Ein US-Marineschiff zerstört eine iranische Drohne - Trump spricht von einer Provokation der Iraner. Der Iran setzt ein ausländisches Schiff fest und wirft der Crew Schmuggel vor. Wie geht es nun weiter?
Die Spannungen zwischen Washington und Teheran nehmen weiter zu: Ein US-Marineschiff hat laut US-Präsident Donald Trump am Donnerstag in der Strasse von Hormus eine iranische Drohne zerstört. Der iranische Aussenminister Mohammed Dschawad Sarif entgegnete in New York, der Iran habe keine Informationen über den Verlust einer Drohne.
Trump erklärte in Washington, die Drohne sei dem Schiff sehr nahe gekommen und habe die Sicherheit des Schiffes und seiner Crew bedroht. Mehrere Aufforderungen, die Drohne zurückzuziehen, seien ignoriert worden. Sie sei daraufhin sofort zerstört worden.
«Es ist die jüngste von vielen provozierenden und feindlichen Aktionen des Irans gegen Schiffe, die in internationalen Gewässern operieren», klagte Trump. Die USA behielten sich das Recht vor, ihre Interessen, Einrichtungen und Mitarbeiter zu verteidigen. Er forderte andere Länder auf, Irans Vorgehen zu verurteilen.
Widersprüchliche Angaben
Aus dem Pentagon hiess es, der Vorfall habe sich am Donnerstag gegen 10 Uhr (Ortszeit) ereignet. Das US-Marineschiff USS Boxer habe sich in internationalen Gewässern befunden, als sich die Drohne genähert habe. Es befinde sich nun im Persischen Golf. Das US-Verteidigungsministerium wollte sich nicht dazu äussern, wie die Drohne zerstört worden sei. Das US-Militär wollte auch keine Angaben dazu machen, ob es sich um eine bewaffnete Drohne gehandelt habe.
Der iranische Aussenminister Sarif sagte vor einem Treffen mit Uno-Generalsekretär Antonio Guterres in New York, er habe «keine Information über den Verlust einer Drohne am heutigen Tag». Weitere Angaben machte er nicht.
Der Iran wiederum setzte nach eigenen Angaben einen ausländischen Öltanker im Persischen Golf fest und nahm die Besatzung fest. Die iranischen Revolutionsgarden (IRGC) teilten am Donnerstag auf ihrem Webportal mit, sie hätten einen ausländischen Tanker mit angeblich einer Million Liter geschmuggeltem Erdöl in der Nähe der Strasse von Hormus gestoppt und die zwölf ausländischen Crew-Mitglieder festgenommen. Wie auf einem Video zu sehen ist, das das iranische Auslandsfernsehen Press TV zeigte, handelt es sich dabei um den Öltanker «Riah», dessen Signal am vergangenen Wochenende plötzlich vor der iranischen Küste verschwunden war.
Illegale Erdölgeschäfte
Auf dem Video ist zudem zu sehen, wie zwei Schnellboote die «Riah» umkreisen. Nach Angaben der Webseite «Marine Traffic» sendete der Öltanker zum letzten Mal am vergangenen Samstag seinen Standort südlich der iranischen Insel Keschm. Das Schiff wurde nach iranischen Angaben am Sonntag gestoppt. Wem der mit 68 Metern Länge relativ kleine Erdöltanker derzeit gehört, ist unklar.
Der Iran wirft der Besatzung vor, illegal Erdöl geschmuggelt zu haben. Der Einsatz sei im Einklang mit dem Kampf des Irans gegen Ölschmuggel im Persischen Golf erfolgt und vorab mit den zuständigen Behörden und der Justiz koordiniert worden, erklärten die Revolutionsgarden.
Die Lage in dem Konflikt zwischen den USA und dem Iran ist seit längerem extrem angespannt. In den vergangenen Wochen war es zu mehreren Zwischenfällen in dem Seegebiet gekommen.
Im Juni waren zwei Tanker bei schweren Zwischenfällen im Golf von Oman beschädigt worden. Die Amerikaner machten den Iran für die Attacken verantwortlich. Teheran wies die Anschuldigungen zurück. Kurz nach dem Zwischenfall hatte das US-Militär mitgeteilt, eine iranische Rakete habe versucht, eine US-Drohne im betroffenen Seegebiet im Golf von Oman abzuschiessen. Ziel der Aktion sei offensichtlich gewesen, eine Beobachtung der Tanker-Attacke zu verhindern. Der Abschussversuch sei aber erfolglos gewesen.
Bessere Überwachung
Die iranischen Revolutionsgarden hatten zudem am 20. Juni eine US-Aufklärungsdrohne abgeschossen, weil sie angeblich den iranischen Luftraum im Persischen Golf verletzt hatte. Die US-Regierung gab an, dass die Drohne in internationalem Luftraum geflogen sei.
In der vergangenen Woche hatte dann ein Zwischenfall mit einem britischen Tanker international Besorgnis ausgelöst. Britischen Angaben zufolge hatten drei iranische Boote versucht, ein britisches Handelsschiff an der Durchfahrt der Strasse von Hormus zu hindern. Eine Fregatte zwang sie jedoch zum Abdrehen. Teheran bestritt, in den Vorfall verwickelt zu sein.
Die Strasse von Hormus zählt zu den wichtigsten Schifffahrtsrouten weltweit und spielt eine entscheidende Rolle im Konflikt zwischen den USA und dem Iran. Fast ein Drittel des globalen Ölexports wird durch die Meerenge verschifft. Im vergangenen Jahr hatte Irans Präsident Hassan Ruhani sogar mit einer Blockade der Meerenge gedroht.
Die USA treiben derzeit ihre Initiative zum Schutz von Handelsschiffen im Persischen Golf voran. Nach Informationen der Nachrichtenagentur DPA warben US-Vertreter in dieser Woche in Brüssel bei Nato-Partnern um Unterstützung für das Projekt und informierten über den aktuellen Planungsstand. Demnach soll es vor allem darum gehen, über eine erhöhte Militärpräsenz in der Region eine bessere Überwachung der Strasse von Hormus zu ermöglichen.
Für diesen Freitag haben das US-Aussenministerium und das US-Verteidigungsministerium in Washington ein nicht-öffentliches Treffen mit Diplomaten zu dem Thema angesetzt.
Tanker-Angriffe: USA legen neue Beweise vor
Neues angebliches Beweisfoto: Laut den USA sollen Mitglieder der iranischen Revolutionsgarden eine nicht explodierte Mine am Öltanker Kokuka Courageous entfernt haben.
In diesem Foto machen sich die iranischen Revolutionsgarden nach Angaben des US-Verteidigungsministeriums nach den Tanker-Angriffen aus dem Staub.
Ein von den USA veröffentlichtes Satelliten-Foto zeigt den Öltanker Kokuka Courageous im Golf von Oman zusammen mit einem anderen Schiff.
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