Macron, Biden und Putin betroffen Jogging-App Strava enthüllt Standorte von Staatschefs

Samuel Walder

2.11.2024

Standorte von Putin, Macron und Biden gefunden. 
Standorte von Putin, Macron und Biden gefunden. 
Denis Balibouse/Pool Reuters/dpa

Ob am Schwarzen Meer oder in Frankreichs Regierungssitz La Lanterne. Wegen des Jogging-Apps Strava konnten Journalisten die Bewegungen der Leibwächter von Macron, Biden und Putin nachverfolgen.

Samuel Walder

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Die Recherche von Le Monde zeigt, dass Leibwächter von Staatschefs durch Strava-Nutzung unabsichtlich Aufenthaltsorte und Bewegungen der Politiker preisgeben.
  • Bereits 2018 warnte die New York Times vor ähnlichen Risiken durch Strava, damals für Militärstandorte.
  • Nach den Enthüllungen haben einige Leibwächter von Macron und Biden ihre Profile auf privat gestellt oder gelöscht.

Eine aktuelle Recherche der französischen Zeitung «Le Monde» zeigt, dass Leibwächter von Staatschefs wie Emmanuel Macron, Joe Biden und Wladimir Putin durch die Nutzung der Fitness-App Strava ungewollt Rückschlüsse auf die Aufenthaltsorte ihrer Schützlinge ermöglichten. Durch die Standortdaten der App konnten die Journalisten Einblicke in die Bewegungen dieser hochrangigen Politiker gewinnen.

Sébastien Bourdon, einer der verantwortlichen Journalisten, erklärte gegenüber dem Westschweizer Radio und Fernsehen (RTS), dass die Recherche auf früheren Enthüllungen basiere. Schon 2018 hatte die «New York Times» auf die potenziellen Sicherheitsrisiken der Strava-App hingewiesen, die damals US-Militärstandorte betrafen. «Wir haben diese Arbeit fortgesetzt und Profile entdeckt, die noch heikler sind als die des Militärs», so Bourdon.

Die Bewegungen von Präsidenten zu verfolgen sei sehr einfach

Die Möglichkeit, Bewegungen von Präsidenten zu verfolgen, sei «leider sehr einfach», wie Bourdon ergänzt. Gemeinsam mit seinem Kollegen Antoine Girard habe er an Standorten, zu denen nur Sicherheitskräfte Zugang haben, öffentliche Strava-Profile der Leibwächter ausfindig gemacht.

In Frankreich richteten die Journalisten ihr Augenmerk etwa auf den Pavillon La Lanterne, den Zweitwohnsitz von Präsident Macron. «Die Personen, die dort herumlaufen, sind wahrscheinlich mit Präsident Macron verbunden», erklärt Bourdon. Nachdem sie einige Profile an diesem Standort identifiziert hatten, konnten sie die Bewegungen der Leibwächter mit den Aufenthalten Macrons abgleichen.

Ist die Sicherheit der Staatschefs in Gefahr?

Auch beim russischen Präsidenten Putin spürten die Journalisten sechs Leibwächter auf, die sich mehrmals in der Nähe eines Palasts am Schwarzen Meer aufhielten. Die Opposition behauptet, dass dieses Anwesen Putin gehöre, der Kreml dementiert dies jedoch.

Die Recherchen werfen Fragen zur Sorgfalt im Umfeld der Staatschefs auf. Warum nutzen Sicherheitskräfte eine App, die ihre Positionen offenlegt? Bourdon zeigt sich erstaunt über diesen «Dilettantismus» und meint, es sei unverständlich, dass Sicherheitsleute nicht daran denken, ihre Profile auf privat zu stellen: «Wir wissen seit über sechs Jahren von dieser Sicherheitslücke.»

Die Enthüllungen von «Le Monde» zeigen zumindest Wirkung: Etwa die Hälfte der betroffenen Profile der Leibwächter von Macron und Biden wurden auf privat gestellt oder gelöscht. Bei den russischen Sicherheitskräften sind die Profile jedoch weiterhin online.