Nahost Israels Armee tötet hochrangigen Militärkommandeur im Gazastreifen

phi/toko

17.5.2021

Der jüngste Konflikt in Nahost geht in die zweite Woche. Israel konzentriert seine Angriffe auf Kommandeure der Palästinensermilizen und die ausgedehnten Tunnels der Hamas. Palästinensische Zivilisten suchen in Massen Schutz in Schulen der UN. Die Ereignisse des Tages zum Nachlesen.

phi/toko

17.5.2021

Eine Woche nach Beginn des erneuten bewaffneten Konflikts zwischen Israel und militanten Palästinensern gehen die Kampfhandlungen unvermindert weiter. Israels Armee tötete am Montag nach eigenen Angaben gezielt einen ranghohen Militärkommandeur der Palästinenserorganisation Islamischer Dschihad im Gazastreifen. Militante in dem Küstengebiet beschossen in der Folge die südlichen israelischen Städte Beerscheva, Aschkelon und Aschdod. Acht Israelis erlitten leichte Verletzungen, bestätigte der Rettungsdienst Magen David Adom.

Der Angriff auf den palästinensischen Militärkommandeur galt den Angaben zufolge Hasem Abu Harbid, dem Leiter des nördlichen Kommandos des Islamischen Dschihad. Er sei für mehrere Anschläge auf israelische Zivilisten und Soldaten sowie für Raketenangriffe auf Israel verantwortlich, hiess es. Bei einem anderen gezielten Luftangriff Israels auf ein Auto im Gazastreifen wurden Medienberichten zufolge drei Palästinenser getötet. Ein Armeesprecher sagte, man prüfe den Bericht.

Der militärische Arm der islamistischen Hamas im Gazastreifen feuerte am Montag nach eigenen Angaben mehrere Raketen auf die Ortschaft Urim in der Negev-Wüste ab. Dort wird eine Einrichtung der Eliteabteilung 8200 des israelischen Militärgeheimdiensts vermutet. Israelische Stellen kommentierten dies zunächst nicht. Aus Urim wurde aber Raketenalarm gemeldet.

In der Nacht zum Montag griff das israelische Militär erneut das ausgedehnte Tunnelsystem der Hamas im Gazastreifen an. An dem Einsatz seien 54 Kampfflugzeuge beteiligt gewesen, attackiert worden seien 34 Ziele, teilte die Armee mit. Getroffen worden seien etwa 15 Kilometer des sogenannten «Metro-Systems». Auch Häuser von neun hochrangigen Hamas-Kommandeuren wurden in der Nacht beschossen.

Wie Armeesprecher Jonathan Conricus am Montag in einer Video-Konferenz mit Reportern darlegte, könnte das israelische Militär bislang Tunnelanlagen in einer Länge von schätzungsweise rund 100 Kilometern zerstört haben. Nach Angaben der Armee hatte die Hamas das Tunnelsystem über Jahre aufgebaut. Einem Armeevertreter zufolge hat es eine Länge von Hunderten Kilometern.

Es werde unter anderem dafür benutzt, um innerhalb des Gazastreifens Kämpfer, Munition und Lebensmittel zu bewegen, teils auch mit Fahrzeugen. Zuletzt seien strategisch wichtige Stellen des Netzes wie etwa Knotenpunkte beschossen worden. Die «Metro» liegt zu grossen Teilen unter der Stadt Gaza im Norden des Gazastreifens. Conricus bezeichnete sie unlängst als «Stadt unter der Stadt».

Der jüngste Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern hatte sich an Spannungen in Jerusalem entzündet. Dazu trugen drohende Zwangsräumungen für palästinensische Familien in dem von Israel annektierten Ost-Jerusalem ebenso bei wie heftige Zusammenstösse auf dem Tempelberg (Al-Haram al-Scharif) in der Altstadt von Jerusalem. Die religiösen Stätten in der Altstadt sind sowohl Juden als auch Muslimen heilig.

Eskaliert war der Konflikt am Montagabend vor einer Woche. Nach Angaben des Militärs feuerten militante Palästinenser seither mehr als 3150 Raketen auf Israel ab. Etwa 460 der abgeschossenen Raketen seien noch in dem Küstengebiet niedergegangen. Zehn Menschen wurden bislang in Israel in Folge von Beschuss getötet. Das Abwehrsystem Eisenkuppel («Iron Dome») soll eine Abfangquote von etwa 90 Prozent aufweisen. Zum Vergleich: Während des 51-tägigen Gaza-Krieges im Jahr 2014 wurden insgesamt 4481 Raketen auf Israel abgefeuert.

Das israelische Militär griff nach eigenen Angaben bisher mehr als 1180 Ziele im Gazastreifen an. Mehr als 130 Mitglieder von Hamas und Islamischem Dschihad seien getötet worden. Das Gesundheitsministerium in Gaza bezifferte die Zahl Getöteten seit Beginn der Eskalation auf 200, darunter 59 Kinder. Verletzt worden seien 1300 Menschen. Nach UNRWA-Angaben verliessen bislang rund 42 000 Palästinenser wegen der massiven Luftangriffe ihre Häuser. Sie suchten Schutz in Schulen des UN-Palästinenserhilfswerks (UNRWA).


Die Ereignisse des Tages:

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  • 21.16 Uhr

    Wir beenden den Live-Ticker am Montag

  • 20.58 Uhr

    Laut Israels Armee bislang 100 Kilometer Hamas-Tunnelanlagen zerstört

    Das israelische Militär schätzt, dass bei seinen Angriffen im Gazastreifen bislang Tunnelanlagen in einer Länge von rund 100 Kilometern der dort herrschenden Hamas zerstört wurden. Dies sagte Armeesprecher Jonathan Conricus in einer Video-Konferenz mit Reportern. Das Militär hatte in der Nacht erneut das Tunnelsystem angegriffen. 54 Kampfflugzeuge hätten rund 35 Ziele im Laufe der Nacht beschossen, hatte es zuvor mitgeteilt.

    Nach Angaben der Armee hatte die Hamas das Tunnelsystem über Jahre aufgebaut. Einem Armeevertreter zufolge hat es eine Länge von Hunderten Kilometern. Es werde unter anderem dafür benutzt, um innerhalb des Gazastreifens Kämpfer, Munition und Lebensmittel zu bewegen, teils auch mit Fahrzeugen. Zuletzt beschossen worden seien zuletzt strategisch wichtige Orte des Netzes wie etwa Knotenpunkte. Die «Metro» liegt zu grossen Teilen unter der Stadt Gaza im Norden des Gazastreifens. Conricus bezeichnete sie unlängst als «Stadt unter der Stadt».

  • 20.03 Uhr

    Weisses Haus verteidigt Nahost-Bemühungen mit «stiller Diplomatie»

    Die US-Regierung hat ihr Vorgehen im Nahost-Konflikt gegen Kritik verteidigt. Die Sprecherin des Weissen Hauses, Jen Psaki, sagte in Washington, die Regierung sei der Ansicht, mit «stiller intensiver Diplomatie» aktuell am meisten erreichen zu können. In der vergangenen Woche hätten Regierungsmitarbeiter, von Präsident Joe Biden bis zu unteren Ebenen, mehr als 60 Gespräche mit Vertretern Israels, der Palästinenser und vielen Partnern in der Region geführt. Es liefen viele Gespräche «hinter den Kulissen». Nicht zu jedem Aspekt dieser diplomatischen Bemühungen gebe es öffentliche Mitteilungen.

    Sprecherin Jen Psaki verteidigt das Vorgehen der US-Regierung im Nahost-Konflikt gegen Kritik.
    Sprecherin Jen Psaki verteidigt das Vorgehen der US-Regierung im Nahost-Konflikt gegen Kritik.
    Andrew Harnik/AP/dpa

    Trotz internationaler Bemühungen um eine Waffenruhe dauert der Konflikt zwischen Israel und militanten Palästinensern aus dem Gazastreifen an. Vielerorts waren zuletzt Forderungen laut geworden, dass sich Bidens Regierung stärker um eine Beilegung des Konflikts bemühen sollte. Internationalen Rufen nach einer Waffenruhe hat sich die US-Regierung bislang nicht explizit angeschlossen.

    Auch innenpolitisch gerät Biden bei dem Thema unter Druck, zum Teil von Seiten der Republikaner, zum Teil aber auch aus den eigenen Reihen. Am Sonntag hatte eine Gruppe von mehr als zwei Dutzend demokratischen Senatoren in einer gemeinsamen Stellungnahme eine sofortige Waffenruhe verlangt.

    Auf die Nachfrage, warum die US-Regierung nicht ebenfalls öffentlich einen solchen Schritt verlange, betonte Psaki, vorrangiges Ziel sei, zu deeskalieren und die Gewalt zu beenden. Der konstruktivste Ansatz dazu sei aus Sicht der US-Regierung momentan, hinter den Kulissen Gespräche zu führen und die "stille Diplomatie" voranzutreiben.

  • 19.16 Uhr

    Anhänger der Hisbollah protestieren in Beirut für Palästinenser

    Hunderte Anhänger der Hisbollah und andere Demonstranten haben sich bei einer Protestkundgebung in der libanesischen Hauptstadt Beirut mit den Palästinensern solidarisiert. «Wir befinden uns mit unseren Brüdern in Palästina in derselben Schlacht und an derselben Front, euer Kampf ist unser Kampf», sagte der hohe Hisbollah-Anführer Haschim Safi al-Din.

    Er sprach sich zugleich gegen jede Normalisierung mit Israel aus. Die Demonstranten schwenkten Fahnen der Palästinenser und der Hisbollah und riefen unter anderem «Tel Aviv, wir kommen.»

    Die schiitische Hisbollah-Organisation ist eng mit Israels Erzfeind Iran verbündet. Sie kontrolliert mit ihrer Miliz unter anderem den Süden des Libanon und damit die Grenze zu Israel, wo es immer wieder zu Spannungen kommt. Am Freitag wurde dort mindestens ein Demonstrant durch israelisches Panzerfeuer tödlich verletzt. Zuletzt hatte es 2006 einen Krieg zwischen der Hisbollah und Israel gegeben.

  • 18.45 Uhr

    EU-Aussenminister beraten über Eskalation des Nahost-Konflikts

    Die Aussenminister der EU-Staaten wollen am morgigen Dienstag (14.00 Uhr) in einer Videokonferenz über die Eskalation des Konflikts zwischen Israelis und Palästinensern beraten. Kern der Gespräche soll die Frage sein, wie die EU zu einer Deeskalation und zu einem Ende der Gewalt beitragen könnte. Zudem wird erwartet, dass es ein Bericht über die aktuelle Lage und die bisherigen Vermittlungsbemühungen gibt.

    Seit der neuen Eskalation des Konflikts vor einer Woche haben militante Palästinenser mehr als 3150 Raketen auf Israel abgefeuert. Zehn Menschen wurden bislang in Israel in Folge von Beschuss getötet. Israels Luftwaffe reagierte mit massiven Luftangriffen auf Ziele der im Gazastreifen herrschenden Hamas. Dort wurden bislang nach Angaben des Gesundheitsministeriums mindestens 200 Menschen getötet.

  • 18.14 Uhr

    Empörung und Ermittlungen in Deutschland nach antisemitischen Parolen bei Demos

    Nach antisemitischen Hassparolen bei Kundgebungen für Palästina in Deutschland hat die deutsche Kanzlerin Angela Merkel Israel versichert, solche Vorfälle nicht zu dulden. Die Kanzlerin unterstrich in einem Telefongespräch mit dem israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu, dass die Bundesregierung weiter entschieden gegen Proteste in Deutschland vorgehen werde, «die Hass und Antisemitismus verbreiten». Das teilte Regierungssprecher Steffen Seibert im Anschluss mit. Merkel äusserte demnach auch ihre Hoffnung «auf ein möglichst zeitnahes Ende der Kampfhandlungen».

    Angesichts der Eskalation des Konflikts zwischen Israel und der palästinensischen Hamas waren am Wochenende Tausende Menschen in deutschen Städten auf die Strasse gegangen, vor allem um ihre Solidarität mit den Palästinensern zu bekunden. Weiterer Anlass für Demonstrationen war der jährliche Gedenktag am 15. Mai, an dem Palästinenser an die Flucht und Vertreibung von Hunderttausenden ihrer Vorfahren aus dem Gebiet des späteren Israels im Jahr 1948 erinnern. Bei mehreren Demonstrationen kam es zu Zwischenfällen und Ausschreitungen.

    Die schwersten Krawalle gab es in Berlin. 93 Polizisten wurden leicht verletzt, 65 Menschen vorläufig festgenommen. In der Hauptstadt wurde in der Nacht zum Montag laut Innensenator Andreas Geisel auch eine jüdische Gedenkstätte mit grüner Farbe überschüttet.

    In der Hauptstadt müssen einige Demonstranten mit Strafverfahren rechnen. Die Berliner Polizei habe «einzelne Israel-feindliche, antisemitische Parolen» aufgezeichnet, teilte Polizeipräsidentin Barbara Slowik am Montag mit. Sie werde diese nun auswerten. «Im Zweifel gehen wir vom Anfangsverdacht aus und leiten Strafverfahren ein.» Oft bewegten sich die Parolen aber auf einem «schmalen Grat» zwischen Strafbarkeit und freier Meinungsäusserung.

  • 17.30 Uhr

    Macron: Ägypten soll vermitteln

    Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron unterstützt die Vermittlung Ägyptens in dem eskalierenden Konflikt zwischen Israel und militanten Palästinensern im Gazastreifen. Beide Länder wollten sich abstimmen, um eine rasche Waffenruhe zu fördern und eine Ausbreitung des Konflikts zu verhindern.

    Das berichteten Kreise des französischen Präsidialamtes nach einem Treffen von Macron mit seinem ägyptischen Kollegen Abdel Fattah al-Sisi. Der Staatschef aus Kairo wird am Dienstag beim Pariser Gipfeltreffen zur wirtschaftlichen Unterstützung Afrikas erwartet.

    Frankreichs Präsident Emmanuel Macron (rechts) empfängt heute seinen ägyptischen Amtskollegen Abdel Fattah el-Sissi in Paris.
    Frankreichs Präsident Emmanuel Macron (rechts) empfängt heute seinen ägyptischen Amtskollegen Abdel Fattah el-Sissi in Paris.
    KEYSTONE

    Der deutsche Aussenminister Heiko Maas sagte in der französischen Hauptstadt am Rande einer Hilfskonferenz für den Sudan, Ägypten habe bereits in der Vergangenheit als Mittler zwischen der islamistischen Hamas und Israel Verantwortung übernommen. Es gehe darum, die Waffen so rasch wie möglich zum Schweigen zu bringen.

    Es gebe in den 27 EU-Staaten mit Blick auf den Nahost-Konflikt sehr unterschiedliche Haltungen, sagte Maas. «Daran wollen wir jetzt arbeiten.» Europa müsse sich entscheiden, welche Rolle es spielen wolle. Er halte es für möglich, dass es Europa gelingen könne, sich dort einzubringen. Die Aussenminister der EU-Länder treffen sich am Dienstag zu einer ausserordentlichen Videokonferenz.

  • 17 Uhr

    Die israelische Seite

    Wer den Live-Ticker der «Times of Israel» verfolgt, sieht, wie permanent in verschiedenen Teilen des Landes Raketen-Alarm gegeben werden muss. Wie sich das anfühlt, zeigt auch ein Korrespondenten-Bericht des indischen Senders Wion, der auch nicht auslässt, dass es – auf beiden Seiten – auch Personen gibt, die die neuerliche Eskalation ablehnen. 

  • 16.05 Uhr

    Warum der Konflikt Biden unter Druck setzt

    Die neuerliche Gewalt erhöht auch den Druck auf Washington: US-Präsident sieht sich wachsender Kritik aus den eigenen Reihen ausgesetzt.

    Gestern Abend hat Joe Biden in einer Ansprache betont, beide Seiten hätten einen Anspruch auf ein Leben in Sicherheit und Wohlstand. Zuvor soll er Premier Benjmin Netanjahu telefonisch versichert haben, Israel habe das Recht, sich zu verteidigen.

    Doch vom progressiven Flügel der Demokraten kommt Widerstand: Abgeordnete wie Bernie Sanders oder Alexandria Ocasio-Cortez haben zu einem schärferen Umgang mit Israel aufgerufen: Letztgenannte bezeichnete das Land gar als «Apartheidsstaat».

    Senator Jon Ossoff aus Georgia hat bereits 29 demokratische Kollegen hinter sich versammelt, die einen sofortigen Waffenstillstand fordern.

    Ausgerechnet in dieser Situation ist auch noch bekannt geworden, dass Israel gerade Waffen im Wert von 735 Millionen Dollar in den USA gekauft hat. Ein Grossteil des Deals betrifft Sets zur Aufrüstung von «dummen» Bomben in «smarte» Bomben (JDAMS), die Boeing liefern soll, berichtet die «Washington Post».

    Das Geschäft, das einen Tag vor Beginn der neuerlichen Krise am 6. Mai genehmigt worden ist, sorgt angesichts der Luftangriffe in Gaza-Stadt nun für Kritik in Amerika. Schon mehren sich Stimmen, die fordern, die hohen Militärhilfen für Israel auf den Prüfstand zu stellen.

  • 15.15 Uhr

    Besserer Schutz der Kinder gefordert

    US-Aussenminister Antony Blinken hat alle Parteien im Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern zum Schutz von Zivilisten und vor allem von Kindern aufgefordert. Die USA seien weiterhin sehr besorgt über die eskalierende Gewalt, Hunderte Menschen seien getötet oder verletzt worden, sagte Blinken heute in der dänischen Hauptstadt Kopenhagen.

    «Palästinenser und Israelis haben wie Menschen überall das Recht, in Sicherheit zu leben», sagte Blinken. «Das ist kein israelisches Privileg oder palästinensisches Privileg – das ist ein Menschenrecht.» Ihn alarmiere auch, dass Journalisten und Mitarbeiter des Gesundheitswesens einem Risiko ausgesetzt worden seien.

    Kinder – heute fotografiert auf den Strassen von Gaza City
    Kinder – heute fotografiert auf den Strassen von Gaza City
    KEYSTONE

    Die US-Regierung arbeite intensiv hinter den Kulissen daran, dass der Konflikt beendet werde, sagte Blinken weiter. Er machte aber auch klar: «Israel hat das Recht, sich selbst zu verteidigen.»

    Eine terroristische Gruppe, die Raketen auf Zivilisten abfeuere, lasse sich in keiner Weise mit einem Land vergleichen, das sich und seine Bevölkerung verteidige. «Deshalb rufen wir Hamas und andere Gruppen in Gaza auf, die Raketenangriffe sofort einzustellen.» Er forderte zudem alle Konfliktparteien auf, Schritte zu unterlassen, die eine Chance auf einen künftigen Frieden untergraben.

  • 14.30 Uhr

    US-Aussenminister weiss nichts von Beweisen

    Israels Premier Benjamin Netanyahu hat beim US-Aender «CBS» nach dem Angriff auf ein Bürogebäude in Gaza, in dem die internationale Nachrichtenagentur «AP» untergebracht ist, die Attacke gerechtfertigt. Es gebe Beweise von Geheimdiensten, dass die Hamas das Haus genutzt habe, die den USA auch vorgelegt worden seien.

    Das völlig zerstörte Gebäude in Gaza City auf einem Foto vom 16. Mai.
    Das völlig zerstörte Gebäude in Gaza City auf einem Foto vom 16. Mai.
    KEYSTONE

    Dieser Darstellung hat der US-Aussenminister nun widersprochen. Antony Blinken habe nach den Beweisen gefragt, aber keine gesehen, berichtet «AP». Blinken befindet sich derzeit auf diplomatischer Reise in Dänemark. Eine Weiterreise in den Nahen Osten ist derzeit nicht geplant.

  • .13.30 Uhr

    Israel tötet Kommandeur des Islamischen Dschihad

    Israels Armee hat heute nach eigenen Angaben einen ranghohen Militärkommandeur der Palästinenserorganisation Islamischer Dschihad im Gazastreifen getötet. Der Angriff galt den Angaben zufolge Hasem Abu Harbid, Leiter des nördlichen Kommandos der militanten Organisation. Er sei für mehrere Anschläge auf israelische Zivilisten und Soldaten sowie für Raketenangriffe auf Israel verantwortlich.

    Nach Medienberichten wurden bei einem anderen gezielten Luftangriff Israels auf ein Auto im Gazastreifen drei Palästinenser getötet. Ein Armeesprecher sagte, man prüfe den Bericht. Militante Palästinenser beschossen nach den beiden Zwischenfällen an den Gazastreifen grenzende Gebiete sowie die Städte Beerscheva, Aschkelon und Aschdod. Ein Einwohner von Aschdod berichtete von einer heftigen Explosion in der Stadt.

    Sicherheitskräfte untersuchen am 16. Mai nach einem Raketenangriff eine Synagoge in Ashkelon.
    Sicherheitskräfte untersuchen am 16. Mai nach einem Raketenangriff eine Synagoge in Ashkelon.
    KEYSTONE

    2019 hatte Israel gezielt den Dschihad-Militärchef Baha Abu Al Ata getötet. Darauf folgten damals massive Raketenangriffe aus dem Gazastreifen auf israelische Orte und Gegenangriffe der israelischen Luftwaffe in dem Küstenstreifen. Nach einigen Tagen konnte mit Hilfe von Unterhändlern Ägyptens und der Vereinten Nationen eine Waffenruhe vereinbart werden.

  • 12.35 Uhr

    Hass und Gewalt

    Der Auslöser der aktuellen Kämpfe sind Zwangsräumungen von israelischen Arabern in Ost-Jerusalem im Stadtteil Scheich Dscharrah – während die Gründe für den Konflikt äusserst vielschichtig sind.

    Geplante Räumungen in Israel.
    Geplante Räumungen in Israel.
    Quelle: Amt der Vereinten Nationen für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten

    Wie geladen die Situation ist, zeigt ein aktuelles Video von Al-Dschasira, das wegen der drastischen Bilder am Anfang des Berichts hier jedoch nicht direkt eingebunden werden kann.

    Zu sehen ist eine Polizeisperre in Ost-Jerusalem: Ein Ford Fiesta fährt in Scheich Dscharrah mit Schwung in die Israelis hinein. Sechs Polizisten werden verletzt, der arabische Lenker erschossen.

    Polizisten sperren am 16 Mai im Jerusalemer Stadtteil Scheich Dscharrah den Tatort ab, an dem ein Lenker in sechs Polizisten hineingefahren ist.
    Polizisten sperren am 16 Mai im Jerusalemer Stadtteil Scheich Dscharrah den Tatort ab, an dem ein Lenker in sechs Polizisten hineingefahren ist.
    KEYSTONE

    Weiterhin zeigt der Beitrag aber auch Bilder militanter Israelis, die auf der Strasse mit automatischen Gewehren auf palästinensische Lenker zielen und auch geschossen haben sollen. 

  • 12 Uhr

    Gaza vor dem Kollaps

    Der Bürgermeister von Gaza, Jahja Sarradsch, sagte dem Fernsehsender Al-Dschasira, die israelischen Luftangriffe hätten grosse Schäden an Strassen und anderer Infrastruktur hervorgerufen. Im Gazastreifen würden Kraftstoff und Ersatzteile knapp.

    Die Vereinten Nationen haben mitgeteilt, dem einzigen Kraftwerk des Gebiets könne der Kraftstoff ausgehen. Auch die Meerwasser-Entsalzungsanlage sei ausgefallen. Tankwagen würden genau so an der Grenze festsitzen wie Laster mit Futter- und Nahrungsmitteln. Auch Hilfsorganisationen dürfen derzeit nicht in den Gazastreifen einreisen.

    Gestern lagen die kolportierten palästinensischen Opferzahlen bei 100 Männern, 33 Frauen und 55 Kindern. Israel meldete, 3100 Raketen-Angriffe haben acht Menschen getötet, darunter ein Kind.

    Rettungskräfte bei Bergungsarbeiten in Gaza City am 16. Mai.
    Rettungskräfte bei Bergungsarbeiten in Gaza City am 16. Mai.
    KEYSTONE

    Die Intensität der Kämpfe sei stärker als vor sieben Jahren, als Israel und die Hamas zuletzt aneinandergerieten «Ich habe in den 14 Jahren meiner Arbeit nie so ein Level von Zerstörung gesehen», sagte Samir al-Khatib, Verantwortlicher im Rettungsdienste, dem Magazin «Time». «Nicht mal im Krieg von 2014.»

    «Wir sind müde», ergänzte Hay Abdelai, ein 21-Jähriger, der ausgebombt wurde und auf der Strasse schläft. «Wir brauchen einen Waffenstillstand. Wir können es nicht mehr ertragen.»

  • 11.35 Uhr

    Details und Reaktionen zu den Luftangriffen

    Bewohner des Gazastreifens berichteten, die jüngsten Angriffe seien heftiger gewesen als eine etwa 24 Stunden zuvor durchgeführte Angriffsserie, bei der 42 Palästinenser getötet worden waren.

    Das israelische Militär teilte mit, es habe 35 «Terrorziele» getroffen sowie die Tunnel, die nach israelischen Angaben von palästinensischen Kämpfern genutzt werden, um Flugzeugen zu entgehen. 54 Flugzeuge seien an dem Einsatz beteiligt gewesen.

    Der im Ausland ansässige Hamas-Anführer Ismail Hanija sagte, seine Organisation sei im Rahmen von Bemühungen um eine Waffenruhe von den USA, Russland, Ägypten und Katar kontaktiert worden, werde aber «nicht eine Lösung akzeptieren, die nicht den Opfern des palästinensischen Volks» entspreche. Er machte in einem Interview der libanesischen Zeitung «Al-Achbar» Israels Vorgehen in Ost-Jerusalem für den Krieg verantwortlich.

    Der ägyptische Präsident Abdel Fattah al-Sisi sagte, seine Regierung arbeite daran, die Gewalt «dringend» zu beenden und äusserte sich damit erstmals zu der jüngsten Eskalation. In der Vergangenheit hatte Ägypten bei Kämpfen zwischen Palästinensern und Israel eine wichtige Rolle beim Vermitteln von Waffenruhen gespielt.

  • 11.05 Uhr

    USA blockieren zum dritten Mal UN-Resolution

    Zu dritten Mal innerhalb einer Woche haben die USA eine UN-Resolution zum Nahostkonflikt blockiert. Das berichtet «The Times of Israel» unter Berufung auf zwei hohe Diplomaten. Die Resolution wurde von Norwegen, Tunesien und China eingebracht und fordert beide Seiten zu einem Waffenstillstand auf. 

    Die amerikanische UB-Botschafterin Linda Thomas-Greenfield spricht am 16. Mai in einer virtuellen Konferenz im UN-Sicherheitsrat in New York.
    Die amerikanische UB-Botschafterin Linda Thomas-Greenfield spricht am 16. Mai in einer virtuellen Konferenz im UN-Sicherheitsrat in New York.
    KEYSTONE

    Der Zeitung zufolge haben die Diplomaten jedoch noch bis zum heutigen Mittag Zeit, au einen Nenner zu kommen. Linda Thomas-Greenfield, die Washington bei den Vereinten Nationen vertritt, sagte, die USA würden «unermüdlich versuchen, auf diplomatischem Wege daran zu arbeiten, diesen Konflikt zu beenden». Sie rief die Hamas auf, ihre Raketenangriffe abzubrechen.

    Schon vergangenen Montag und Mittwoch hat das Weisse Haus sein Veto gegen eine gemeinsame Erklärung der 15 Mitglieder des Sicherheitsrats eingelegt. Norwegen kündigte an, weiter an einem Kompromiss im Rat zu arbeiten. 

  • 10.30 Uhr

    Lagebericht der BBC

    Tote auf beiden Seiten und Zwangsräumungen in Gaza: Dieser BBC-Clip zeigt aufrüttelnde Bilder – und ist wohl deshalb seit gestern knapp 1.5 Millionen Mal geklickt worden. Der Korrespondent der Briten weiss aber auch von diplomatischen Bemühungen, den Konflikt wieder abzukühlen.

    Möglicherweise könnte Israel bald seine militärischen Ziele erreicht haben, während Kritik an der humanitären Lage zunimmt. Andererseits gibt sich Paul Adams keinen Illusionen hin, dass in dieser Situation ein Waffenstillstand nur ein temporärer wäre, nachdem es viele Tote gab und die Grundprobleme nicht gelöst sind.

  • 10.15 Uhr

    Palästinenser fliehen in UNO-Schulen

    Rund 42'000 Palästinenser im Gazastreifen haben wegen der massiven Luftangriffe Israels auf das Küstengebiet ihre Häuser verlassen. Sie suchten Schutz in 50 Schulen des UNO-Palästinenserhilfswerks (UNRWA) im Gazastreifen, wie ein Sprecher der Organisation am Montag mitteilte. Mehr als 2500 Menschen sind nach der Zerstörung ihrer Häuser obdachlos geworden.

    Palästinenser vor einem zerstörten Gebäude in Gaza City am 16. Mai 2021. 
    Palästinenser vor einem zerstörten Gebäude in Gaza City am 16. Mai 2021. 
    KEYSTONE

    Die Angriffe, mit denen Israels auf massive Raketenangriffe militanter Kämpfer aus dem Palästinensergebiet reagiert, dauerten auch in der Nacht auf Montag an (siehe unten). Israels Armee betont, man greife in dem Küstenstreifen nur Ziele der dort herrschenden Hamas an. Diese liegen teilweise mitten in Wohngebieten. Nach Angaben der Luftwaffe unternimmt sie alles, um Opfer in der Zivilbevölkerung zu vermeiden.

  • 9.55 Uhr

    Israelische Angriffe galten Tunnelsystem

    Das israelische Militär hat nach eigenen Angaben erneut das Tunnelsystem der islamistischen Hamas im Gazastreifen angegriffen. 54 Kampfflugzeuge hätten rund 35 Ziele im Laufe der Nacht beschossen, teilte die Armee am Montagmorgen mit.

    Dabei seien etwa 15 Kilometer des sogenannten Metro-Systems attackiert worden. Es handelte sich demnach um die dritte Angriffswelle, die gegen das Tunnelnetz gerichtet war.

    Nach Angaben der Armee hatte die Hamas das System über Jahre aufgebaut. Es dient unter anderem dem Schutz von Kämpfern und deren schneller Verlegung. Die «Metro» liegt zu grossen Teilen unter der Stadt Gaza im Norden des Gazastreifens. Ein Sprecher bezeichnete sie als «Stadt unter der Stadt».

    Eine F-15I Ra'am der israelischen Luftwaffe.
    Eine F-15I Ra'am der israelischen Luftwaffe.
    Bild: Gemeinfrei

    Ein Ziel der Israel Defence Forces (IDF) in dem jüngsten Konflikt ist es, wichtige Infrastruktureinrichtungen der im Gazastreifen herrschenden Hamas zu zerstören. In der vergangenen Nacht wurden zudem erneut Wohnorte von wichtigen Hamas-Vertretern beschossen. Militante Palästinenser im Gazastreifen setzten den Raketenbeschuss auf Israel fort. In mehreren Orten ertönten in der Nacht nach Angaben der Armee Warnsirenen.

    Israel macht die Hamas für jegliche Angriffe aus dem dicht besiedelten und unter Blockade stehenden Gazastreifen verantwortlich. Das Land und auch die EU stufen die zweitgrösste Palästinensergruppe als Terrororganisation ein.

  • 9.30 Uhr

    Ärger um Attacke auf Bürogebäude

    Die Chefredakteurin der «AP», Sally Buzbee, hat eine unabhängige Untersuchung des israelischen Luftangriffs auf das Büro der Nachrichtenagentur in Gaza gefordert. Sie äusserte sich am Sonntag besorgt über die Auswirkungen auf die Berichterstattung. Der Luftangriff hatte ein Gebäude zerstört, in dem sich Büros der «AP», des Senders Al-Dschasira und anderer Medien befanden.

    Das israelische Militär hatte den Angriff damit begründet, die radikal-islamische Palästinenserorganisation Hamas habe in dem Gebäude ein militärisches Geheimdienstbüro unterhalten und dort Waffen entwickelt. Das Militär hatte den Journalisten der «AP» und anderen Mietern etwa eine Stunde Zeit gegeben, das zwölfstöckige Gebäude zu verlassen.

    Buzbee sagte, klare Belege der israelischen Regierung, die den Angriff stützten, stünden noch aus. Ein Sprecher des Militärs sagte, Israel stelle für die USA Beweise zusammen. Buzbee sagte, «AP» habe seit 15 Jahren Büros in dem Gebäude gehabt und sie nie darüber informiert worden, dass die Hamas sich darin befände, und habe auch keine Hinweise darauf gehabt.

    «Wir denken, es ist angemessen, dass es hier eine unabhängige Betrachtung dessen gibt, was passiert ist», sagte sie, «eine unabhängige Untersuchung.» Die im obersten Stockwerk und auf der Dachterrasse aufgestellten Kameras hatten rund um die Uhr Echtzeit-Bilder geliefert, als aus dem Gazastreifen Raketen auf Israel abgefeuert wurden und Israel Gaza und die Umgebung aus der Luft angriff.

    «Wir ergreifen in diesem Konflikt keine Partei», sagte Buzbee dem Sender «CNN». Die Welt habe ein Recht darauf, in Echtzeit darüber informiert zu werden, was geschehe, und die Zerstörung der Büros habe einen Einfluss darauf. Die Journalisten der «AP» seien nach dem Luftangriff erschüttert gewesen, aber es gehe ihnen gut und sie setzten ihre Berichterstattung fort, sagte sie.

  • 9.30 Uhr

    Reporter ohne Grenzen protestieren

    Reporter ohne Grenzen schrieb dem Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag in einem Brief, dass die Büros von 23 internationalen und örtlichen Medien in den vergangenen Tagen zerstört worden seien.

    Die Organisation mit Sitz in Paris erklärte, sie habe gute Gründe für die Annahme, dass «das absichtliche Abzielen auf Medienorganisationen und die absichtliche Zerstörung ihrer Ausrüstung» gegen die Satzung des Gerichts verstossen könnte.

    Die Angriff hätten den Zweck, die Möglichkeiten der Medien, die Öffentlichkeit zu informieren, zu verringern. Reporter ohne Grenzen bat das Gericht, die Angriffe in eine Untersuchung zu Kriegsverbrechen aufzunehmen, die im März zum Vorgehen Israels in den palästinensischen Gebieten eingeleitet worden war.

  • 9.15 Uhr

    Erneute Luftangriffe auf Gaza

    Israelische Kampfflugzeuge haben in der Nacht auf Montag weitere schwere Luftangriffe auf Gaza verübt. Die Stadt wurde vom Norden bis zum Süden zehn Minuten lang von Explosionen erschüttert. Die Angriffe waren heftiger, trafen ein grösseres Gebiet und hielten länger an als eine etwa 24 Stunden zuvor durchgeführte Angriffsserie, bei der 42 Palästinenser getötet worden waren.

    Rauch über Gaza City am 16. Mai 2021.
    Rauch über Gaza City am 16. Mai 2021.
    KEYSTONE

    Das israelische Militär teilte mit, es habe die Häuser von neun Hamas-Kommandanten attackiert. Zunächst gab es keine Meldungen über Opfer. In der nächtlichen Dunkelheit gab es kaum Informationen über das Ausmass der Schäden. Örtlichen Medienberichten zufolge wurden die wichtigste Küstenstrasse im Westen der Stadt, Sicherheitseinrichtungen und offenes Gelände getroffen.

    Der örtliche Stromversorger teilte mit, Luftangriffe hätten eine Stromleitung beschädigt, die das einzige Kraftwerk mit grossen südlichen Teilen von Gaza verbindet.

  • 9 Uhr

    Insgesamt schon über 200 Tote