Das sagen die Aktivistinnen zur iranischen Nationalmannschaft
«Die Fussballnationalmannschaft repräsentiert nicht das iranische Volk», sagt Aktivistin Neda Amani in «Lässer». Das Team müsse sich aufgrund des internationalen Drucks solidarisieren.
25.11.2022
Zwei Frauen aus dem Iran, ein Ziel: Unternehmerin Awin Tavakoli und Historikerin Neda Amani unterstützen die Protestierenden im Kampf gegen das Regime. Bei Caudia Lässer äussern sie sich auch zum Protest der iranischen Nationalmannschaft.
Seit dem Tod der 22-jährigen Mahsa Amini in Polizeigewahrsam vor knapp zweieinhalb Monaten ist im Iran nichts mehr, wie es war. Die Proteste gegen das Regime und deren gewalttätige Unterdrückung reissen nicht ab.
Obwohl der Iran seit geraumer Zeit als Pulverfass gilt, sah die kurdische Iranerin Awin Tavakoli, Unternehmerin und Aktivistin, das Ausmass der Proteste nicht kommen. Bei Talkmasterin Claudia Lässer sagt sie, dass wohl auch das Regime von dieser Reaktion überrascht sei.
Die Schweiz-Iranerin Neda Amani, ebenfalls Aktivistin und angehende Historikerin, betont, nun sei endlich der Punkt erreicht, an dem das Volk sagt: «Diese Regierung wollen wir nicht mehr.»
«Wir waren leichte Opfer»
Obwohl die Zukunft des Landes ungewiss ist, sind beide Frauen optimistisch. Hoffnungsvoll stimmt sie die junge Generation. Jene, die Freiheiten einfordern und sich nicht den geltenden Regeln unterordnen.
«Diese Generation lässt nicht mit sich verhandeln und geht zur Sache – alle wollen einen Sturz», sagt Tavakoli. Die 46-Jährige lebte 25 Jahre im Iran und wurde mehrmals von der Sittenpolizei verhaftet – unter anderem landete sie im selben Polizeiposten wie Amini. «Wir waren damals leichte Opfer.»
«Wir waren leichte Opfer»
«Die junge Generation sei nicht mehr so einfach zu unterdrücken wie wir», sagt Unternehmerin und Aktivistin Awin Tavakoli in «Lässer».
25.11.2022
Doch habe sich auch die Gangart der Sittenpolizei massgeblich verändert. Früher sei es männlichen Beamten untersagt gewesen, Frauen auch nur zu berühren. Weibliche Sittenwächterinnen hätten dies für sie übernommen. «Heute kommt es auch vor, dass männliche Beamte Frauen schlagen und zerren.»
«Es gibt nur zwei Seiten»
Das iranische Fussball-Nationalteam lehnte es vor seinem Spiel gegen England ab, die Nationalhymne mitzusingen. Es solidarisiere sich mit den Protestierenden in der Heimat, lautete der Tenor der internationalen Medien. Anders sieht dies Amini.
Den Spielern sei angesichts der internationalen Empörung keine andere Wahl geblieben, als sich öffentlich mit den Protestierenden zu solidarisieren. Amini, die selber Fussball spielt, verweist aber darauf, dass sich das gesamte WM-Team vor der Abreise nach Katar für ein Stelldichein mit dem iranischen Präsidenten Ebrahim Raisi getroffen habe.
Dies sei stossend. Denn oft gehe vergessen, dass es bei der Revolution nur zwei Seiten gebe. «Jene für das Leben und jene für die Unterdrückung.» Egal ob Prominente oder Fussballer – «Jede öffentliche Person muss Farbe bekennen. Die Frage lautet: Bist du ein Volksheld oder ein Helfer des Regimes?», sagt sie.
Die ganze Sendung findest du hier:
LÄSSER zum Thema Iran mit Awin Tavakoli und Neda Amani
Trotz brutalster Gewalt vom Mullah-Regime: Die massiven Proteste im Iran nehmen nicht ab. Bei «LÄSSER – die Talkshow» erzählen Awin Tavakoli & Neda Amani über ihren Kampf für die Freiheit Irans.
25.11.2022