ÜbersichtPutin setzt Marine-Doktrin in Kraft +++ Selenskyj will den Donbass evakuieren
Agenturen/red
31.7.2022
Selenskyj: Bevölkerung soll Donezk verlassen
Der ukrainische Präsident sprach am Samstag in seiner allabendlichen Videoansprache.
31.07.2022
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj ruft seine Landsleute zum verlassen des Donbass auf. Unterdessen unterzeichnet Putin die neue Marine-Doktrin, welche die USA und die Nato als grösste Bedrohungen der nationalen Sicherheit bezeichnen. Alles Wichtige im Ticker.
Agenturen/red
31.07.2022, 21:36
01.08.2022, 06:32
Agenturen/red
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat wegen der massiven Angriffe der russischen Armee im Osten des Landes die Menschen zum Verlassen des Gebiets Donezk aufgerufen. «Im Donbass sind Hunderttausende Menschen, Zehntausende Kinder, viele lehnen es ab zu gehen», sagte Selenskyj in einer Videoansprache. Er appellierte eindringlich an die Bewohner des Donbass, sich für eine Flucht zu entscheiden. «Glauben Sie mir», sagte er flehentlich. «Je mehr Menschen aus dem Donezker Gebiet gehen, desto weniger Leute kann die russische Armee töten.»
In de Nacht zum Sonntag, dem 158. Tag des Krieges, beschoss die russische Armee zahlreiche ukrainische Städte mit Raketen. In der Stadt Mykolajiw im Süden sprach Bürgermeister Olexander Sjenkewytsch vom wahrscheinlich heftigsten Beschuss seit Beginn des Krieges. Dabei seien der Besitzer einer grossen ukrainischen Getreidehandelsfirma und seine Frau getötet worden. In der Schiffsbauerstadt soll noch etwa die Hälfte der einst knapp 500'000 Einwohner ausharren.
Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) wartete nach dem dutzendfachen Tod von ukrainischen Kriegsgefangenen in einem von Russland kontrollierten Lager vergeblich auf Zugang. Bis Sonntagnachmittag habe es keinen Zugang zu dem Ort gegeben, sagte ein Sprecher in Genf. Das russische Verteidigungsministerium sagte dagegen in Moskau, es habe das IKRK zu einem Besuch eingeladen.
Im Gefängnis des Ortes Oleniwka bei Donezk waren nach russischen Angaben in der Nacht zum Freitag 50 ukrainische Kriegsgefangene getötet und Dutzende verletzt worden. Das Verteidigungsministerium spricht von einem gezielten Raketentreffer der ukrainischen Armee. Erste Bilder aus der Region sprechen aber eher gegen diese Version. Die Ukraine spricht von einem Kriegsverbrechen; russische Kräfte hätten die Gefangenen getötet.
Angeblicher Drohnenangriff auf Schwarzmeerflotte
Auf der von Russland 2014 annektierten Halbinsel Krim wurden in der Hafenstadt Sewastopol am Sonntag die traditionellen Feiern zum Tag der Marine abgesagt.
Grund für die Absage sei ein nächtlicher Drohnenangriff auf das Stabsquartier der Schwarzmeerflotte, schrieb der Gouverneur von Sewastopol, Michail Raswoschajew, im Nachrichtenkanal Telegram. Bei der Explosion im Hof der Kaserne seien sechs Menschen verletzt worden. Den angeblichen Angriff schrieb er der Ukraine zu, deren Marine aber dementierte.
In Sewastopol ist die russische Schwarzmeerflotte stationiert. Sie hat in dem Krieg bereits ihr Flaggschiff «Moskwa» verloren. Andere Schiffe sind nach ukrainischen Angaben aus Angst vor Anti-Schiffs-Raketen aus dem Marinehafen abgezogen worden. Völkerrechtlich gehört die Krim zur Ukraine.
Neue russische Marine-Doktrin
Inmitten beispielloser Spannungen zwischen Russland und dem Westen hat Kremlchef Wladimir Putin eine neue Militärdoktrin für die Kriegsmarine des Landes in Kraft gesetzt. Dort seien auch Russlands Seegrenzen, darunter in der Arktis und im Schwarzen Meer, festgelegt worden. «Den Schutz werden wir hart und mit allen Mitteln gewährleisten», betonte der Kremlchef bei einer Parade mit Kriegsschiffen am Sonntag zum Tag der Marine in seiner Heimatstadt St. Petersburg. Vor allem die USA und die Nato werden als Gefahren für Russlands Sicherheit genannt. Die erstmals seit 2015 erneuerte Marine-Doktrin ist auch eine Kampfansage an den Westen.
In der neuen Doktrin wurde festgeschrieben, dass das Streben der USA nach Dominanz auf den Weltmeeren eine «Herausforderung für die nationale Sicherheit Russlands» sei, wie die russische Nachrichtenagentur Interfax meldete. Verhindert werden soll demnach, dass die USA den Zugang Russlands zu Bodenschätzen auf dem Meeresgrund der Weltozeane einschränken können - oder auch Schifffahrtswege. Russland erhebt in der Arktis Anspruch unter anderem auf das dort vermutete Gas, aber auch auf andere Ressourcen.
Die Atommacht will demnach nun aktiver werden im Arktisraum, wo auch andere Anrainer Ansprüche angemeldet haben. Ausdrücklich betont wird in der neuen Doktrin, dass Russland zur Durchsetzung seiner Interessen auf hoher See militärische Gewalt anwenden könne, wenn alle Versuche einer Konfliktlösung auf diplomatischem Wege ausgeschöpft seien. Für den Kriegsfall sollen dann auch zivile Schiffe in die Seestreitkräfte eingegliedert werden können.
Selenskyj will Donbass evakuieren lassen
In den vom russischen Vormarsch gefährdeten Gebieten in der Ostukraine sind es vor allem ältere Menschen, die ihre Heimat nicht verlassen wollen. Auch ärmere Bewohner, deren einziger Besitz ihre Wohnung oder ihr Häuschen ist, wollen bleiben. Ein Teil hegt auch Sympathien für Russland und die abtrünnigen Separatistenrepubliken und ist enttäuscht von der ukrainischen Politik. Sie erhoffen sich ein besseres Leben unter anderem wegen deutlich höherer russischer Renten. Während die russische Staatspropaganda von einer «Befreiung» der Gebiete spricht, warnt die Ukraine vor einem «blutigen Besatzungsregime» Russlands.
Präsident Selenskyj beklagte am Samstagabend, dass viele Bürger noch immer nicht einsichtig seien. «Brechen Sie auf, wir helfen», sagte er. Es werde alles organisiert für die Flucht der Menschen aus den noch von der Ukraine kontrollierten Gebieten.
Nach Angaben der ukrainischen Regierung sind 52 000 Kinder in der Region, die dringend in Sicherheit gebracht werden müssten. Die Regierung ordnete eine verpflichtende Evakuierung vor der Heizsaison an. Die Gasleitungen im Gebiet Donezk seien zerstört, es werde keine Heizung geben. Vizeregierungschefin Iryna Wereschtschuk sagte, wer bleiben wolle, müsse unterschreiben, dass er sich der Lebensgefahr bewusst sei.v
Wann legt das erste Schiff mit ukrainischem Getreide ab?
Die Türkei rechnet an diesem Montag mit der Aufnahme von Getreideexporten aus der Ukraine über das Schwarze Meer. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein mit Getreide beladenes Schiff am Montagmorgen einen ukrainischen Hafen verlasse, sei sehr hoch, sagte der Sprecher des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan am Sonntag dem Sender Kanal 7. Es gebe nur noch ein, zwei Details zu lösen, so Ibrahim Kalin.
Am 22. Juli hatten die Kriegsgegner Ukraine und Russland mit den UN und der Türkei ein Abkommen unterzeichnet, um von drei Häfen Getreideausfuhren aus der Ukraine zu ermöglichen. Von der Vorjahresernte warten ukrainischen Angaben zufolge noch über 20 Millionen Tonnen Getreide auf die Ausfuhr. Der Hafenbetrieb war nach der russischen Invasion Ende Februar aus Sicherheitsgründen eingestellt worden - Moskau wird eine Blockade des Getreides vorgeworfen. Wegen ausbleibender Getreidelieferungen befürchten die UN zunehmend Hungerkrisen auf der Welt.
Das Wichtigste in Kürze:
Putin unterzeichnet die neue Marine-Doktrin. Russland sieht demnach die USA und die Nato als «grösste Bedrohungen» für seine nationale Sicherheit an.
Die Türkei rechnet schon am Montag mit der Aufnahme von Getreideexporten aus der Ukraine über das Schwarze Meer.
Der russische Präsident Putin nimmt zum «Tag der Marine» eine Parade mit Kriegsschiffen, Flugzeugen und Tausenden Soldaten ab.
Postfinance untersagt dem ukrainischen Verein Schweiz mit Verweis auf die Sanktionen sämtliche Überweisungen ins Kriegsgebiet.
Ukraine wirft Russland Raketenangriffe auf Region Odessa vor
Die Ukraine hat Russland Raketenangriffe auf die Schwarzmeer-Region Odessa vorgeworfen. Der Stadtrat von Odessa teilte unter Berufung auf das Kommando Süd der ukrainischen Armee mit, zwei russische Raketen vom Typ «Iskander» seien von der Halbinsel Krim aus abgeschossen worden. Laut der Odessaer Gebietsverwaltung schlugen die Geschosse in einem Steinbruch ein. Zu möglichen Opfern wurden keine Angaben gemacht. Aus Moskau gab es zunächst keine offizielle Reaktion auf die Vorwürfe. Die Angaben konnten nicht unabhängig überprüft werden.
Zuvor waren auf der seit 2014 von Russland annektierten Krim Feierlichkeiten zum «Tag der Marine» abgesagt worden - unter Verweis auf einen angeblichen Drohnen-Angriff der Ukrainer. Die ukrainische Marine hingegen dementierte das und teilte mit, die Russen hätten den Vorfall «erfunden».
In der Region Odessa liegen alle drei Häfen, über die infolge eines kürzlich erzielten Abkommens bald wieder Getreide über das Schwarze Meer exportiert werden soll. Seit Kriegsbeginn vor mehr als fünf Monaten ist das südukrainische Gebiet immer wieder Ziel russischer Angriffe gewesen.
17.40 Uhr
Polnischer Grenzschutz: 5,15 Millionen Einreisen aus der Ukraine
Seit Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine sind von dort 5,15 Millionen Menschen nach Polen ausgereist. In der Gegenbewegung seien 3,25 Millionen Ukrainerinnen und Ukrainer über die Grenze in ihre Heimat zurückgekehrt, teilte der polnische Grenzschutz in Warschau mit.
Dabei hing die Zahl der Grenzübertritte seit dem 24. Februar jeweils davon ab, wie gefährdet sich die Zivilbevölkerung in der Ukraine fühlte. Am Samstag reisten den Angaben nach 25'400 Menschen nach Polen aus, 29'900 kehrten in die Ukraine zurück.
16.45 Uhr
Sting warnt bei Konzert in Warschau vor Bedrohung der Demokratie
Der britische Musiker Sting hat während eines Konzerts in Polen vor Angriffen auf die Demokratie weltweit gewarnt. Der Superstar unterbrach seinen Auftritt am Samstagabend in Warschau, bat den polnischen Schauspieler Maciej Stuhr auf die Bühne und forderte ihn auf, seine Warnung zu übersetzen: Die Demokratie drohe verloren zu gehen, wenn sie nicht verteidigt werde.
«Die Alternative zur Demokratie ist ein Gefängnis, ein Gefängnis des Geistes», sagte Sting. «Die Alternative zur Demokratie ist Gewalt, Unterdrückung, Gefangenschaft und Schweigen.» Der 70-Jährige verurteilte den russischen Angriff auf die Ukraine als Absurdität, die auf einer Lüge beruhe. «Wenn wir diese Lüge schlucken, wird die Lüge uns auffressen.» Er bezog sich damit offenbar auf die Rechtfertigungen, die Russland für seine Invasion nannte. Dazu gehört die Behauptung der russischen Regierung, sie wolle die Ukraine «entnazifizieren», eine Demokratie, die von einem jüdischen Präsidenten geführt wird.
Nach seiner Ansprache spielte Sting seinen Titel «Fragile», in dem es heisst: «Gewalt führt zu nichts».
15.32 Uhr
Putin: Moderne Hyperschall-Rakete für russische Flotte «in den kommenden Monaten»
Die russische Flotte wird laut Präsident Wladimir Putin schon bald mit neuen Hyperschall-Raketen vom Typ Zirkon ausgestattet. «Ihre Auslieferung an die russischen Streitkräfte wird in den nächsten Monaten beginnen», sagte Putin bei einer Marineparade in St. Petersburg. Diese hochmoderne Waffe kenne «kein Hindernis».
Die russische Marine sei in der Lage, «jedem, der sich entschliesst, unsere Souveränität und Freiheit zu verletzen, einen vernichtenden Gegenschlag zu versetzen», sagte Putin. Zugleich werde das militärische Material «ständig perfektioniert».
Zirkon-Raketen haben eine maximale Reichweite von etwa tausend Kilometern und gehören zu einer neuen von Russland entwickelten Waffengattung, die Putin als unbesiegbar bezeichnet hatte. Die Rakete war erstmals im Oktober 2020 getestet worden, seitdem folgten mehrere weitere Versuche.
Putin zufolge wird die Fregatte Admiral Gortschkow als erstes russisches Schiff mit der neuen Waffe ausgerüstet. Das Einsatzgebiet des Schiffes hänge dann von den «Sicherheitsinteressen Russlands» ab.
14.37 Uhr
Türkei rechnet mit Start von ukrainischen Getreideexporten am Montag
Die Türkei rechnet schon am Montag mit der Aufnahme von Getreideexporten aus der Ukraine über das Schwarze Meer. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein mit Getreide beladenes Schiff am Montagmorgen einen ukrainischen Hafen verlasse, sei sehr hoch, sagt der Sprecher des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan am Sonntag dem Sender Kanal 7. Es gebe nur noch ein, zwei Details zu lösen, so Kalin.
Am 22. Juli hatten die Kriegsgegner Ukraine und Russland mit den UN und der Türkei ein Abkommen unterzeichnet, um von drei Häfen Getreideausfuhren aus der Ukraine zu ermöglichen. Von der Vorjahresernte warten ukrainischen Angaben zufolge noch über 20 Millionen Tonnen Getreide auf die Ausfuhr. Der Hafenbetrieb war nach der russischen Invasion Ende Februar aus Sicherheitsgründen eingestellt worden — Moskau wurde eine Blockade des Getreides vorgeworfen. Wegen ausbleibender Getreidelieferungen befürchten die UN zunehmend Hungerkrisen auf der Welt.
Am Mittwoch war in Istanbul ein Zentrum zur Kontrolle der Getreideexporte eröffnet worden. Schiffe sollen bei der Durchfahrt durch die Meerenge Bosporus, also bei Ein- und Ausfahrt ins Schwarze Meer, inspiziert werden um sicherzustellen, dass sie keine Waffen oder Ähnliches geladen haben. Das Zentrum ist mit Vertretern aus der Ukraine, Russland, der UN und der Türkei besetzt.
14.22 Uhr
Papst fordert Verhandlungen in Ukraine-Krieg
Papst Franziskus hat im laufenden Angriffskrieg Russlands in der Ukraine zu Verhandlungen aufgerufen. «Wenn man den Schaden bedenkt, den der Krieg dem Volk, aber auch der gesamten Welt jeden Tag zufügt, wäre die einzig vernünftige Sache, damit aufzuhören und zu verhandeln», sagte das 85 Jahre alte Oberhaupt der katholischen Kirche am Sonntag vor zahlreichen Pilgern und Rom-Besuchern auf dem Petersplatz. Weisheit möge zu konkreten Friedensschritten inspirieren, ergänzte er.
Jorge Mario Bergoglio - so heisst Franziskus bürgerlich - erklärte, auf seiner zurückliegenden Kanada-Reise stets für die Menschen in der Ukraine und ein Ende des Krieges gebetet zu haben. Er fordert seit Monaten Frieden. In seiner Auslegung der tagesaktuellen Bibelstelle, die er traditionell am Sonntag macht, kritisierte der Papst die Gier nach Reichtum, die hinter Kriegen und Konflikten stecke. Eines dieser Interessen sei der Waffenhandel. «Dieser Handel ist ein Skandal, den wir nicht akzeptieren können und dürfen», sagte der Argentinier.
14.07 Uhr
Russland sieht USA und Nato als «grösste Bedrohungen» für nationale Sicherheit
Die neue Marine-Doktrin, die Präsident Wladimir Putin im Rahmen einer feierlichen Marineparade in St. Petersburg unterzeichnete, benennt konkret Washingtons «strategisches Ziel, die Weltmeere zu dominieren,» und die «Annäherung der militärischen Infrastruktur der Nato an die russischen Grenzen» als Gefahren. Ausserdem will Moskau demnach seine Position in der Arktis stärken.
«Russlands Innen- und Aussenpolitik ist Gegenmassnahmen der USA und ihrer Verbündeten ausgesetzt, die damit ihre Herrschaft über die Welt, einschliesslich der Meere, aufrecht erhalten möchten», heisst es in dem 55-seitigen Dokument, das Putin anlässlich des ausgerufenen Tags der russischen Flotte unterschrieb.
«Das heutige Russland kann ohne eine starke Flotte nicht existieren», heisst es in der Doktrin weiter. Es werde «seine Interessen auf den Weltmeeren stark und entschlossen verteidigen».
Demnach will Moskau auch seine führende Position bei der Erforschung der Arktis und der dort befindlichen Rohstoffe stärken und die «strategische Stabilität» sichern, indem es die Nord- und Pazifikflotte ausbaut. Ziel sei es, in der Arktis eine «sichere und wettbewerbsfähige» Seeroute von Europa nach Asien zu entwickeln und ganzjährig befahrbar zu machen. Die sogenannte Nordost-Passage führt an der arktischen Küste Russlands entlang.
13.50 Uhr
Ukrainischer Getreidegrossunternehmer in Mykolajiw getötet
In der südukrainischen Stadt Mykolajiw ist durch russischen Beschuss der Besitzer eines der grössten ukrainischen Unternehmen im Getreidehandel getötet worden. «In der Nacht kamen der Held der Ukraine und Generaldirektor von Nibulon, Olexij Wadaturskyj, und seine Frau Rajissa infolge von Beschuss tragisch ums Leben», schrieb der Gebietsgouverneur, Witalij Kim, am Sonntag beim Nachrichtendienst Telegram.
Wadaturskyj wurde 74 Jahre alt. Sein Vermögen wurde zuletzt auf umgerechnet über 400 Millionen Euro geschätzt.
Der Bürgermeister der Grossstadt, Olexander Sjenkewytsch, bezeichnete den nächtlichen Beschuss bei Telegram als «wahrscheinlich den stärksten der ganzen Zeit» seit Kriegsausbruch. Drei weitere Zivilisten seien verletzt worden. In der Schiffsbauerstadt soll noch etwa die Hälfte der einst knapp 500 000 Einwohner ausharren.
11.40 Uhr
Russland dreht EU-Land Lettland den Gashahn zu
Der russische Energieriese Gazprom hat dem baltischen EU-Land Lettland den Gashahn zugedreht. Das Unternehmen habe die Lieferungen eingestellt, weil gegen die Bedingungen der Entnahme von Gas verstossen worden sei, teilte Gazprom am Samstag mit.
Der russische Energieriese Gazprom hat dem baltischen EU-Land Lettland den Gashahn zugedreht. Das Unternehmen habe die Lieferungen eingestellt, weil gegen die Bedingungen der Entnahme von Gas verstossen worden sei, teilte Gazprom am Samstag mit.
Lettland habe ohnehin nicht mehr mit den Lieferungen aus Russland gerechnet, sagte Indriksone. Die Vorräte, die angezapft werden sollen, lagern ihren Angaben nach im unterirdischen Gasspeicher in Inčukalns rund 40 Kilometer nordöstlich der Hauptstadt Riga. Die Betreiberfirma Conexus Baltic Grid hatte in der vergangenen Woche erklärt, dass die Reserven im Januar enden könnten. Lettland kauft auch Gas bei anderen Staaten.
10.20 Uhr
Ukrainische Supermärkte trotzen dem Krieg
In der Ukraine halten Detailhändler den Betrieb unter Extrembedingungen aufrecht. «Der Krieg beeinträchtigt fast alle Aspekte unseres Geschäfts», sagt Ivan Palchewski von der Fozzy-Gruppe zur «NZZ am Sonntag». Diese ist vergleichbar mit der Migros und gehört zu den grössten Supermarktketten des Landes. Nach dem russischen Einmarsch musste die Logistikkette entlang der Frontlinie neu gezogen werden.
«Wir haben neue, sichere Routen definiert, die den beschädigten oder von den Russen attackierten Strassen ausweichen», sagt Palchewski. «Von Alltag oder Normalität können wir angesichts des fortgesetzten Krieges leider nach wie vor nicht sprechen», schreibt der deutsche Grosshandelskonzern Metro, der in der Ukraine 26 Märkte betreibt, aber zuletzt nur 21 in Betrieb hatte. «Wir beurteilen täglich mit den Teams vor Ort, welche Märkte öffnen und ob gearbeitet werden kann.»
In der Ukraine haben Detailhändler ein neues Selbstverständnis gewonnen. Das lasse sich auch in der Schweiz beobachten. Supermärkte seien nicht mehr nur einfache Händler, sondern Grundversorger und Identitätsstifter, sagt Marketingexperte Stefan Vogler.
Die heutige Generation von Konsumenten werde von der schnellen Abfolge von Krisen, die wir derzeit erleben, über Jahre geprägt. Heute würden Verlässlichkeit und Dienst an der Allgemeinheit mehr zählen als billig shoppen.
9.10 Uhr
Postfinance: Keine Überweisungen in die Ukraine
Postfinance untersagt dem ukrainischen Verein Schweiz mit Verweis auf die Sanktionen sämtliche Überweisungen ins Kriegsgebiet. In einem Schreiben an den Verein teilte die Postfinance mit, die Geschäftsbeziehung könne nur weitergeführt werden, «sofern diese ausschliesslich für die Verwaltungsgeschäfte in der Schweiz verwendet wird», wie die «SonntagsZeitung» berichtet.
Der Verein wurde zur Unterzeichnung einer Zusatzvereinbarung aufgefordert, in der es hiess: «Es dürfen keine Zahlungen aus oder in Länder erfolgen, gegen die der Bundesrat Zwangsmassnahmen erlassen hat.» Und dazu gehört auch die Ukraine.
«Wir können dadurch unseren Landsleuten nicht mehr helfen», sagt Präsident Andrej Lushnycky gegenüber der Zeitung. «Das ist ein Skandal und einer Institution unwürdig, die dem Staat gehört.»
Offenbar geht es um die Frage, ob mit dem Geld auch Material gekauft wurde, das als Kriegsware gilt. Postfinance gibt wegen des Bankgeheimnisses keine Auskunft.
8.48 Uhr
Libanon setzt Schiff mit ukrainischem Getreide fest
Im Libanon ist am Samstag ein unter syrischer Flagge fahrendes Schiff mit einer Ladung Getreide auf Antrag der ukrainischen Botschaft in Beirut festgesetzt worden.
Der Staatsanwalt Ghassan Queidat habe die Polizei mit Ermittlungen zur Ladung der im Hafen von Tripoli eingelaufenen «Laodicea» beauftragte, sagte ein Justizbeamter. Er «ordnete die Beschlagnahme des Schiffes an, bis die Untersuchung abgeschlossen ist».
8.15 Uhr
Putin nimmt zum «Tag der Marine» Parade ab
Der russische Präsident Wladimir Putin nimmt zum «Tag der Marine» am Sonntag in Sankt Petersburg eine Parade mit Kriegsschiffen, Flugzeugen und Tausenden Soldaten ab. Das traditionelle Ereignis nutzt der Kremlchef auch als eine Machtdemonstration gut fünf Monate nach Beginn des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine. Paraden zur Ehrung der Seestreitkräfte mit ihren verschiedenen Flotten sind in mehreren Regionen Russlands geplant.
Teilnehmen sollen 40 Kriegsschiffe, darunter auch U-Boote. Auch im Mittelmeer plant Russland nach Kremlangaben eine Marine-Parade im syrischen Hafen der Stadt Tartus. Russland steht im Krieg in Syrien an der Seite von Präsident Baschar al-Assad.
8.15 Uhr
US-Aussenminister drückte Ukraine Beileid aus
Nach dem Angriff auf das Lager drückte US-Aussenminister Antony Blinken seinem ukrainischen Kollegen Dmytro Kuleba sein Beileid aus. Bei einem Telefonat am Freitag habe Blinken die Entschlossenheit der USA bekräftigt, Russland für die von seinen Streitkräften begangenen Gräueltaten an der ukrainischen Bevölkerung zur Rechenschaft zu ziehen. Das teilte das US-Aussenministerium am Samstag mit.
8 Uhr
Selenskyj will Donbass evakuieren
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat angesichts der massiven Angriffe der russischen Armee im Osten des Landes die Menschen zum Verlassen des Gebiets Donezk aufgerufen.
«Im Donbass sind Hunderttausende Menschen, Zehntausende Kinder, viele lehnen es ab zu gehen», sagte Selenskyj in seiner abendlichen Videoansprache am Samstag. Er appellierte eindringlich an die Bewohner des Donbass, diese Entscheidung zu treffen. «Glauben Sie mir», sagte er in flehendem Ton. «Je mehr Menschen aus dem Donezker Gebiet gehen, desto weniger Leute kann die russische Armee töten.» Der Sonntag ist der 158. Tag des Krieges.
Zuvor hatte die ukrainische Regierung eine verpflichtende Evakuierung angeordnet mit der Begründung, dass die Bürger sich vor Beginn der Heizsaison rechtzeitig in Sicherheit bringen müssten, da die Gasleitungen durch den Krieg im Gebiet Donezk zerstört seien. Selenskyj betonte nun, dass alles organisiert werde für die Flucht der Menschen aus den von der Ukraine noch kontrollierten Gebieten.