Finanziert von TeheranDie libanesische Hisbollah – Irans treuer Verbündeter
sda/tgab
14.10.2023
Die Hisbollah und Israel lieferten sich in den letzten Tagen mehrere kleine Gefechte. Experten glauben nicht an eine Eskalation, doch viele Menschen im Süden des Libanons sind bereits geflohen.
sda/tgab
14.10.2023, 07:30
14.10.2023, 08:10
Gabriela Beck
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
Als Antwort auf die israelische Invasion im Libanon wurde 1982 die Schiitenorganisation Hisbollah gegründet.
Sie gilt als weitaus mächtiger als die Hamas, mit besser ausgebildeten Kämpfern und einem grossen Arsenal an Raketen und Kampfdrohnen.
Heute ist sie im Libanon auch im Parlament vertreten.
Von der Europäischen Union wird der militärische Zweig als Terrororganisation eingestuft.
In den vergangenen Tagen hatte es nach dem Angriff der im Gazastreifen herrschenden Hamas in Israel mehrere kleine Gefechte zwischen der mit den Islamisten verbündeten Hisbollah und dem israelischen Militär gegeben. Aus Furcht vor einer Eskalation sind bereits viele Menschen im Süden des Libanons geflohen.
US-Geheimdienste haben eine militärische Eskalation zwischen der schiitischen Miliz Hisbollah im Libanon und dem israelischen Militär noch zu Beginn des Jahres als «unwahrscheinlich» eingeschätzt.
Das berichtete die «Washington Post» am Donnerstagabend (Ortszeit) unter Berufung auf ein ihr vorliegendes Geheimdienstdokument aus dem Februar. Selbst in Zeiten erhöhter Spannungen hätten beide Seiten in der Vergangenheit das Ziel verfolgt, «Stärke zu demonstrieren und gleichzeitig eine Eskalation zu vermeiden», hiess es.
Hisbollah kann Hamas nicht in Schach halten
Dazu gehöre, dass Israel Raketen auf unbewohnte Gebiete im Libanon abfeuere oder dass die Hisbollah israelische Drohnen abschiesse. Solche Aktionen seien zwar provokativ, zielten aber nicht darauf ab, einen grösseren Konflikt auszulösen.
Es gebe jedoch Faktoren, die diesen Zustand gefährden könnten, hiess es weiter. Darunter falle die «Unfähigkeit der Hisbollah», militante palästinensische Gruppen wie die Hamas, die auch im Libanon aktiv ist, in Schach zu halten.
Im Grossen und Ganzen stimme er der Einschätzung der US-Geheimdienste auch nach dem Angriff der Hamas noch zu, sagte der Terrorismus-Experte Matthew Levitt vom Washington-Institut für Nahostpolitik der Zeitung.
Doch es sei bereits sichtbar, dass die mit dem jüdischen Staat verfeindete Hisbollah nun versuche, «die Spielregeln zu ändern». Die Miliz werde die mangelnde Aufmerksamkeit des israelischen Militärs ausnutzen, es werde immer wieder zu kleineren Vorfällen an der Grenze zwischen beiden Staaten kommen
Die Schiitenorganisation Hisbollah (Partei Gottes) entstand 1982 mit iranischer Unterstützung als Antwort auf die israelische Invasion im Libanon. Seitdem kämpft sie politisch, aber auch mit Gewalt gegen Israel. Der Bürgerkrieg, der den Libanon bis heute prägt, dauerte bis Anfang der Neunzigerjahre. Verheerende Anschläge und Entführungen während der Zeit gehen auf das Konto der Hisbollah.
Die Gruppe ist in dem multikonfessionellen Land am Mittelmeer auch im Parlament vertreten. Finanziert wird sie hauptsächlich aus Teheran. Die Hisbollah engagiert sich karitativ, besitzt aber auch einen militärischen Arm, dem nach Schätzungen mehrere tausend Kämpfer angehören. Dieser wird von der Europäischen Union als Terrororganisation eingestuft.
Die Hisbollah gilt als weitaus mächtiger als die Hamas
Neben einer besseren Ausbildung ihrer Kämpfer verfügt die schiitische Organisation über ein grosses Arsenal an Raketen und Kampfdrohnen. Ihr Einfluss reicht tief in den von Krisen gelähmten libanesischen Staat, mit dem sich Israel offiziell im Kriegszustand befindet.
Die Organisation kontrolliert vor allem den Süden an der Grenze zu Israel, von Schiiten bewohnte Viertel der Hauptstadt Beirut sowie die Bekaa-Ebene im Norden des Landes. Unter Generalsekretär Hassan Nasrallah hat sie in der Vergangenheit mit Unterstützung aus Teheran ihren Einfluss stetig ausgebaut.
An der Hisbollah gibt es im Libanon aber auch scharfe Kritik. Viele Libanesen waren etwa entsetzt über Anschuldigungen, die Hisbollah habe den ehemaligen Hoffnungsträger und Premierminister Rafik Hariri umgebracht. Kritiker sagen ausserdem, die Gruppe zielt auf einen Wandel der westlich geprägten Identität vieler Libanesen.