«Diebische Dumpfbacken» Moskau verfolgt kremlkritischen Bestseller-Autor

SDA

7.6.2022 - 16:15

Er halte sich zurzeit nicht in Moskau auf: Kreml-Kritiker Dmitry Glukhovsky soll gegen das russische Strafgesetz verstossen haben. (Archivbild von 2018).
Er halte sich zurzeit nicht in Moskau auf: Kreml-Kritiker Dmitry Glukhovsky soll gegen das russische Strafgesetz verstossen haben. (Archivbild von 2018).
KEYSTONE / DPA / Wolfgang Kumm

Russland hat den Schriftsteller Dmitry Glukhovsky zur nationalen Fahndung ausgeschrieben. Dieser kritisiert den Kreml seit Jahren scharf und prangert auch die Invasion der Ukraine an. 

«Ich bin bereit, alles, was ich gesagt habe, zu wiederholen: Stoppt den Krieg! Gebt zu, dass das ein Krieg gegen ein ganzes Volk ist. Und beendet ihn!», sagt Dmitry Glukhovsky mit Blick auf Russlands Einmarsch in die Ukraine. Er gehe davon aus, dass er wegen Beleidigung der russischen Armee gesucht werde.

Die russische staatliche Nachrichtenagentur Tass schreibt, der 42-Jährige werde wegen eines Verstosses gegen das russische Strafgesetz gesucht. Glukhovsky sagte der Nachrichtenagentur DPA, dass er sich aktuell nicht in Moskau aufhalte.

Der Bestseller-Autor der «Metro»-Trilogie, der vorwiegend im Ausland lebt und auch Deutsch spricht, ist seit Jahren ein scharfer Kritiker des russischen politischen Systems. Nach Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine hatte er wiederholt in sozialen Netzwerken die Invasion verurteilt, auf die Verluste der russischen Streitkräfte hingewiesen und über die Ermordung ukrainischer Zivilisten berichtet.

«Kultur der Lügen und Verbote in Russland»

«Das wichtigste strukturelle Problem des russischen politischen Systems besteht darin, dass es sich aus diebischen Dumpfbacken zusammensetzt, die nach einem Verständnis von Gaunern leben und in kannibalischem Eifer in Konkurrenz zueinander stehen und dabei die Befehle eines entrückten, heuchlerischen Greises mit einer persönlichen Krise ausführen», schrieb er im Mai bei Twitter. Neben seiner literarischen Arbeit kommentiert Glukhovsky immer wieder auch die Tagespolitik.

Im Oktober hatte Glukhovsky («Der Posten», «Text») in einem Gespräch eine «Kultur der Lügen und der Verbote» in Russland beklagt. Es gebe nicht nur eine verlogene Propaganda in Russland, die Tatsachen und Wahrheiten völlig verdrehe. «Der Machtapparat versucht alles zu verbieten, was lebendig und echt ist im gesellschaftlich-kulturellen Leben in Russland.»

SDA, smi

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