OceanGate muss kaum zur Kasse Wer übernimmt die Kosten der teuren Tauchboot-Suche? 

Von Stefan Michel

22.6.2023

Suche nach vermisstem Tauchboot dauert an

Suche nach vermisstem Tauchboot dauert an

So suchen die Rettungstruppen im Nordatlantik nach dem vermissten U-Boot «Titan» der Firma Ocean Gate Expeditions. Inzwischen besteht kaum noch Hoffnung auf Rettung. Der Sauerstoffvorrat ist vermutlich aufgebraucht.

22.06.2023

Es besteht kaum noch Hoffnung, die Menschen im vermissten U-Boot retten zu können. Wie lange wird noch nach dem vermissten U-Boot gesucht? Und wer übernimmt die Kosten? Experten geben Hinweise.

Von Stefan Michel

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Gegen zehn Schiffe, Tauchroboter und weitere Seefahrzeuge beteligen sich an der Suche nach dem vermissten U-Boot Titan.
  • Es besteht jedoch kaum noch Hoffnung, die Passagiere lebend zu bergen.
  • Experten schätzen die Kosten für die Such- und Rettungsaktion im Millionenbereich.
  • Die Verantwortlichen für die Rettung bezahlen zu lassen, entspricht nicht dem üblichen Vorgehen der US-Küstenwache.
  • Wie lange noch nach den Vermissten gesucht wird, hängt von verschiedenen Faktoren ab und ist aktuell nicht vorhersehbar.

Die Küstenwachen der USA und Kanadas koordinieren die Suche nach dem vermissten U-Boot mit rund zehn Schiffen und ferngesteuerten Drohnen. Finnland hat ein Rettungsschiff beigesteuert und Frankreich ein Schiff mit einem Tiefsee-Roboter geschickt, der nun den Meeresboden absucht. Die Titanic liegt 3800 Meter unter der Meeresoberfläche.

Die Schiffe und Tauchgeräte suchen das Gebiet, in dem die «Titan» zuletzt gesehen wurde, nach einem Raster ab. Das Suchgebiet erstreckt sich über mehr als 30'000 Quadratkilometer.

Wie viel diese enorme Such- und Rettungsaktion kostet, ist in Echtzeit kaum zu kalkulieren. «Millionen» schätzt ein früherer Kommandant der US-Küstenwache im Gespräch mit «Business Insider».

Wer bezahlt die Rettungsaktion?

Der U-Boot-Prototyp Titan hatte keine offizielle Zulassung. Die Passagiere sind darauf hingewiesen worden, dass sie sich einer experimentellen Expedition anschliessen und der Risiken bewusst sind. Sie haben sich wissentlich in Lebensgefahr begeben.

Dies hat jedoch keinen Einfluss darauf, wer für die Kosten aufkommt. Paul Zukunft, Admiral im Ruhestand der US-Küstenwache, wird im «Business Insider» mit der Aussage zitiert, es sei unwahrscheinlich, dass der Betreiber des vermissten U-Boots zur Kasse gebeten werde.

Ebensowenig hätten die Angehörigen der Betroffenen an Bord eine Rechnung zu erwarten. «Das ist nicht anders, als wenn eine Privatperson rausfährt und ihr Boot sinkt. Wir fahren raus und bergen sie. Wir lassen sie nicht im Nachhinein mit der Rechnung sitzen», so der frühere Leiter der Küstenwache. Die Kosten bleiben also an den Steuerzahlenden der teilnehmenden Länder hängen.

Wie lange wird nach dem U-Boot gesucht?

Und so schnell wird die Aktion auch nicht abgebrochen – jetzt, da immer noch weitere Schiffe und Geräte eintreffen; zuletzt ist die Crew dazugekommen, welche das in den Indischen Ozean gestürzte Flugzeug MH370 gesucht hat. 

Die Chancen, die fünf Menschen im U-Boot lebend zu retten, sind drastisch gesunken, seit die Sauerstoff-Reserve gemäss Berechnungen aufgebraucht ist. Die Frage ist, wie lange die Suche fortgesetzt wird, wenn keine Hoffnung mehr auf einen glücklichen Ausgang besteht.

Die Suche nach dem im Nordatlantik über Bord eines Kreuzfahrtschiffs gegangenen deutschen Sängers Daniel Küblböck wurde 24 Stunden nach dessen Verschwinden abgebrochen. Dies, weil er im 10 Grad kalten Wasser unmöglich hätte lange überleben können.

Anders beschreibt das US-Magazin «Slate» den Entscheidungsprozess, wenn es darum geht, eine Rettungsaktion auf See abzubrechen. Offiziell stelle die US-Küstenwache eine Suchaktion nie ein. Sie stufe bloss ihren Status auf «Aktive Suche suspendiert» herunter. Zu Ende sei eine solche Aktion erst, wenn die Leichname der Vermissten gefunden seien.

Die Rettungskräfte suchen auf einer Fläche, die jene der Deutschschweiz und des Tessins übertrifft. Und das bis in 4000 Meter Tiefe. Ab 1000 Meter unter der Meeresoberfläche ist es stockdunkel. Es bleibt ihnen nichts übrig, als das ganze Gebiet – weiterhin – systematisch abzusuchen.