Gesellschaft Pandemie stellt laut Umfrage die Solidarität im Land auf die Probe

su, sda

10.12.2021 - 09:00

Freiwillige verteilen Nahrungsmittel an Menschen in Not: Laut einer Umfrage stellt die Pandemie die Solidarität auf die Probe. (Archivbild)
Freiwillige verteilen Nahrungsmittel an Menschen in Not: Laut einer Umfrage stellt die Pandemie die Solidarität auf die Probe. (Archivbild)
Keystone

Die Covid-19-Pandemie stellt in der Schweiz die Solidarität auf die Probe. Das zeigt das erste Solidaritäts-Barometer der Glückskette. Mit der Umfrage hatte die Organisation wissen wollen, wie es um die Hilfsbereitschaft im Land steht.

Am Anfang der Pandemie – im Frühjahr 2020 – entwickelten die Menschen in der Schweiz eine starke Bereitschaft zur Solidarität. Zwanzig Monate später zeigt die am Freitag von der Glückskette veröffentlichte Umfrage ein anderes Bild.

Gute Noten für junge Leute

38 Prozent waren diesen Herbst der Auffassung, dass die Solidarität unter den Folgen von Covid-19 gelitten hat. 17 Prozent dagegen fanden, die Solidarität habe sich verbessert. Vor allem Antwortende in der Deutschschweiz fanden, die Solidarität habe nachgelassen. Junge Leute empfanden zu 41 Prozent eine Abnahme der Solidarität.

Die jungen Leute, die sich wegen der Schutzmassnahmen stark einschränken mussten, erhielten gute Noten. Etwas mehr als ein Drittel der Teilnehmenden gaben an, dass junge Menschen sich in der Pandemie besonders solidarisch gezeigt hätten. Lediglich 13 Prozent bezeichneten diese Altersgruppe als unsolidarisch.

Im privaten Umfeld wurde nach wie vor geholfen. Fast ein Drittel der Menschen, die sich am Anfang der Pandemie für Familienmitglieder oder Nachbarn eingesetzt hatten, tat dies nach eigener Aussage auch diesen Herbst noch immer. 46 Prozent behielten die Verbindung mit Nachbarn. Rentnerinnen und Rentner nahmen Solidarität im persönlichen Umfeld positiver wahr als vor der Pandemie.

Gefragt wurde auch, wer mehr tun sollte für Menschen in Not. Da gingen die Meinungen auseinander: 44 Prozent der 18- bis 35-Jährigen fanden, der Sozialstaat müsse seine Beiträge erhöhen. 35- bis 65-Jährige dagegen waren besonders häufig der Meinung, dass die Familie oder das Umfeld mehr für diese Menschen tun sollte.

Eine Minderheit sah die Betroffenen in der Pflicht: Sie fanden, dass gemeinnützige Organisationen oder die einzelnen Menschen mehr tun müssten, um der Not abzuhelfen.

Die Pandemie hat laut Umfrage die sozialen Ungleichheiten verstärkt: 17 Prozent gaben an, weniger zum Leben zu haben als vor Corona. Vor allem Menschen mit tieferen Einkommen haben weniger Spielraum gehabt. Jeder und jede Zehnte hatte mehr Mittel zur Verfügung. Wer besser dastand, gab an, mehr finanzielle Hilfe zu leisten als früher.

Spendebereitschaft ändert mit Alter

Die Spendebereitschaft änderte mit dem Alter: Über 65-Jährige spendeten im Mittel 500 Franken im Jahr. Bei den 35- bis 65-Jährigen waren es rund 300 Franken und bei den Jüngeren 200 Franken. Über alle Altersgruppen lag der Medianwert bei 300 Franken.

Eine Mehrheit verstand gemäss Umfrage Solidarität als Handeln zu Gunsten von Menschen in Not. Für jüngere Umfrageteilnehmerinnen und -teilnehmer waren aber auch Umwelt- und Tierschutzanliegen zunehmend von Bedeutung. Die grösste Unterstützungsbereitschaft bestand gegenüber Kindern, die ohne Schuld in Not geraten waren.

Die Glückskette, die heuer seit 75 Jahren besteht, führt vom 12. bis zum 17. Dezember eine Solidaritätswoche durch und ruft zu ihrem Jubiläum zum Zusammenstehen auf. Den Abschluss der Woche bildet ein nationaler Sammeltag für Kinder in Not, im In- und im Ausland.

Erstellt wurde das Barometer im vergangenen September in Zusammenarbeit mit dem Forschungsinstitut Sotomo. Über 3000 ab 18-Jährige aus allen Sprachregionen beantworteten die Fragen online, rekrutiert wurden sie über die Portale der SRG und das Online-Panel von Sotomo. Die Antworten wurden gewichtet.

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