Erst DNA-Test bringt Klarheit Kind wird bei Geburt vertauscht – Familie merkt es erst nach Jahren

Zwei Mütter in Brasilien haben erfahren, dass ihre Söhne bei der Geburt im Jahr 2021 vertauscht wurden. Die Kinder wuchsen drei Jahre lang bei der falschen Familie auf, bevor ein DNA-Test Klarheit brachte.

Lea Oetiker

17.12.2024, 16:34

Lea Oetiker

Drei Jahre nach der Geburt erfahren zwei Mütter in Brasilien, dass ihre Kinder vertauscht wurden. In dieser Zeit wuchsen ihre Söhne bei der jeweils anderen Familie auf, ohne dass der Irrtum je bemerkt wurde.

Doch wie konnte das passieren? Die beiden Kinder kommen im Jahr 2021 auf die Welt. Laut Márcio Rocha, der Anwalt der beiden Frauen, wurde Yasmin Kessia und Ismara Cristina an jenem Tag ins gleiche Zimmer im Frauenspital in Goiânia gebracht. 

Vermutlich in der Kinderstube vertauscht worden

Kessia gebar nur wenige Minuten vor Cristina, musste aber wegen Schmerzen in ein anderes Zimmer verlegt werden und wurde dort sediert. Als sie wieder wach wurde, war «ihr» Sohn bereits mit der Grossmutter von Kessia im Zimmer. 

Gemäss dem Anwalt hatte das Spitalpersonal während der Entbindung von Kessia keine ihrer Familienangehörigen im Operationsaal vorgefunden. Wenig später nahm auch Cristina «ihren» Sohn in einem anderen Zimmer im Spital in Empfang.

Die Verteidigung geht davon aus, dass die beiden Kinder nach der Geburt und vor ihrer Ankunft in der Kinderstube vertauscht wurden, wodurch den Müttern ein falsches Baby gebracht wurde. 

DNA-Test brachte Klarheit

Claudio Alves, der Ehemann von Yasmin Kessia, wurde erst mit der Zeit misstrauisch. An einer Pressekonferenz erzählt er, dass das Kind nicht wirklich seine Gesichtszüge und Verhaltensweisen hätte und er deshalb einen DNA-Test beantragt hatte.

Wenige Tage nach dem Test trennte sich das Paar, weil das Vertrauen fehlte. Und dann der Schock: Alves ist nicht der Vater des Kindes, aber Kessia auch nicht die Mutter. Ein weiterer Test lieferte das gleiche Ergebnis, wie CNN Brasil schreibt.

Kessia schaltete daraufhin einen Anwalt ein und begann die andere Familie zu suchen, mit dem sich Kessia und Alves bei der Geburt ihres Kindes ein Spitalzimmer geteilt hatte. Cristina und ihr Ehemann unterzogen sich schliesslich ebenfalls einem DNA-Test. Das Resultat: Auch sie sind nicht die leiblichen Eltern des Kindes, das sie in den letzten drei Jahren grossgezogen hatten.

Klage wurde eingereicht

Die Betroffenen haben Klage gegen das Spital eingereicht. Dieses hat eine Untersuchung angekündigt und kooperiert mit den Behörden.

Neben Schmerzensgeld fordern die beiden Familien umfassende psychologische Unterstützung. «Ich habe noch nie so einen grossen Schmerz verspürt», sagt etwa Yasmin da Silva.

Die beiden Buben, die mittlerweile drei Jahre bei der jeweils «falschen» Familie aufgewachsen sind, sollen aber keinesfalls einfach zurückgetauscht werden. Kessia und Cristina wollen künftig viel zusammen unternehmen.  «Wir wollen alle zusammenwachsen und mehr Zeit als grosse Familie verbringen», so Ismara.

Weitere Fälle sind bekannt

Kurze Zeit später wird ein nächster Fall in Arapiraca, Brasilien, publik gemacht. Auch hier wurden Kinder bei der Geburt im Spital vertauscht. Eine Mutter brachte Zwillinge auf die Welt. 

Die beiden Jungs sind Frühchen, wiegen zu wenig. Deswegen kommen sie auf die Intensivstation. Weil Corona ist, dürfen Babys hier keinen Besuch bekommen. Auch nicht von der Mutter.

Eine andere Frau bringt circa zur selben Zeit ein Kind auf die Welt, welches ebenfalls auf die Intensivstation muss. Und genau dort werden dann auch die Babys vertauscht. 

Video auf den sozialen Medien deckt Verwechslung auf

Zwei Jahre lang fällt niemanden etwas auf. Bis eine Freundin der Zwillingsmutter auf den sozialen Medien ein Video entdeckt, in dem ein weinender Junge zu sehen ist. Dieser sieht dem einen Zwilling zum Verwechseln ähnlich aus. 

Die beiden nehmen Kontakt auf und ein DNA-Test wird durchgeführt. Das Ergebnis: Die Kinder wurden verwechselt. Die beiden Mütter erstatten daraufhin Anzeige. Das Spital lehnt jedoch eine Zusammenarbeit mit den Behörden ab und möchte auch keine Stellung dazunehmen.