Nordkoreaner in Russland Überschreitet Putin jetzt die rote Linie des Westens?

Von Philipp Dahm

25.10.2024

USA: Nordkoreas Truppen in Russland – Milliarden für Ukraine

USA: Nordkoreas Truppen in Russland – Milliarden für Ukraine

Nordkoreanische Soldaten für Russlands Krieg gegen die Ukraine? Angesichts neuer Erkenntnisse wächst international die Besorgnis. Die US-Regierung hat eigenen Angaben nach gesicherte Erkenntnisse, dass sich nordkoreanische Truppen in Russland aufhalten. Ob sie in den Krieg eingreifen, ist noch ungewiss. Laut Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrates John Kirby aber sehr wahrscheinlich.

24.10.2024

Nordkorea sendet Truppen nach Russland. Südkorea denkt laut über Hilfe für die Ukraine nach. Moskau droht nun Seoul mit «Konsequenzen für die Sicherheit». Und Pjöngjang droht wiederum mit einem «heiligen Krieg».

Philipp Dahm

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • 3000 nordkoreanische Soldaten sollen sich zur Ausbildung in Russland befinden.
  • Moskau zahlt pro Monat angeblich 2000 Dollar pro Soldat, die zu Hause zwischen 6 und 18 amerikanischen Cent verdienen.
  • Noch ist fraglich, wo die Soldaten und auch Piloten eingesetzt werden sollen.
  • Weil Seoul darüber nachdenkt, Kiew Waffen und Truppen zu schicken, droht der Kreml mit «Konsequenzen für die Sicherheit Südkoreas».
  • Moskaus Rückendeckung bestärkt Nordkorea: Pjöngjang meldet, 1,4 Millionen hätten sich wegen der jüngsten Spannungen in der Armee eingeschrieben und seien für den «heiligen Krieg» bereit.

Die russische Duma hat das «Abkommen über eine umfassende strategische Partnerschaft» mit Nordkorea ratifiziert, die die Präsidenten der beiden Länder im Juni angebahnt haben.

Wer lässt wem den Vortritt? Wladimir Putin und Kim Jong-Un sind sich uneinig

Wer lässt wem den Vortritt? Wladimir Putin und Kim Jong-Un sind sich uneinig

Kreml-Chef Wladimir Putin und der nordkoreanische Machthaber Kim Jong Un haben in Pjongjang eine «umfassende strategische Partnerschaft» vereinbart. Uneinig waren sie sich bei einem anderen Punkt: Wer beim Einsteigen ins Auto den Vortritt hat.

19.06.2024

In dem Dokument sichern sich Wladimir Putin und Kim Jong-un Unterstützung für den Fall zu, dass eines ihrer Länder attackiert wird. Auch eine Einmischung in innere Angelegenheiten verbitten sich die beiden Staaten, die gleichzeitig «ein multipolares System internationaler Beziehungen fördern» wollen.

Das Abkommen ist der jüngste Punkt in einer ganzen Reihe von Entwicklungen, die durch die Entsendung nordkoreanischer Truppen nach Russland getrieben wird. Laut südkoreanischem Geheimdienst sollen bereits 3000 Soldaten verlegt worden sein. Die Truppen befinden sich demnach in Militäreinrichtungen in Russland.

Wo werden die Nordkoreaner eingesetzt?

Befürchtet wird, dass die Soldaten dort darauf vorbereitet werden, im Angriffskrieg gegen die Ukraine zu verstärken, was wiederum zur weiteren Eskalation der Gewalt beitragen könnte. Russland weist das zurück und betont, dass die Partnerschaft gegen niemanden gerichtet sei.

Wladimir Putin (r.) chauffiert Kim Jong-un am 19. Juni in einer russischen Luxus-Limousine Aurus durch Pjöngjang. 
Wladimir Putin (r.) chauffiert Kim Jong-un am 19. Juni in einer russischen Luxus-Limousine Aurus durch Pjöngjang. 
Bild: Keystone/EPA/KCNA

Noch ist fraglich, ob die Nordkoreaner womöglich in Russland eingesetzt werden sollen, um den Abzug russischer Soldaten an die Front zu ermöglichen – etwa wenn sie die russische Grenze abseits des Kriegsgeschehens sichern würden.

Andererseits berichtet ein chinesischer Ex-Söldner der russischen Armee, es seien bereits Nordkoreaner gestorben. Laut Li Dafu seien acht Offiziere nur einen Tag nach ihrer Ankunft getötet worden. In Kursk, also im Kampfgebiet, sollen 18 Nordkoreaner erfolglos versucht haben, zu desertieren.

Wladimir Putin (links) und Kim Jong-un am 19. Juni in Pjöngjang.
Wladimir Putin (links) und Kim Jong-un am 19. Juni in Pjöngjang.
Bild: Keystone

2000 Dollar monatlich pro Nordkoreaner

Angesichts solcher Meldungen mag der frühere Nato-Offizier Erhard Bühler im Podcast «Was tun, Herr General?» auch nicht ausschliessen, dass Pjöngjangs Truppen an der Front eingesetzt werden. Nicht zuletzt wäre es auch verwunderlich, wenn Nordkorea Elite-Soldaten schickt, diese dann aber nur als Grenzposten eingesetzt würden.

Der südkoreanische Geheimdienst glaubt, dass Moskau pro Soldat 2000 Dollar pro Monat zahlt. Ein nordkoreanischer Soldat verdient angeblich zwischen 6 und 18 amerikanischen Cent: Auch wenn Pjöngjang das Gros des Soldes einstreicht, dürfte sich für die nordkoreanischen Soldaten der Job lohnen.

Südkoreanische Medien wollen weiterhin erfahren haben, dass Kim Jong-un Putin auch Piloten geschickt hat. Es sei aber nicht auszuschliessen, dass diese im Rahmen eines Rüstungsgeschäftes in Russland sind, um auf Jets ausgebildet zu werden, die Moskau exportieren wird.

Kreml droht: «Konsequenzen für die Sicherheit Südkoreas» 

Seoul denkt nun laut darüber nach, Kiew ebenfalls Waffen, aber womöglich auch Soldaten in die Ukraine zu schicken, um zu helfen, übergelaufene oder gefangene Nordkoreaner zu befragen. Das wiederum ruft Moskau auf den Plan: Der Kreml warnt Südkorea deutlich vor einer Einmischung in den Krieg, wie die staatliche russische Nachrichtenagentur Interfax verbreitet.

«Die Russische Föderation wird in der Tat hart auf alle Schritte reagieren, die eine Gefahr für die Sicherheit des Landes und seiner Bürger darstellen könnten, wo auch immer sich ihre Bürger befinden», drohte Maria Sacharowa, die Sprecherin des Aussenministeriums. Seoul solle «über die Konsequenzen für die Sicherheit Südkoreas» nachdenken, bevor es handle.

Die südkoreanischen Rüstungsexporte sind in den vergangenen Jahren stark angestiegen: Das Land rangiert weltweit auf Platz zehn der grössten Waffenlieferanten. Allerdings würden insbesondere offensive Rüstungsgüter nicht direkt an die Ukraine exportiert werden – wegen bestehender Gesetze, die das offenbar verhindern.

Nordkorea ist bereit für den «heiligen Krieg»

In Seoul wächst die Sorge vor der Allianz zwischen Pjöngjang und Moskau, weil Russland Nordkorea mit seinem Nuklearprogramm helfen könnte, aber auch die Produktion von Raketen und Drohnen anschieben könnte. Zudem würden Kim Jong-uns Soldaten mit wertvoller Kampferfahrung in die Heimat zurückkehren, sofern sie überleben.

Putin würde mit Einsatz nordkoreanischer Soldaten auf dem Schlachtfeld in der Ukraine wohl eine rote Linie des Westens überschreiten. Zudem hat nicht zuletzt durch Moskaus Rückendeckung Kim Jong-un in Asien den Ton gegenüber dem Süden zuletzt deutlich verschärft.

Der Diktator hat Verbindungen in das Nachbarland abbrechen lassen und Kooperationen aufgekündigt. Auch Ballons steigen wieder auf, die Müll und Flugblätter ins demokratische Korea bringen.

So steigt durch die Verstrickung von Nordkorea in den Krieg in Osteuropa auch im Indopazifik die Gefahr eines Konflikts. Die jüngsten Spannungen haben in Nordkorea laut der dortigen Propaganda dazu geführt, dass 1,4 Millionen junge Menschen sich neu oder erneut für den Dienst in der Armee gemeldet hätten.

Sie seien bereit für einen «heiligen Krieg», tönt Pjöngjang.

Mit Agentur-Material.


Kim Jong-uns fahrende Festung

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Der nordkoreanische Machthaber Kim Jong-un reist regelmässig in seinem Regierungszug. Die Waggons sind gepanzert und mit allem ausgestattet, was der Diktator zum Regieren braucht.

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