US-Wahlkampf Rettet Milliardär Bloomberg die Demokraten?

tsch/tpfi

9.11.2019

In New York war Bloomberg als Republikaner zum Bürgermeister gewählt worden, später liebäugelte er mit einer Präsidentschaftskandidatur als Unabhängiger, zuletzt schloss er sich aber den Demokraten an.
In New York war Bloomberg als Republikaner zum Bürgermeister gewählt worden, später liebäugelte er mit einer Präsidentschaftskandidatur als Unabhängiger, zuletzt schloss er sich aber den Demokraten an.
Bild: Drew Angerer / Pool/epa/dpa

Der 77 Jahre alte Milliardär und Ex-Republikaner Michael Bloomberg steigt in das Rennen um die Präsidentschaftskandidatur bei den US-Demokraten ein. Den Präsidenten hält er schon lange für inkompetent und gefährlich.

Der 77 Jahre alte Milliardär aus New York will es nochmal wissen. Michael Bloomberg dürfte die Wählerbasis der Demokraten kaum elektrisieren. Er setzt aber darauf, dass sein Lebenslauf die Wähler der Mitte überzeugt, dass er es besser machen würde als Donald Trump.

Michael Bloomberg hat ein erfolgreiches Unternehmen gegründet und zwölf Jahre lang die größte Stadt der USA geführt.

Aber jetzt ist es Zeit, dass der Milliardär das ganze Land vor weiteren vier Jahren Donald Trump rettet – so sieht es der vor Selbstvertrauen strotzende Ex-Bürgermeister von New York offenbar zumindest selbst. Den Präsidenten hält er schon lange für inkompetent und gefährlich. Beratern zufolge erwägt der 77-Jährige ernsthaft eine eigene Präsidentschaftskandidatur - und das nicht zum ersten Mal.

Pro strengere Waffengesetze

Bloomberg gilt als politisch moderater Demokrat: Er setzt sich ein für strengere Waffengesetze, den Kampf gegen den Klimawandel, Gesundheitsreformen und bessere Schulen. Als einer der reichsten Menschen der Welt hat er bereits Milliarden gespendet für verschiedene Anliegen. Zudem steht er im Ruf, sich für eine unternehmensfreundliche Wirtschaftspolitik einzusetzen, die das Wachstum fördert – was ihm an der linken Parteibasis schaden könnte, bei Wählern der Mitte aber Stimmen einbringen dürfte.

Seine Kritiker werfen Bloomberg vor, bisweilen selbstherrlich zu sein. Zudem wird ihm angekreidet, als Bürgermeister auf Polizei-Strategien gesetzt zu haben, die besonders Angehörige von Minderheiten – Schwarze und Latinos – zu Zielen machten. In diesen für Demokraten wichtigen Wählergruppen gilt er als wenig beliebt.

Vom Republikaner zum Demokrat

In New York war Bloomberg als Republikaner zum Bürgermeister gewählt worden, später liebäugelte er mit einer Präsidentschaftskandidatur als Unabhängiger, zuletzt schloss er sich aber den Demokraten an. Er ist auch einer der wichtigen Spender der Partei. Bloomberg schloss im März noch dezidiert aus, sich um die demokratische Präsidentschaftskandidatur zu bewerben. Nun lässt er seinen Berater Howard Wolfson ausrichten, er sei zunehmend besorgt, dass die aktuellen Bewerber der Demokraten es nicht mit Trump aufnehmen könnten. Dass Bloomberg sich für einen Siegertypen hält ist klar: «Ich glaube, ich würde Donald Trump schlagen», sagte er im März.

Bloomberg schloss 1966 einen Wirtschaftsstudiengang (MBA) an der Eliteschmiede Harvard ab und fing direkt bei der Investmentbank Solomon Brothers an. Dort machte er Karriere, wurde Leiter des Aktienhandels und Technologie-Chef. Als Investoren 1981 seinen Arbeitgeber kauften, schmissen sie Bloomberg raus. Er nutzte seine Abfindung, um eine Firma zu gründen, die später als das nach ihm benannte Finanz- und Medienunternehmen bekannt wurde.

Bloomberg LP machte sich einen Namen als schneller Datenlieferant für Finanzfirmen. Um Echtzeit-Informationen anbieten zu können, brachte Bloomberg ein System vernetzter Computer auf den Markt, die sogenannten Bloomberg-Terminals. Ab 1989 baute er zudem noch eine Mediensparte auf, zunächst auf Finanznachrichten spezialisiert, dann auch breiter aufgestellt. Heute Arbeiten nach Firmenangaben in 120 Ländern rund 20.000 Menschen für Bloomberg LP.

New Yorker Bürgermeister

Als Milliardär wagte sich Bloomberg 2001 erstmals in die Politik und kandidierte als Republikaner für die Nachfolge des New Yorker Bürgermeisters Rudy Giuliani. Rund zwei Monate nach den Anschlägen vom 11. September gewann er knapp. Wahlkampfkosten hatte er aus eigener Tasche getragen, nach seinem Amtsantritt begnügte er sich mit einem symbolischen Ein-Dollar-Gehalt. Ihm wird zu Gute gehalten, die Stadt nach den Terrorattacken, die auch finanziell verheerende Folgen hatten, wieder gut auf Kurs gebracht zu haben. Er modernisierte die Verwaltung, reformierte das Schulwesen und machte New York zu einer der sichersten Großstädte.

Bloomberg ist kein charismatischer Politiker, der die Massen elektrisiert, wie es einst etwa Barack Obama schaffte. Aber die New Yorker schienen ihn für eine solide und smarte Wahl zu halten. 2005 wurde er dort für eine zweite Amtszeit wiedergewählt.

Angesichts der globalen Wirtschaftskrise, die die Ostküstenmetropole seit 2008 fest im Griff hatte, überzeugte er den Stadtrat trotz heftiger Kritik, ihn ausnahmsweise für eine dritte Amtszeit kandidieren zu lassen. Seine Gegner sahen das Vorhaben als undemokratisch an. Bloomberg gab im Wahlkampf um ein Vielfaches mehr Geld aus als sein demokratischer Herausforderer und gewann erneut – allerdings nur sehr knapp.

50 Milliarden in petto

Dem Vernehmen nach würde Bloomberg auch als Präsidentschaftskandidat keine Spenden annehmen wollen, sondern alle Ausgaben selbst tragen. Falls ihn das eine oder sogar zwei Milliarden Dollar kosten sollte, hätte er dem Magazin «Forbes» zufolge selbst dann immer noch rund 50 Milliarden US-Dollar auf der hohen Kante. Schwierig dürfte es trotzdem werden, falls er seinen Hut in den Ring werfen sollte: Er müsste sich in relativ kurzer Zeit zunächst an der Parteibasis gegen rund 15 Mitbewerber durchsetzen. Diese Vorwahlen beginnen im Februar – und die Präsidentschaftswahl ist im November 2020.

Bloomberg hat eine eigene Stiftung gegründet, Bloomberg Philanthropies, die 2018 nach eigenen Angaben knapp 770 Millionen Dollar ausgegeben hat. Der Vater zweier Kinder hat sich zudem dem «Giving Pledge» angeschlossen und erklärt, die Hälfte seines Vermögens für wohltätige Zwecke spenden zu wollen.

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