ImpfstoffEuropa-Chef von Moderna: Schweiz liegt in der Spitzengruppe
sda/toko
17.1.2021 - 11:04
Der Europa-Chef der Biotechfirma Moderna versteht die Kritik an der Beschaffungsstrategie des Bundesrates für Impfstoffe gegen das Coronavirus nicht. Die Landesregierung habe das prima gelöst und müsse sich keine Vorwürfe gefallen lassen, findet Dan Staner.
«Die Schweiz hat auf die richtigen Pferde gesetzt. Mit Moderna und Pfizer/Biontech sind zwei Impfstoffe auf dem Markt, die bereits im Einsatz stehen», sagte Staner in einem Interview mit dem «Sonntagsblick». Es habe viel Mut gebraucht, noch während der Testphase das Potenzial einzelner Impfstoffe zu erkennen und dann noch zuzuschlagen.
Moderna werde die von der Schweiz bestellten 7,5 Millionen Dosen in mehreren Tranchen bis im Sommer 2021 liefern können. «Wenn alles wie vorgesehen klappt, könnte knapp die Hälfte der Bevölkerung bis im Sommer mit unserem Impfstoff behandelt werden.»
Damit sollte die Schweiz im ersten Halbjahr 2021 bei der Versorgung ihrer Bevölkerung mit Impfstoffen in der internationalen Spitzengruppe liegen, so Staner. «Ob dies gelingt, hängt jedoch nicht nur von uns ab. Impfen braucht Zeit und eine effiziente Strategie. Die liegt in der Verantwortung der Behörden.»
Die Schweiz werde bei künftigen Bestellungen keine Sonderbehandlung geniessen, nur weil sie sich als erstes Land für Moderna entschieden habe, betonte der Lausanner. «Jedes Land verdient es, gleich behandelt zu werden.»
Moderna sehe davon ab, Impfstoffe zu bunkern, und erst dann auszuliefern, wenn ein entsprechendes Land ordere. Jede Dosis, die produziert werde, werde gemäss Vertrag sofort geliefert. «Die Menschen leiden überall auf der Welt in gleichem Masse. In diesen Zeiten hat niemand eine Sonderbehandlung verdient.»
Impfstoff gut erforscht
Befürchtungen, dass der Impfstoff wegen einer kurzen Entwicklungs- und Zulassungszeit nicht sicher sein könnte, erteilte Staner eine Absage. «Wir forschen bereits seit zehn Jahren an mRNA-Vakzinen. Der Durchbruch war nur eine Frage der Zeit.»
Der Impfstoff befinde sich seit etwa einem Jahr in der klinischen Erprobung. «Wir haben ihn an über 30'000 Menschen unterschiedlichen Alters, unterschiedlicher Herkunft und mit unterschiedlicher Vorgeschichte getestet. Die Daten der klinischen Studien zeigen klar, dass keine schlimmen Nebenwirkungen zu befürchten sind und dass eine starke Wirksamkeit gegen die Krankheit nachgewiesen werden kann.» Das habe den zahlreichen Aufsichtsbehörden das Vertrauen gegeben, den Impfstoff zuzulassen.