Ukraine-ÜbersichtUkrainische Truppen wohl 50 Kilometer vor russischer Grenze +++ Russland lehnt laut Lawrow Verhandlungen «nicht ab»
Agenturen/Red.
11.9.2022
Kampf um Region Charkiw: Ukraine meldet Geländegewinne, Russland zieht Truppen ab
Kiew meldet weitere Geländegewinne in der ostukrainischen Region Charkiw, etwa in Balaklija. Moskau kündigt indes den Rückzug seiner Truppen aus Gebieten wie Isjum an.
10.09.2022
Die ukrainischen Soldaten haben laut US-Experten innerhalb von fünf Tagen mehr Gelände zurückgewonnen als die russischen Truppen insgesamt seit April besetzt haben. Die Entwicklungen im Ticker:
Agenturen/Red.
11.09.2022, 21:55
12.09.2022, 06:46
Die ukrainischen Soldaten haben laut US-Experten innerhalb von fünf Tagen mehr Gelände zurückgewonnen als die russischen Truppen insgesamt seit April besetzt haben.
Die ukrainischen Truppen haben bei ihrer Offensive südöstlich von Charkiw nach eigenen Angaben etwa 3000 Quadratkilometer Land zurückerobert. Einige Verbände befänden sich noch etwa 50 Kilometer von der russischen Grenze entfernt, sagte Militärchef Walerij Saluschnjy. Ein am Sonntag veröffentlichtes Video zeigte Soldaten, die in Tschkalowske die ukrainische Flagge hissen.
Die russische Führung hat kurz nach einer schweren Niederlage des eigenen Militärs in der Ukraine Verhandlungen mit Kiew in Aussicht gestellt. «Russland lehnt Verhandlungen mit der Ukraine nicht ab, doch je länger der Prozess hinausgezögert wird, desto schwerer wird es, sich zu einigen», sagte Aussenminister Sergej Lawrow im Staatsfernsehen. Die Verhandlungen, die kurz nach Beginn des russischen Angriffskriegs gegen das Nachbarland begannen, sind seit Monaten ausgesetzt.
Nach dem Teilrückzug der eigenen Truppen hat Russland ukrainischen Angaben zufolge die kritische Infrastruktur des Nachbarlandes beschossen. In mehreren Regionen seien Orte ohne Strom, meldeten ukrainische Medien am Abend. Über Probleme bei der Strom- sowie bei der Wasserversorgung berichteten unter anderem Politiker im ostukrainischen Gebiet Charkiw, aus dem russische Einheiten erst kurz zuvor abgezogen waren.
Kremlchef Wladimir Putin und Frankreichs Präsident Emmanuel Macron haben Angaben aus Moskau zufolge zur kritischen Lage am von Russland besetzten ukrainischen Atomkraftwerk Saporischschja telefoniert. Putin habe ein internationales Einwirken auf die Ukraine gefordert, damit diese ihre Angriffe auf die Anlage einstelle, hiess es in einer Kreml-Mitteilung. Kiew wiederum wirft den russischen Truppen immer wieder vor, das seit März unter ihrer Kontrolle stehende AKW selbst zu beschiessen.
Das Wichtigste in Kürze
Die russische Führung hat kurz nach einer schweren Niederlage des eigenen Militärs in der Ukraine Verhandlungen mit Kiew in Aussicht gestellt.
Kremlchef Wladimir Putin und Frankreichs Präsident Emmanuel Macron haben Angaben aus Moskau zufolge zur kritischen Lage am von Russland besetzten ukrainischen Atomkraftwerk Saporischschja telefoniert.
Russlands Truppenrückzug aus dem ostukrainischen Gebiet Charkiw ist in Kiew mit Genugtuung aufgenommen worden.
Präsident Wolodymyr Selenskyjs Angaben zufolge haben die Ukrainer seit Anfang Monat rund 2000 Quadratkilometer von besetzten Gebieten zurückerobert.
Die Entwicklungen vom Samstag kannst du hier nachlesen.
US-Botschafterin erwartet von Deutschland noch mehr für Ukraine
Die Botschafterin der USA in Deutschland, Amy Gutmann, hat die Bundesregierung vorsichtig aufgefordert, den Abwehrkampf der Ukraine gegen Russland noch stärker zu unterstützen. Sie begrüsse und bewundere sehr, was die Deutschen für die Ukraine täten, sagte Gutmann am Sonntagabend in der ZDF-Sendung «Berlin direkt». «Dennoch: Meine Erwartungen sind noch höher an Deutschland.»
Sie führte weiter aus: «Aus meiner Sicht leistet Deutschland gerade einen grossen Beitrag, aus meiner Sicht möchte Deutschland hier eine grössere Führungsrolle einnehmen, und wir hoffen und erwarten, dass Deutschland das auch erfüllen wird - genauso, wie die USA gerade ein militärisches Hilfspaket von 15 Milliarden US-Dollar bereitgestellt haben.»
Weiter sagte Gutmann: «Kanzler Scholz hat sich dazu bekannt, dass er solange an der Seite der Ukraine stehen wird, wie es notwendig sein wird.» Und: «Wir müssen alles machen, wozu wir in der Lage sind.»
Konkrete Festlegungen vermied die Botschafterin aber auch auf die mehrfach wiederholte Nachfrage, ob Deutschland etwa schwerere Waffen liefern solle.
20.55 Uhr
Mehrere ukrainische Regionen klagen nach Beschuss über Stromausfall
Nach dem Teilrückzug der eigenen Truppen hat Russland ukrainischen Angaben zufolge die kritische Infrastruktur des Nachbarlandes beschossen. In mehreren Regionen seien Orte ohne Strom, meldeten ukrainische Medien am Sonntagabend. Über Probleme bei der Stom- sowie bei der Wasserversorgung berichteten unter anderem Politiker im ostukrainischen Gebiet Charkiw, aus dem russische Einheiten erst kurz zuvor abgezogen waren. «Das ist eine abscheuliche und zynische Rache des russischen Aggressors für die Erfolge unserer Armee», schrieb der Bürgermeister der gleichnamigen Gebietshauptstadt Charkiw, Ihor Terechow, auf Telegram.
Ähnliche Meldungen kamen am Abend auch aus den Gebieten Sumy, Dnipropetrowsk, Poltawa, Saporischschja und Odessa. Zwischenzeitlich gab es in der gesamten Ukraine Luftalarm. Teils berichteten Anwohner in sozialen Netzwerken von Explosionsgeräuschen.
Unter dem Druck ukrainischer Gegenoffensiven hatte Russlands Verteidigungsministerium am Samstag mehr als ein halbes Jahr nach Kriegsbeginn den Abzug eigener Truppen aus der Region Charkiw bekanntgegeben. Offiziell begründet wurde der Rückzug mit einer strategischen «Umgruppierung» der Einheiten.
20.21 Uhr
Expertenmeinungen zum Vormarsch der ukrainischen Truppen
Die jüngsten militärischen Erfolge der ukrainischen Truppen sind nach Ansicht von Experten auf deren erfolgreiche Taktik, aber auch auf Fehler der Russen zurückzuführen. Die Ukrainer hätten das russische Militär systematisch ausgelaugt, es geschwächt und von der Möglichkeit abgeschnitten, Nachschub an die Front zu bringen, sagte der ukrainische Militärexperte Oleh Schdanow. Ausserdem hätten sie davon profitiert, dass die russische Militärführung in Erwartung einer stärkeren ukrainischen Gegenoffensive bei Cherson im Süden Soldaten dorthin verlegt habe. «Schnelligkeit und Überraschungsmoment sind zentrale Komponenten des Vorgehens der ukrainischen Armee in der Region Charkiw geworden, nachdem die dort eingesetzten russischen Soldaten in den Süden verlegt wurden», sagte Schdanow.
Unter dem Druck der ukrainischen Gegenoffensive kündigte das Verteidigungsministerium in Moskau am Samstag einen Rückzug aus der Gegend um Isjum und Balaklija in der Region Charkiw an.
Michael Kofman, Experte für das russische Militär beim US-Think Tank CNA, sagte, die Gegenoffensive sei ein bedeutsamer Sieg für die Ukraine. «Die russischen Truppen schienen ausgedünnt zu sein und die Militärführung unvorbereitet, obwohl es zuvor bereits Anzeichen einer ukrainischen Truppenverstärkung gegeben hat», schrieb Kofman. «Ich glaube, es ist eine angemessene Einschätzung, dass Russland überrumpelt wurde und vor Ort wenig Reserven zur Verfügung hatte.»
«Die ukrainische Armee hat einen Vorteil daraus geschlagen, dass der Grossteil der russischen Truppen in den Süden verlegt wurde, und versucht nun, den Lauf des Krieges zu steuern. Dabei überzeugt sie in ihren Manövern und mit Einfallsreichtum», sagte der ukrainische Militärexperte Mykola Sunhurowskyj vom Rasumkow-Zentrum in Kiew. Der schnelle Zugewinn an Territorium sei sowohl für die Dynamik des Kriegsverlaufs wichtig als auch für die Kampfmoral der eigenen Leute. Schdanow fügte hinzu, dass solche militärischen Erfolge auch gute Argumente seien, um weitere Waffenlieferungen vom Westen zu fordern.
19.00 Uhr
Russen fliehen laut ukrainischem Generalstab aus Teilen von Cherson
Nach ihrer Niederlage im ostukrainischen Gebiet Charkiw ziehen sich russische Truppen Angaben aus Kiew zufolge auch aus Teilen des südlichen Gebiets Cherson zurück. In einigen Orten hätten die Besatzer dort bereits ihre Positionen verlassen, teilte der ukrainische Generalstab am Sonntagabend mit. In der Stadt Nowa Kachowka hätten die russischen Soldaten ein Krankenhaus geräumt, um sich darin nun selbst zu verschanzen, hieß es weiter. Unabhängig überprüft werden konnten diese Angaben nicht. Von russischer Seite gab es zunächst keine Reaktion.
Unter dem Druck ukrainischer Gegenoffensiven hatte Russlands Verteidigungsministerium am Samstag mehr als ein halbes Jahr nach Kriegsbeginn den Abzug eigener Truppen aus Charkiw bekanntgegeben. In Kiew wurde diese Nachricht mit Euphorie aufgenommen - und die Bereitschaft bekräftigt, sich nun auch weitere besetzte Gebiete zurückzuholen.
Das südliche Gebiet Cherson ist seit dem Frühjahr in weiten Teilen unter russischer Kontrolle. Vor allem in der gleichnamigen Gebietshauptstadt Cherson kam es seitdem immer wieder zu Protesten und Angriffen auf die von Russland eingesetzten Besatzungsverwaltungen.
18.52 Uhr
Mehr als 40 Ortschaften in Region Charkiw zurückerobert
Nach einem Rückzug der russischen Truppen aus der Region Charkiw haben die ukrainischen Truppen ihre Gegenoffensive im Nordosten des Landes weiter vorangetrieben. Gouverneur Oleh Synjehubow teilte am Sonntag mit, mehr als 40 Orte in Charkiw seien wieder unter ukrainischer Kontrolle. Eine genaue Zahl könne er nicht nennen, weil die Operation noch laufe. Der ukrainische Militärchef Walerij Saluschnjy erklärte, seit Beginn der Gegenoffensive Anfang September seien etwa 3000 Quadratkilometer Land zurückerobert worden. Einige Verbände befänden sich noch etwa 50 Kilometer von der russischen Grenze entfernt.
17.10 Uhr
Putin und Macron sprechen zu ukrainischem AKW Saporischschja
Kremlchef Wladimir Putin und Frankreichs Präsident Emmanuel Macron haben Angaben aus Moskau zufolge zur kritischen Lage am von Russland besetzten ukrainischen Atomkraftwerk Saporischschja telefoniert. Putin habe ein internationales Einwirken auf die Ukraine gefordert, damit diese ihre Angriffe auf die Anlage einstelle, hiess es in einer Kreml-Mitteilung vom Sonntag. Kiew wiederum wirft den russischen Truppen immer wieder vor, das seit März unter ihrer Kontrolle stehende AKW selbst zu beschiessen.
Kurz zuvor war bekannt geworden, dass das grösste Atomkraftwerk Europas vollständig heruntergefahren werden musste. Laut der ukrainischen Atombehörde Enerhoatom waren aufgrund von Beschuss zwischenzeitlich alle Verbindungslinien zum Stromnetz unterbrochen. Auch die russische Seite bestätigte die Abschaltung des Kraftwerks, auf dessen Gelände sich zur Beobachtung der Lage weiter auch zwei Mitarbeiter der Internationalen Atombehörde IAEA aufhalten.
14.55 Uhr
Russland lehnt laut Lawrow Verhandlungen mit der Ukraine nicht ab
Die russische Führung hat kurz nach einer schweren Niederlage des eigenen Militärs in der Ukraine Verhandlungen mit Kiew in Aussicht gestellt. «Russland lehnt Verhandlungen mit der Ukraine nicht ab, doch je länger der Prozess hinausgezögert wird, desto schwerer wird es, sich zu einigen», sagte Aussenminister Sergej Lawrow im Staatsfernsehen. Die Verhandlungen, die kurz nach Beginn des russischen Angriffskriegs gegen das Nachbarland begannen, sind seit Monaten ausgesetzt.
Offiziell macht Moskau für den Verhandlungsstopp Kiew verantwortlich. Russland stellt für einen Frieden allerdings harte Bedingungen. So soll die Ukraine nicht nur auf einen Nato-Beitritt verzichten, sondern auch hohen Gebietsverlusten zustimmen. So hat Moskau die Abtretung der Gebiet Donezk und Luhansk gefordert. Weitere offizielle Forderungen des Kremls bestehen in einer «Entmilitarisierung» und einer «Entnazifizierung» der Ukraine.
Lawrow rechtfertigte im Fernsehen einmal mehr das russische Vorgehen. Er sprach von einer Auseinandersetzung mit dem ganzen Westen. Dieser versuche, unter allen Umständen seine Vormachtstellung zu bewahren. Doch die Menschheit bewege sich auf eine gerechtere Weltordnung mit multipolaren Machtzentren zu, prognostizierte Russlands Chefdiplomat.
14.44 Uhr
«Tausende» aus Region Charkiw nach Russland geflohen
Aus der ukrainischen Region Charkiw - Schauplatz der ukrainischen Gegenoffensive - sind nach russischen Angaben binnen 24 Stunden «tausende» Menschen nach Russland geflohen. «Das war nicht die einfachste Nacht, das war nicht der einfachste Morgen», sagte der Gouverneur der an die Ukraine grenzenden russischen Region Belgorod, Wjatscheslaw Gladkow, am Sonntag per Video im Onlinedienst Telegram. In den vergangenen 24 Stunden hätten «tausende Menschen die Grenze überquert».
Die meisten Menschen, die in der Region Belgorod die Grenze überquert hätten, seien «in ihren eigenen Fahrzeugen zu ihren Verwandten» in Russland gefahren, sagte Gladkow. Aktuell seien 1342 Menschen in 27 provisorischen Unterkünften in der Region untergebracht. Anders als in der Nacht gebe es inzwischen keine langen Warteschlangen mehr an der Grenze.
Anfang September hatte die ukrainische Armee eine Gegenoffensive im Süden angekündigt, in der vergangenen Woche gelang ihr ein überraschender Durchbruch der russischen Linien im Nordosten. Seit Samstag meldete Kiew erhebliche Gebietsgewinne im Osten. Die russischen Streitkräfte kündigten ab, ihre Truppen aus bestimmten Gebieten abzuziehen, um die prorussische Separatistenregion Donezk weiter südlich zu «stärken».
14.15 Uhr
Ukrainische Truppen noch 50 Kilometer von russischer Grenze entfernt
Die ukrainischen Truppen haben bei ihrer Offensive südöstlich von Charkiw nach eigenen Angaben etwa 3000 Quadratkilometer Land zurückerobert. Einige Verbände befänden sich noch etwa 50 Kilometer von der russischen Grenze entfernt, sagte Militärchef Walerij Saluschnjy. Ein am Sonntag veröffentlichtes Video zeigte Soldaten, die in Tschkalowske die ukrainische Flagge hissen.
Ukrainische Truppen waren im Laufe der vergangenen Woche soweit vorgestossen, das russischen Truppen bei Isjum die Einkesselung drohte. Das Verteidigungsministerium in Moskau gab am Samstag den Rückzug der Verbände bekannt. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj lästerte am Abend, die russische Armee zeige sich der Ukraine von ihrer besten Seite, indem sie dem Land den Rücken zuwende.
Die ukrainischen Soldaten haben laut US-Experten innerhalb von fünf Tagen mehr Gelände zurückgewonnen als die russischen Truppen insgesamt seit April besetzt haben.
«Die Befreiung von Isjum wird der grösste militärische Erfolg der Ukraine seit dem Sieg in der Schlacht vor Kiew im März», urteilte das Institute for the Study of the War (ISW) in seiner Lageanalyse am Sonntag. Damit sei der von Russland geplante Vormarsch auf den Donbass von Norden her gescheitert, meinten die Experten.
Der Thinktank in Washington veröffentlicht seit Kriegsbeginn regelmässig Analysen zum Kampfgeschehen in der Ukraine. Der Sonntag ist der 200. Tag des russischen Angriffskriegs.
Derweil haben nach dem schnellen Vormarsch des ukrainischen Militärs im Nordosten des Landes nach Angaben aus Kiew nicht alle russischen Truppen den Rückzug geschafft. «Im Raum Charkiw sind feindliche Einheiten aus dem Bestand der 3. motorisierten Schützendivision der 20. Armee von den Versorgungswegen abschnitten und in Panik», teilte der ukrainische Generalstab in seinem Lagebericht am Sonntag mit. Zudem seien die Verluste mit 400 Toten an einem Tag auf russischer Seite hoch gewesen. Die Angaben sind nicht unabhängig zu überprüfen.
8.25 Uhr
Atomkraftwerk Saporischschja wird heruntergefahren
Das Atomkraftwerk Saporischschja ist nach ukrainischen Angaben vollständig vom Stromnetz abgekoppelt worden und wird heruntergefahren. Gegen 3.40 Uhr Ortszeit (2.40 Uhr MESZ) sei der letzte am Netz verbliebene Reaktor sechs «vom Stromnetz getrennt» worden und produziere keinen Strom mehr, erklärte die ukrainische Atomenergiebehörde Energoatom.
Die Vorbereitung zur Abkühlung laufen derzeit. Angriffe rund um das grösste AKW Europas sorgen seit Wochen für Befürchtungen vor einem nuklearen Desaster. Russland und die Ukraine geben sich gegenseitig die Schuld für die Eskalation der Lage rund um die Nuklearanlage.
Laut Enerhoatom arbeitete das AKW in den letzten drei Tagen bereits im «Inselbetrieb», das heisst, es produzierte nur noch Strom zur Eigenversorgung, weil alle Verbindungslinien zum ukrainischen Stromnetz durch den Beschuss unterbrochen worden seien. Am Samstagabend sei dann eine Leitung zum Stromnetz wieder hergestellt worden. Daraufhin sei entschieden worden, das AKW über diese Leitung zu versorgen und den letzten funktionierenden Reaktorblock abzuschalten und auf den sicheren Kaltzustand herunter zu kühlen.
Bereits im August gab es eine Notabschaltung des Kraftwerks. Vorausgegangen war ein Beschuss der Anlage, für die sich beide Kriegsparteien gegenseitig verantwortlich machen. Unabhängig können die Angaben nicht überprüft werden.
8.21 Uhr
London: Kämpfe im Umkreis befreiter ukrainischer Orte dauern an
Nach dem Rückzug russischer Truppen aus mehreren besetzten ukrainischen Ortschaften dauern die Kämpfe in der Umgebung nach Einschätzung britischer Militärexperten an. Das geht aus dem Geheimdienst-Update des Verteidigungsministeriums in London zum Ukraine-Krieg vom Sonntag hervor.
«In den vergangenen 24 Stunden haben ukrainische Kräfte weiterhin erhebliche Fortschritte in der Charkiw-Region gemacht», hiess es in der Mitteilung auf Twitter. Russland habe Einheiten aus dem Gebiet zurückgezogen, «aber es wird weiter gekämpft im Umkreis der strategisch wichtigen Städte Kupjansk und Isjum».
Latest Defence Intelligence update on the situation in Ukraine - 11 September 2022
Der von Moskau bekannt gegebene Truppenrückzug aus dem ostukrainischen Gebiet Charkiw ist in Kiew mit Genugtuung aufgenommen worden.
«Besatzer haben in der Ukraine keinen Platz und werden keinen haben», sagte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj in seiner Videoansprache in der Nacht zum Sonntag. Mehr als sechs Monate nach Kriegsbeginn hatte seine Armee die russischen Besatzer im Charkiwer Gebiet bis zum Samstag massiv zurückgedrängt. Wenig später gab das Verteidigungsministerium in Moskau dann einen Rückzug seiner Truppen aus strategisch wichtigen Städten bekannt.
Für weitere erfolgreiche Gegenoffensiven ist Kiew eigenen Angaben zufolge aber auf weitere Waffenlieferungen aus dem Westen angewiesen. Bei einem Besuch von Aussenministerin Annalena Baerbock (Grüne) machte ihr ukrainischer Kollege Dmytro Kuleba diesbezüglich Druck.
8.00 Uhr
Selenskyj: Seit Monatsbeginn 2000 Quadratkilometer zurückerobert
Präsident Wolodymyr Selenskyjs Angaben zufolge haben die Ukrainer in den vergangenen zehn Tagen rund 2000 Quadratkilometer in bislang von Russland besetzten Gebieten zurückerobert. Der ukrainische Staatschef dankte allen Soldaten, die an Rückeroberungen im Charkiwer Gebiet beteiligt waren.
Offiziell begründete Moskau den Abzug der eigenen Truppen damit, dass durch die Umgruppierung Einheiten im angrenzenden Gebiet Donezk verstärkt werden sollen. Viele Militärexperten gehen jedoch davon aus, dass die Russen angesichts des massiven ukrainischen Vorstosses im Charkiwer Gebiet zuletzt so stark unter Druck geraten sind, dass sie sich zur Flucht entschieden haben.