F-16 Jets für die UkraineDer «Kämpfende Falke» kann viel, hat aber auch Schwächen
AFP/dpa/gbi/uri
29.5.2023
F-16-Kampfjets für die Ukraine: Laut USA keine «Wunderwaffen»
Die USA haben der Ukraine Kampfjets vom Typ F-16 in Aussischt gestellt, die Ukraine reagiert euphorisch. Doch nach Worten von US-Generalstabschef Mark Milley sind die Jets keine «Wunderwaffen».
26.05.2023
Westliche Staaten wollen Kiew einen grossen Wunsch erfüllen: Nach langem Zögern haben sie der Ukraine die Lieferung von US-Kampfjets des Typs F-16 zugesagt. Das musst du über diesen Flieger wissen.
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29.05.2023, 17:43
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Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
Der Westen will der Ukraine Kampfflugzeuge vom Typ F-16 «Fighting Falcon» liefern.
Das relativ kostengünstige Flugzeug wurde bereits in den 1970er-Jahren entwickelt.
Die wendige Maschine ist der am meisten verbreitete Kampfjet der Welt.
Nicht zuletzt die grosse Verfügbarkeit macht die F-16 für die Ukraine so interessant.
Kiew benötigt nach eigenen Aussagen 48 Maschinen des Typs, um die russischen Truppen aus dem Land zu vertreiben.
Der «Fighting Falcon» hat aber auch einige Nachteile für die Ukraine: Die Ausbildung von Piloten und Wartungspersonal benötigt noch Zeit.
Ausserdem braucht die F-16 relativ lange und gut erhaltene Startbahnen.
Die «Kampfjet-Koalition» für die Ukraine nimmt Gestalt an: Polen, die Niederlande, Dänemark, Belgien und Grossbritannien wollen ukrainische Piloten ausbilden – und könnten in einem zweiten Schritt Kampfflugzeuge an Kiew liefern, wie die Verteidigungsminister der EU-Länder am Dienstag in Brüssel bestätigten.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte seit Monaten um diese Zusagen geworben. Die F-16 des US-Rüstungskonzerns Lockheed Martin wird von 25 Staaten eingesetzt und ist das am meisten verbreitete Kampfflugzeug der Welt. Eine Lieferung an die Ukraine wäre aber mit einigen Schwierigkeiten verbunden.
Erster «Falke» startete 1979
Entwickelt wurde die F-16 in den 1970er-Jahren als wendiger, vergleichsweise kostengünstiger und vielfältig einsetzbarer Kampfjet. Damals schlossen die USA eine Vereinbarung mit den NATO-Partnern Belgien, Dänemark, Norwegen und den Niederlanden zur Produktion des Kampfjets.
Die erste F-16-Maschine wurde 1979 an die US-Luftwaffe ausgeliefert. Die F-16 trägt den offiziellen Spitznamen «Fighting Falcon» (Kämpfender Falke), sie ist aber auch als «Viper» bekannt.
Die USA setzten die F-16 unter anderem im Irak-Krieg 1991 sowie bei den Militäreinsätzen in Afghanistan ab 2001 und im Irak ab 2003 ein.
Bis zu 2400 km/h schnell
Der einstrahlige Kampfjet, den es in Versionen mit einem Sitz oder zwei Sitzen gibt, hat eine Länge von knapp 15 Metern und eine Flügelspannweite von knapp zehn Metern. Er ist mit einer 20-mm-Kanone mit mehreren Läufen bewaffnet und kann mit Luft-Luft-Raketen und Bomben ausgestattet werden.
Nach Angaben der US-Luftwaffe erreicht die F-16 eine maximale Geschwindigkeit von mehr als 2400 Kilometern pro Stunde und kann mehr als 860 Kilometer entfernt liegende Ziele anfliegen, ihre Raketen abfeuern und zum Startpunkt zurückkehren.
Ein Exportschlager
Nach Angaben von Lockheed Martin wurden mehr als 4500 F-16 gebaut. Zu den Abnehmern gehören neben den ursprünglichen Projektpartnern Belgien, Dänemark, Norwegen und den Niederlanden unter anderem auch Ägypten, Chile, Israel, Polen, Südkorea, Taiwan und die Türkei.
Weltweit im Einsatz waren im vergangenen Jahr laut der spezialisierten Website FlightGlobal mehr als 2200 Exemplare der F-16. Der «Kämpfende Falke» ist damit der mit Abstand am weitesten verbreitete Kampfjet der Welt und macht 15 Prozent der weltweiten Kampfjet-Flotte aus.
Insbesondere wegen dieser grossen Verfügbarkeit steht die F-16 im Zentrum der Debatten um Lieferungen an die Ukraine. Unter anderem die Niederlande könnten F-16 an die Ukraine abgeben.
Grosse Hoffnungen der Ukrainer
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj setzt grosse Hoffnungen in die F-16. Er geht davon aus, dass sich mit F-16 die Zahl erfolgreicher russischer Raketen- und Drohnenangriffe deutlich reduzieren lassen könnte. Dazu würden die Jets im Verbund mit bodengestützten Flugabwehrsystemen eingesetzt. Zudem will die Ukraine westliche Kampfjets, um sie bei Offensiven gegen die russischen Angreifer zur Unterstützung der Bodentruppen einzusetzen.
Nach Angaben des ukrainischen Verteidigungsministeriums benötigt man 48 Maschinen des Typs: «Vier Geschwader von F-16 (48 Flugzeuge) sind genau das, was wir brauchen, um unser Land von dem Aggressor zu befreien», twitterte das Ministerium am 26. Mai 2023.
4 squadrons of F16s (48 aircraft) are exactly what we need to liberate our country from the aggressor. pic.twitter.com/TvqUNeDBOd
Es gibt aber auch einige Hindernisse. Die Umschulung der an sowjetischen Kampfjets ausgebildeten ukrainischen Piloten dürfte Monate in Anspruch nehmen. Expert*innen verweisen zudem darauf, dass die Ausbildung von technischem Personal zur Wartung der F-16 noch länger dauern könnte.
Kampfjets sind sehr teuer, dasselbe gilt für ihre Wartung und ihre Bewaffnung. Ausserdem braucht die F-16 relativ lange und gut erhaltene Startbahnen und könnte Schwierigkeiten auf alten Bahnen der Ukraine aus Sowjetzeit haben, wie das Politikinstitut Rand Corporation hervorhebt.
Umstritten ist zudem, wie sehr westliche Kampfjets der Ukraine wirklich helfen können. Einige Expert*innen argumentieren, dass die fortgeschrittenen Luftabwehrsysteme der Ukraine und Russlands die Möglichkeiten von Kampfjets beider Länder ohnehin erheblich einschränken, wie der wissenschaftliche Dienst des US-Kongresses im März schrieb.
Auf der anderen Seite argumentieren Befürworter*innen von Kampfjet-Lieferungen, westliche Kampfjets könnten der Ukraine durchaus helfen. Eingesetzt werden könnten die F-16 beim Kampf um die Lufthoheit über der Ukraine, bei der Abwehr russischer Angriffe, beim Vorgehen gegen russische Stellungen und bei der Unterstützung von Bodentruppen.