Berlin liefert Panzer So könnte der Gepard den ukrainischen Truppen helfen

tafi

26.4.2022

Die deutsche Regierung bewegt sich in der Panzerfrage: Die Lieferung von ersten Kampffahrzeugen an die Ukraine wurde genehmigt, weitere könnten bald folgen. Allerdings blockiert die Schweiz die Munition.

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Plötzlich kann Deutschland der Ukraine nicht genug Panzer anbieten. Der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz hatte sich nach Beginn des Krieges wochenlang geweigert, schwere Waffen an die Ukraine zu liefern. Nun aber hat die Bundesregierung nach Informationen der Nachrichtenagentur AFP konkret eine Lieferung von technisch aufgearbeiteten Gepard-Flugabwehrpanzern aus Beständen der Industrie bereits genehmigt.

Der Rüstungskonzern Krauss-Maffei Wegmann habe grünes Licht erhalten, um Gepard-Flugabwehrpanzer aus ausgemusterten Beständen der Bundeswehr verkaufen zu können. Dies solle im Laufe des Tages bei einem internationalen Verteidigungsministertreffen auf dem US-Stützpunkt Ramstein in Rheinland-Pfalz öffentlich mitgeteilt werden. Der Hersteller verfügt über eine mittlere, zweistellige Zahl dieser Panzer.

Die Flak-Panzer Gepard sind in der Bundeswehr seit mehr als zehn Jahren nicht mehr Einsatz. Mit ihren Flugabwehrkanonen (Flak) sind sie ursprünglich dafür gedacht, Panzerverbände gegen Luftangriffe zu decken. Das 47,5 Tonnen schwere Fahrzeug erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von 65 Kilometern pro Stunde.

Dass Deutschland ausgerechnet den ausgemusterten Gepard an die Ukraine liefert, sorgt in Fachkreisen für Unverständnis. Die Bedienung der komplexen  Aufklärungssysteme ist schwierig, die Wartung aufwendig.

Angebote für Kampfpanzer und Schützenpanzer

Neben den Gepard-Panzern könnte Deutschland auch gebrauchte Leopard-Kampfpanzer sowie Marder-Schützenpanzer an die Ukraine abgeben. Über die entsprechenden Angebote des Herstellers Rheinmetall wurde in der Regierung allerdings noch keine Entscheidung getroffen.

Das Rheinmetall-Angebot über 88 gebrauchte Leopard-Panzer beinhaltet auch die Ausbildung der Besatzung in Deutschland, Training für die Instandsetzung, Werkzeug, Ersatzteile, einen Servicestützpunkt sowie Munition. Zuerst hatte die «Welt» darüber berichtet.

Diese Panzer könnte Deutschland liefern

  • Schützenpanzer Marder: Das Gefechtsfahrzeug kann neben der drei Mann starken Besatzung sechs Schützen transportieren und ist damit vielseitig im Kampf gegen feindliche Infanterie- und Panzerverbände einsetzbar. Hauptbewaffnung ist eine 20-Millimeter-Bordmaschinenkanone, dazu kommen Panzerabwehrsysteme und eine Nebelwurfanlage.
  • Flugabwehrpanzer Gepard: Der Gepard ist ein Flugabwehrpanzer mit zwei 35-Millimeter-Kanonen. Die Bekämpfung von fliegenden Zielen im Verbund mit anderen Kräften gilt als technisch anspruchsvoll. Der Gepard kann auch im Kampf gegen leicht und stark gepanzerte Bodenziele eingesetzt werden.
  • Kampfpanzer Leopard: Der erste nach dem Zweiten Weltkrieg in Deutschland entwickelte Panzer stein Dauerbrenner in vielen Armeen Er gilt mittlerweile zwar als veraltet, kann aber mit seiner Beweglichkeit und Feuerkraft bei entsprechender Taktik immer noch gute Dienste leisten.

Die Genehmigung für die Lieferung wurde demnach Ende vergangener Woche beantragt. Bei den Leopard-Panzern handelt es sich um den Typ 1A5, der ab Anfang der 1960er Jahre gebaut und von der Bundeswehr bis 2003 genutzt wurde.

Deutschland hatte bislang nur einen sogenannten Ringtausch angeboten, bei dem Nato-Partner für die Lieferung von schweren Waffen sowjetischer Bauart Ersatz aus Deutschland erhalten sollen.

Schweizer Munitionsprobleme

Rheinmetall hat zudem beantragt, 100 Marder-Schützenpanzer an die Ukraine für den Abwehrkampf gegen Russland liefern zu dürfen. Darüber werde «zeitnah» entschieden, hiess es aus Regierungskreisen. Bei den Marder-Schützenpanzern ist allerdings die Munitionsfrage noch nicht geklärt.

Die Projektile werden in Zürich produziert, und der Bund verweigere mit Verweis auf die Neutralität die Genehmigung für die Weitergabe der Munition an die Ukraine, hatte die «Sonntagszeitung» berichtet. Das sorgte im Ausland für Unverständnis und löste in der Schweiz eine Debatte über das Wesen der Neutralität. Auch die Kanonen des Gepards werden mit Munition aus Schweizer Produktion bestückt.

Mittlerweile hat das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) erklärt, entsprechende Anfragen aus Deutschland hätten nicht der Munition für den Marder gegolten. SRF-Recherchen hätten ergeben, dass eines der deutschen Gesuche den Gepard-Panzer betraf. Die Einwilligung für den Export habe das Seco mit Verweis auf die Kriegsmaterialverordnung verweigert.

Laut SRF blieben Deutschland trotzdem noch Möglichkeiten, neben den Gepard-Panzern auch die entsprechende Munition in die Ukraine zu liefern. Dabei könnte es sich um ältere Munition handeln oder um solche, die nur teilweise in der Schweiz gefertigt wurde.

Transparenzhinweis: Die Angaben zur Weigerung des Seco, eine Exportgenehmigung für Gepard-Munition zu erteilen, haben wir nach der Erstpublikation des Artikels ergänzt.

Mit Material von DPA und AFP.