Wurde der Druck zu gross? Jung, schüchtern, vertraut mit den Trumps - trotzdem geht Hope Hicks

dpa

1.3.2018

Knapp sechs Monate hat Hope Hicks das wohl höchste PR-Amt in den USA innegehabt. Jetzt zieht sich die Kommunikationsdirektorin im Weissen Haus von ihrem Posten zurück. Möglicherweise wurde der Druck zu gross.

Für die meisten im Weissen Haus kommt es überraschend: Kommunikationschefin Hope Hicks legt ihr Amt nieder. Für US-Präsident Donald Trump ist das ein herber Rückschlag. Er verliert eine enge und langjährige Vertraute. Der Zeitpunkt könnte wohl kaum schlechter sein, im Westflügel des Weissen Hauses herrscht Tumult. Am Dienstag war Hicks stundenlang in der Russland-Affäre befragt worden, zugleich kündigte ein anderer hochrangiger PR-Mitarbeiter im Weissen Haus seinen Rückzug an. Und auch Jared Kushner nahm einen Dämpfer hin.

Hicks galt als wichtige Stütze für Trump, der oftmals unzufrieden war, wenn sie sich nicht in seiner Nähe aufhielt. In den ersten Monaten der neuen Regierung, als das Weisse Haus vor allem durch rivalisierende Kräfte beherrscht wurde, verbündete sich Hicks mit Ivanka Trump und Jared Kushner gegen nationalistische Stimmen wie den damaligen Chefstrategen Stephen Bannon.

Bereits Hicks' Vorgängern war kein grosser Erfolg beschert. Im Sommer trat sie ihren Job als zunächst interimistische Kommunikationschefin zu einem denkbar kritischen Zeitpunkt an, als der New Yorker Geschäftsmann Anthony Scaramucci nach nur elf Tagen wegen obszöner Formulierungen gegenüber einem Reporter aus dem Amt flog. Und der Präsident selbst hatte Teile der Nation gegen sich aufgebracht, als er für tödliche Gewalt zwischen Rechtsextremisten und Gegendemonstranten in der Stadt Charlottesville «beide Seiten» verantwortlich machte. Hicks' Abgang ist nun einer von bereits zahlreichen Personalwechseln in der Trump-Regierung.

Bedauern bei den Beratern

Unter Beratern wurde der Schritt mit Bedauern aufgenommen. «Ich kann mir keinen hier vorstellen, der mit seinem Weggang ein grösseres Loch im Weissen Haus hinterlässt als Hope», sagte der Anwalt Ty Cobb. In den kommenden Wochen wird auch der stellvertretende Kommunikationsdirektor Josh Raffel gehen. Präsidentenberater Kushner musste jüngst seinen Zugang zu «Top Secret»-Informationen der USA einbüssen, weil er seine Sicherheitsfreigabe nicht dauerhaft bekam.

Trotz der Turbulenzen versuchte Regierungssprecherin Sarah Huckabee Sanders am Mittwoch, Spekulationen vorzubeugen. An Reporter gewandt sagte sie, Hicks werde noch «mehrere Wochen» im Weissen Haus bleiben. Ihre Entscheidung habe nichts mit einer neunstündigen Befragung am Vortag in der Russland-Affäre zu tun. Vor dem Geheimdienstausschuss des Repräsentantenhauses, der zu russischer Einmischung in die Wahl 2016 in den USA ermittelt und zu Kontakten zwischen Trumps Wahlkampfmitarbeitern und Moskau, hatte das 29 Jahre alte Ex-Model eingeräumt, gelegentlich für Trump zu «Notlügen» gegriffen zu haben. Sie habe aber nicht über irgendetwas gelogen, das für die Russland-Untersuchung relevant sei.

«Versuchen Sie nicht, mehr (in den Rücktritt) hineinzulesen, als existiert. Das ist etwas, über das sie schon eine Weile nachgedacht hat», sagte Sanders den Pressevertretern. Auch aus Hicks' Umfeld verlautete, seit einiger Zeit sei sie nicht mehr besonders glücklich mit ihrer Arbeit gewesen. Der Stress des Jobs habe ihr zunehmend zugesetzt. Zuletzt war die eigentlich nicht im Rampenlicht stehende Hicks einem breiteren Publikum bekannt geworden, als ihre Beziehung zu einem anderen hochrangigen Mitarbeiter im Weissen Haus bekannt wurde, Ex-Stabssekretär Rob Porter. Dieser musste jüngst seinen Posten räumen, nachdem seine zwei Ex-Frauen ihm häusliche Gewalt vorgeworfen hatten. Insgesamt war Hicks drei Jahre für Trump tätig.

Kein politischer Hintergrund

Das ehemalige Model für den Modedesigner Ralph Lauren und PR-Expertin für Ivanka Trump verfügte über keinerlei politischen Hintergrund, als sie sich 2015 Donald Trumps Wahlkampagne anschloss. Sie wurde aber rasch zur Ein-Frau-Kommunikationsabteilung - koordinierte Interviewanfragen, tippte von Trump diktierte Tweets und blieb im Wahlkampf an seiner Seite. Obwohl er eine Vorliebe für das Fernsehen hat, war sie nicht im TV zu sehen. Nur einmal sprach die als schüchtern geltende Hicks auf einer Veranstaltung für Trumps Unterstützer.

Im Dezember 2016, als Trump sie extra darum gebeten hatte, «ein paar Worte» zu sagen. Sie sagte ganze neun: «Hi. Frohe Weihnachten für alle und danke, Donald Trump.» Von ihrem Schreibtisch in der Nähe des Oval Office arbeitete sie als Gatekeeperin für Trump. Wie im Wahlkampf liefen Interviewanfragen an den Präsidenten über sie. Stabschef John Kelly lobte Hicks dafür, eine «vertrauenswürdige Beraterin» gewesen zu sein. Hinter den Kulissen sollen die beiden öfter aneinandergeraten sein, weil er ihre informellere Rolle kritisierte.

In der Russland-Affäre war Hicks von FBI-Sonderermittler Robert Mueller und dessen Team befragt worden. Durch ihre Nähe zu Trump wird sie von den Ermittlern als ein zentraler Teilnehmer oder Zeuge aller wichtigen Entscheidungen gesehen, die Trump als Präsident traf. In einer Erklärung teilte dieser mit, er werde Hicks an seiner Seite vermissen.

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