Ukraine-ÜbersichtWagner-Truppe soll nach Abzugsdrohung Munition aus Moskau erhalten
sda/red
7.5.2023
Nationalistischer russischer Autor bei Anschlag verletzt
STORY: In Russland ist der bekannte nationalistische Schriftsteller Sachar Prilepin am Samstag bei einem Autobombenanschlag verletzt worden. Bei dem Attentat in Nischni Nowgordod sei ein Mensch getötet worden, meldete die staatliche Nachrichtenagentur Tass unter Berufung auf das Innenministerium. Prilepin sei verletzt worden, aber bei Bewusstsein, zitierte Tass einen Vertreter der Rettungsdienste. Die russische Regierung machte umgehend den Westen für das Attentat verantwortlich. Eine Sprecherin des Aussenministeriums warf den USA und Grossbritannien vor, «ukrainischen Terrorismus» zu unterstützen. Prilepin ist ein Verfechter des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine. Seit Russland im Februar 2022 seine Invasion der Ukraine begonnen hat, wurden in Russland zwei führende russische Befürworter des Krieges bei Bombenanschlägen getötet.
07.05.2023
Der Machtkampf zwischen Russlands Verteidigungsministerium und der Söldnertruppe Wagner scheint vorerst beigelegt. Die Ereignisse des Tages im Überblick.
sda/red
07.05.2023, 21:49
sda/red
Nach Ankündigung ihres Abzugs aus der umkämpften ukrainischen Stadt Bachmut soll die russische Söldnertruppe Wagner nach eigenen Angaben nun doch die geforderte Munition und Verstärkung aus Moskau erhalten. «Uns wurden so viel Munition und Waffen versprochen wie zur Fortsetzung der Kampfhandlungen nötig», sagte der Chef der Wagner-Truppe, Jewgeni Prigoschin, am Sonntag auf dem Telegram-Kanal seines Pressedienstes. Zudem sei ihm Flankenschutz zugesichert worden, damit seine Einheiten nicht Gefahr liefen, eingekesselt werden. Moskau äusserte sich zunächst nicht dazu.
Für die Koordination der Söldner mit den regulären Einheiten sei General Sergej Surowikin zuständig — «der einzige Mensch mit Generalsstern, der was vom Kämpfen versteht», befand Prigoschin.
Prigoschin hatte in der Vergangenheit mehrfach das russische Verteidigungsministerium für die hohen Verluste seiner Söldnertruppe in Bachmut verantwortlich gemacht. Wegen fehlender Artilleriemunition seien die Ausfälle beim Sturm der Stadt fünfmal so hoch wie nötig, sagte er. Deswegen verkündete er zuletzt den Abzug seiner Einheiten ab dem 10. Mai. Noch in der Nacht hatte er die Entscheidung mit der drohenden Gefahr eines Aufreibens seiner Truppe gerechtfertigt. Er behauptete, dass in der Schlacht um Bachmut 50'000 Ukrainer gefallen sein, räumte aber zugleich «Zehntausende» Tote und Verletzte auf eigener Seite ein.
Experten sprechen seit Monaten von einem Machtkampf innerhalb der russischen Elite, der die Effizienz der Kriegsführung Moskaus geschmälert habe. Kompetenzstreitigkeiten und ständige Positionswechsel an der Spitze hätten massive Führungsprobleme der russischen Armee verschärft. Auch deswegen habe Russland nach mehr als einem Jahr immer noch nicht seine Kriegsziele erreicht.
Kiew spricht russischem Militär Potenzial für Grossoffensive ab
Nach ukrainischer Einschätzung ist das russische Militär so derzeit nicht in der Lage, grössere Offensivoperationen durchzuführen. «Heute hat Russland weder militärisch, noch wirtschaftlich oder politisch das Potenzial, um einen weiteren Versuch einer ernsthaften Offensive irgendwo in der Ukraine zu starten», sagte der Chef des ukrainischen Militärgeheimdienstes Kyrylo Budanow in einem am Samstagabend (Ortszeit) bei Yahoo News veröffentlichten Interview. Allerdings sei Russland weiter stark genug, um die Verteidigung der besetzten Gebiete zu organisieren.
«Das ist das Problem, womit wir gerade konfrontiert sind», sagte er in Bezug auf die bevorstehende ukrainische Gegenoffensive. Er bekräftigte Kiews Ziel, auch die seit 2014 von Russland annektierte Halbinsel Krim zurückzuerobern, «denn unser Sieg ist ohne die Befreiung der Krim nicht möglich».
Wegen der erwarteten ukrainischen Offensive haben die russischen Besatzer im südukrainischen Gebiet Saporischschja in den vergangenen Tagen die Evakuierung frontnaher Gebiete angekündigt. Unter den Ortschaften, die evakuiert werden sollen, ist auch die Stadt Enerhodar, wo sich das Atomkraftwerk Saporischschja befindet.
IAEA besorgt
Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) zeigte sich angesichts der angespannten Lage um das Kernkraftwerk alarmiert. Die Situation werde immer unberechenbarer, und das Gefahrenrisiko in dem russisch besetzten AKW steige, sagte IAEA-Chef Rafael Grossi am Samstagabend. «Ich bin extrem besorgt über die sehr realen Sicherheitsrisiken», warnte er in einem Lagebericht. «Wir müssen jetzt handeln, um einen drohenden schweren Atomunfall zu verhindern.»
In der Schweiz entwickelte Waffen werden in die Ukraine geliefert
Das deutsche Rüstungsunternehmen Rheinmetall lässt in der Schweiz entwickelte und getestete Waffen in Italien produzieren, um sie danach in die Ukraine zu liefern. Konkret werden bis Ende Jahr zwei Flugabwehrsysteme im Wert von rund 183 Millionen Franken geliefert.
«Wir können bestätigen, dass Rheinmetall bis zum Ende des laufenden Jahres zwei Skynex-Systeme in die Ukraine liefern wird», teilte Rheinmetall-Sprecher Oliver Hoffmann am Sonntag der Nachrichtenagentur Keystone-SDA mit und bestätigte damit entsprechende Informationen der «Sonntagszeitung». In einer öffentlichen Mitteilung vom vergangenen Dezember sprach das Unternehmen noch von einer Lieferung «an einen internationalen Kunden».
Die Systeme stammten aus der Fertigung des italienischen Standorts der Rheinmetall Italia in Rom, welche von Rheinmetall Air Defence in Zürich beziehungsweise einem Vorgängerunternehmen unterhalten werde, so Hofmann. Von dort aus würden sie auch geliefert.
Die Schweiz verbietet zwar die Ausfuhr von Kriegsmaterial an die Ukraine, nicht aber den Know-How-Transfer an Italien. Das ermöglicht faktisch, das Verbot der Kriegsmaterialausfuhr der Schweiz zu umgehen.
Die Ereignisse des Tages im Überblick
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
Die in naher Zukunft erwartete Offensive der ukrainischen Streitkräfte zur Rückeroberung besetzter Gebiete wird Russland nach den Worten des ukrainischen Vize-Verteidigungsministers Wolodymyr Hawrylow «in Panik versetzen».
Das russische Militär sucht laut einer Militärsprecherin mit ständig wechselnden Taktiken nach Möglichkeiten, die ukrainische Flugabwehr zu umgehen.
Der Chef der Söldner-Truppe Wagner Jewgeni Prigoschin sagt, dass seine Truppen weiterhin für Russland im Einsatz sein werden. Von einem Mangel an Munition sagte er zuletzt nichts. Am Sonntag vermeldet er nun über Telegram, dass seine Truppe von Moskau mit Waffen beliefert werden.
Eines der modernsten Waffensysteme zur Abwehr von Drohnen und Marschflugkörpern kommt aus der Schweiz und wird in der Ukraine eingesetzt. Das ist möglich, weil es in Rom produziert und direkt von dort ins Kriegsgebiet geliefert wird.
Russland gibt der Ukraine die Schuld am Attentat auf den kremlnahen Schriftsteller Sachar Prilepin.
Über dem Schwarzen Meer kamen sich ein russischer und ein polnischer Kampfjet gefährlich nahe. Der russische Jet habe sich der polnischen Grenzschutz-Maschine auf rund fünf Meter genähert.
Selenskyj: Die Welt muss die Wahrheit über den russischen Terror erfahren
Die Welt muss nach Meinung des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj «alle Fakten des russischen Terrors» gegen die Ukrainer erfahren. «Es ist wichtig, dass die Welt darüber spricht, was der terroristische Staat tut, und wie wir Leben schützen», sagte Selensky in seiner allabendlichen Videoansprache.
Er sprach in diesem Zusammenhang von den ständigen russischen Artillerieüberfällen auf Cherson oder Charkiw, ebenso wie «den Terror gegen Dörfer in den Grenzgebieten der Regionen Tschernihiw und Sumy, die Hölle in der Region Donezk».
Wichtigstes Ziel Russlands sei, Sicherheit zu zerstören, sowohl in der Ukraine als auch überall in Europa, überall in der freien Welt, sagte Selenskyj. «Sicherheit zu zerstören, Tod und Chaos zu bringen, das ist alles, was ein terroristischer Staat tut.»
19.53 Uhr
Russische Geheimdienste inszenieren laut Medienberichten Demos im Ausland
Russische Geheimdienste unterwandern oder inszenieren nach Recherchen mehrerer Medien zu Propagandazwecken Demonstrationen in westlichen Grossstädten. So solle Stimmung gegen die Ukraine gemacht oder der Nato-Beitritt Schwedens erschwert werden, berichtet die «Süddeutsche Zeitung». Der gemeinsamen Recherche von «Süddeutscher Zeitung», NDR, WDR, Le Monde (Frankreich), Expressen (Schweden) sowie der skandinavischen Sender DR (Dänemark), NRK (Norwegen) und SVT (Schweden) zugrunde lägen geleakte Unterlagen, die aus dem Sicherheitsapparat des Kreml stammen sollen.
Demnach simulieren kleine, bestellte Gruppen in einer europäischen Grossstadt zum Beispiel antitürkische Kundgebungen, geben sich dabei als Ukrainer aus und agitieren gegen den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan, um Propagandamaterial für Internetplattformen zu erzeugen. So solle offenbar der Eindruck einer breiten antiislamischen Stimmung in Europa entstehen.
Beispiele seien etwa eine Demonstration angeblicher Mitglieder einer ukrainischen Gemeinde in Paris Anfang März, die mit Hitlergruss und Sturmhaube gegen den türkischen Präsidenten Erdogan demonstriert und dabei auch die Opfer des verheerenden Erdbebens vom 6. Februar verhöhnt hätten. Der Kreml äusserte sich laut «Süddeutscher Zeitung» auf Anfrage nicht zu den Vorwürfen.
Der Recherche zufolge haben Provokateure zudem offensichtlich in mehreren Städten Demonstrationen zu anderen Themen, etwa zu Pflegenotstand, Rentenreform oder Klima, mit Propaganda unterwandert, die sich gegen die Unterstützung der Ukraine richtet. Bei diesen Auftritte in Paris, Den Haag, Brüssel oder Madrid seien zum Teil identische Plakate von denselben Personen benutzt worden, schreibt die «Süddeutsche Zeitung». Fotos davon seien im Netz aufgetaucht und hätten den Eindruck einer breiten Stimmung gegen die Ukraine suggeriert. Die Verteilung des auf diese Weise produzierten Materials auf Facebook, Tiktok, Telegram oder Youtube sei hauptsächlich von drei Accounts aus Sankt Petersburg gesteuert worden.
19.28 Uhr
Ukraines Minister: Offensive wird Russland in Panik versetzen
Die in naher Zukunft erwartete Offensive der ukrainischen Streitkräfte zur Rückeroberung besetzter Gebiete wird Russland nach den Worten des ukrainischen Vize-Verteidigungsministers Wolodymyr Hawrylow «in Panik versetzen». Die Russen hätten immer noch nicht verstanden, dass ihre Propaganda ihnen ein falsches Bild von der Lage zeige, sagte Hawrylow in einem Interview der britischen Zeitung «The Independent». «Dieser Krieg wird am Boden gewonnen, und nicht an der Fernsehbildschirmen oder im Internet.»
Einen Zeitpunkt für die seit langem angekündigte und erwartete Offensive wollte Hawrylow nicht nennen. «Wir werden unsere Gegenoffensive starten - wann und wo ist im Moment nicht wichtig.»
Der Kreml habe die Wahrheit über die russischen Verluste in diesem Krieg lange vor der eigenen Bevölkerung verschleiert. Die Offensive werde dies jedoch ändern. «Man kann die eigenen Leute nicht jahrelang hinters Licht führen, besonders wenn sie einen Unterschied an den Fronten erkennen, wenn sie die Toten und Verwundeten sehen, wenn sie die Familien sehen, die ihr Dach über dem Kopf verloren haben», sagte er. «Du kannst nicht den Tod deines Sohnes, Mannes oder Bruders verstecken.» Dafür werde Moskau die Konsequenzen tragen.
Hawrylow sah in den monatelangen Kämpfen um die ostukrainische Stadt Bachmut einen Beweis für die zunehmende Schwäche der russischen Kriegsmaschinerie. Russland werde bei Bachmut «früher oder später» unweigerlich ein Desaster erleben.
17.43 Uhr
Russen testen laut Militärsprecherin ukrainische Flugabwehr
Das russische Militär sucht mit ständig wechselnden Taktiken nach Möglichkeiten, die ukrainische Flugabwehr zu umgehen. «Sie versuchen, unsere Flugabwehr zu erschöpfen, und einen Weg zu finden, sie zu umgehen», sagte am Sonntag Natalja Humenjuk, Sprecherin der ukrainischen Heeresgruppe Süd, im nationalen Fernsehen. «Sie setzen dabei alles ein, was ihnen zur Verfügung steht.» Lediglich mit Hochpräzisionswaffen werde gespart.
Mit verschiedenen Einsätzen suche das russische Militär nach den Standorten der ukrainischen Flugabwehr. Daneben sorgten die häufigen Luftangriffe sowie die Aktivitäten der russischen Luftwaffe dafür, den psychologischen Druck auf die Ukrainer zu erhöhen und ihre Abwehr zu erschöpfen.
Die ukrainische Flugabwehr ist inzwischen mit einer Reihe modernster westlicher Waffensysteme ausgerüstet, darunter das in den USA hergestellte Patriot-System und die deutsche Iris-T.
17.04 Uhr
Ukrainischer General: Lage an der Ostfront «unter Kontrolle»
Die Lage an der ukrainischen Ostfront ist nach Ansicht des dort zuständigen Oberkommandeurs Olexander Syrskyj «angespannt, aber unter Kontrolle». Wie die Militärführung mitteilte, hatte sich Syrskyj am Vortag in den Einsatzgebieten ein Bild der Lage gemacht und weitere Schritte mit den zuständigen Kommandeuren erörtert. Dabei ging es in erster Linie um die Verteidigung der schwer umkämpften Stadt Bachmut und das Vorhaben, den gegnerischen Einheiten der Söldnertruppe Wagner «maximalen Schaden zuzufügen».
Nach Syrskyjs Einschätzung erhöhten russische Militärs in den vergangenen Tagen die Intensität des Beschusses mit schweren Waffen, setzten modernere Ausrüstung ein und gruppierten ihre Truppen neu. «Dies deutet darauf hin, dass der Feind seine Pläne nicht ändern wird und alles tut, um die Kontrolle über Bachmut zu erlangen und seine Offensive fortzusetzen», wurde der Befehlshaber der ukrainischen Heeresgruppe Ost zitiert.
Russische Truppen versuchen bereits seit Monaten, Bachmut zu erobern. Nach ihrer Darstellung kontrollieren sie die Stadt bereits beinahe vollständig. Die ukrainischen Truppen leisten dort erbitterten Widerstand, um ihren Gegnern möglichst hohe Verluste zuzufügen.
16.35 Uhr
Zunehmend Kämpfe in der Region Saporischschja
In der ukrainischen Region Saporischschja mit dem grössten Atomkraftwerk Europas nehmen die Spannungen angesichts der erwarteten ukrainischen Frühjahrsoffensive zu. In der Stadt Nikopol nahe dem Atomkraftwerk schlugen nach Angaben ukrainischer Behörden vom Sonntag 30 russische Granaten ein, eine 72-jährige Frau sei getötet und drei Menschen seien verletzt worden.
Am Samstag hatte die Internationale Atomenergiebehörde IAEA sich äusserst besorgt über die Lage rund um das Atomkraftwerk am Dnipro geäussert. «Die allgemeine Lage im dem Gebiet nahe dem Atomkraftwerk Saporischschja wird zunehmend unvorhersehbar und potenziell gefährlich», sagte Generaldirektor Rafael Grossi. «Ich bin extrem besorgt über die sehr reale Nuklearsicherheit und Sicherheitsrisiken für die Anlage.»
Grossi reagierte auf die Anordnung des russischen Statthalters im russisch besetzten Teil der Region Saporischschja, die Zivilbevölkerung aus 18 Gemeinden zu evakuieren, darunter dem dem Atomkraftwerk nächstgelegenen Enerhodar. Jewgeni Balizki begründete die Anordnung mit zunehmenden ukrainischen Angriffen in den vergangenen Tagen. Die 18 Orte liegen rund 50 bis 70 Kilometer hinter der Frontlinie. Nach Angaben des ukrainischen Generalstabs vom Sonntag hat die Evakuierung Enerhodars bereits begonnen. er exilierte Bürgermeister der russisch besetzten Stadt Mariupol, Petro Andrjuschtschenko, berichtete auf telegram am Sonntag, täglich fänden mehr russische Militärtransporte von der Hafenstadt Richtung Saporischschja statt. Er postete ein Video, auf dem mit Panzerfahrzeugen beladene Schwerlastwagen auf einer Schnellstrasse zu sehen waren. Angaben über den Ort der Aufnahme machte er nicht.
Grossi sagte am Samstag, die Belegschaft des Atomkraftwerks sei noch nicht evakuiert worden. Die sechs Reaktoren der Anlage sind heruntergefahren. IAEA-Experten vor Ort hörten anhaltenden Beschuss; die meisten Beschäftigten des AKWs wohnten in Enerhodar und die Lage habe zu «zunehmend angespannten, stressigen und herausfordernden Bedingungen für das Personal und seine Familien geführt». Jetzt müsse gehandelt werden, um einen schweren Atomunfall und dessen Folgen für Menschen und Umwelt zu verhindern. «Diese grosse Nukleareinrichtung muss geschützt werden», erklärte er. Er werde bei beiden Seiten darauf dringen, «dieses lebenswichtige Ziel zu erreichen».
Militärfachleute erwarten, dass eine Stossrichtung der seit Monaten erwarteten ukrainischen Offensive von der Region Saporischschja in Richtung Asowsches Meer gehen wird, um die derzeit von russischen Truppen gehaltene Landverbindung zur Krim zu unterbrechen. Die von Russland besetzten ukrainischen Gebiete würden damit in zwei Hälften gespalten.
14.49 Uhr
Schweizer Flugabwehrsysteme im Wert von rund 183 Millionen Franken
«Wir können bestätigen, dass Rheinmetall bis zum Ende des laufenden Jahres zwei Skynex-Systeme in die Ukraine liefern wird», teilte Rheinmetall-Sprecher Oliver Hoffmann am Sonntag der Nachrichtenagentur Keystone-SDA mit und bestätigte damit entsprechende Informationen der «Sonntagszeitung».
Bis Ende Jahr werden zwei Flugabwehrsysteme im Wert von rund 183 Millionen Franken geliefert.
Die Schweiz verbietet zwar die Ausfuhr von Kriegsmaterial an die Ukraine, nicht aber den Know-How-Transfer an Italien. Das ermöglicht faktisch, das Verbot der Kriegsmaterialausfuhr der Schweiz zu umgehen.
14.14 Uhr
Russland meldet Abwehr eines nächtlichen Drohnenangriffs auf Sewastopol
Russischen Angaben zufolge ist in Sewastopol auf der von Russland annektierten ukrainischen Halbinsel Krim in der Nacht ein Drohnenangriff abgewehrt worden. «Flugabwehreinheiten und Einheiten der elektronischen Kriegsführung haben einen weiteren Angriff auf die Stadt abgewehrt», erklärte der von Russland eingesetzte Gouverneur von Sewastopol, Michail Raswoschajew, im Onlinedienst Telegram.
Die Ukraine hätte mehr als zehn Drohnen auf die Stadt abgefeuert, fügte er hinzu. Zwei Drohnen seien über dem Meer abgeschossen worden, eine weitere sei in einen Wald gestürzt, nachdem sie die Kontrolle verloren hatte. «Es wurde keine Infrastruktur in der Stadt beschädigt», sagte Raswoschajew. In der Hafenstadt Sewastopol ist die russische Schwarzmeerflotte stationiert.
Der jüngste Vorfall ereignete sich vor dem Hintergrund sich häufender Drohnenangriffe, Sabotageakte und mutmasslicher Anschläge auf russischem Gebiet — teilweise weit von der Ukraine entfernt - deren Urheber nicht eindeutig identifiziert werden konnten. Russland bereitet sich derzeit auf die Feierlichkeiten zum Jahrestag des Sieges der Sowjetunion gegen Nazi-Deutschland am 9. Mai vor.
Am Samstag hatten russische Behörden bereits den Abschuss einer russischen Rakete über der Krim gemeldet - die Halbinsel ist 2014 von Russland annektiert worden. Anfang der Woche wurde nach russischen Angaben zudem ein Drohnenangriff auf den Kreml vereitelt. Derzeit scheint sich eine Offensive der ukrainischen Streitkräfte abzuzeichnen.
13.26 Uhr
Kiew spricht russischem Militär Potenzial für Grossoffensive ab
Das russische Militär ist nach ukrainischer Einschätzung derzeit nicht in der Lage, grössere Offensivoperationen durchzuführen. «Heute hat Russland weder militärisch, noch wirtschaftlich oder politisch das Potenzial, um einen weiteren Versuch einer ernsthaften Offensive irgendwo in der Ukraine zu starten», sagte der Chef des ukrainischen Militärgeheimdienstes Kyrylo Budanow in einem am Samstagabend (Ortszeit) bei Yahoo News veröffentlichten Interview. Allerdings sei Russland weiter stark genug, um die Verteidigung der besetzten Gebiete zu organisieren.
«Das ist das Problem, womit wir gerade konfrontiert sind», sagte er in Bezug auf die bevorstehende ukrainische Gegenoffensive. Er bekräftigte Kiews Ziel, auch die seit 2014 von Russland annektierte Halbinsel Krim zurückzuerobern, «denn unser Sieg ist ohne die Befreiung der Krim nicht möglich».
Budanow erklärte zudem, dass die russischen Raketenbestände sich dem Ende näherten. Moskau habe einige Raketen gehortet, um auf die ukrainische Offensive antworten zu können, «aber die Wahrheit ist, dass sie ihre Lager fast auf Null runtergefahren haben», sagte er. Unabhängig lassen sich die Aussagen nicht überprüfen. Das nun veröffentlichte Interview selbst fand den Angaben der Redaktion nach bereits am 24. April statt. Seither gab es mehrere russische Raketenangriffe auf ukrainische Städte - allerdings nicht mehr in dem Ausmass wie noch im Herbst und Winter, als Moskau versuchte, das Energienetz des Nachbarlands lahm zu legen.
12.02 Uhr
Wagner-Truppe soll nach Abzugsdrohung Munition aus Moskau erhalten
Nach Ankündigung ihres Abzugs aus der umkämpften ukrainischen Stadt Bachmut soll die russische Söldnertruppe Wagner nach eigenen Angaben nun doch die geforderte Munition und Verstärkung aus Moskau erhalten. «Uns wurden so viel Munition und Waffen versprochen wie zur Fortsetzung der Kampfhandlungen nötig», sagte der Chef der Wagner-Truppe, Jewgeni Prigoschin, am Sonntag auf dem Telegram-Kanal seines Pressedienstes. Zudem sei ihm Flankenschutz zugesichert worden, damit seine Einheiten nicht Gefahr liefen, eingekesselt werden. Moskau äusserte sich zunächst nicht dazu.
Für die Koordination der Söldner mit den regulären Einheiten sei General Sergej Surowikin zuständig - «der einzige Mensch mit Generalsstern, der was vom Kämpfen versteht», befand Prigoschin.
Prigoschin hatte in der Vergangenheit mehrfach das russische Verteidigungsministerium für die hohen Verluste seiner Söldnertruppe in Bachmut verantwortlich gemacht. Wegen fehlender Artilleriemunition seien die Ausfälle beim Sturm der Stadt fünfmal so hoch wie nötig, sagte er. Deswegen verkündete er zuletzt den Abzug seiner Einheiten ab dem 10. Mai. Noch in der Nacht hatte er die Entscheidung mit der drohenden Gefahr eines Aufreibens seiner Truppe gerechtfertigt. Er behauptete, dass in der Schlacht um Bachmut 50 000 Ukrainer gefallen sein, räumte aber zugleich «Zehntausende» Tote und Verletzte auf eigener Seite ein.
Prigoschin gilt wie Surowikin oder auch der tschetschenische Machthaber Ramsan Kadyrow, dessen Einheiten die Wagner-Positionen in Bachmut eigentlich übernehmen sollten, als Hardliner in Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine. Experten sprechen von einem Machtkampf innerhalb der russischen Elite, der die Effizienz der Kriegsführung Moskaus weiter schmälert.
10.15 Uhr
Folgt nun die russische Wirtschaftskrise wegen Krieg gegen Ukraine?
Auch wegen des Angriffskriegs gegen die Ukraine droht der russischen Wirtschaft nach britischer Einschätzung eine heftige Krise. Dem Land stehe die schwerste Arbeitskräfteknappheit seit Jahrzehnten bevor, teilte das Verteidigungsministerium in London am Sonntag mit und zitierte auch Angaben der russischen Zentralbank.
«In den vergangenen drei Jahren ist Russlands Bevölkerung Berichten zufolge wegen Corona und dem Krieg in der Ukraine um bis zu zwei Millionen Menschen mehr geschrumpft als erwartet», hiess es in London. Allein 2022 hätten bis zu 1,3 Millionen Menschen das Land verlassen, darunter viele junge und gut ausgebildete Menschen aus hochwertigen Bereichen wie der IT-Branche. «Mobilmachung, eine historische hohe Auswanderung sowie eine alternde und sinkende Bevölkerung begrenzen das Angebot an Arbeitskräften», hiess es weiter. «Dies wird wahrscheinlich zu einer Reduzierung des potenziellen Wachstums der russischen Wirtschaft führen und die Inflation anheizen.»
Das Verteidigungsministerium in London veröffentlicht seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine unter Berufung auf Geheimdienstinformationen täglich Informationen zum Kriegsverlauf. Moskau wirft London eine Desinformationskampagne vor.
09.16 Uhr
Gefährliche Manöver über dem Schwarzen Meer
Über dem Schwarzen Meer hat sich ein russischer Kampfjet einem polnischen Flugzeug nach Angaben aus Warschau gefährlich genähert. Die polnische Maschine vom Typ Let L-410 sei am Freitag auf einem Patrouillenflug für die EU-Grenzschutzbehörde Frontex unterwegs gewesen, als sie von einer russischen Suchoi Su-35 abgefangen worden sei, teilte die polnische Grenzwacht am Sonntag mit. Zu dem Zwischenfall sei es im internationalen Luftraum innerhalb des von Rumänien ausgewiesenen Einsatzgebiets gekommen.
Das russische Jagdflugzeug habe «aggressive und gefährliche Manöver» durchgeführt. Es sei dreimal auf das Grenzschutzflugzeug zugeflogen und habe sich auf nur rund fünf Meter genähert. Die Besatzung der polnischen Maschine habe durch die ausgelösten Turbulenzen vorübergehend die Kontrolle über das Turboprop-Flugzeug verloren, das in der Höhe abgesunken sei, hiess es. Nur aufgrund ihrer hervorragenden Fähigkeiten hätten die Piloten sicher landen können. An Bord waren demnach fünf Personen - die beiden Piloten und drei Grenzschutzbeamte.
Über dem Schwarzen Meer kommt es immer wieder zu Annäherungen zwischen EU- und Nato-Flugzeugen sowie russischen Jets. In der Vergangenheit kam es dabei mehrmals zu brenzligen Situationen.
09.09 Uhr
Russischer Autor Prilepin nach Anschlag aus Koma erwacht
Der bei einem Anschlag schwer verletzte russische Schriftsteller Sachar Prilepin ist nach offiziellen Angaben aus dem künstlichen Koma erwacht. «Er ist bei Bewusstsein, nach Worten der Ärzte ist sein Zustand stabil, die Stimmung munter», schrieb der Gouverneur der Region Nischni Nowgorod, Gleb Nikitin, am Sonntag auf seinem Telegram-Kanal.
Prilepin gilt als starker Befürworter des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine. Er hat schon vorher im ukrainischen Donbass-Gebiet auf Seiten der moskautreuen Separatisten gekämpft. Sich selbst bezeichnete er einmal als Imperialisten. Am Samstag wurde der 47-Jährige bei der Explosion eines Sprengsatzes an seinem Wagen im Gebiet Nischni Nowgorod schwer verletzt, sein Fahrer kam dabei ums Leben.
Behördenangaben nach wurde der Anschlag mit einer Panzermine ausgeführt. Wenige Stunden nach dem Vorfall, der sich unweit der Stadt Bor ereignete, wurde laut Innenministerium ein 1993 geborener Mann festgenommen, der bereits vorbestraft sein soll. Es seien Ermittlungen wegen eines mutmasslichen Terroranschlags eingeleitet worden, hiess es. Die russische Führung macht für den Anschlag Kiew und westliche Staaten verantwortlich.
08.38 Uhr
Moskau gibt Kiew Schuld an Prilepin-Attentat
Russland hat die Ukraine für den Autobomben-Anschlag auf den bekannten kremlnahen Schriftsteller Sachar Prilepin verantwortlich gemacht und von einem «Terroranschlag» gesprochen. Kiew bekannte sich nicht zu dem Attentat, bei dem Prilepin am Samstag schwer verletzt wurde - stritt eine Beteiligung aber auch nicht ab.
Die Ermittlungen zum Attentat auf den 47 Jahre alten Prilepin seien zwar noch gar nicht abgeschlossen, teilte das Aussenministerium in Moskau mit. «Doch schon jetzt geht aus den Materialien (...) klar hervor, dass von einem erneuten Terroranschlag die Rede ist, der vom Kiewer Regime organisiert und ausgeführt wurde und hinter dem westliche Kuratoren stehen.»
Ein Vertreter des ukrainischen Geheimdienstes SBU sagte auf Anfrage der Internetzeitung Ukrajinska Prawda, man werde eine Beteiligung an solchen Attentaten «weder bestätigen noch dementieren». Zuvor hatte eine ukrainische Partisanenbewegung namens Atesch angedeutet, hinter dem Anschlag zu stecken. Zunächst war aber unklar, wie glaubwürdig diese Mitteilung war.
Prilepin wurde schwer verletzt, als ein an seinem Auto angebrachter Sprengsatz detonierte. Sein Fahrer starb. Der nationalistische Schriftsteller ("Sankya") ist ein überzeugter Anhänger des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine. Er hat auch schon dort gekämpft.
Kurz nach der Explosion, die sich in der russischen Region Nischni Nowgorod östlich von Moskau ereignete, nahm die Polizei einen 1993 geborenen Mann als Tatverdächtigen fest. Der Gouverneur von Nischni Nowgorod, Gleb Nikitin, teilte mit, Prilepin sei mittlerweile operiert worden. Er habe mehrere Knochenbrüche erlitten.
08.02 Uhr
Flugabwehrsystem von Schweizer Unternehmen bald in der Ukraine
Das Flugabwehrsystem Skynex von Rheinmetall Air Defence mit Sitz in Zürich wurde in der Schweiz entwickelt und gehört zu den modernsten Waffen zur Abwehr von Drohnen und Marschflugkörpern. Recherchen der «SonntagsZeitung» zeigen nun, dass die Kanonen demnächst der Ukraine im Einsatz stehen.
Ein Rheinmetall-Sprecher bestätigte, dass das Unternehmen bis Ende Jahr zwei Skynex-Systeme in die Ukraine liefern werde. «Die Systeme stammen aus der Fertigung des italienischen Standorts in Rom und werden von dort geliefert», so der Sprecher. Möglich macht dies ein spezieller Passus in der Kriegsmaterialverordnung, wie es beim Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) hiess.
Dort regelt Artikel 7 die Übertragung von Kriegsmaterial-Know-How aus der Schweiz an andere Länder. Auf der Liste sind die meisten europäischen Länder aufgeführt, darunter auch Italien.
07.14 Uhr
Prigoschin will Wagner-Truppe weiter für Russland kämpfen lassen
Auch nach einem Abzug aus der umkämpften ukrainischen Stadt Bachmut soll die russische Söldner-Truppe Wagner nach Aussagen ihres Chefs Jewgeni Prigoschin weiter für Moskau kämpfen. «Die Wagner-Kämpfer werden für die nächsten Operationen im Interesse Russlands erhalten bleiben», sagte er am Sonntag laut russischer Staatsagentur Tass. Am Freitag hatte er nach Klagen über fehlende Munition angekündigt, seine Kämpfer in der kommenden Woche aus Bachmut abzuziehen. Nun sagte Prigoschin, niemand habe mit ihm über den Mangel an Munition gesprochen.
Die Stellungen in Bachmut sollen angeblich ab kommendem Mittwoch Kämpfer des tschetschenischen Machthabers Ramsan Kadyrow übernehmen. Die ostukrainische Stadt wird seit Monaten gemeinsam von der russischen Armee und der Wagner-Truppe angegriffen.
Mittlerweile kontrollierten die russischen Streitkräfte etwa 95 Prozent von Bachmut, teilte Prigoschins Pressedienst laut Tass auf Telegram mit. Die restlichen 5 Prozent spielten keine Rolle für den Marsch der russischen Armee weiter nach Westen. «Zwei Quadratkilometer beeinflussen den Fortschritt der militärischen Operation überhaupt nicht.»
Innerhalb der russischen Militärführung tobt mehr als ein Jahr nach Beginn des Angriffskriegs gegen die Ukraine ein offen zutage tretender Machtkampf. Prigoschin beschwerte sich zuletzt immer wieder öffentlich über angeblich fehlende Munition.