Bieler ortet Luftabwehr-StellungGenau darum fürchtet Putin Ferienfotos von der Krim
tafi
22.8.2022
Ahnungslose russische Feriengäste spielen ungewollt der ukrainischen Armee in die Hände. Ihre Fotos verraten bisweilen militärische Details, die von findigen Internet-Usern leicht entschlüsselt werden.
tafi
22.08.2022, 18:06
23.08.2022, 13:44
tafi
Sonnengebräunte Haut, entspannte Zeit, schöne Gegend, aber entscheidend ist der Hintergrund: Ferienfotos von der Krim sind dieser Tage etwas Besonderes. Darauf gibt es bisweilen Explosionen in Strandnähe zu sehen. Oder auch mal ein imposantes Luftabwehrsystem der russischen Armee.
Was den Feriengästen vielleicht eine denkwürdige Erinnerung ist, bereitet der russischen Militärführung zunehmend Kopfschmerzen. Fotos in sozialen Netzwerken geben die Verteidigungspositionen preis.
Schweizer findet die genauen Koordinaten heraus
Zuletzt hat ein Feriengast auf dem russischen Facebook-Pendant vk.com seiner Armee einen Bärendienst erwiesen. Der Mann scheint stolz zu sein auf das mächtige Gerät hinter ihm, mit seinem Foto hat er aber auch den genauen Standort eines Luftabwehrsystems S-400 verraten.
A new photo confirms the location of the air defense battery near Yevpatoria. The equipment arrived on site around July 20.
— Benjamin Pittet / Бенджамин Питтет (@COUPSURE) August 21, 2022
Kurz nachdem er das Foto im sozialen Netzwerk gepostet hatte, haben sich OSINT-Spezialisten des Bildes angenommen. OSINT steht für Open Source Intelligence: Eine weltweite Gemeinschaft von Enthusiasten sammelt öffentlich zugängliche Informationen und wertet sie aus. Einer von ihnen ist der Bieler Benjamin Pittet, der es laut der «Neuen Zürcher Zeitung» in der Szene zu einer gewissen Berühmtheit gebracht hat.
Russland hat Angst vor Schnappschüssen
Pittet hatte das Ferienfoto entdeckt und innerhalb kürzester Zeit die genauen Koordinaten des Raketenabwehrsystems veröffentlicht. Das sei gar nicht so schwierig gewesen, schreibt der Journalist Markus Krutov auf dem russischen Portal «Svoboda».
Für das russische Militär sind Feriengäste auf der Krim derzeit ein Albtraum. Die russischen Behörden warnen entsprechend eindringlich auf Telegram, weniger Fotos zu machen und keine Videos hochzuladen.
Das ukrainische Verteidigungsministerium hingegen entschuldigte sich auf Twitter dafür, «manchmal etwas zu hart» zu russischen Touristen zu sein. Ihnen gebühre viel mehr Dank für die gute Arbeit.
Maybe we are being too hard on russian tourists… Sometimes they can be really helpful. Like this man taking pictures at russian air defense positions near Yevpatoria, in occupied Crimea. Thank you and keep up the good work! pic.twitter.com/bj5oEyXU0H