Bei einem Vorfall an der afghanisch-pakistanischen Grenze sind mindestens drei Menschen ums Leben gekommen. Das bestätigten zwei pakistanische Behördenvertreter der Deutschen Presse-Agentur am Freitag. Demnach schossen pakistanische Grenztruppen auf eine Gruppe von Afghanen, die versuchte, über die Grenze in das Land zu stürmen. Mehrere weitere Afghanen seien verletzt worden.
Der Vorfall ereignete sich den Angaben zufolge am Grenzübergang Torkham, der die nordwestpakistanische Region Khyber Pakhtunkhwa mit der Provinz Nangarhar im Osten Afghanistans verbindet. Tausende Afghanen, die mutmasslich wegen der Machtübernahme der militant-islamistischen Taliban fliehen wollen, sollen sich an der Grenze in der Hoffnung versammelt haben, diese passieren zu können.
Die Grenze in Torkham nach Pakistan können allerdings aktuell nur pakistanische Staatsbürger passieren, die nach Hause wollen. Afghanische Staatsbürger könnten auch dann nicht ins Nachbarland, wenn sie die dafür notwendigen Dokumente hätten, sagte ein Mitarbeiter eines Geheimdienstes. Ein Vertreter der Zollbehörde erklärte, diese Regel sei vor Monaten wegen der Corona-Pandemie eingeführt worden.
Der neben Torkham zweite grosse Grenzübergang nach Pakistan bei Spin Boldak/Chaman ist hingegen geöffnet. Mehr als 10'000 Afghanen, darunter auch neue Flüchtlinge, kämen dort täglich nach Pakistan, sagten Behördenvertreter. Zuletzt erklärten Regierungsvertreter, dass man keine weiteren Flüchtlinge ins Land einreisen lassen wolle, weil Pakistan sich dies nicht leisten könne.
Pakistan hat seit 40 Jahren Millionen afghanischer Flüchtlinge aufgenommen. Zu Spitzenzeiten waren laut UN vier bis fünf Millionen afghanische Flüchtlinge in dem Land. Aktuell beherbergt das 220-Millionen-Land etwa 1,4 Millionen Afghanen, die als Flüchtlinge registriert sind, und etwa 600'000 Afghanen, die nicht dokumentiert sind.