyj am Freitagabend sagte. Russland zerstöre die notwendige Infrastruktur und blockiere die Häfen.

  • 17.14 Uhr

    Russischer Gouverneur wirft Ukraine Beschuss von Grenzübergang vor

    Die Ukraine soll nach russischer Darstellung die grenznahe russische Region Kursk mit Granaten attackiert haben. Am Samstagnachmittag sei ein Grenzübergang in der Ortschaft Krupez mit Granaten angegriffen worden, teilte der Gouverneur der westrussischen Region, Roman Starowojt, mit. Russische Grenzsoldaten hätten das Feuer erwidert und den Beschuss so gestoppt. Verletzt worden sei niemand. Bereits am Freitag hatte Starowojt erklärt, seine Region sei von ukrainischem Gebiet aus beschossen worden. Die Darstellungen waren zunächst nicht unabhängig überprüfbar. Eine offizielle Reaktion aus Kiew gab es nicht.

  • 15.32 Uhr

    Macron sichert Ukraine weitere Hilfe zu

    Frankreichs wiedergewählter Präsident Emmanuel Macron hat dem ukrainischen Staatschef Wolodymyr Selenskyj in einem Telefonat weitere Unterstützung zugesichert. Dabei gehe es sowohl um militärische als auch um humanitäre Hilfe, hiess es am Samstag aus dem Elyséepalast. Zudem sollen französische Experten weitere Unterstützung beim Sammeln von Beweisen und der Verfolgung von Kriegsverbrechen leisten.

    Nach Angaben des Präsidialamts hat Frankreich inzwischen mehr als 615 Tonnen humanitäre Hilfsgüter geschickt, darunter medizinische Ausrüstung und Generatoren für Krankenhäuser. An schweren Waffen wurden unter anderem Panzerabwehrraketen des Typs Milan geliefert sowie die Haubitze Caesar. Nach früheren Angaben beträgt der Gesamtwert der gelieferten Militärgüter mehr als 100 Millionen Euro.

  • 15.09 Uhr

    Kiew: Drei weitere Leichen mit gefesselten Hände nahe Butscha entdeckt

    In der Nähe des Kiewer Vororts Butscha sind nach Polizeiangaben weitere drei Leichen mit gefesselten Händen entdeckt worden. Die Leichen der drei Männer seien in einer Grube des Dorfs Myrozke gefunden worden, teilte der Polizeichef der ukrainischen Hauptstadt, Andrij Nebytow, am Samstag mit. Sie wiesen demnach Schussverletzungen an verschiedenen Körperteilen auf.

    Die Augen der drei Männer waren laut Nebytow verbunden, auch seien «einige» geknebelt gewesen. Die Leichen tragen nach Angaben des Polizeichefs die Spuren von langer Folter. Jeder der Männer sei schliesslich mit einem Schuss in die Schläfe getötet worden.

    «Nach den bisherigen Erkenntnissen haben die Besatzer versucht, die Spuren ihrer Gewalttaten zu verbergen», erklärte Nebytow. Deshalb hätten sie die Leichen in eine Grube geworfen und mit Erde bedeckt.

    Butscha ist zum Synonym für mutmassliche Kriegsverbrechen der russischen Streitkräfte in ihrem Angriffskrieg gegen die Ukraine geworden. Der Vorort stand rund vier Wochen lang unter Kontrolle russischer Truppen, bevor sie Ende März wieder abzogen.
    Butscha ist zum Synonym für mutmassliche Kriegsverbrechen der russischen Streitkräfte in ihrem Angriffskrieg gegen die Ukraine geworden. Der Vorort stand rund vier Wochen lang unter Kontrolle russischer Truppen, bevor sie Ende März wieder abzogen.
    Archivbild: Felipe Dana/AP/dpa
  • 15.01 Uhr

    Hafenarbeiter in Amsterdam weisen Tanker aus Russland ab

    Beschäftigte des Amsterdamer Hafens haben ein mit Dieselöl beladenes Tankschiff aus Russland abgewiesen. Der Tanker Sunny Liger sei vor der niederländischen Küste vor Anker gegangen, nachdem die Hafenarbeiter sich geweigert hätten, das Schiff zu entladen, berichtete der Sender NOS am Samstag. Zuvor hatten Hafenarbeiter in Schweden bereits den Tanker abgewiesen, woraufhin er Kurs auf die Niederlande nahm.

    Die niederländische Gewerkschaft FNV dankte den Arbeitern für das Abweisen des Schiffs. «Mit der Ladung finanziert Russland den Krieg in der Ukraine», es handele sich nicht bloss um schmutziges, sondern um blutiges Geld, hiess es in einer Mitteilung. Die Gewerkschaft rief die Beschäftigten im Rotterdamer Hafen auf, den Tanker ebenfalls abzuweisen.

  • 14.10 Uhr

    Finnischer Präsident will Nato-Position bis zum 12. Mai verkünden

    Der finnische Präsident Sauli Niinistö will schon bald seinen eigenen Standpunkt in der Frage nach einer möglichen Nato-Mitgliedschaft seines Landes bekanntgeben. Er habe vor, seine Nato-Position spätestens am 12. Mai zu präsentieren, sagte Niinistö in einem am Samstag veröffentlichten Interview der Zeitung «Ilta-Sanomat». An dem Tag tagen die finnischen Parlamentsfraktionen. Zwei Tage danach beabsichtigt auch die sozialdemokratische Partei von Ministerpräsidentin Sanna Marin, ihren Standpunkt darzulegen. Einen Entschluss zu einem möglichen finnischen Nato-Antrag treffen der Präsident und die Regierung letztlich gemeinsam.

    Sowohl Niinistö als auch Marin haben ihre Position in der durch den Ukraine-Krieg neu entfachten Nato-Debatte noch nicht offengelegt. Vieles deutet aber darauf hin, dass Finnland in den kommenden Wochen eine Aufnahme in das Verteidigungsbündnis beantragen könnte. Dabei stimmt sich das nordische EU-Land eng mit seinem Nachbarn Schweden ab, der ebenfalls bislang zwar Nato-Partner, nicht aber Mitglied der Allianz ist. Aussenminister Pekka Haavisto hatte zuletzt am Freitag bei einem Besuch seiner schwedischen Kollegin Ann Linde in Helsinki gesagt, es sei sehr wichtig, dass die beiden Länder Entscheidungen «in die gleiche Richtung und im gleichen Zeitrahmen» treffen.

    Die schwedische Aussenministerin Ann Linde (links) und der finnische Aussenminister Pekka Haavisto bei einer Pressekonferenz nach ihrem Treffen am Freitag, den 29. April 2022 in Helsinki.
    Die schwedische Aussenministerin Ann Linde (links) und der finnische Aussenminister Pekka Haavisto bei einer Pressekonferenz nach ihrem Treffen am Freitag, den 29. April 2022 in Helsinki.
    Bild: AP
  • 14 Uhr

    Über 44'000 ukrainische Flüchtlinge in der Schweiz registriert

    In der Schweiz sind bis Samstag 44'366 Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine registriert worden. Gegenüber dem Vortag hat ihre Zahl um 637 zugenommen, wie das Staatssekretariat für Migration (SEM) bekannt gab.

    Den Schutzstatus S erhalten haben bis Samstag 38'223 ukrainische Flüchtlinge. Das waren 1301 mehr als am Vortag. Aus der Ukraine ins Ausland geflüchtet sind seit Kriegsbeginn rund 5,4 Millionen Menschen.

  • 11.24 Uhr

    Moskau: Hunderte Militärobjekte im Osten getroffen

    Die Luftwaffe habe in der Nacht vier Munitionslager und ein Kraftstoffdepot im Osten zerstört, teilte das Verteidigungsministerium am Samstag in Moskau mit. Bei Angriffen seien auch 120 ukrainische Kämpfer «vernichtet» worden, sagte Ministeriumssprecher Igor Konaschenkow.

    Durch Artillerie seien in der Nacht insgesamt 389 weitere Militärobjekte getroffen worden, darunter zahlreiche Stellungen der ukrainischen Truppen. Die russische Luftabwehr habe 18 Drohnen abgeschossen. Der Generalmajor listete auf, dass bisher mehr als 2600 ukrainische Panzer und gepanzerte Fahrzeuge, rund 650 Drohnen sowie 142 Flugzeuge und 112 Hubschrauber ausser Gefecht gesetzt worden seien. Überprüfbar von unabhängiger Seite waren diese Angaben nicht.

    Ein durch Beschuss schwer beschädigtes Gebäude in Charkiw am 25. April 2022. 
    Ein durch Beschuss schwer beschädigtes Gebäude in Charkiw am 25. April 2022. 
    KEYSTONE / AP Photo / Felipe Dana
  • 10.44 Uhr

    Erfolglose russische Angriffe im Osten

    Der ukrainische Generalstab hat in seinem Lagebericht zum Kriegsverlauf am Samstag neue russische Angriffe mit Schwerpunkt im Osten der Ukraine aufgeführt. Es gebe für Russland aber keine Erfolge, heisst es darin. «Die Gefechte gehen weiter.» In der Nähe der Stadt Isjum in der Region Charkiw ziehe Russland weiter seine Truppen zusammen für Angriffe. Es gebe an mehreren Stellen Versuche der russischen Streitkräfte, ins Landesinnere vorzustossen. Allerdings würden die Attacken abgewehrt. 

    Im Gebiet Dnipropetrowsk hätten russische Einheiten Ziele mit Raketen und Artillerie beschossen. Die russischen Streitkräfte stellen sich demnach teils neu auf und verstärken ihre Truppen. In den umkämpften Gebieten Luhansk und Donezk im Osten seien 14 Angriffe abgewehrt worden. Die ukrainischen Streitkräfte hätten elf Panzer, neun Drohnen und sieben Artilleriesystem vernichtet.

    Die Lagebeurteilungen ausländischer Beobachter und Nachrichtendienste zeichnen ein ähnliches Bild.

  • 9.42 Uhr

    Russland begleicht Schulden und verhindert Zahlungsunfähigkeit

    Russland hat nach Angaben aus dem US-Finanzministerium Schulden im Ausland beglichen und damit eine Zahlungsunfähigkeit verhindert. Wie viel Geld Moskau am Freitag zahlte, war zunächst unklar. Allerdings hatte das russische Finanzministerium im April darauf verwiesen, dass bis zum 6. des Monats die Summe von 649 Millionen Dollar für zwei Anleihen an eine nicht genannte US-Bank fällig sei.

    Um die Schulden zurückzuzahlen, nutzte Russland seine Devisenreserven im Ausland, wie aus Kreisen des US-Finanzministeriums verlautete. Das russische Finanzministerium gab an, dass es in einer Londoner Filiale von Citigroup gezahlt habe.

    Wegen der Sanktionen gegen Russland wegen seines Kriegs in der Ukraine hatte Moskau versucht, die Schulden in Rubel zu begleichen. Es argumentierte, wegen der außergewöhnlichen Ereignisse habe es ein Recht dazu, in der russischen Währung und nicht in Dollar oder Euro zu zahlen. Investoren und Ratingagenturen widersprachen. Russland wurde eine Gnadenfrist von 30 Tagen für die Zahlung gewährleistet. Diese Frist wäre nächste Woche abgelaufen.

    Russland will seine Auslandschulden in Rubel bezahlen, was die Gläubiger nicht akzeptieren. 
    Russland will seine Auslandschulden in Rubel bezahlen, was die Gläubiger nicht akzeptieren. 
    KEYSTONE
  • 9.10 Uhr

    Russland verstärkt Angriffe auf Charkiw

    In Charkiw waren in der Nacht zum Samstag heftige Explosionen zu hören. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sprach trotz der anhaltenden russischen Angriffe auf die zweitgrößte Stadt des Landes von «taktischen Erfolgen» der Regierungstruppen in der Region.

    «Die Lage in der Region Charkiw ist schwierig», sagte Selenskyj in einer Fernsehansprache. «Aber unser Militär und unser Geheimdienst haben wichtige taktische Erfolge erzielt.» Die ukrainischen Streitkräfte eroberten nach eigenen Angaben in der Nähe von Charkiw das «strategisch wichtige» Dorf Ruska Losowa zurück. Dem Verteidigungsministerium in Kiew zufolge brachten die ukrainischen Soldaten mehr als 600 Einwohner in Sicherheit.

    Die russischen Truppen eroberten bereits eine Reihe von Dörfern in der Donbass-Region. Aber auch die ukrainischen Streitkräfte meldeten kleinere Erfolge. Ein hochrangiger Nato-Vertreter erklärte, Russland habe bei seinem Versuch, feindliche Stellungen einzukesseln, nur «geringfügige» und «ungleichmäßige» Fortschritte erzielt, während die ukrainischen Streitkräfte zum Gegenangriff übergingen.

    Am Dienstag 26. April geriet dieses Wohngebäude in Lyman, östlich von Charkiw, unter Beschuss. Dabei wurde gemäss Bewohnern ein achtjähriges Mädchen getötet.  
    Am Dienstag 26. April geriet dieses Wohngebäude in Lyman, östlich von Charkiw, unter Beschuss. Dabei wurde gemäss Bewohnern ein achtjähriges Mädchen getötet.  
    KEYSTONE / AP Photo / Leo Correa
  • 6 Uhr

    Lawrow: Westen verhindert Ende der «Spezialoperation»

    Der russische Aussenminister Sergej Lawrow hat in der Nacht in zwei Interviews gegen die Nato gehetzt. Er warf dem Militärbündnis nach Angaben der russischer Agenturen vom frühen Samstagmorgen in einem Interview mit der chinesischen Agentur Xinhua vor, das Ende der «Spezialoperation» durch politische Vereinbarungen und Waffenlieferungen zu verhindern.

    In einem Interview mit dem arabischsprachigen Sender Al-Arabija sagte Lawrow ausserdem, dass Russland die Routen kenne, über die der Westen Waffen an die Ukraine liefern wolle. Die gelieferten Waffen sollten nun zum Ziel der von offizieller russischer Seite so bezeichneten «Spezialoperation» werden, «sobald sie das Territorium der Ukraine erreichen».

    Der russische Aussenminister Sergej Lawrow war schon vor dem Krieg in der Ukraine nicht gut auf den Westen zu sprechen. Hier nach Gesprächen mit seinem amerikanischen Amtskollegen in Genf am 21. Januar 2022. 
    Der russische Aussenminister Sergej Lawrow war schon vor dem Krieg in der Ukraine nicht gut auf den Westen zu sprechen. Hier nach Gesprächen mit seinem amerikanischen Amtskollegen in Genf am 21. Januar 2022. 
    KEYSTONE
  • 5.47 Uhr

    DGB-Chef: Reiche müssen mehr Lasten des Ukraine-Kriegs tragen

    Der Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB), Reiner Hoffmann, hat eine stärkere Beteiligung von Reichen bei der Bewältigung der Lasten des Ukraine-Krieges gefordert.

    «Reiche müssen bei der Finanzierung des Gemeinwesens mehr schultern», sagte Hoffmann den Zeitungen der Neuen Berliner Redaktionsgesellschaft. Der DGB-Chef kündigte zugleich an, dass die Gewerkschaften trotz der schwierigeren Lage in den bevorstehenden Tarifverhandlungen einen Ausgleich für die hohe Inflation fordern.

    «Alle Gewerkschaften haben den Anspruch, Realeinkommen zu sichern und an den Produktivitätsgewinnen der Firmen teilzuhaben», sagte Hoffmann. Das werde unter den jetzigen Bedingungen deutlich anspruchsvoller.

  • 4.16 Uhr

    Russische Nukleararbeiter nach Saporischschja entsandt

    Russische Behörden haben Nuklearspezialisten in das ukrainische Atomkraftwerk im südöstlich gelegenen Saporischschja geschickt. Die acht Vertreter von Rosenergoatom, das zum russischen Staatskonzern Rosatom gehört, fordern von der Stationsleitung tägliche Berichte zu «vertraulichen Fragen» in Bezug auf den Betrieb des AKW, heisst es in einer Erklärung der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) vom Freitag unter Berufung auf ukrainische Behörden.

    Demnach wird das Kernkraftwerk weiterhin von ukrainischem Personal betrieben, aber von russischen Streitkräften kontrolliert. Russische Truppen hatten die Anlage am 4. März besetzt. Den Angaben nach arbeiten die ukrainischen Mitarbeiter «unter unglaublichem Druck».

    IAEA-Leiter Rafael Grossi hatte sich wiederholt besorgt über die Sicherheit der ukrainischen Atomkraftwerke gezeigt. Er war bereits im März in die Ukraine gereist und hatte mit Mitarbeitern des Atomkraftwerks Süd-Ukraine gesprochen.

  • 0.02 Uhr

    Ukrainische Armee sprengt Eisenbahnbrücke bei Donezk

    Die ukrainisch Armee hat nach Medienberichten eine Eisenbahnbrücke im Gebiet Donezk gesprengt. Dabei sei ein russischer Güterzug getroffen worden, wie die Onlinezeitung «Ukrajinska Prawda» am Freitagabend schrieb. Nach Angaben des Onlineportals «Hromadske» war unklar, ob es sich um Güterwaggons oder Kesselwagen handelte.

    Bei der zerstörten Brücke handelte es sich nach Angaben der Zeitungen um eine Verbindung über den Fluss Siwerskyj Donez zwischen den Orten Lyman und Rajhorodok im Osten der Ukraine. Die Eisenbahnverbindung nach Lyman, das im Epizentrum der Kämpfe in der Ostukraine liege, sei damit zerstört.