USA liefern der Ukraine umstrittene Streumunition
Die USA liefern der Ukraine im Krieg gegen Russland trotz Bedenken der westlichen Verbündeten umstrittene Streumunition. Die von vielen Ländern geächtete Munition ist Teil eines neuen Rüstungspakets für die Ukraine.
08.07.2023
Die USA liefern Kiew Streumunition, um die Gegenoffensive zu unterstützen. Doch der Waffentyp ist umstritten und wird von vielen Staaten geächtet. Die Antworten auf die wichtigsten Fragen.
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
- Washington schickt Kiew Streumunition, um die Gegenoffensive zu unterstützen.
- Die Meldung hat für Aufsehen gesorgt. Nicht zuletzt, weil diese Munitionsart international geächtet wird.
- Russland bezeichnete die angekündigte US-Lieferung von Streumunition an die Ukraine als weitere Eskalation im Krieg.
Die USA will der Ukraine Streumunition liefern, um sich gegen Russland verteidigen zu können. Die Meldung aus Washington hat am Freitagabend Aufsehen und Kritik hervorgerufen. Warum die USA nach anfänglichem Zögern nun doch die Streubomben liefert, warum diese für die Ukraine wichtig sind und weshalb deren Einsatz in der Kritik steht, liest du in den Antworten auf die wichtigsten Fragen.
Wie funktionieren Streubomben?
Streubomben oder Streumunition sind Raketen und Bomben, die in der Luft über dem Angriffsziel bersten. Dabei verstreuen sie weitere viele kleine Sprengkörper – die sogenannte Submunition. Ziel ist eine möglichst breite Fläche zu bombardieren.
Was macht Streubomben so gefährlich?
Diese Art Munitionstyp wird besonders kritisiert, weil ein erheblicher Prozentsatz der Sprengkörper nicht detoniert, sondern als Blindgänger vor Ort verbleibt. Gemäss dem Internationalen Komitee des Roten Kreuzes (IKRK) produzieren einige Streubomben-Arten bis zu 40 Prozent Blindgänger. Dadurch bleiben sie auch nach unmittelbarem Abschuss für die Zivilisten eine grosse Gefahr.
Die US-Vertreter versprachen jedoch, Streumunition an die Ukraine zu liefern, die eine Blindgänger-Rate von unter drei Prozent habe.
Wo sind sie verboten und wo nicht?
2010 haben die meisten europäischen Länder im Rahmen des Oslo-Übereinkommens den Einsatz und Transport, die Produktion und Lagerung von Streubomben verboten. Umgangssprachlich wird das Übereinkommen auch «Streubomben-Konvention» genannt und ist seit 2010 in Kraft. Insgesamt unterzeichneten 110 Staaten das Abkommen.
Russland wie auch die Ukraine und die USA und die EU-Staaten Polen, Finnland, Griechenland, Rumänien, Estland und Lettland sowie mehrere Staaten des westlichen Balkans haben das Abkommen bisher nicht ratifiziert.
Warum sind sie wichtig für die Ukraine?
Seit knapp drei Wochen läuft die ukrainische Gegenoffensive. Medienberichten zufolge hoffe die Ukraine darauf, mit der Streumunition russische Linien zu durchbrechen. Gemäss Militär-Experten sei dies durchaus realistisch. Im Süden der Ukraine hätte die russische Armee vier Verteidigungslinien mit Schützengräben aufgebaut, die mit Streumunition effektiv durchbrochen werden könnten.
Warum liefern die USA genau jetzt die Streumunition?
Der Ukraine soll die Artilleriemunition ausgehen Weder die USA noch Europa können ausreichend Naschschub liefern. US-Präsident Joe Biden bezeichnete die Lieferung am Freitagabend im Interview mit dem Nachrichtensender CNN als Übergangslösung. Gemäss US-Verteidigungsministerium haben die USA noch 4,7 Millionen Stück Streumunition an Lager. Demnach dürfte die Entscheidung eine logistische anstatt einer moralischen Entscheidung gewesen sein.
Wie hat Russland darauf reagiert?
Russland bezeichnete die angekündigte US-Lieferung von Streumunition an die Ukraine als weitere Eskalation im Krieg. «Washington erhöht seinen Einsatz in dem Konflikt weiter», sagte der russische Botschafter in den USA, Anatoli Antonow, laut dem Aussenministerium in Moskau in der Nacht zum Samstag. Auch ohne die Streumunition seien die USA tief in den Konflikt verstrickt und brächten «die Menschheit näher an einem neuen Weltkrieg». Der Einsatz von Streumunition wird nach Darstellung Antonows die Zahl der Kriegsopfer erhöhen und den «Todeskampf des Kiewer Regimes» nur verlängern.
* Mit Material der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.