Viele Tote Ein Staat versagt: El Chapos Sohn verhaftet – und durch «Krieg» befreit

phi, SDA, AFP, dpa

18.10.2019

Mexikos Nationalgarde wird in Culiacán beschossen – und schnappt den Sohn von Drogenboss «El Chapo». Weil Schwerbewaffnete daraufhin die Hölle auf Erden veranstalten, ist Ovidio Guzmán wieder frei.

In Mexiko haben Sicherheitskräfte einen Sohn des in den USA inhaftierten Drogenbosses Joaquín «El Chapo» Guzmán festgenommen, ihren prominenten Häftling aber offenbar wieder verloren. Der Grund: Seine Schergen sind mit massiver Waffengewalt gegen die Nationalgarde vorgegangen.

Ovidio Guzmán López ist am Donnerstag in Culiacán, der Hauptstadt des Bundesstaates Sinaloa, gefasst worden, erklärte Sicherheitsminister Alfonso Durazo. Seine Festnahme führte zu einer heftigen Reaktion: Schwer bewaffnete Bandenmitglieder lieferten sich in der Stadt lange Schusswechsel mit Sicherheitskräften und sorgten für Panik in der Bevölkerung.

Brennende Autos als Strassensperren in Culiacán.
Brennende Autos als Strassensperren in Culiacán.
Bild: Keystone

Ovidio und sein Bruder Alfredo sollen die Führung eines Teils des jahrelang von «El Chapo» geführten Sinaloa-Kartells übernommen haben, nachdem ihr Vater 2017 an die USA ausgeliefert worden war. Zur Festnahme kam es nun nach Angaben von Sicherheitsminister Durazo, als eine Patrouille der Nationalgarde in Culiacán attackiert wurde.

30 Soldaten reichten nicht aus

Die 30 Sicherheitskräfte seien aus dem Inneren eines Hauses angegriffen worden und hätten das Haus daraufhin gestürmt. Vier Verdächtige seien festgenommen worden – unter ihnen Ovidio Guzmán López, der auch Iván genannt wird. Das Gebäude sei dann von schwer bewaffneten Schützen umstellt worden.

Bewaffnete Zivilisten brausten in Lkws durch das Stadtzentrum und schossen offenbar aus Präzisionsgewehren und Maschinengewehren. Auf Videos in sozialen Netzwerken waren Szenen zu sehen, die an Kriegsgebiete erinnerten. Einige Leute trugen schwarze Skimasken über ihren Gesichtern und schossen von der Ladefläche von Wagen. Fahrer versuchten, im Rückwärtsgang von den Kämpfen wegzukommen.

Der Sicherheitsdirektor des Bundesstaates, Cristóbal Castañeda, sagte dem Fernsehsender Milenio, es gebe Verletzte. Ihm zufolge blockierten Bewaffnete Strassen mit brennenden Autos, eine gebräuchliche Taktik, um Sicherheitskräfte zu behindern. Gleichzeitig brachen ihm zufolge 20 bis 30 Häftlinge aus. Die Polizei fing nur einige von ihnen wieder ein.

Öffentliches Leben kommt zum Erliegen

Anwohnern wurde geraten, ihre Häuser nicht zu verlassen. Der Fussballverein Dorados sagte ein Spiel aus Sicherheitsgründen ab. Der Schulunterricht für Freitag wurde gestrichen, Geschäfte sollten laut Gouverneur Quirino Ordaz aber normal öffnen. Berichten zufolge fuhren jedoch keine öffentlichen Verkehrsmittel oder Taxis.

Auch an anderen Orten der Stadt hätten die Kriminellen «gewaltsame Aktionen» ausgeführt und für «Panik» gesorgt. Das Sicherheitskabinett habe deshalb entschieden, die Operation abzubrechen, «mit dem Ziel, das Wohlergehen und die Ruhe der Gesellschaft in Culiacán zu schützen», sagte Durazo. 

Ein Anwalt der Familie Guzmán, José Luis González Meza, sagte der Nachrichtenagentur AP, die Familie habe ihm mitgeteilt: «Ovidio ist am Leben und frei.» Weitere Details hatte González Meza nicht.

Joaquín «El Chapo» Guzmán war im Juli in den USA zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt worden. Der langjährige Anführer des berüchtigten Sinaloa-Kartells galt einst als der mächtigste Drogenbaron der Welt.

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