Experte analysiert Staatsvisite«Ein Armutszeugnis, dass Moskau in Nordkorea auf Betteltour geht»
Von Gil Bieler
26.7.2023
Feierlichkeiten in Nordkorea: Russlands Verteidigungsminister Schoigu eingetroffen
Der russische Verteidigungsminister Sergej Schoigu ist zu einem dreitägigen Besuch in Nordkorea eingetroffen. Offizieller Anlass der Reise ist der 70. Jahrestag des Endes des Koreakriegs. Zugleich hiess es aus Moskau: Der Besuch werde zur Stärkung der russisch-nordkoreanischen Militärbeziehungen beitragen.
26.07.2023
Kremlchef Wladimir Putin schickt seinen Verteidigungsminister zu einem dreitägigen Staatsbesuch nach Nordkorea. Das zeige, wie angekratzt Moskaus Ruf international sei, sagt Russland-Kenner Ulrich Schmid.
Von Gil Bieler
26.07.2023, 18:02
Gil Bieler
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
Der russische Verteidigungsminister Sergei Schoigu ist am Mittwoch zu einer dreitägigen Visite in Nordkorea eingetroffen.
Offizieller Anlass ist der 70. Jahrestag des Endes des Korea-Krieges. Doch es geht auch um militärische Beziehungen.
Nordkorea steht im Verdacht, Russland mit Waffen und Munition für den Krieg in der Ukraine zu unterstützen.
Diese «Betteltour» in Nordkorea sei «ein Armutszeugnis» für den Kreml, analysiert Ulrich Schmid, Russland-Kenner der Uni St. Gallen.
Nordkorea rollt Sergei Schoigu den roten Teppich aus: Mit Prunk und militärischen Ehren wurde der russische Verteidigungsminister am Mittwoch in Pjöngjang empfangen. Gleich drei Tage nimmt sich der hohe Gast aus Moskau Zeit, um in dem kommunistischen Staat zu weilen.
Der Besuch illustriere, wie weit Russland seit dem Überfall auf die Ukraine in die internationale Isolation abgerutscht sei, findet Ulrich Schmid, Russland-Kenner der Universität St. Gallen. «Das zeigt, wie verzweifelt die Lage von Putin ist, wenn er seinen Verteidigungsminister in den anderen Paria-Staat par excellence schicken muss», sagt der Professor für Osteuropastudien im Gespräch mit blue News.
Militärischer Draht soll gestärkt werden
Offizieller Anlass der Visite ist der 70. Jahrestag des Endes des Korea-Krieges. Zugleich stellte Moskau aber bereits klar, dass auch die militärischen Beziehungen zwischen beiden Ländern Thema sein werden. Diese sollten weiter gestärkt werden.
«Es gab immer wieder Gerüchte, dass Nordkorea Russland mit Waffen und Munition für den Krieg in der Ukraine beliefert», sagt Schmid. Die Gespräche darüber würden wohl im Zentrum der Visite stehen. Daran zeige sich nicht zuletzt, wie sehr der internationale Ruf Russlands unter dem Einmarsch in die Ukraine gelitten habe: «Im Grunde ist es ein Armutszeugnis, dass Russland jetzt in Nordkorea auf Betteltour gehen muss.»
Dass die beiden Paria-Staaten mittlerweile im selben Boot sitzen, habe sich bereits im September 2022 gezeigt, als Russland vier ostukrainische Gebiete auf dem Papier annektiert hatte: «Das wurde international nur von zwei Staaten anerkannt, von Nordkorea und Syrien.» Diese beiden Staaten hielten bedingungslos zu Putins Kriegskurs.
Das nordkoreanische Kim-Regime ist wegen seines Atomraketenprogramms international fast komplett isoliert. Neben Russland pflegt es auch Kontakt zu China – die beiden Veto-Mächte halten im UNO-Sicherheitsrat ihre schützende Hand über Pjöngjang.
Putin lädt ganz Afrika nach St. Petersburg ein
Ein Anlass, auf internationalem Parkett zu punkten, bietet sich Putin selbst indes ab dem morgigen Donnerstag: Russland hat Delegationen aus fast 50 afrikanischen Staaten zu einem Gipfeltreffen in St. Petersburg geladen. Auch der Kremlchef persönlich wird an dem zweitägigen Treffen erwartet.
Schmid spricht hierbei von einem wichtigen «Prestige-Erfolg, wenn quasi ein ganzer Kontinent in St. Petersburg begrüsst werden kann». Der Afrika-Gipfel soll mit einer gemeinsamen Deklaration abgeschlossen werden.