Black Friday-Umfrage: «Die Preise werden sowieso überklebt.»
Bereits zum 15. Mal findet der Black Friday auch in der Schweiz statt. Onlineplattformen und Geschäfte liefern sich wahre Rabattschlachten. Aber sind die Schweizer*innen tatsächlich solche Schnäppchenjäger*innen?
23.11.2022
Bereits zum 15. Mal findet der Black Friday auch in der Schweiz statt. Onlineplattformen und Geschäfte liefern sich wahre Rabattschlachten. Aber sind die Schweizer*innen tatsächlich solche Schnäppchenjäger*innen?
378 Franken weniger für eine Tag-Heuer-Uhr, vier Essensboxen von HelloFresh 150 Franken günstiger, 30 Prozent Rabatt «auf alles» von der Kosmetikmarke Aveda oder 45 Prozent weniger auf das ganze Sortiment des Versandhauses La Redoute.
Mit dem «Black Friday» lancieren Detailhändler jeweils am letzten Freitag im November den Kaufstart der Weihnachtssaison. Für das Einkaufsevent des Jahres überbieten sich die Geschäfte Jahr für Jahr mit Rabatten.
Während der Rabatttag mittlerweile ein fester Bestandteil im Konsumkalender ist, war noch vor gut zehn Jahren die Ausgangslage eine andere: Mit sorgfältig dekorierten Schaufenstern und Sonntagsverkäufen versuchten die Händler die Kundschaft in Stimmung zu bringen und zum Kauf von Geschenken zu animieren. Es wäre kaum jemanden in den Sinn gekommen, mit einer Rabattaktion die eigene Hochsaison einzuläuten.
Was ist der «Black Friday» genau?
Der «Black Friday» stammt aus den USA. Und den gibt es dort bereits seit den 1960-er Jahren.
Auslöser ist das amerikanische Erntedankfest – «Thanksgiving». Dies findet immer am vierten Donnerstag im November statt, gefolgt von einem darauffolgenden Freitag. Der Brückentag markiert für viele Amerikaner*innen den Start in ein traditionelles Familienwochenende und den Beginn der Weihnachtseinkaufssaison.
Dementsprechend gilt der «Black Friday» auch als wichtiger Indikator für die bevorstehende Hochsaison im Detailhandel.
Die Geschäfte locken mit grossen Rabatten. Seit einigen Jahren dehnt sich die Rabattschlacht vom Freitag auf die ganze Woche aus und nennt sich «Black Week».
Doch ab 2014 schwappte die US-amerikanische Tradition nach Europa und somit in die Schweiz über. Zu Beginn machten vor allem Online-Händler, die Elektronik, Möbel, Spielzeug oder Sportartikel verkaufen, bei solch gezielten Rabattaktionen mit. Mittlerweile wollen auch Lebensmittelläden einen Anteil am umsatzstärksten Tag des Jahres haben, etwa Aldi mit seinen «Black Friday Deals».
Die Leute sind entweder dafür oder dagegen
Der «Black Friday» lohne sich vor allem für die Detailhändler, erklärt Darius Zumstein von der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW). Ansonsten würden die Händler nicht so viel in die Werbung investieren, so Zumstein.
Zwar falle die Marge im Weihnachtsgeschäft geringer aus, wodurch die Konsumenten zu Spontankäufen verleitet würden, erklärt Zumstein. Zudem können insbesondere Online-Händler, sogenanntes Up- und Cross-Selling betreiben, dabei wichtige Kundendaten sammeln und anschliessend die Kunden gezielt anwerben, erklärt der Leiter des E-Commerce Lab.
Gemäss dem Schweizer Detailhändlerverband Swiss Retail Federation ist der «Black Friday» der umsatzstärkste Tag im Kalenderjahr.
Hingegen für die Konsumenten sei der «Black Friday» weniger nachhaltig als für die Onlinehändler, weil man zum Kaufen von Produkten animiert werde, die man gar nicht brauche, so der E-Commerce-Experte. Für Schnäppchenjähger und preissensible Kunden sei der Tag mit den Super-Rabatten ein Traum.
Gegenbewegung
Bemerkenswert findet der E-Commerce-Experte, dass es entweder ein «Dafür» oder «Dagegen» des «Black Fridays» bei den Konsumenten gebe: «Ein Dazwischen gibt es nicht», sagt Zumstein.
So sind jüngst auch Gegenbewegungen zur grossen Rabattschlacht zu beobachten. «Micasa» etwa, die Möbelhausmarke der Migros, distanzierte sich vom Schnäppchentag: «Black Friday? Nicht bei uns! Diesen Stress ersparen wir Ihnen lieber», steht im Newsletter. Vergangenes Jahr haben mehr als 20'000 Personen die Petition Stop Black Friday der Organisation Solidar Suisse unterschrieben. Darin wird der Detailhandeslverband Swiss Retail Federation aufgefordert, auf die Rabattschlacht am Black Friday zu verzichten.
Auch Gewerkschaften wie die Unia nutzten die Aufmerksamkeit rund um den «Black Friday», um auf Ihre Anliegen aufmerksam zu machen. Diese Tage würden für das Verkaufspersonal, für Logistiker und Kuriere Lohndruck, Stress, lange Arbeitstage und unbezahlte Arbeitsstunden, bedeuten.
Für Dario Zumstein machen Gegenbewegungen wie «White Monday», «Giving Tuesday» oder «Buyback Friday» durchaus Sinn. Die Rabattschlacht und der unüberlegte Kaufrausch solle gemäss Zumstein Kitisch hinterfragt werden. Viele nachhaltig agierende Unternehmen distanzieren sich und würden nicht mehr mitmachen. Entweder weil sie «immer günstig sind» (zum Beispiel die Landi) oder ökologisch nachhaltig argumentieren (zum Beispiel die Kleidermarke «Nikin», die zwei Bäume pflanzt anstatt Rabatte gibt).
Gehst du am Black Friday auf Schnäppchen-Jagd? Diskutiere mit und schreibe einen Kommentar.