Hydroxychloroquin Trumps Malaria-Mittel gegen Corona: «Geschenk Gottes» oder riskante Strategie?

AFP / tmxh

19.5.2020

Zum Schutz gegen das Coronavirus setzt Donald Trump nach eigenen Angaben auf das Malaria-Mittel Hydroxychloroquin. Was der US-Präsident als «Gottes Geschenk» bezeichnet, birgt viele Risiken.

Um sich gegen das in seinem Land besonders stark grassierende neuartige Coronavirus zu schützen, hat sich US-Präsident Donald Trump eine eigene Strategie zurechtgelegt.

Neben Zink nimmt er nach eigenen Angaben seit etwa anderthalb Wochen auch Hydroxychloroquin ein, das er schon vor Wochen als «mögliches Geschenk Gottes» im Kampf gegen die Corona-Pandemie bezeichnete. Hydroxychloroquin und der verwandte Wirkstoff Chloroquin werden seit langem als Mittel gegen Malaria-Infektionen eingesetzt.



Insbesondere Chloroquin hat zahlreiche Nebenwirkungen wie zum Beispiel Übelkeit, Erbrechen, Hautausschläge, aber auch neurologische, kardiologische und Sehstörungen. Hydroxychloroquin ist besser verträglich und wird auch als Mittel gegen rheumatische Erkrankungen, Hauttuberkulose und die Autoimmunerkrankung Lupus eingesetzt.

Wirkung umstritten

Die Wirkung der beiden Mittel gegen die vom neuartigen Coronavirus ausgelöste Lungenerkrankung Covid-19 ist umstritten. Mitte Februar berichteten chinesische Forscher über positive Ergebnisse bei klinischen Studien mit etwa hundert Covid-19-Patienten in verschiedenen Krankenhäusern.

Der französische Virologe Didier Raoult propagierte das Mittel im Internet auf Grundlage einer eigenen Studie mit rund 20 Patienten als wirksame Behandlung für die neue Krankheit. Raoult stiess damit auf vehemente Kritik bei anderen Wissenschaftlern, die das Fehlen unabhängig überprüfter Studien nach strengen methodischen Kriterien bemängelten.



Die vor knapp vier Wochen veröffentlichte vorläufige Fassung einer US-Studie zog die Wirksamkeit von Hydroxychloroquin gegen Covid-19 in Zweifel. Nach Auswertung der Krankenakten von 368 Patienten in US-Hospitälern für Militärveteranen kamen die Autoren zu dem Ergebnis, dass Corona-Patienten mit Hydroxychloroquin-Behandlung nicht weniger oft an ein Beatmungsgerät angeschlossen werden mussten als andere Patienten.

Selbst unter Berücksichtigung der unterschiedlichen Ausgangssituationen der Patienten sei die Sterberate bei mit dem Malaria-Medikament behandelten Patienten sogar deutlich höher als bei einer Behandlung ohne dieses Medikament, hiess es in der Auswertung.

Besorgniserregende Folgen möglich

In zur selben Zeit veröffentlichten neuen medizinischen US-Leitlinien hiess es, zu Hydroxychloroquin und Chloroquin gebe es noch nicht genügend Daten, um einen Einsatz empfehlen oder davon abraten zu können. Bei einer Verabreichung müsse aber auf mögliche Nebenwirkungen geachtet werden, insbesondere auf Herzrhythmusstörungen.



Genauere Kenntnisse könnte eine klinische Studie mehrerer europäischer Länder namens «Discovery» bringen, bei der Hydroxychloroquin derzeit als eines von mehreren möglichen Mitteln gegen Covid-19 getestet wird.

Ein Hype um Hydroxychloroquin als Anti-Corona-Mittel kann in jedem Fall besorgniserregende Folgen haben. So kommen mancherorts Lupus-Patienten nicht mehr an das Mittel heran. In den USA wurden ausserdem Fälle bekannt, in denen Männer in der Hoffnung auf Schutz gegen Covid-19 den als Aquariumsreiniger verwendeten Wirkstoff Chloroquinphosphat eingenommen hatten – und daran starben.

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