InternationalNato will Abschreckungspotenzial an Ostflanke drastisch hochfahren
SDA
29.6.2022 - 14:22
Mit einer deutlichen Verstärkung der Ostflanke und mehr als 300 000 schnell einsatzfähigen Soldaten will die Nato Russland vor einer möglichen Aggression gegen Alliierte abschrecken.
29.06.2022, 14:22
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Die schnellen Eingreifkräfte sollten im kommenden Jahr einsatzbereit sein, sagte Generalsekretär Jens Stoltenberg am Mittwoch auf dem Nato-Gipfel in Madrid.
US-Präsident Joe Biden kündigte infolge des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine einen weiteren Ausbau der Truppenpräsenz in Europa an. «Putin wollte die Finnlandisierung Europas. Er wird die Natoisierung Europas bekommen», sagte er mit Blick auf das bislang neutrale und nun in die Nato strebende Land.
Am Dienstagabend hatte die Türkei ihren Widerstand gegen die Aufnahme von Finnland und Schweden in die Nato aufgegeben. Die drei Staaten unterzeichneten eine Absichtserklärung, die auf die türkischen Vorbehalte eingeht. Dabei geht es unter anderem um Waffenexporte und den Kampf gegen Terrorismus.
Stoltenberg bezeichnete das Gipfeltreffen der Verteidigungsallianz als historisch. Der Gipfel werde die Geschlossenheit zeigen sowie die Fähigkeit, sich an eine sich ändernde Welt anzupassen. Er verwies auch auf das neue strategische Konzept. Er erwarte, dass deutlich gemacht werde, dass Russland «eine direkte Bedrohung unserer Sicherheit» darstelle, sagte Stoltenberg. China sei eine Herausforderung für die Werte, Interessen und Sicherheit der Nato.
Um schnell handlungsfähig zu sein, will die Nato die bislang rund 40 000 Soldaten umfassende Eingreiftruppe NRF durch ein neues Streitkräfte-Modell mit mehr als 300 000 schnell einsatzfähigen Kräften ersetzen. «Sie werden in ihren eigenen Ländern stationiert, aber schon bestimmten Staaten und Gebieten zugewiesen und verantwortlich sein für die Verteidigung dieser Gebiete», sagte Stoltenberg. Schwere Waffen und Gerät sollen bereits in den Einsatzgebieten vorgehalten werden.
Der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz stellte der Ukraine weitere Waffenlieferungen in Aussicht. Neben der humanitären und finanziellen Hilfe werde man auch «Waffen zur Verfügung stellen, die die Ukraine dringend braucht», sagte er. «Die Botschaft ist: Das werden wir so lange fortsetzen und auch so intensiv fortsetzen wie es notwendig ist, damit die Ukraine sich verteidigen kann.»
Die USA schicken mehr Soldaten und Waffen nach Europa. «Gemeinsam mit unseren Verbündeten werden wir dafür sorgen, dass die Nato in der Lage ist, Bedrohungen aus allen Richtungen und in allen Bereichen – zu Lande, in der Luft und auf See – zu begegnen», sagte Biden. So werde beispielsweise in Polen ein Hauptquartier des fünften US-Korps eingerichtet. In den baltischen Staaten würden die im Rotationsprinzip eingesetzten Truppen verstärkt.
Zudem werden den US-Angaben zufolge zwei zusätzliche Geschwader mit F-35-Kampfjets nach Grossbritannien entsandt. In Deutschland und Italien sollen zusätzliche Kräfte zur Luftverteidigung stationiert werden. In Spanien wird die Zahl der US-Zerstörer von vier auf sechs erhöht. Teilweise waren diese Schritte bereits zuvor bekannt. In den vergangenen Monaten haben die USA die Zahl ihrer Soldaten in Europa auf rund 100 000 erhöht.
«Heute ist eine Gelegenheit zu zeigen, dass die Nato zurück ist», sagte der niederländische Regierungschefs Mark Rutte. Der britische Premier Boris Johnson bekräftigte Entschlossenheit zur militärischen Stärkung der Nato-Ostflanke. Er sagte: «Falls Wladimir Putin gehofft hat, als Resultat seiner unprovozierten, illegalen Invasion in die Ukraine weniger Nato an seiner westlichen Front zu bekommen, lag er komplett falsch. Er bekommt mehr Nato.»
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Russland hat im Angriffskrieg gegen die Ukraine nach Angaben aus Kiew erstmals eine Interkontinentalrakete eingesetzt und damit offenbar auf Angriffe gegen eigene Gebiete reagiert. Hier Archivaufnahmen von einem Test mit einer russischen Interkontinentalrakete. Ziel sei die zentralukrainische Stadt Dnipro gewesen, meldete das ukrainische Medienportal Ukrainska Pravda unter Berufung auf anonyme Quellen am Donnerstag.
Ex-Bundeskanzlerin Angela Merkel hat in ihrer Amtszeit versucht, den Wunsch der Ukraine nach einem schnellen Nato-Beitritt auszubremsen. Sie befürchtete eine militärische Antwort Russlands. Das berichtet die 70-jährige Christdemokratin in ihren am Dienstag erscheinenden Memoiren mit dem programmatischen Titel «Freiheit», aus denen die «Zeit» vorab einen Auszug veröffentlicht hat.
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Nach 1.000 Tagen Krieg in der Ukraine ist kein Ende in Sicht. Nun hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj Raum für eine zeitweilige russische Kontrolle über ukrainische Gebiete gelassen.
Im Parlament sagte Selenskyj: «Vielleicht muss die Ukraine jemanden in Moskau überleben, um ihre Ziele zu erreichen und das gesamte Staatsgebiet wieder herzustellen.»
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