USA frieren Werte ein Den Taliban gehen die Dollars aus

Von Lukas Meyer

19.8.2021

Der afghanische Staat steht finanziell auf tönernen Füssen – und die Taliban kommen nicht an die Reserven der Zentralbank. Die Islamisten verfügen zwar über eigene Mittel, doch ist unklar, wie weit diese reichen.

Von Lukas Meyer

Wie steht es um den Staatshaushalt von Afghanistan? Das Land ist abhängig von Dollar-Lieferungen aus dem Ausland, doch die wurden gestoppt. Zudem soll Präsident Aschraf Ghani mit 169 Millionen Dollar in die Vereinigten Arabischen Emirate geflohen sein. Dies wirft ihm der afghanische Botschafter in Tadschikistan vor.

Zentralbankchef Ajmal Ahmady berichtete auf Twitter von seiner Flucht aus dem Land – und vom afghanischen Geld. Die Taliban kämen nur an 0,1 bis 0,2 Prozent der internationalen Reserven der afghanischen Zentralbank ran, meint er. Diese hätten insgesamt einen Wert von rund neun Milliarden Dollar. Die Goldvorräte im Wert von 1,25 Milliarden Dollar etwa lagerten bei der Zentralbank in New York.

Die US-Regierung und der Internationale Währungsfonds (IWF) haben bereits alle Gelder eingefroren. Die lokale Währung, der Afghani, könnte so schnell an Wert verlieren – er ist diese Woche bereits auf ein Rekordtief gestürzt. Der Mangel an US-Dollar könnte auch zu Kapitalkontrollen und einer Begrenzung von Abhebungen führen.

Die Rolle von China

Für die Taliban werde es schwierig, auf legalem Weg an Dollar zu kommen, zitiert der «Spiegel» eine Expertin. Das Defizit des afghanischen Staates wurde lange vor allem durch Aufbauhilfen aus dem Westen gedeckt, aber damit sei es nun vorbei. Die internationalen Hilfsgelder dürften nun auch als Druckmittel gegenüber den Taliban eingesetzt werden.

China könnte in die Lücke springen. Das Land hat Interesse daran, Afghanistan als Transitkorridor und Rohstofflieferant zu nutzen. Unternehmen haben sich bereits Förderrechte gesichert, die Projekte aufgrund von Sicherheitsbedenken noch nicht gestartet.

Taliban verdienen mit Drogen und Rohstoffen

Die Taliban sind schon seit Langem mit US-Sanktionen belegt, die ihnen den Zugang zum internationalen Finanzmarkt erschweren. Doch sie haben auch eigenes Geld: Sie nehmen jährlich 1,6 Milliarden Dollar ein, vor allem aus illegalen Aktivitäten, berichtet der «Tages-Anzeiger». Wie die Taliban ihr Geld verwalten – ob sie das internationale Bankensystem nutzen oder Barvermögen anhäufen –, sei unklar.

Je ein Viertel davon kommt aus dem Handel mit Drogen und mit Rohstoffen, der Rest aus Steuern, Exporten und Spenden. Afghanistan produziert über 80 Prozent des weltweit gehandelten Opiums. Die Taliban kontrollieren Anbau und Handel, doch viele weitere Personen verdienen daran mit.

Das Land ist auch reich an Rohstoffen, und bereits vor der Machtübernahme haben die Taliban 40 Prozent der Minen kontrolliert. Vor allem der Abbau von Lithium, das etwa für Batterien von Elektroautos gebraucht wird, könnte lukrativ sein.