Verdeckte Operation am BürgenstockBund setzt auf fünf ganz spezielle Sicherheitsmassnahmen
fb, sda
13.6.2024 - 11:39
Am kommenden Wochenende versammeln sich zahlreiche Staats- und Regierungschefs auf dem Bürgenstock zur Ukraine-Konferenz. Im Hintergrund kommen dabei zahlreiche Sicherheitssysteme zum Einsatz.
13.06.2024, 11:39
SDA
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Am Wochenende kommen bei der Bürgenstock-Konferenz zahlreiche Sicherheitsmassnahmen zum Einsatz.
Von Spionage über biologische Angriffe bis hin zu Cyber-Attacken – zahlreiche Optionen werden berücksichtigt.
Die Ukraine-Konferenz vom kommenden Wochenende auf dem Bürgenstock NW wird von aussergewöhnlichen Sicherheitsmassnahmen geprägt. Von Spionage über biologische Angriffe bis hin zu Cyber-Attacken – ein Überblick über die angesprochenen Bedrohungen und die Mittel, die der Bund einsetzt, um sie zu bekämpfen.
ABC-Drohungen
Solche Bedrohungen (atomare, biologische und chemische) werden von den Dienststellen des Bundes ins Auge gefasst. Russland wurde mehrfach beschuldigt, mit Substanzen vom «Typ Nowitschok» Anschläge insbesondere gegen politische Gegner durchgeführt zu haben. Dieses Nervengift war zu militärischen Zwecken in der Sowjetzeit entwickelt worden.
Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz (Babs) teilte auf Anfrage von Keystone-SDA mit, dass das Labor in Spiez BE mit spezialisierten mobilen Einsatzteams vor Ort präsent sein wird, um solche Gefahren zu erkennen und zu verhindern.
Wie bei allen internationalen Konferenzen werde das Radioaktivitätsmessnetz NADAM (Netz für automatische Dosisalarmierung und -messung) mit 76 Mess-Sonden, die über die ganze Schweiz verteilt sind, lokal mit zusätzlichen mobilen Sonden verdichtet. Die Sonden befinden sich bei Wetterstationen von Meteoschweiz.
Im 10-Minuten-Intervall wird die Ortsdosisleistung an die Nationale Alarmzentrale (NAZ) übermittelt. Bei Überschreiten der Schwelle von 1000 Nano-Sievert pro Stunde wird sofort ein Alarm ausgelöst. Bei Bedarf kann die NAZ verschiedene Messmittel (Messhelikopter, Messteams usw.) und Fachberatungen beiziehen, wie das Babs weiter schreibt.
Angriff auf Kommunikationssysteme
In der roten Zone des Gipfels wird das Polycom-System für eine ungehinderte Kommunikation zwischen den Einsatzkräften eingesetzt. Polycom ist das flächendeckende Sicherheitsnetz Funk der Behörden und Organisationen für Rettung und Sicherheit (BORS).
Dabei handelt es sich um ein paralleles Funksystem, das auch bei Ausfall der GSM-Telefonie funktioniert und laut Babs eine «freie und nahtlose» Kommunikation zwischen den Einsatzkräften vor Ort gewährleistet.
Spionage
Konkret hält es der Nachrichtendienst des Bundes (NDB) für «wahrscheinlich», dass Mitglieder ausländischer Nachrichtendienste in den Delegationen am Vierwaldstättersee anwesend sein werden. Er rechnete auch damit, dass «russische Akteure» Desinformation und Propaganda verbreiten werden.
Sie könnten beispielsweise Erklärungen zugunsten russischer Interessen weitergeben oder versuchen, Personen zu delegitimieren, die sich gegen diese Interessen aussprechen, erklärt der NDB. Die Gastgeber der Konferenz, insbesondere die vielen Staatsoberhäupter und Aussenminister, seien «interessante Ziele» für ausländische Spione.
Cyberattacken
Dies ist eine der grössten Befürchtungen beim Bund, dessen Plattformen bereits von russischen «Hacktivisten» angegriffen wurden. So waren im Juni 2023 mehrere Webseiten der Bundesverwaltung kurz vor der geplanten Rede des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj vor dem eidgenössischen Parlament nicht mehr erreichbar.
Bisher wurden laut NDB und dem Bundesamt für Cybersicherheit (Bacs) keine Cyberangriffe auf kritische Infrastrukturen oder Cyberspionagekampagnen registriert, die sich gegen die Konferenz richteten. Letzteres räumt auf Anfrage jedoch ein, dass das Risiko «hoch» ist. Und an einer Pressekonferenz am Montag in Bern räumte Bundespräsidentin Viola Amherd ein, dass die «Belästigungen» in diesem Bereich zugenommen haben.
Auf dem Bürgenstock könnten Angreifer beispielsweise versuchen, Systemausfälle zu provozieren, den Konferenzablauf zu stören und Datenverluste und -offenlegungen zu verursachen, erläutert der NDB.
Das Bacs rechnet insbesondere mit «Distributed Denial of Service (DDoS)»-Angriffen. Das sind Angriffe, die Internetdienste ausser Gefecht setzen können. «Hacktivisten» könnten auch versuchen, Webseiten, die mit der Konferenz in Verbindung stehen, zu «verunstalten» (im Fachjargon «defacement").
Angriff aus der Luft
An der Pressekonferenz am Montag sprach Viola Amherd von einem grossen Einsatz der Luftabwehr. Die Armee werde bis zu 4000 Soldaten einsetzen, um die Bundespolizei sowie die Kantonspolizei Nidwalden zu unterstützen.