DeutschlandDeutscher Bürgermeister für Florenz? Museumschef will ins Rathaus
SDA
7.4.2024 - 13:36
ARCHIV - Eike Schmidt geht als Unabhängiger mit einer sogenannten Bürgerliste ins Rennen. Foto: Luca Bruno/AP/dpa
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Für viele ist Florenz die schönste Stadt Italiens – demnächst könnte dort ein deutscher Bürgermeister das Sagen haben. Der langjährige Direktor des Uffizien-Museums, Eike Schmidt, gab am Wochenende bekannt, in der Toskana-Metropole auf den Chefsessel im Rathaus wechseln zu wollen. Der 56-Jährige kandidiert ohne Parteibuch. Er hat aber die Unterstützung des Mitte-Rechts-Lagers, das in Rom mit Ministerpräsidentin Giorgia Meloni an der Regierung ist. Die Wahl findet im Juni zeitgleich mit den Europawahlen statt.
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07.04.2024, 13:36
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Derzeit wird Florenz mit seinen knapp 380 000 Einwohnern von der Linken regiert. Vieles deutet aber darauf hin, dass es zu einem Wechsel kommen könnte. Möglich ist die Kandidatur, weil Schmidt mit einer Italienerin verheiratet ist und dadurch seit einigen Monaten auch einen italienischen Pass hat.
Bis Ende vergangenen Jahres war der gebürtige Freiburger Direktor der Uffizien, mit fünf Millionen Besuchern pro Jahr eines der bekanntesten Museen der Welt. Für seine Arbeit bekam er über die Parteigrenzen hinweg viel Lob. Er gilt auch als bestens vernetzt. Nach zwei Amtszeiten wurde der Vertrag aber nicht mehr verlängert, was in Italiens Kulturinstitutionen bei solch wichtigen Posten auch äusserst ungewöhnlich wäre. Daraufhin wechselte der studierte Kunsthistoriker in gleicher Funktion ans Nationalmuseum Capodimonte nach Neapel.
Allerdings wurde schon vor seinem Abgang darüber spekuliert, dass dies nur ein Abschied auf Zeit sein könnte: Schmidt liebäugelte sehr offen mit einem Wechsel in die Politik. Nun machte er die Kandidatur für den Bürgermeisterposten offiziell. «Ich möchte der Stadt zurückgeben, was sie mir gegeben hat», sagte der studierte Kunsthistoriker. Damit schaffte er es am Wochenende landesweit in die Schlagzeilen: In Italien stand noch nie ein Deutscher an der Spitze einer so grossen Stadt. Vom Posten in Neapel will er sich für die Zeit des Wahlkampfs beurlauben lassen.
Offiziell geht Schmidt als Unabhängiger mit einer sogenannten Bürgerliste ins Rennen. Trotzdem ist klar, dass er der Kandidat des Meloni-Lagers ist. Die drei römischen Regierungsparteien – Fratelli d'Italia (Brüder Italiens), Lega und Forza Italia – versicherten ihm geschlossen ihre Unterstützung. Der rechte Kulturminister Gennaro Sangiuiliano erklärte, ein Bürgermeister Schmidt in Florenz wäre die Verkörperung eines «europäischen Bürgers». Die Hoffnung von Mitte-Rechts liegt darin, mit einem gemässigten Kandidaten die traditionell eher linke Stadt erobern zu können. Für Meloni wäre dies ein Triumph.
Dabei könnte Schmidt zugutekommen, dass die italienische Linke – wie so oft – auch in Florenz sehr mit sich selbst beschäftigt ist. Der sozialdemokratische Amtsinhaber Dario Nardella darf nach zwei Amtszeiten nicht mehr kandidieren. Vom bisher regierenden Partito Democratico (PD) gibt es aktuell zwei konkurrierende Bewerberinnen. Zudem sind weitere Kandidaturen angemeldet. Mitte-Rechts steht dagegen ziemlich einig hinter Schmidt – auch wenn in Melonis Partei manchen aufstösst, dass sich der Museumsdirektor als «Anti-Faschist» bezeichnet. Die Fratelli haben ihre Ursprünge in der postfaschistischen Bewegung.
Schmidt lebt mit seiner Frau bis heute in Florenz, wo er bereits seit den 1990er Jahren verwurzelt ist. Seine Promotion schrieb der Kunsthistoriker über die Elfenbein-Skulpturen der Medici, der bekanntesten Herrscherfamilie der Stadt. Zu seinen früheren Stationen gehören auch Museen in Washington und Los Angeles. An der Humboldt-Universität in Berlin hat er eine Honorarprofessur.
Trotz aller Bewunderung ist Florenz heute auch eine Stadt mit erheblichen Problemen. Dazu gehört insbesondere der Massentourismus mit alljährlich mehr als fünf Millionen Besuchern aus aller Welt. Schmidt kündigte bereits an, als Bürgermeister mehr gegen den überbordenden Touristenstrom unternehmen zu wollen. Als weitere Ziele nannte er mehr Sicherheit in den Strassen und weniger Bürokratie.
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