Weichenstellung in den USADie schrägsten Kandidaten und knappsten Wahl-Rennen
SDA
7.11.2022 - 23:55
Kurz erklärt: Zwischenwahlen in den USA
Kurz erklärt: Zwischenwahlen in den USA
07.11.2022
Am 8. November treten bei den Midterms äusserst unterschiedliche Kandidaten gegeneinander an. Welche Duelle es zu beachten gilt und welche Kandidaten besonders schillernd sind, erfährst du hier.
07.11.2022, 23:55
SDA/phi
Am 8. November stehen in den USA 435 Abgeordnete im Repräsentantenhauses, 35 Senatoren und 36 Gouverneure der Bundesstaaten zur Wahl. Darunter sind Rennen mit prominenten Köpfen, mit skurrilen Konstellationen und solche mit viel politischer Symbolkraft.
In dieser Kongresskammer werden alle zwei Jahre alle Sitze neu zur Wahl gestellt. Die Demokraten haben im Repräsentantenhaus aktuell eine kleine Mehrheit von acht Sitzen.
Alaska: Mary Peltola gegen Sarah Palin
Die 49-jährige Demokratin Peltola sorgte für viel Aufsehen als sie bei einer Nachwahl für den Abgeordneten-Sitz von Alaska im August Sarah Palin bezwang. Denn die 58 Jahre alte Republikanerin war einmal Gouverneurin des Bundesstaates und ist unter anderem als einstige Vizepräsidentschaftskandidatin eine der bekanntesten Politikerinnen Amerikas. Die grosse Frage ist nun, ob sich Peltola nur wenige Monate später noch einmal gegen Palin durchsetzen kann – sie tritt erneut gegen Palin und den Geschäftsmann Nick Begich an.
Michigan: Elissa Slotkin gegen Tom Barrett
Die heute 46-jährige Slotkin gehörte 2018 zu der Welle demokratischer Jungstars wie Alexandria Ocasio-Cortez, mit denen die Partei 2018 die Mehrheit im Abgeordnetenhaus zurückholte. In diesem Jahr steckt sie nach einem Neuzuschnitt ihres Wahlbezirks im Bundesstaat Michigan in einem engen Rennen gegen den 41 Jahre alten Republikaner Barrett. Slotkin wurde unter anderem von Liz Cheney unterstützt, einer prominenten Republikanerin, die in der Partei die Gallionsfigur der schmalen Opposition gegen Ex-Präsident Donald Trump ist.
Kalifornien: David Valadao gegen Rudy Salas
Der 45-jährige Valadao gehört zu den lediglich zehn Abgeordneten der Republikaner, die 2021 für die Amtsenthebung von Trump nach dem Sturm seiner Anhänger auf das Kapitol am 6. Januar stimmten. Und er ist einer von nur zweien davon, die für einen Sitz im nächsten Kongress im Rennen sind. Die anderen stellten sich nicht mehr zur Wiederwahl auf oder wurden in Vorwahlen von Trump-freundlicheren Kandidaten geschlagen. Herausforderer in dem neu zugeschnittenen Wahlkreis in Kalifornien ist der 45 Jahre alte Demokrat Rudy Salas, ein Abgeordneter im Parlament des Bundesstaats.
Washington: Dan Newhouse gegen Doug White
Der 67-jährige Newhouse, der zweite verbliebene Republikaner, der 2021 für das Trump-Impeachment stimmte, kann sich dagegen sicher in seinem Bezirk im Bundesstaat Washington fühlen. Sein demokratischer Herausforderer Doug White wird weit abgeschlagen gesehen.
Ohio: Marcy Kaptur gegen J.R. Majewski
Kaptur (76) hält ihren Sitz bereits seit 1983, der neu zugeschnittene Bezirk in Ohio hat nun aber mehr Wähler der Republikaner als bisher. Allerdings könnte Kaptur Glück mit ihrem Gegenkandidaten haben. Der 42 Jahre alte Republikaner J.R. Majewski ist ein Unterstützer Trumps, zweifelt immer noch das Ergebnis der Präsidentenwahl 2020 an und prahlt damit, dass er am 6. Januar am Kapitol gewesen sei. Majewski fiel auch damit auf, dass er es mit Aussagen zu seinem Militärdienst nicht so genau nahm: Wie sich herausstellte, war er mit der Air Force nicht in Afghanistan stationiert, sondern in Katar.
New Hampshire: Chris Pappas gegen Karoline Leavitt
Die Symbolkraft dieses Rennens in New Hampshire ist gross: Ein solider demokratischer Amtsinhaber gegen eine junge trumpistische Herausforderin. Pappas (42) stammt aus einer traditionsreichen Gastronomie-Familie, die für ihre frittierten Hähnchen-Filets berühmt ist. Der Harvard-Absolvent war erst Lokalpolitiker und sitzt seit 2019 für die Demokraten im Abgeordnetenhaus.
(25) war im Weissen Haus von Trump zeitweise Assistentin in der Presseabteilung und danach Sprecherin der Rechten Abgeordneten Elise Stefanik. Sie wiederholt Trumps Lüge von der angeblich gestohlenen Präsidentenwahl und wettert gegen die «radikale Agenda» der «machthungrigen Demokraten» sowie «unfaire Mainstream-Medien».
New York: Sean Patrick Maloney gegen Mike Lawler
Der 56-jährige Maloney, der im Apparat der Demokraten für Kongresswahlkämpfe zuständig ist, tritt im für die Partei recht freundlichen Bundesstaat New York an. Und doch gilt sein Rennen gegen die republikanischen Regionalpolitiker Lawler als knapp. Falls Maloney seinen Bezirk nicht gewinnen kann, wäre das ein schlechtes Zeichen für die Demokraten am Wahltag.
Senat
Bislang haben die Demokraten von US-Präsident Joe Biden ganz knapp die Kontrolle über die Kongresskammer, in der jeder Bundesstaat mit zwei Sitzen vertreten ist. Für beide Parteien stimmen jeweils 50 Senatoren, bei einer Patt-Situation entscheidet Vizepräsidentin Kamala Harris als Senatsvorsitzende.
Am 8. November wird über 14 aktuell von Demokraten gehaltene Sitze entschieden und über 21 Sitze republikanischer Senatoren. Viele Amtsinhaber auf beiden Seiten brauchen sich keine Sorgen machen. Das macht es bei gut einem halben Dutzend umkämpfter Sitze besonders spannend. Jedes einzelne dieser Rennen könnte über die künftige Mehrheit entscheiden.
Georgia: Raphael Warnock gegen Herschel Walker
Vor zwei Jahren war es der überraschende Gewinn der beiden Senatssitze in Georgia, der den Demokraten die knappe Kontrolle über die Kammer sicherte. Senatoren werden generell für jeweils sechs Jahre gewählt, aber einer der beiden, Raphael Warnock, muss sich jetzt noch einmal zur Wahl stellen, da er nur die Amtszeit eines früheren Senators abschloss.
Gegen den 53 Jahre alten Pastor Warnock schickten die Republikaner Herschel Walker ins Rennen, einen ebenfalls schwarzen 60 Jahren alten ehemaligen Football-Star. Falls im ersten Wahlgang kein Kandidat mindestens 50 Prozent erreichen sollte, wäre eine Stichwahl fällig.
Pennsylvania: John Fetterman gegen Mehmet Oz
Der 53 Jahre alte Demokrat Fetterman ist Vizegouverneur des Bundesstaates Pennsylvania und einstiger Bürgermeister einer Kleinstadt. Der 62 Jahre alte Republikaner Oz ist ein Chirurg, der als TV-Arzt Karriere machte. Fetterman hatte im Mai einen Schlaganfall. Beim einzigen TV-Duell der beiden Kandidaten redete er langsamer und versprach sich häufiger, während Oz das Tempo hochhielt. Der bisherige Amtsinhaber trat nicht zur Wahl an.
Arizona: Mark Kelly gegen Blake Masters
Kelly (58), ein ehemaliger Astronaut, holte für die Demokraten 2020 den Senatssitz in Arizona zum ersten Mal seit fast 60 Jahren. Da es der Platz des 2018 verstorbenen Senators John McCain war, muss er sich jetzt noch einmal zur Wiederwahl stellen. Unter anderem Ex-Präsident Barack Obama kam, um Wahlkampf zu machen. «Er ist der echte Top Gun», sagte Obama in Anspielung auf den Piloten-Film mit Tom Cruise. Der republikanische Gegenkandidat ist Blake Masters (36), ein Tech-Investor mit sehr konservativen Ansichten. Er ist ein Weggefährte des Internet-Milliardärs Peter Thiel, der Masters Wahlkampf unterstützte.
Ohio: Tim Ryan gegen J.D. Vance
Eine ähnliche Figur wie Masters tritt für die Republikaner auch in Ohio an. J.D. Vance (38) ist ebenfalls Tech-Investor, konservativ und Vertrauter von Thiel. Er ist allerdings obendrauf auch Autor des Buchs «Hillbilly Elegy», das die Krise des alten Amerika in Ohio beschreibt. Der Sitz in Ohio wird frei, weil sich der republikanische Amtsinhaber Rob Portman nicht zur Wiederwahl stellt. Für die Demokraten kämpft um den Platz Tim Ryan (49), der seit 2003 Kongressabgeordneter ist.
Gouverneure
Florida: Ron DeSantis gegen Charlie Crist
Amtsinhaber DeSantis (44) gilt als ein möglicher Anwärter auf die republikanische Präsidentschaftskandidatur im Jahr 2024 – und als jemand, der sich auch trauen könnte, parteiintern gegen Trump anzutreten. In der TV-Debatte stellte ihm der demokratische Gegenkandidat Charlie Crist (66) deshalb die Fangfrage, ob er den Wählern versprechen könne, die ganze Amtszeit als Gouverneur für sie da zu sein. DeSantis wich aus. Crist war bereits von 2007 bis 2011 Gouverneur von Florida – ins Amt kam er noch als Republikaner, seit 2012 ist er ein Demokrat. Prognosen sehen DeSantis deutlich vorn.
Michigan: Gretchen Whitmer gegen Tudor Dixon
Die Demokratin Whitmer (51) ist seit 2019 Gouverneurin von Michigan. Sie war in der engeren Auswahl, bei der Wahl 2020 Bidens Kandidatin für die Vizepräsidentschaft zu werden. Die Republikaner werfen Whitmer unter anderem vor, mit Corona-Massnahmen der Wirtschaft geschadet zu haben. Gegen sie tritt die 45-jährige Tudor Dixon an, die von Trump unterstützt wird und dessen Positionen teilt.
Pennsylvania: Josh Shapiro gegen Doug Mastriano
Mastriano (58) ist glühender Trump-Unterstützer. Der Republikaner hat sich in der Vergangenheit gegen Massnahmen gegen die Corona-Pandemie ausgesprochen und ist strikter Abtreibungsgegner. Er ist seit 2019 Senator in Pennsylvania und verbreitet Trumps Lüge von der gestohlenen Wahl. Shapiro (49) ist aktuell der Generalstaatsanwalt von Pennsylvania. Der Demokrat konzentriert sich in seiner Kampagne unter anderem auf den Schutz der Demokratie. Er hat gute Chancen, das Rennen in Pennsylvania zu gewinnen.
Arizona: Kari Lake gegen Katie Hobbs
Lake (53) ist eine Rechtsaussen-Kandidatin der Republikaner. Die von Trump unterstützte einstige TV-Moderatorin führte in der Corona-Krise Proteste gegen Vorgaben zum Tragen von Masken an und warf den Demokraten eine «dämonische Agenda» vor.
Die Demokratin Katie Hobbs (52) war in der Regierung des Bundesstaates für die von Trump und seinen Anhängern angefochtene Auszählung der Stimmen bei der Präsidentenwahl 2020 zuständig. Der republikanische Amtsinhaber Doug Ducey kann wegen einer Amtszeit-Begrenzung nicht mehr antreten.
Texas: Greg Abbott gegen Beto O'Rourke
Der 50-jährige O'Rourke gilt seit Jahren als aufsteigender Star der Demokraten, hat es bisher aber nur zum Kongressabgeordneten gebracht. Er unterlag 2018 Ted Cruz bei der Senatswahl in Texas, schied 2019 aus dem Rennen um die Präsidentschaftskandidatur der Demokraten aus und liegt jetzt im Umfragen deutlich hinter Amtsinhaber Greg Abbott. Der 64-jährige Republikaner sorgte unter anderem für Schlagzeilen, als er Migranten aus dem Bundesstaat in Bussen herauskarren liess.
Ukraine: Russland setzt Interkontinentalrakete ein
Russland hat im Angriffskrieg gegen die Ukraine nach Angaben aus Kiew erstmals eine Interkontinentalrakete eingesetzt und damit offenbar auf Angriffe gegen eigene Gebiete reagiert. Hier Archivaufnahmen von einem Test mit einer russischen Interkontinentalrakete. Ziel sei die zentralukrainische Stadt Dnipro gewesen, meldete das ukrainische Medienportal Ukrainska Pravda unter Berufung auf anonyme Quellen am Donnerstag.
Ex-Bundeskanzlerin Angela Merkel hat in ihrer Amtszeit versucht, den Wunsch der Ukraine nach einem schnellen Nato-Beitritt auszubremsen. Sie befürchtete eine militärische Antwort Russlands. Das berichtet die 70-jährige Christdemokratin in ihren am Dienstag erscheinenden Memoiren mit dem programmatischen Titel «Freiheit», aus denen die «Zeit» vorab einen Auszug veröffentlicht hat.
21.11.2024
Selenskyj lässt Raum für zeitweise Gebietsabtretungen
Nach 1.000 Tagen Krieg in der Ukraine ist kein Ende in Sicht. Nun hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj Raum für eine zeitweilige russische Kontrolle über ukrainische Gebiete gelassen.
Im Parlament sagte Selenskyj: «Vielleicht muss die Ukraine jemanden in Moskau überleben, um ihre Ziele zu erreichen und das gesamte Staatsgebiet wieder herzustellen.»
20.11.2024
Ukraine: Russland setzt Interkontinentalrakete ein