Däne erklärt Trumps Grönland-Gelüste«Er könnte auch fragen, ob er uns Norwegen oder Deutschland abkaufen kann»
Philipp Dahm
10.1.2025
Klare Worte: Scholz erinnert Trump an Unverletzlichkeit von Grenzen
Was will Donald Trump von Grönland? Mit Äusserungen – nicht nur zu der Insel – schreckt der Amerikaner die Europäer auf. Angesichts der jüngsten Äusserungen des künftigen US-Präsidenten erinnert Bundeskanzler Olaf Scholz Trump öffentlich an das internationale Prinzip der Unverletzlichkeit der Grenzen.
09.01.2025
Donald Trump hat Grönland nicht verstanden. Das sagt zumindest Anders Puck Nielsen: Die Inselbewohner wollen nicht Teil der USA, sondern unabhängig sein, erklärt der dänische Veteran und Militäranalyst.
Philipp Dahm
10.01.2025, 04:30
10.01.2025, 07:23
Philipp Dahm
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
Der dänische Veteran, Militäranalyst und YouTuber Anders Puck Nielsen ordnet Donald Trumps Grönland-Gelüste ein.
Militärisch ist Grönland für die USA zwar wichtig, doch Washington betreibt bereits einen Stützpunkt auf der Insel.
Trump habe wohl vor allem die Rohstoffe Grönlands im Auge, glaubt Nielsen.
«Grönland ist das Land der Grönländer», so Nielsen: «Die Leute in Dänemark halten Grönland im Allgemeinen nicht für ihr Land.»
Nielsen räumt ein, dass es eine Unabhängigkeitsbewegung gebe: «Der Traum ist, dass sie ihren eigenen Staat haben.»
Donald Trump Jr. sagt, Kopenhagen hindere die Grönländer, Kohle, Uran, Seltene Erden, Gold und Diamanten abzubauen.
«Donald Trumps Interesse an Grönland hat nichts mit Sorgen über die militärische Sicherheit zu tun», sagt Anders Puck Nielsen. Der Däne kennt sich mit der Materie aus: Der Veteran arbeitet als Militäranalyst, YouTuber und ist Autor. «Grönland ist sehr wichtig für die Sicherheit der Vereinigten Staaten, weil es so positioniert ist, dass Frühwarnradare anfliegende russische Interkontinentalraketen entdecken können.»
Wie passen diese beiden konträren Aussagen nun zusammen? Nieselen erklärt: «Die Vereinigten Staaten haben bereits Zugang zum Territorium. Sie haben bereits ein Frühwarnradar in der Pituffik Space Base. Das ist diejenige, die man Thule Air Base genannt hat. Und wenn die Amerikaner ihre militärische Präsenz in Grönland ausbauen wollten, könnten sie die dänische und die grönländische Regierung einfach fragen.»
Kopenhagen würde einem solchen Ansinnen stattgeben: «Solange sich Trump also nicht eine Zukunft vorstellt, in der die Vereinigten Staaten nicht mehr mit Dänemark verbündet sind, gibt es wirklich keinen militärischen Grund für ihn, Grönland zu besitzen.» Eine wahrscheinlichere Erklärung für das Interesse des kommenden US-Präsidenten sei, dass der von den reichen Ressourcen der Insel erfahren habe, die er ausbeuten wolle.
Auch «narzisstische Vergeltung» könnte eine Rolle spielen, spekuliert Nielsen: Als Trumps erstes «Angebot» für Grönland 2019 von Dänemark als «absurd» abgeschmettert wurde, sei der 78-Jährige «offensichtlich beleidigt» gewesen – und die Premierministerin sei dieselbe wie vor sechs Jahren. «Die Realität ist: Es ist eine absurde Idee und ein hoffnungsloses Projekt.»
«Grönland ist das Land der Grönländer»
Als Dänemark noch eine Kolonialmacht gewesen sei und über Gebiete wie Norwegen und Island geherrscht habe, habe man noch Ländereien verkauft: Nieslen erinnert an den Erwerb der amerikanischen Jungferninseln 1917. Das heutige Königreich sei aber quasi eine Föderation aus Dänemark, Grönland und den Färöern. Die beiden Letztgenannten seien dabei ziemlich autonom: Nur in der Sicherheitspolitik treffe Kopenhagen die Entscheidungen.
«Die Leute in Dänemark halten Grönland im Allgemeinen nicht für ihr Land», verdeutlicht der 45-Jährige. «Grönland ist das Land der Grönländer. Wenn Donald Trump also annimmt, er könne Grönland von Dänemark kaufen, ist das eine absurde Idee. Er könnte auch fragen, ob er uns Norwegen oder Deutschland abkaufen kann.»
Es sei also gar nicht Sache Kopenhagens, die Inselbewohner selbst würden vielmehr über ihre Zukunft entscheiden. «Und wenn die Grönländer das Königreich Dänemark verlassen und ein Teil der USA werden wollen, ist das schön.» Es gebe auf der Insel jedoch eine starke nationale Bewegung. «Viele Grönländer wollen eine totale Unabhängigkeit von Dänemark», weiss er.
«Der Traum ist, dass sie ihren eigenen Staat haben»
Es gebe Diskussionen über ein Referendum, das in den kommenden Jahren ergriffen werden könnte. «Die Herausforderung ist, dass Grönland eine sehr kleine Bevölkerung hat: Es gibt nur 57'000 Leute, und die sind über ein riesiges Gebiet verteilt.» Die Frage sei, ob sich mit so wenig Einwohnenden wirklich ein bezahlbarer Staat machen lasse.
«Aber der Traum ist, dass sie ihren eigenen Staat haben», führt der Däne aus. «Fast niemand will Teil der Vereinigten Staaten werden.» Denn wenn das passieren sollte, wäre die Hoffnung auf Unabhängigkeit dahin. «Wenn man den Vereinigten Staaten beitritt, geht man nicht mehr. Sie wollen ein unabhängiges Land sein, das seine eigenen Entscheidungen trifft.»
Trump verfolge deshalb ein «hoffnungsloses Projekt»: «Ich denke, die Chancen, dass er die Grönländer überzeugt, ihren Traum von der Unabhängigkeit aufzugeben und Teil der Vereinigten Staaten zu werden, tendieren gegen Null. Und die Idee, Grönland von Dänemark abzukaufen, ist einfach unmöglich.»
Trump Jr.: «Habe nicht einen getroffen, der das negativ sieht»
Er sei gespannt, wie Trump weiter verfahren werde und ob er gar einen Handelskrieg mit Dänemark anzetteln könnte, so Nielsen. Doch angesichts des Krieges in der Ukraine sei Zwist unter den westlichen Ländern nicht gut.
«Es wird Europa schwächen», ist sich der Ex-Militär sicher. «Und es schwächt Amerika, wenn es eine Spaltung und Streit innerhalb der Nato gibt. Und vielleicht am wichtigsten ist: Es sendet eine Botschaft in die Welt, dass der kommende Präsident der Vereinigten Staaten imperialistische Projekte von Grossmächten unterstützt.» China und Russland gefällt das.
Was sich die kommende US-Administration dabei denkt, bringt Donald Trump Jr. auf den Punkt, nachdem er von seiner Stippvisite in Nuuk zurückgekehrt ist.
«Ich habe nicht einen getroffen, der das negativ sieht», berichtet der 47-Jährige dem rechten Sender «Newsmax». «Das sind Leute, die sich ausgebeutet fühlen, die nicht gut von Dänemark behandelt worden sind. Man hindert sie daran, die grossartigen natürlichen Rohstoffe zu nutzen, die sie haben – ob das Kohle, Uran oder Seltene Erden, Gold oder Diamanten sind.»
Und Kopenhagen? Reagiert gelassen: «Ich denke, wir sollten uns alle einen gefallen tun und den Puls ein wenig sinken lassen«, sagt Aussenminister Lars Løkke Rasmussen dem Sender TV2. «Ich habe meine eigenen Erfahrungen mit Donald Trump gemacht und weiss auch, dass man nicht alles, was man denkt, auch laut aussprechen sollte.»
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