Milliardenprojekt in der UkraineDarum steht ein Luxus-Skigebiet im Zentrum von Fake News
twei
21.11.2024
Ein Luxus-Skigebiet für 1,5 Milliarden US-Dollar – und bezahlt vom ukrainischen Staat mitten im Krieg? Nachrichten zum Goro Mountain Resort schlugen im Netz hohe Wellen. Doch es handelt sich um Fake News.
twei
21.11.2024, 21:08
21.11.2024, 21:18
Julian Weinberger
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
In der Westukraine soll in den nächsten 15 Jahren das Goro Mountain Resort entstehen. Das Luxus-Skigebiet wird wohl 1,5 Milliarden US-Dollar verschlingen.
Zuletzt verbreiteten prorussische Kanäle, der ukrainische Staat würde das XXL-Bauvorhaben finanzieren – eine Fake News, wie mittlerweile klar ist.
Das Projekt verantworten die private ukrainische Unternehmensgruppe OKKO Group und eine Reihe von Investoren. Der Staat unterstützt lediglich mittels Steuererleichterungen.
41 Skipisten auf 1200 Hektar, 74 Pistenkilometer und ein riesiges Touristenareal mit 25 Hotels und zahlreichen Wellness-Anlagen und Restaurants: Das Goro Mountain Resort ist zweifelsohne ein XXL-Bauprojekt. Es soll in den nächsten 15 Jahren auf dem Gebiet der Siedlungsgemeinde Slawsko am Fusse des Vysokyi Verkh-Gebirges in der Westukraine errichtet werden.
Dass das ambitionierte Bauvorhaben aktuell die Gemüter erhitzt, liegt aber nicht etwa am jüngst vollzogenen Baustart oder an der gigantisch hohen Investitionssumme von 1,5 Milliarden US-Dollar. Vielmehr machen seit geraumer Zeit Nachrichten auf prorussischen Kanälen die Runde, in denen behauptet wird, das Luxus-Skigebiet werde von der ukrainischen Regierung finanziert.
Doch wie unter anderem «20min» berichtet, handelt es sich dabei um gezielt gestreute Falschinformationen, die russische Propaganda untermauern sollen. Tatsächlich ist das Goro Mountain Resort nicht staatsfinanziert, sondern wird von der privaten ukrainischen Unternehmensgruppe OKKO Group verantwortet. Diese versteht sich als «alleiniger Eigentümer, Hauptinvestor, Hauptentwickler, Entwickler und Betreiber».
Sprecher stellt klar: «Der Staat ist nicht beteiligt»
Ein Drittel der Investitionssumme entspringt direkt der Kasse der Okko Group, den Rest steuern «andere Investoren» bei, die das Unternehmen allerdings nicht namentlich nennen wollte. Oleksandr Tkachenko von GORO Development betonte indes gegenüber «20min»: «Der ukrainische Staat ist daran nicht beteiligt.» Gleichwohl wolle man mit dem Bauvorhaben zum «Wiederaufbau» des Landes und der «Zukunft der Ukraine» beitragen.
An Ersterem scheinen prorussisch-gesinnte Kanäle kein Interesse zu haben. Nicht nur auf der Plattform X wird die Falschbehauptung immer wieder von prorussischen Accounts aufgegriffen, auch Landesgruppen der AfD teilten die Meldungen. Dazu schaffen Blogs und andere Portale, die schon in der Vergangenheit propagandistische Inhalte vervielfältigten, den Nährboden für das anti-ukrainische Narrativ.
Derlei Falschbehauptungen werden seit Beginn des Ukraine-Krieges lanciert, um das Land zu diskreditieren. Immer wieder wurde etwa behauptet, Hilfsgelder aus dem Ausland würden für Tourismusprojekte missbraucht.
Ukrainischer Staat hilft mit Steuererleichterungen
Ähnlich gelagert ist auch der Fall des Goro Mountain Resorts – wenngleich hier eine Differenzierung nötig ist. Zwar fördert der ukrainische Staat das Bauvorhaben nicht finanziell, greift dem Projekt aber durch die «Investment-Nanny»-Initiative unter die Arme.
Diese Initiative sieht laut «Interfax-Ukraine» staatliche Hilfe für Investitionsprojekte in Form von «Befreiung von bestimmten Steuern und Abgaben insbesondere beim Import neuer Geräte vor und erleichtert den Investoren die Versorgung mit Grundstücken und der notwendigen Infrastruktur».
Baustart war bereits für 2019 vorgesehen
Ukrainische Medien wie der «Kiew Independent» berichteten schon vor acht Jahren über die Ankündigung des Goro Mountain Resorts – also lange vor Kriegsausbruch im Februar 2022. Ein zunächst anvisierter Baustart 2019 scheiterte aber, auch spätere Versuche wurden immer wieder nach hinten verschoben.
Als Anfang 2022 endlich «ungelöste Landfragen» geklärt schienen und es anmutete, als sei der Weg zum Baustart der Ski-Infrastruktur frei, fiel Russland in die Ukraine ein.
Nun, mit weiteren knapp zwei Jahren Verzögerung kann es in der Westukraine losgehen. Erste Buchungen für Hotelzimmer sind laut der offiziellen Website bereits ab Februar 2025 möglich. Bei der Umsetzung des Projekts vertraut die OKKO Group unter anderem auch Unternehmen aus Europa wie der Doppelmayr Gruppe, zu der auch der Schweizer Seilbahn-Experte Garaventa zählt.