Bild für die Ewigkeit Warum sein Polizeifoto Trump noch lange überdauern wird

AP/toko

26.8.2023 - 00:00

Trumps Polizeifoto im Vergleich: Wow, dieser Blick! Nein, wir meinen den Gangster links

Trumps Polizeifoto im Vergleich: Wow, dieser Blick! Nein, wir meinen den Gangster links

Der Mann links legte seinerzeit die Latte bereits sehr hoch, was den ästhetischen Anspruch an einen gelungenen Mugshot angeht. Kein Wunder, hat Trump für sein Polizeifoto einen ganz anderen Ausdruck gewählt.

25.08.2023

Ein Ex-Präsident vor einer Gefängniskamera, das hat es noch nicht gegeben. Das bereits jetzt ikonographische Foto aus Georgia könnte das Urteil künftiger Generationen über Trumps Wirken prägen.

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Das Polizeifoto des ehemaligen US-Präsidenten ist in vielfacher Hinsicht historisch.
  • Zum ersten Mal stellt sich ein ehemaliger US-Präsident in einem Gefängnis.
  • Die Insignien der Macht sind für den Moment verschwunden.
  • «Es wird für immer Teil der Ikonographie des Lebens in dieser Zeit sein», sagt Marty Kaplan, Professor an der University of Southern California Annenberg School of Communications.

Eine Kamera klickt. Im Bruchteil einer Sekunde öffnet und schliesst sich der Verschluss und friert die Szene für immer ein. Am Donnerstag (Ortszeit) wird in einem Gefängnis in der Innenstadt von Atlanta ein historischer Moment festgehalten. Zum ersten Mal in der Geschichte stellt sich ein ehemaliger US-Präsident in einem Gefängnis und wird in einem Bild verewigt, das man sonst eher mit Drogendealern oder betrunkenen Autofahrern in Verbindung bringt. Die Insignien der Macht, sie sind für den Bruchteil einer Sekunde verschwunden. Es bleibt ein Foto, das noch lange nach Donald Trumps Ableben in den Geschichtsbüchern abgebildet sein wird.

Dieses vom Fulton County Sheriff's Office in Atlanta zur Verfügung gestellte Foto zeigt Donald Trump, nachdem er sich im Fulton County Jail in Atlanta gestellt hat. 
Dieses vom Fulton County Sheriff's Office in Atlanta zur Verfügung gestellte Foto zeigt Donald Trump, nachdem er sich im Fulton County Jail in Atlanta gestellt hat. 
Uncredited/Fulton County Sheriff's Office/AP/dpa

Als würde er durch die Linse seinen Erzfeind anstarren

«Es wird für immer Teil der Ikonographie des Lebens in dieser Zeit sein», sagt Marty Kaplan, Professor an der University of Southern California Annenberg School of Communications. Auf dem Foto steht Trump vor einem unscheinbaren grauen Hintergrund vor der Kamera, seine Augen blicken intensiv in die Linse. Er trägt einen marineblauen Anzug, ein weisses Hemd und eine rote Krawatte, seine Schultern sind gekrümmt, sein Kopf ist leicht in Richtung der Kamera geneigt.

Über seiner rechten Schulter ist das Logo des Sheriffbüros digital hinzugefügt worden. Einige der 18 anderen, die mit ihm in Georgia angeklagt sind, haben auf ihren Polizeifotos gelächelt, als würden sie für ein Jahrbuch posieren. Nicht so Trump. Betrachter des Bildes spüren seinen Trotz. Als würde er durch die Linse seinen Erzfeind anstarren.

So ein Foto hat es noch nicht gegeben. Trump vor Gericht, das ist den Amerikanern mittlerweile ein vertrauter Anblick. Aber der sogenannte Mugshot verändert die Wahrnehmung des Mannes. Der TV-Journalist Anderson Cooper drückte es auf CNN so aus: «Der ehemalige Präsident der Vereinigten Staaten hat eine Häftlingsnummer.» P01135809, um genau zu sein.

Dass Trump als unschuldig zu gelten hat, bis seine Schuld vor Gericht bewiesen ist, tritt da in den Hintergrund. Das Polizeifoto hat eine zusätzliche emotionale und kulturelle Ebene. Es ist eine unmittelbare Darstellung des Strafrechtssystems, ein Symbol der verlorenen Freiheit. Es hält einen der schlimmsten Tage im Leben eines Menschen dauerhaft fest, einen Moment, der nicht für ein Sammelalbum bestimmt ist. Einen in ein privilegiertes Leben hineingeborenen Mann, der bekanntlich gerne die Kontrolle behält, der sehr auf sein Image achtet und der zu einer der mächtigsten Figuren der Welt aufgestiegen ist, muss das besonders befremden.

«Worte sind blass im Vergleich zu Bildern»

«Anklage» sei ein «blutleeres Wort», sagt Kaplan, Hollywood-Drehbuchautor und einst Redenschreiber von Vizepräsident Walter Mondale. «Und Worte sind blass im Vergleich zu Bildern.» Ein Polizeifoto sei «ein Genre», und halte einen «Moment des Schamgefühls» fest. Es zeige: «Das ist der Gauner, der festgenagelt wird.»

Es ist allerdings unwahrscheinlich, dass Trump sich für das Foto schämt. Bereits wenige Minuten nach der Veröffentlichung verwendete Trumps Kampagne für seine angestrebte erneute Wahl zum Präsidenten 2024 das Bild in einem Spendenaufruf auf ihrer Webseite.

Bild wird in die Geschichte eingehen

«BREAKING NEWS: DAS POLIZEIFOTO IST DA», hiess es zudem in der Betreffzeile der jüngsten Spenden-Email, in der Trumps Team für ein neues T-Shirt mit dem Bild wirbt. Dazu ein Zitat: «Dieses Polizeifoto wird für immer als Symbol für Amerikas Widerstand gegen die Tyrannei in die Geschichte eingehen.»

In die Geschichte wird es eingehen, da sind sich alle Beobachter einig. Die Frage ist, mit welcher Botschaft. Es sei durchaus möglich, dass das Foto das Verständnis von Trumps Wirken eines Tages prägen werde, sagt Mitchell Stevens, ein emeritierter Professor an der New York University, der ein Buch über den Stellenwert von Bildern in der modernen Gesellschaft geschrieben hat. Trump vor der Gefängniskamera – «dieser Moment wird weiterleben».

AP/toko