Coronavirus Evakuierte Schweizer auf Luftwaffenbasis in Südfrankreich gelandet

sda/dpa/toko

2.2.2020 - 16:35

Platz für Evakuierte aus dem Coronavirus-Gebiet in China: Frankreich richtete in einer Feuerwehrakademie in Aix-en-Provence bei Marseille Quarantäne-Unterkünfte ein.
Platz für Evakuierte aus dem Coronavirus-Gebiet in China: Frankreich richtete in einer Feuerwehrakademie in Aix-en-Provence bei Marseille Quarantäne-Unterkünfte ein.
Bild: KEYSTONE/EPA/SN ukit

Ein Flugzeug mit fünf Schweizern aus dem Coronavirus-Gebiet in China ist am Sonntag auf einer Luftwaffenbasis in Frankreich gelandet. Die Rückkehrer zeigten laut den französischen Behörden keine Krankheitssymptome. Sie müssen dennoch zwei Wochen in Quarantäne bleiben.

Ein Flugzeug mit fünf Schweizer Evakuierten aus dem Coronavirus-Gebiet in China ist am Sonntag auf einer Luftwaffenbasis in Südfrankreich gelandet. Die Airbus-Maschine des Typs A380 setzte kurz vor 14.30 Uhr in Istres-Le Tubé bei Marseille auf.

An Bord des Jets der Fluggesellschaft Hi Fly Malta befanden sich fünf Schweizerinnen und Schweizer, die ihre Rückreise gemeinsam mit drei engen chinesischen Familienangehörigen antraten, wie das Schweizer Aussendepartement (EDA) mitteilte.

Ursprünglich hatten 14 Schweizer Staatsangehörige gegenüber der Schweizer Vertretung in Peking wegen einer Ausreise angefragt. Zehn von ihnen überlegten sich laut dem EDA konkret, das Ausreise-Angebot anzunehmen. In den Flieger stiegen schliesslich nur noch fünf Personen. Zwei entscheiden sich erst kurz vor Abflug, in der Provinz Hubei zu bleiben.

Cassis dankt Franzosen

Der Schweizer Aussenminister Ignazio Cassis bedankte sich bei seinem französischen Amtskollegen Jean-Yves Le Drian für die Unterstützung bei der Evakuierung. Er wolle allen danken, die einen wesentlichen Beitrag zur Rückkehr geleistet hätten, schrieb Cassis am Sonntagnachmittag im Kurznachrichtendienst Twitter.

Neben den Schweizern waren Staatsbürger aus 29 weiteren Ländern an Bord, beispielsweise auch Franzosen, Belgier und Österreicher. Die Passagiere des Sonderflugs müssen den Behörden zufolge zwei Wochen unter Quarantäne bleiben, um Infektionen mit dem neuartigen Coronavirus auszuschliessen.

Keiner der Passagiere habe beim Abflug in Wuhan Krankheitssymptome gezeigt, sagte Frankreichs Vize-Gesundheitsminister Adrien Taquet gegenüber der Nachrichtenagentur AFP.

Mit Masken im Flugzeug

Die Rückkehrer hatten vor dem Flug am Flughafen in Wuhan Gesundheitschecks absolvieren müssen. An Bord des Fliegers trugen sie Gesichtsmasken, das Personal zusätzlich Schutzanzüge, wie auf Videos zu sehen war, die Journalist Antoine Crouin auf Twitter veröffentlichte, der in Kontakt mit einer Passagierin stand.

Wohin die Schweizer nach der Landung genau gebracht werden, war zunächst unklar. Für die weiteren Abläufe und die medizinischen Massnahmen nach der Ankunft in Frankreich seien die französischen Behörden zuständig, teilte das EDA mit. Das Schweizer Generalkonsulat in Marseille stelle sicher, dass die Schweizer und deren Familienangehörige bei Bedarf weiter unterstützt werden.

Frankreich stellt für Evakuierte in einer Feuerwehrakademie mit rund 500 Studios Unterkünfte bereit. Der Ort liegt rund zehn Kilometer vom Zentrum von Aix-en-Provence entfernt. Gemäss einem Reporter der Nachrichtenagentur AFP fanden sich bereits am Sonntagmorgen zahlreiche Sicherheitskräfte auf dem Gelände ein.

Unterkünfte in Feuerwehrakademie

Frankreich stellte für Evakuierte in einer Feuerwehrakademie mit rund 500 Studios Unterkünfte bereit. Der Ort liegt rund zehn Kilometer vom Zentrum von Aix-en-Provence entfernt. Bereits am Sonntagmorgen fanden sich zahlreiche Sicherheitskräfte auf dem Gelände ein.

Das EDA hatte die freiwillige Ausreise in Kooperation mit der französischen und chinesischen Regierung vorbereitet. Da in diesem Fall nur eine geringe Anzahl von Schweizern und deren engsten Angehörigen betroffen seien, habe das EDA prioritär die Zusammenarbeit mit Drittstaaten verfolgt. Diese müssten aufgrund einer grossen Anzahl von eigenen Staatsangehörigen mehr Mittel einsetzen.

Ob es zu weiteren Evakuierungsflügen für Schweizer kommt, blieb vorerst unklar. Das EDA verfolge die Lage im Zusammenhang mit der Verbreitung des Coronavirus aufmerksam und ergreife bei Bedarf die nötigen Massnahmen, heisst es in der Mitteilung.

Erster Toter ausserhalb Chinas

Erstmals ist ausserhalb Chinas ein Mensch an den Folgen des neuartigen Coronavirus gestorben. Auf den Philippinen erlag am Samstag ein 44 Jahre alter Chinese aus Wuhan der von dem Erreger ausgelösten Lungenkrankheit.

Er und seine ebenfalls erkrankte Partnerin, beides Chinesen aus Wuhan, waren am 21. Januar auf die Philippinen gereist. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) handelt es sich bei den beiden um die einzigen bestätigten Infektionen auf den Philippinen.

«Das ist der erste gemeldete Todesfall ausserhalb Chinas», sagte WHO-Vertreter Rabindra Abeyasinghe in Manila. Dabei müsse aber berücksichtigt werden, dass der Mann sich nicht auf den Philippinen angesteckt habe. «Dieser Patient kam vom Epizentrum dieses Ausbruchs», betonte Abeyasinghe.

In China breitet sich Virus weiter aus

In China selbst sind die Zahlen der Todesopfer und Infizierten durch das Coronavirus in China erneut gestiegen. Mit 45 weiteren Opfern sind mittlerweile bereits 304 Menschen in der Volksrepublik an der Atemwegserkrankung gestorben.

Die 45 neuen Todesopfer wurden aus der besonders stark betroffenen Provinz Hubei gemeldet, wie die chinesischen Behörden am Sonntag (Ortszeit) mitteilten. Auch die Zahl der Neuinfektionen stieg dort mit 1921 weiteren Fällen deutlich an.

Landesweit gab es insgesamt 2590 neue Fälle, wie Chinas Nationale Gesundheitskommission weiter mitteilte. Damit infizierten sich in ganz China bereits mehr als 14'300 Menschen.

Keine Gefahr für die Schweiz

Trotz der rasanten Ausbreitung des Coronavirus geht von Chinesen in der Schweiz keine Gefahr aus. Niemand sei infiziert, sagte der chinesische Botschafter in der Schweiz, Geng Wenbing, in einem Interview mit der «NZZ am Sonntag».

Die chinesische Botschaft habe mit allen chinesischen Touristen und den in der Schweiz wohnhaften Chinesen Kontakt aufgenommen. Es befänden sich nur noch eine Handvoll Touristen hier. Die Botschaft habe eine 24-Stunden-Hotline eingerichtet.

Auf die Frage, warum die Air China nach wie vor dreimal pro Woche von Genf nach Peking und zurück fliege, während die Swiss ihre Flüge nach China eingestellt habe, sagte der Botschafter, China müsse einen Reisekanal offen halten und die Gesundheit der Bevölkerung sicherstellen. Deshalb müssten alle Passagiere beim Ein- und Aussteigen Fieber messen.

Mehr als 20 Länder mit Infektionen

Ausserhalb Chinas wurden mittlerweile aus mehr als 20 weiteren Staaten Infektionen gemeldet. In Deutschland gibt es seit Sonntag insgesamt zehn Personen, die sich mit dem Virus angesteckt haben.

In den USA sind inzwischen 8 Fälle bestätigt worden. Eine Sprecherin der Zentren für Seuchenkontrolle (CDC) erklärte in einer E-Mail, eine Person im Bundesstaat Massachusetts sei nach einer Reise in die chinesische Provinz Hubei erkrankt. Weitere Einzelheiten wurden zunächst nicht genannt.

Russland setzt seinerseits eine im Jahr 2000 getroffene Vereinbarung mit China über Einreisen ohne Visa-Pflicht aus. Zudem werden zunächst keine Arbeitserlaubnisse für Chinesen mehr ausgestellt, heisst es im Dekret der Regierung in Moskau. Die Volksrepublik ist der wichtigste Handelspartner Russlands.

Zwei deutsche Rückkehrer infiziert

Zwei der durch die deutsche Luftwaffe zurückgeführten Passagiere aus China haben sich nachweislich mit dem Coronavirus infiziert. «Die betroffenen Personen haben diesen Befund gefasst aufgenommen und wurden isoliert», hiess es in einer gemeinsamen Pressemitteilung der Luftwaffe, des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) sowie des Landkreises und der Stadt Germersheim. Sie sollten am Sonntag in das Frankfurter Uniklinikum gebracht werden.

Die deutschen Staatsbürger und deren Familienangehörige waren am Samstag aus der vom Coronavirus besonders betroffenen Stadt Wuhan nach Frankfurt am Main geflogen worden. Sie sollen mindestens 14 Tage am Standort Germersheim bleiben – so lange dauert die maximale Inkubationszeit des Coronavirus.


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