«Nation unter Schock»Wie der Angriff auf Kleinkinder Frankreich erschüttert
SDA / tchs
9.6.2023 - 00:05
Grosse Bestürzung nach Messerangriff auf Kinder in Frankreich
Ein syrischer Flüchtling hatte Kinder und Erwachsene in einem Park in der Stadt Annecy angegriffen. Die Motivlage ist nach Polizeiangaben unklar.
08.06.2023
Frankreichs Premierministerin Élisabeth Borne spricht von einer «feigen und abscheulichen Tat»: Vier kleine Kinder wurden am Donnerstag in Annecy schwer verletzt. Das Land ist im Schockzustand.
09.06.2023, 00:05
09.06.2023, 06:11
SDA / tchs
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
Die Messerattacke in Annecy versetzt Frankreich in einen Schockzustand.
Zwei Kinder und ein Erwachsener kämpften nach dem Angriff in zunächst um ihr Leben.
Auch Präsident Macron schrieb auf Twitter von einer «Nation unter Schock».
Frankreichs Premierministerin Élisabeth Borne spricht von einer «feigen und abscheulichen Tat»: Ein Mann hat vier kleine Kinder und zwei Erwachsene völlig unvermittelt auf einem Spielplatz im Osten Frankreichs mit einem Messer attackiert und schwer verletzt. Das Verbrechen erschüttert Frankreich zutiefst – und auch deutsche Spitzenpolitiker sind fassungslos.
In dem Park spielten sich dramatische Szenen ab, Menschen rannten um ihr Leben, andere halfen, um den Täter zu überwältigen – der Verdächtige wird schliesslich festgenommen. Zwei Kinder und ein Erwachsener kämpften nach dem Angriff in Annecy zunächst um ihr Leben. Was trieb den Mann, der kleine Kinder attackierte, an?
Attaque d’une lâcheté absolue ce matin dans un parc à Annecy. Des enfants et un adulte sont entre la vie et la mort. La Nation est sous le choc. Nos pensées les accompagnent ainsi que leurs familles et les secours mobilisés.
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron schreibt auf Twitter: «Die Nation steht unter Schock.» Der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz schrieb an Macron gerichtet: «Deutschland ist schockiert über diese unmenschliche und verachtenswerte Tat.»
Doch was genau sich am Donnerstagmorgen in der ostfranzösischen Stadt nahe der Schweizer Grenze ereignete, war zunächst unklar. Der Täter ging nach Videobildern, deren Echtheit die Zeitung «Le Parisien» eigener Aussage zufolge überprüfte, mehrfach auf kleine Kinder los, die sich in Kinderwagen befanden. Eine Frau schrie und versuchte, den Täter von den Kindern zurückzudrängen. «Zwei Stadtangestellte haben versucht den Täter zu stoppen, als dieser seine Taten ausführte», sagte der Bürgermeister von Annecy, François Astorg. Er lobte den Mut der Helfer, eine psychologische Betreuung sei eingerichtet worden.
Ex-Fussballprofi wird Zeuge der Tat
Auch Ex-Profifussballer Anthony Le Tallec wurde Zeuge der Attacke. Beim Joggen am See habe er plötzlich Menschen auf sich zu rennen sehen. «Plötzlich sagte mir eine Mutter, rennen Sie, rennen Sie, da ist jemand, der alle niedersticht.» Dann habe er den Täter über die Wiese rennen sehen, der von Polizisten verfolgt wurde. Der Täter sei auf ein Rentnerpaar zugelaufen und habe den alten Mann angegriffen und zweimal auf ihn eingestochen. Schliesslich habe die Polizei den Angreifer überwältigt. Weiter unten am See habe er dann die angegriffenen Kinder auf dem Boden liegen gesehen.
Die Ermittlungen wegen des Verdachts des versuchten Mordes stehen zwar erst am Anfang, wie Staatsanwältin Line Bonnet-Mathis betonte, und das Motiv sei noch unklar. Sie sagte aber auch: «Zurzeit haben wir keine Anhaltspunkte, die ein terroristisches Motiv erkennen lassen würden.»
Medien hatten zuvor berichtet, der Angreifer habe bei der Festnahme ein Kreuz und ein Gebetsbuch bei sich gehabt. Angeblich soll er vor dem Angriff «Im Namen Jesu Christi» gerufen haben. Zum Profil des Angreifers sagte Staatsanwältin Bonnet-Mathis aber: «Es ist heute viel zu früh, um dazu etwas zu sagen.» Auf jeden Fall habe der Täter nicht unter dem Einfluss von Alkohol oder Drogen gestanden. «Wir versuchen, sein Motiv zu begreifen.»
Täter hat lange in Schweden gelebt
Bekannt ist jedoch, dass der Täter sich erst seit wenigen Monaten in Frankreich aufhält. Zuvor habe der Syrer jahrelang in Schweden gelebt, sagte Borne. In Frankreich sei er ohne festen Wohnsitz gewesen. Für die europäischen Sicherheitsbehörden sei der Mann ein Unbekannter, es liege nichts zu ihm vor. Es gebe auch keine Hinweise auf eine psychiatrische Behandlung in der Vergangenheit. Medienberichten zufolge soll der Mann in Schweden mit einer Frau verheiratet gewesen sein und ein dreijähriges Kind haben – seine Frau und er hätten sich kürzlich getrennt.
Bei dem Angriff verletzte der Täter vier Kinder im Alter von 22 Monaten bis 3 Jahren und zwei Erwachsene schwer. Zwei der Kinder waren auf einer Urlaubsreise und kommen aus Grossbritannien und den Niederlanden. Die anderen beiden sind Medienberichten zufolge ein französisches Geschwisterpaar. «Heute ist die Zeit der Ergriffenheit», sagte Premierministerin Borne. Sie sei nach Annecy gereist, um die volle Solidarität und die volle Unterstützung der Nation auszudrücken. «Wenn das Kinder trifft, glaube ich, dass wir alle in unserem tiefsten Inneren getroffen sind.»