Vergewaltigungs-Prozess gegen Trump «Ich möchte die Welt wissen lassen, dass sie die Wahrheit sagt»

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3.5.2023

E. Jean Carroll hat Donald Trump vor einem Zivilgericht angezeigt, weil der sie 1996 vergewaltigt habe.
E. Jean Carroll hat Donald Trump vor einem Zivilgericht angezeigt, weil der sie 1996 vergewaltigt habe.
Bild: Mary Altaffer/AP/dpa

Im Prozess gegen Donald Trump wegen vermeintlicher Vergewaltigung haben zwei Zeuginnen den Ex-Präsidenten belastet. Die Verteidigung sieht ein politisches Motiv.

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  • Im Prozess gegen Donald Trump wegen der vermeintlichen Vergewaltigung der Kolumnistin E. Jean Carroll haben die Zeugenbefragungen begonnen.
  • Die Autorin Lisa Birnbach berichtete von einem Telefongespräch, das Carroll direkt nach dem Vorfall mit ihr geführt habe. Dabei sei Carroll «atemlos» gewesen und habe hyperventiliert.
  • Die Verteidigung implizierte, die Aussage von Birnbach, einer Gegnerin von Ex-Präsident Trump, sei motiviert gewesen.
  • Mit Jessica Leeds sagte ausserdem die erste von zwei Frauen aus, die als Zeuginnen geladen wurden, weil sie selbst Vorwürfe gegen Trump erhoben haben, dieser sei ihnen gegenüber sexuell übergriffig gewesen.

Zwei Zeuginnen haben Donald Trump im Zivilprozess der Kolumnistin E. Jean Carroll gegen den ehemaligen US-Präsidenten belastet. Am fünften Tag des Prozesses sagten Lisa Birnbach, eine Freundin und ehemalige Kollegin Carrolls, sowie Jessica Leeds, eine Geschäftsfrau, die Trump einen sexuellen Übergriff vorwirft, aus.

Carroll wirft Trump vor, sie 1996 in der Umkleidekabine eines New Yorker Luxuskaufhauses vergewaltigt zu haben. Er habe sie am Eingang des Kaufhauses erkannt, als sie gerade dabei war, es zu verlassen, und sie darum gebeten, ihr dabei zu helfen, ein Geschenk für eine Freundin auszusuchen.

Anruf kurz nach der Tat

In der Umkleidekabine habe er sie dann zum Geschlechtsverkehr gezwungen. Trump streitet alles ab: Carrolls Darstellungen seien «Fiktion». Der Ex-Präsident ist bislang zu keinem der Prozesstage persönlich erschienen. Vertreten wird er von Joseph Tacopina, einem Anwalt, der in New York für seine aggressiven Verhörstrategien bekannt ist.

Birnbach war als Zeugin geladen, weil Carroll angab, sie direkt nach dem Vorfall angerufen zu haben. Die Journalistin und Buchautorin sagte aus, sich noch «lebhaft» an den Anruf erinnern zu können. Carroll sei «atemlos» gewesen und hätte hyperventiliert.

«Er hat meine Strumpfhosen heruntergezogen», habe sie mehrere Male gesagt – «fast als könnte sie gar nicht glauben, was ihr gerade passiert sei.» Carroll habe ihr die Vergewaltigung im Detail geschildert, so Birnbach, die angab, während des Telefonats ihre Küche verlassen zu haben, weil sich ihre Kinder mit im Raum befanden.

Jahrzehntelanges Schweigen gebrochen

«E. Jean, er hat dich vergewaltigt», habe sie Carroll gesagt und ihr geraten, zur Polizei zu gehen. Doch die lehnte das ab. Stattdessen habe sie Birnbach darum gebeten, ihr zu versprechen, nie wieder darüber zu sprechen und niemanden von dem Gespräch zu erzählen.

Lisa Birnbach soll jahrzehntelang die einzige gewesen sein, die von Carrolls vermeintlicher Vergewaltigung gewusst hat.
Lisa Birnbach soll jahrzehntelang die einzige gewesen sein, die von Carrolls vermeintlicher Vergewaltigung gewusst hat.
AP Photo / Seth Wenig / Keystone

Dieses Versprechen habe sie gegeben und gehalten. Erst nachdem Carroll 2019 mit einem Artikel im «New York Magazine» selbst mit ihren Vorwürfen an die Öffentlichkeit gegangen war, habe sie mit ihr wieder über den Vorfall gesprochen.

Die Verteidigung brachte Birnbachs Aussagen mit ihrer politischen Haltung in Verbindung. Birnbach ist eine erklärte Gegnerin Donald Trumps. In einem Podcast, den sie von 2018 bis 2021 moderierte, hatte sie den Republikaner als «narzisstischen Soziopathen» und «Agenten Wladimir Putins» bezeichnet.

Zeugin bekennende Trump-Gegnerin

Die Zeugin gab zu, Geld für die Wahlkampagnen von Hillary Clinton und Joe Biden gespendet zu haben, und für Trump «Hass» zu empfinden. Damit habe ihre Aussage allerdings nichts zu tun: «Ich bin hier, weil ich ihre Freundin bin und die Welt wissen lassen möchte, dass sie die Wahrheit sagt.»

Auch die Legitimität dieser Freundschaft wurde von Trumps Anwälten infrage gestellt. So seien die beiden Frauen, die heute sagen, sich sehr nahe zu sein, damals lediglich «Arbeitskolleginnen» gewesen: Warum Carroll denn dann ausgerechnet Birnbach angerufen habe?

Birnbachs Antwort: «Weil sie wusste, dass ich gerade erst in Mar-a-Lago war» – Trumps Anwesen in Flordia. Birnbach war tatsächlich kurz vor der vermeintlichen Vergewaltigung zu Gast bei Trump gewesen, um ihn zu interviewen.

Weitere Zeugin wirft Trump sexuelle Belästigung vor

Neben der Autorin wurde eine zweite Zeugin befragt. Die Geschäftsfrau Jessica Leeds ist eine von zwei Frauen, die bei dem Prozess wegen eigener Aussagen, von Trump sexuell belästig worden zu sein, aussagen soll.

Leeds sagt, 1979 bei einem Flug von der Stewardess in die erste Klasse eingeladen worden zu sein, in der nur neben Trump ein Sitz frei gewesen sei. Nach einer Weile habe er ihre Brust angefasst und versucht, seine Hand unter ihren Rock zu schieben.

Auch diese Vorwürfe, mit denen Leeds 2016 im Zuge von Trumps Präsidentschaftskandidatur an die Öffentlichkeit gegangen ist, werden von Trump bestritten.