Per Fernsteuerung blockiert Russen stehlen Traktoren, können sie aber nicht benutzen

toko

3.5.2022

Russische Streitkräfte haben offenbar High-Tech-Landmaschinen gestohlen, die anschliessend dank GPS-Tracking verfolgt und per Fernsteuerung deaktiviert wurden.
Russische Streitkräfte haben offenbar High-Tech-Landmaschinen gestohlen, die anschliessend dank GPS-Tracking verfolgt und per Fernsteuerung deaktiviert wurden.
Sebastian Kahnert/dpa-Zentralbild/dpa (Symbolbild)

Die russischen Streitkräfte stehlen sündhaft teure Landmaschinen, die dann in Tschetschenien landen. Benutzen können sie die High-Tech-Traktoren jedoch nicht.

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Seit Wochen wird deutlich, dass es die russischen Streitkräfte bei ihrem Angriffskrieg auch auf die landwirtschaftliche Infrastruktur in der Ukraine abgesehen haben. So wirft etwa das ukrainische Aussenministerium Russland Getreide-Raub im Süden der Ukraine vor.

Dass Russland offenbar auch moderne Landmaschinen stiehlt, legt nun ein Bericht von CNN nahe — und auch, dass die Armee dafür verantwortlich ist.

Wie der TV-Sender berichtet, wurden einem Händler in Melitopol hochmoderne Landmaschinen des US-Herstellers John Deere entwendet. Die sind zwar unversehrt, aber dennoch unbrauchbar. Denn die High-Tech-Maschinen wurden per Fernsteuerung deaktiviert.

Landmaschinen als Kriegsbeute

Dem Geschäftsmann zufolge kam ihm das gesamte Inventar abhanden. Nach eigenen Angaben handelte es sich dabei um Technik im Wert von rund fünf Millionen US-Dollar (rund 4,87 Milionen Franken). Darunter befänden sich auch Mähdrescher im Wert von rund 300'000 US-Dollar (rund 290'000 Franken) das Stück. 

Dem Händler seien demnach zunächst ein Traktor, zwei Mähdrescher sowie eine Sämaschine gestohlen worden. Im Verlauf der folgenden Wochen entwendeten die Besatzer schliesslich auch den Rest — insgesamt 27 Landmaschinen.

Dass es sich bei den Dieben um russische Truppen handelt, gehe aus den Videoaufnahmen einer Kamera hervor. Wie eine aus Sicherheitsgründen ungenannte Kontaktperson erklärte, sei ein Tieflader, der die Maschinen abtransportierte, mit einem weissen «Z» bemalt gewesen.

Bei dem Buchstaben, der im kyrillischen Alphabet gar nicht vorkommt, handelt es sich um ein Symbol der Unterstützung der russischen Armee. 

Maschinen wurden bis nach Tschetschenien gebracht

Die Diebe jedoch dürften sich verwundert die Augen gerieben haben: Denn die gestohlenen Maschinen funktionierten nicht. Dem Bericht zufolge seien die modernen Landmaschinen per Fernsteuerung unbrauchbar gemacht worden.

«Als die Eindringlinge die gestohlenen Mähdrescher nach Tschetschenien fuhren, stellten sie fest, dass sie sie nicht einmal einschalten konnten, weil die Mähdrescher per Fernsteuerung verriegelt waren,» sagte die Kontaktperson dem Bericht zufolge.

Durch GPS-Technik konnte die Reise des ungewöhnliches Diebesgutes verfolgt werden. Einige der Maschinen wurden demnach lediglich an einen nahegelegenen Ort gebracht, andere jedoch in das über 1000 Kilometer entfernte Dorf Zakhan-Yurt nahe Grosny, der Hauptstadt der russischen Teilrepublik Tschetschenien.

Nun stehen die sündhaft teuren Maschinen offenbar ungenutzt auf einem Bauernhof herum. Dem Kontaktmann zufolge haben die Diebe jedoch russische Berater gefunden, die nun versuchen, die Sperre zu umgehen. Doch selbst wenn ihnen dies nicht gelingen sollte, könnten die Diebe immerhin mit dem Verkauf von Ersatzteilen Geld verdienen.

Warum die Russen Agrartechnik und Getreide klauen

Die Ukraine und Russland spielen eine bedeutende Rolle in der weltweiten Nahrungsmittelproduktion und führen riesige Mengen Getreide aus, vor allem Weizen. Durch den Krieg werden in der Ukraine vielerorts Ernteausfälle erwartet. Russland hat seinerseits ein Exportverbot von Getreide verfügt.

Zuletzt legten Berichte nahe, dass Russland landwirtschaftliches Equipment, insbesondere aber grosse Mengen Getreide aus der Ukraine abtransportiert. Nach Ansicht von Fachleuten hat dieses Vorgehen Methode, Putin setze demnach Hunger als Waffe ein.

Bereits im März hatten die Lebensmittelpreise laut dem FAO-Lebensmittel-Preisindex der UN-Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation (FAO) ein neues Allzeithoch erklommen. 

Länder wie Ägypten oder Pakistan sind für die Ernährung ihrer Bevölkerung von Getreideimporten abhängig. Zudem kaufte etwa das Welternährungsprogramm WFP bis zum Beginn des Krieges den Grossteil ihres Getreides in der Ukraine. 

Der Krieg in der Ukraine hat somit weltweit Auswirkungen auf die Ärmsten der Armen. Insbesondere in ostafrikanischen Ländern sowie in Afghanistan sind derzeit weite Teile der Bevölkerung auf die Versorgung durch das WFP angewiesen.