Straflager Nawalny muss Staatsfernsehen schauen

dpa/toko

25.8.2021 - 20:59

Oppositionsführer Alexej Nawalny  in einem Käfig im Babuskinsky Bezirksgericht.
Oppositionsführer Alexej Nawalny  in einem Käfig im Babuskinsky Bezirksgericht.
Alexander Zemlianichenko/AP/dpa (Archivbild)

Der in Russland inhaftierte Kremlgegner Alexej Nawalny hat erstmals aus dem Straflager heraus ein Interview gegeben – und sich über seine Haftbedingungen beschwert.

Der in Russland inhaftierte Kremlgegner Alexej Nawalny hat erstmals aus dem Straflager heraus ein Interview gegeben – und sich über seine Haftbedingungen beschwert. Er werde etwa gezwungen, jeden Tag stundenlang Staatsfernsehen und Propagandafilme zu sehen, erklärte der 45-Jährige in dem Interview mit der US-Tageszeitung «New York Times», die daraus am Mittwoch Ausschnitte veröffentlichte. Lesen oder schreiben sei in dieser Zeit verboten. «Du musst auf einem Stuhl sitzen und auf den Fernseher schauen.»

Insgesamt sollen 54 handgeschriebene Seiten mit Nawalnys Antworten bei den Journalisten angekommen sein. Seine Pressesprecherin Kira Jarmysch bestätigte auf Twitter, dass es sich um das erste Interview seit seiner Inhaftierung in dem Lager in Pokrow rund 100 Kilometer östlich von Moskau handelte.

Nawalny gilt als der schärfste Gegner des russischen Präsidenten Wladimir Putin. Er war im Februar zu mehreren Jahren Haft verurteilt worden, weil er gegen Bewährungsauflagen in einem früheren Strafverfahren verstossen haben soll, während er sich in Deutschland von einem Mordanschlag erholte. Das Urteil wurde international vielfach als politisch motiviert kritisiert.

In dem Interview der «New York Times» forderte der Oppositionspolitiker erneut harte Sanktionen gegen russische Oligarchen, die Putin unterstützen. Die Strafmassnahmen von EU und den USA dürften nicht die einfache russische Bevölkerung treffen.

«Das Putin-Regime ist ein historischer Unfall und keine Gesetzmässigkeit», schrieb Nawalny laut der Zeitung in einer Antwort an die Journalisten. «Früher oder später wird dieser Fehler korrigiert werden und Russland einen demokratischen, europäischen Weg einschlagen.»

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