Ukraine Kommandos stiften Chaos am Dnjepr-Ufer

Von Philipp Dahm

26.4.2023

Lagebild Ukraine: Das Schlachtfeld kommt mehr und mehr in Bewegung

Lagebild Ukraine: Das Schlachtfeld kommt mehr und mehr in Bewegung

Die Luft in Bachmut wird immer dünner, doch die Verteidiger halten stand. Im Norden gibt es Scharmützel, während im Süden ukrainische Kräfte möglicherweise die erwartete Grossoffensive vorbereiten: Ukrainische Truppen haben den Dnepr überschritten.

24.04.2023

Gerade erst sind ukrainische Truppen auf die linke, östliche Dnjepr-Seite vorgestossen, und schon werden aus Siedlungen am russisch besetzten Ufer Explosionen gemeldet. Sabotage-Akte im Hinterland dürften folgen.

Von Philipp Dahm

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  • Ukrainische Truppen räumen an der südlichen Front Minen und loten Stärken und Schwächen des Gegners aus.
  • Nun hat die ukrainische Armee einen Brückenkopf am östlichen Ufer des Dnjepr gebildet.
  • Ukrainische Kommandos stiften bereits am linken Ufer des Flusses Chaos.
  • Von dort aus könnten sie im Falle einer Offensive im Hinterland weitere Sabotageakte durchführen.

Wann beginnt die erwartete ukrainische Offensive? Wer mit einem abrupten Sturm vieler Zehntausender Soldaten rechnet, kann lange warten. Vielmehr testet Kiews Armee an breiter Front mit zunehmenden Druck die Stärken und Schwächen des Gegners, um sich diesen zurechtzulegen.

So wie im Oblast Saporischschja: Dort sind ukrainische Soldaten in den letzten Wochen an die gegnerischen Stellungen herangerückt und räumen Minenfelder. Moskaus Artillerie nimmt im Gegenzug Aufmarschgebiete an der südlichen Front unter Beschuss. Tokmak, das etwa 25 Kilometer von der Front entfernt in russisch besetzten Gebiet liegt, wird angeblich geräumt.

Ziele russischer Artillerie vor dem 25. April – das blaue Icon steht für einen aktuellen Luftalarm. Aus Tokmak hinter der Front wurden Explosionen gemeldet (unteres rotes Icon).
Ziele russischer Artillerie vor dem 25. April – das blaue Icon steht für einen aktuellen Luftalarm. Aus Tokmak hinter der Front wurden Explosionen gemeldet (unteres rotes Icon).
Karte: LiveUAMap

Den Kreml könnte eine ukrainische Offensive im Süden jedoch kaum überraschen: Seit Monaten wird schon darüber spekuliert, weil der Vorstoss bei einem Erfolg die russischen Truppen in zwei Teile spalten, deren Versorgung erschweren und zur realen Gefahr für die Krim werden könnte.

Sollte Wladimir Putin diese auch noch verlieren, könnten der Krieg wie auch seine Herrschaft enden. Der Kreml hat bereits reagiert und Hunderte Kilometer Gräben und Verteidigungslinien in die Landschaft gezogen. Um diese Stellungen auszukundschaften und zu sabotieren, sind ukrainische Kommandos nun in den Rücken der Russen gefallen.

Explosionen in Siedlungen am Ost-Ufer des Dnjepr

Mit dem Vorstoss über den Dnjepr auf das linke, das östliche Ufer, haben Kiews Kräfte einen rund 20 Kilometer langen Brückenkopf bei Oleschky geschlagen, bestätigt nun Reporting from Ukraine. Demnach kontrollieren ukrainische Truppen nun die drei Inseln, die Cherson vorgelagert sind: Von hier aus gibt es freien Zugang in russisch besetztes Gebiet.

Ukrainische Kräfte können von den Dnejpr-Inseln vor Cherson mühelos ins russische Hinterland ausschwärmen.
Ukrainische Kräfte können von den Dnejpr-Inseln vor Cherson mühelos ins russische Hinterland ausschwärmen.
YouTube/Reporting from Ukraine

Offenbar sind Sabotage-Trupps bereits an der Arbeit: Heute werden aus verschiedenen Siedlungen am linken Dnjepr-Ufer Explosionen gemeldet. Mögliche Ziele für etwaige Kommandos wären neben der allgemeinen Aufklärung bauliche Infrastruktur, Öl-, Treibstoff- und Waffen-Depots sowie Artillerie- und Flugabwehr-Stellungen.

Für grosse Truppen-Ansammlungen bieten die sumpfigen Dnjepr-Inseln keinen Schutz und es gibt viele Hindernisse in Form von Gewässern und Nebenflüssen. Doch Kommandos könnten hinter den Linien grossen Schaden anrichten – und lenken die russischen Soldaten an der Front potenziell ab.

Potenzial: Von Westen aus können Kommandos im russischen Hinterland viel Schaden anrichten.
Potenzial: Von Westen aus können Kommandos im russischen Hinterland viel Schaden anrichten.
YouTube/Reporting fom Ukraine

Ein Durchbruch im Süden werde nur gelingen, «wenn unterschiedliche Einheiten eng zusammenwirken», schreibt der Hamburger «Spiegel». Anders könnte die verstärkte russische Verteidigung kaum durchbrochen werden: «Besonders bei Melitopol gelten die Anlagen als gut befestigt.»

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